
Beim neusten, vollkommen überarbeiteten und nun bemerkenswert schwergewichtigen Flugkörper von Bowers & Wilkins lässt sich, wie beim allerersten, vor rund sieben Jahren getesteten Zeppelin, eine Parallele zur Entstehung des Bandnames "Led Zeppelin" ziehen, bei welchem das "Led" ursprünglich "Lead" - Blei bedeutete. Weshalb er so schwer ist, wird später gebührend erwähnt. Der Zeppelin Wireless empfängt aber nicht nur Streaming-Signale durch die Luft, sondern alternativ für Wohnstuben ohne WLAN auch via Ethernet-Kabel. Zudem besitzt er ganz traditionell eine Aux-Eingangs-Buchse, über welche er in guter alter Väter Sitte analoge Signale übers Kabel entgegen nehmen kann.
Auch wenn der Zeppelin Wireless seine Signale kabellos empfängt, ist er trotzdem für den stationären Einsatz gedacht. Da er weder über eingebaute Akkus noch Batterien verfügt, verlangt er nach stetem Anschluss ans Stromnetz. Das edle Luftschiff ist für 760 Schweizer Franken erhältlich.
Steuerung des Luftschiffes
Direkt von vorne lässt nur eine LED erkennen, ob das Luftschiff unter Strom steht. Während links und rechts des Bowers & Wilkins-Logos Drucktasten für die Wahl von Bluetooth und des Aux-Einganges angebracht sind, findet man auf der Oberseite des Luftschiffes Tasten für die Lautstärke und die Wiedergabefunktionen. Auf der Rückseite sind die Buchsen für Ethernet, Aux-Eingang, Service-Schnittstelle, Reset-Öffnung und Tasten für On-Off vorhanden. Wie schon fast üblich, erfolgt die Fernsteuerung am neuen Luftschiff vom Bowers & Wilkins über eine App. Irgendwie logisch, da man ja auch die Musik für die kabellose Übertragung am Smartphone oder Tablet auswählt. Eine separate Fernsteuerung macht da keinen Sinn mehr.

Analysiert und neu konstruiert

Genau wie bei der neuen 800 D3-Lautsprecherlinie (siehe den Test "Lupenrein") analysierten die Entwickler von Bowers & Wilkins alle Teile des Vorgängers mit einer neuen Messmethoden auf Vibrationen von Halterungen oder Gehäusewänden und konstruierten diese wo notwendig neu.
Ein Aufwand, der sich auszahlt. In Tests bei avguide.ch stellten wir schon mehrfach fest, dass sehr potente Elektronik aus Kostengründen in wacklige Gehäusekonstruktionen verbaut wird. Die dünnwandigen Gehäuse resonieren meist schon bei mittleren Lautstärken und verzerren den Klang entsprechend. Denn es gilt: Alles was vibriert, erzeugt unerwünschen, zusätzlichen Schall. Natürlich soll nur der Lautsprecher Schall abstrahlen und keinesfalls das Gehäuse mit seinen Vibrationen. Dem trägt Bowers & Wilkins Rechnung und betreibt einen enormen Aufwand, um den Zepplin mit einer weitgehend schalltoten Hülle zu überziehen. Die Dichte der Gehäusewände ist nun gegenüber dem Vorgänger auf beinahe das Doppelte angewachsen. Das Material wurde zusätzlich an den neuralgischen Punkten mit Glasfaser verstärkt. Interne Querverstrebungen sorgen für weitere Stabilität.
Dieser Aufwand hat seinen Preis. Doch die Investiton in die Stabilität hat ihren Grund. Nicht weniger als fünf Class-D-Endstufen erzeugen satte 150 Watt. Ein kräftiger, integrierter Subwoofer mit einem wahrhaft gewaltigen Antriebsmagnet sowie zwei Bass-Mitteltöner flankiert von zwei Kalottenhochtönern sorgen dann für das musikalische Feuerwerk. Diese Leistung will gezämt sein. Im Prinzip sitzen im Zeppelin Wireless zwei aktive 2-Weg-Lautsprecher und ein aktiver Subwoofer.
Aber nicht nur mechanische Stabilität und elektronische Leistung sind ein Thema, auch flinke digitale Wandler, um dem Signal akkurat zu folgen, sind entscheidend. Neu erfolgt bei allen Eingängen ein Upsampling über hochqualitative 192 kHz/24 bit DA-Wandler. Ob dies was bringt, zeigt der Hörtest.
Zeppelin hebt ab

