TESTBERICHT
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Klangbeurteilung

Der Konfigurator auf dem PC am Beispiel der Konfiguration des Phono-Eingangs.Der Konfigurator auf dem PC am Beispiel der Konfiguration des Phono-Eingangs.

Ich habe den Devialet 120 mit verschiedenen Lautsprechern aus meinem Studio getestet. Vom ausgewachsenen Standlautsprecher (WLM-Diva MKII und Lyra Reference MKIII) bis zu den W5 Kleinmonitoren von Boenicke und einiges dazwischen, um unterschiedliche Wirkungsgrade und Impedanzen zu berücksichtigen. Die 120 Watt Nennleistung erwiesen sich in jedem Fall als völlig ausreichend. Ich verfüge allerdings über Lautsprecher, die ein unproblematisches Lastverhalten aufweisen. Flächenstrahler usw. kann ich nicht beurteilen.

Vinyl habe ich nur kurz getestet. Der Devialet 120 lässt im Gegensatz zu den grösseren Modellen keine Anpassung der Lastimpedanz und der Kapazität des Tonabnehmers/Tonarmkabels zu. Der Phoneingang klingt gut für recht hohe Ansprüche, vermochte dem Manley Chinook an meinem Feickert Blackbird 2 mit Kuzma Stogi Reference und Lyra Kleos aber nichts entgegen zu setzen. Der Devialet 200 könnte mit der erweiterten Phonstufe wahrscheinlich eine Verbesserung bewirken, doch ist die Phonovorstufe bei ambitionierten Vinyl-Hörern ein sensibles Thema. Fast jeder hat hier seine Präferenzen, die auch mit dem Hörgeschmack einhergehen. Zum Glück lässt sich eine Phonovorstufe beliebiger Präferenz über einen Line-Eingang anschliessen, was für diese Zielgruppe wohl die bessere Lösung ist. Bei mir ist das der Fall.

Die digitale Wiedergabe erfolgte zunächst mit dem Mac, iTunes und BitPerfect via Devialet Air (drahtlos). Das Resultat war sehr gut aber einen Strich besser klang es mit dem Pure Music 2 Player via USB mit dem Audioquest Carbon USB-Kabel. Der Unterschied war aber auf die Player-Software zurückzuführen und liegt nicht an Devialet-Air vs. USB. Für WiFi braucht man ein gutes WLAN.

Dies ist die Auslegeordnung. Nun zum Klang:

Der Devialet erzeugt einen grosszügigen Raum in allen Dimensionen und bildet die Akteure in richtiger Proportion räumlich tadellos ab. Er spielt ein wenig nach hinten, was ich persönlich bevorzuge und auch von der Raumakustik beeinflusst wird. Die Bass-Kontrolle ist phänomenal, und das bei allen Lautsprechern im Test. Der Klangcharakter ist transparent, hochauflösend aber völlig integer, und das unabhängig von der Lautstärke. Schlagzeugattacken und Perkussion sind ein Fest und fast nicht zu toppen. Stimmen wie René Fleming oder auch die Callas (auf einer seltenen, guten Aufnahme) berühren mit natürlichem Timbre und lassen mich wohlig erschauern. Ein hochmusikalisches Gerät.

Ich konnte es nicht verkneifen, beim passenden Lautsprecher den Minueta EL84 von WLM mit 12 Röhren-Watt/Kanal ins Feld zu führen – für mich die Referenz bei Leuchtkraft und Zauber im Hoch-Mitteltonbereich. Der Devialet 120 kommt sehr nahe, was mich bei David Oistrach (Schottische Phantasie, DECCA) sehr beeindruckt. Der Minueta fällt dann bei pfundiger Lautstärke im Bassbereich schnell ab, was natürlich nicht verwundert. Mein „Meister des Feingeists“ lässt sich nur an „Laut-Lautsprechern“ einsetzen und zaubert nur dort ein wenig mehr als der Devialet.

Die Aufnahme von Patty Griffin (Tomorrow Night auf dem Album 1000 Kisses) hat nichts Grelles, wie bei manchem (Transistor) Verstärker und wirkt doch präsent mit viel Kontrast, wird also auch nicht abgedunkelt oder gesüsst, wie es manche Röhren tun. Bei dieser kritischen Aufnahme ist das eine perfekte Darbietung von Devialet.

Der Verstärker überzeugt völlig. Eigentlich können nur Hörgewohnheiten bzw. Hörgeschmack von diesem grossartigen Klangerlebnis ablenken. Das ist immer zu berücksichtigen. Mit ein wenig Toleranz kann sich das Blatt aber auch bei „eingefahrenen“ Musikhörern schnell wenden und der Devialet steht auf der Einkaufsliste. Nur eines hat er mit allen Verstärkern gemein: Man muss ihn mit den eigenen Lautsprechern zuhause gehört haben.

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