Wie bei vielen Soundsystemen entscheidet auch beim Zeppelin Wireless die Platzierung über einen guten oder eben nur einen mässig guten Sound. Direkt in eine Ecke gestellt, wird der Bass zu stark betont. Frei im Raum stehend, verliert der Bass naturgmäss an Volumen. Am ausgewogensten klingt der Zeppelin auf einem Regal oder Sideboard mit einem Abstand zur Rückwand von ungefähr 10 cm. Mit einer Variation der Distanz zur Rückwand lässt sich dann noch etwas mit der Intensität des Bassvolumens spielen!
Wie erprobten den Zeppelin Wireless per Airplay über einen iMac mit iTunes und ein iPhone. Egal, ob via das Airplay-Menu am Quellgerät oder die Control App, das Andocken des Zeppelins klappte rasch und zuverlässig. Auch die Kopplung über Bluetooth verlief störungsfrei. Mit Android Geräten und OSX kommt man zudem in den Genuss von AptX und damit einer Musikübertragung in CD-Qualität - genau wie über AirPlay. Etwas gewöhnungsbedürftig ist allerdings die kleine Zeitverzögerung bei der Wahl von Funktionen wie Play, Skip etc. Da braucht die Steuerung über die Funkttechnologien etwas Verarbeitungszeit.
The Sound of Zeppelin

Der Klang des Zeppelins ist insgesamt ausgewogen und breitbandig. Sein Klangbild erscheint von der Schallquelle gelöst, offen und bemerkenswert transparent. Lobenswerterweise hat Bowers & Wilkins auf den Einsatz von Pseudo-Raum-Prozessoren verzichtet, die im ersten Moment verblüffen und nach kurzer Zeit fürchterlich nerven.
Der Zeppelin Wireless lässt Klassik feingezeichnet und damit absolut hörenswert erklingen. Auch sakrale Orgelklänge erfreuen dank brillanten Mixturen und bemerkenswert tiefen Bässen. Apropos Bässe: Kleine, durch potente Elektronik aufgemotzte Klangkörper bieten oft sogenannte Pseudo-Bässe, die im Grunde genommen aus Verzerrungen bestehen. Nicht so beim Zeppelin. Hier kommen wohl nicht brachial tiefe, dafür saubere, schlagkräftige Bässe. So bringt dieser Musikspender auch rockige und poppige Sounds sehr dynamisch.
Ja, er kann sogar - wenn man die Nachbarn wieder mal tüchtig nerven oder die Party in Höchststimmung bringen will - den Raum mit verblüffend hohen, aber unverzerrten Schallpegeln erzittern lassen.
Spotify Connect.

Der schwedische Musikdienst Spotify hat eine Streaming-Funktion im Angebot, mit der man Musik direkt vom Spotify Server an ein Spotify-Connect-fähiges Gerät übertragen kann. Die Spotify App dient dabei nur als Steuerzentrale und schont damit nicht zuletzt auch den Stromverbrauch und die Akkus vom mobilen Geräten. Spotify Connect hat noch einige weitere Vorteile, funktioniert aber in der Anwendung im Prinzip ähnlich wie AirPlay. Voraussetzung ist auch ein vorhandenes WLAN. Die App für Spotify Conenct gibt es für praktisch alle Betriebssysteme - sogar eine inoffizielle Debian Linux Version findet sich in den Foren beziehungsweise den Hinweis zum Download im Packetmanager.
Als High-Resolution-Jünger interessierte mich Spotify bisher nicht gross. Doch da es beim Zeppelin Wireless galt, auch diese Möglichkeit auszuloten, wurde flugs ein Spotify Account erstellt, und zwar den für das Spotify Connect notwendigen und kostenpflichtigen Premium Account zu einem Preis von rund 12.95 CHF pro Monat. Über die Control App von Bowers & Wilkins wird Spotify nun erstmals angewählt und Benutzername samt Kennwort eingegeben, und schon ist man inmitten einer riesigen Musiksammlung. Hier unter seinen Musikfavoriten herumzuwühlen, macht echt Spass
Bezüglich Klangqualität ist zu bemerken, dass Spotify je nach Abo eine unterschiedliche Klangqualität anbietet. Der Free- und Unlimited-Account (gratis, aber mit Werbe-Einschaltungen) überträgt die Musik mit 160 kBit/s, der kostenpflichtige Premium Account (ohne Werbe-Einblendungen) bietet 320 kBit/s und soll - laut Werbung - vergleichbar mit der Qualität einer CD sein. Da bin ich als High-Resolution-Jünger zwar anderer Meinung, aber die Klangqualität mit 320 kBit/s ist zwar nicht audiophil, für Zeppelin-Einsätze jedoch gar nicht so übel.
Zeppelin Wireless plays Led Zeppelin
Doch auch Spotify bietet - trotz Millionen von Songs - nicht alles, was man sich wünscht. So finde ich hier von einer meiner geschätzten, aber nicht sehr bekannten Rock-Gruppe Dare nur deren drei Alben, während ich deren fünf auf CD besitze.
Dann suche ich als Trost das sehr schöne und getragene Rockstück "Through my Veins" von Asia. Auf Spotify finde ich nicht die mir bekannte Studio-Aufnahme des Albums Omega, sondern "nur" die mir noch nicht bekannte Live-Version aus dem Album Resonance mit einem Konzert von 2010 in Pratteln. Satt und kraftvoll erklingen die herrlichen Sounds dieser Veteranen-Band. Punkto Sauberkeit kann diese Liveaufnahme allerdings nicht mit der Studio-Version mithalten und verzerrt.
Von Led Zeppelin hingegen finde ich so ziemlich alle Songs, die ich mir wünsche. In der Folge erfüllt der Zeppelin Wireless mein Arbeitszimmer mit knackigen Sounds von Led Zeppelin. Weiter geht's mit Mozart Klavierkonzerten und den Brandenburgischen Konzerten von J.S.Bach, die für meine verwöhnten Ohren wenn nicht gerade audiophil, so doch ganz ordentlich klingen.
Bluetooth kontra AirPlay

Immer wieder taucht folgende Frage auf: Was klingt besser, AirPlay oder Bluetooth? Ganz klar ist, dass dies von Gerät zu Gerät unterschiedlich ausfallen kann. Und so bezieht sich dieser Vergleich "nur" auf den Zeppelin Wireless!
Natürlich arbeitet Bluetooth beim Zeppelin mit dem klangverbessernden aptX, aber nur dann, wenn das Zuspielgerät auch tatsächlich über aptX verfügt. Und das ist zum Beispiel beim iPhone mit iOS Betriebssystem leider nicht der Fall, wohl aber beim iMac mit OSX, das apt-X unterstützt.
Nun wird anspruchsvolle Klassik, hier ein Mozart Klavier-Trio mit Violine, Cello und Klavier via iPhone und Bluetooth und das andere Mal via AirPlay abgehört. Über Bluetooth (und damit ohne aptX) klingt die Violine zwar nicht gerade schlecht, aber doch auch nicht gerade begeisternd schön. Doch mit Airplay gestreamt, scheint der Geiger auf einem anderen, bedeutend besseren Instrument zu spielen. Ja, so kann man auch über einen Zeppelin anspruchsvolle Klassik mit Freude anhören.
Erkenntnis: AirPlay klingt in unserem Falle, also mindestens in Verbindung mit dem Zeppelin, hörbar besser als Bluetooth ohne aptX. Doch auch der Kampf zwischen Bluetooth mit aptX (iMac als Zuspieler) und AirPlay verläuft hier zugunsten von AirPlay. Wer den Zeppelin bezüglich Klangqualität voll und ganz ausreizen will, wähle AirPlay.
Fazit

Bowers & Wilkins ist bei der Überarbeitung ihres Zeppelins einen logischen Schritt weitergegangen und hat ihn mit Bluetooth und Spotify Connect über die Apple Welt hinaus einem erweiterten Publikum zugänglich gemacht. Er ist nun nicht nur optisch ein Leckerbissen, er bietet auch, dank der Adaption und Verwirklichung von neusten Erkenntnissen, die Bowers & Wilkins im Bau von Lautsprechern gewonnen hat, klanglich weitaus mehr, als man von einem New Media-Produkt erwartet hätte.