TESTBERICHT
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Raum-Einmessung mit RoomPerfect

Der Einmess-Prozess mit RoomPerfect war spannend zu verfolgen. Bei der ersten Messung lernt die Software zuerst die Lautsprecher kennen. Ab der zweiten Messung lernt das Tool dann den Raum kennen. Dabei wird das Mess-Mikrofon an verschiedenen Stellen des Hörraums platziert; und dabei wird das Messprogramm abgespult.

Für die Messung selbst generiert das System verschiedene Töne mit unterschiedlichen Frequenzen. RoomPerfect selbst gibt zum ganzen Prozess nicht viel Details bekannt – das läuft anscheinend unter Betriebsgeheimnis. Je mehr Messungen gemacht wurden, desto höher wird die prozentuale Genauigkeit. Nach etwa 6 bis 10 Messungen hat man dann 100 % erreicht, ab 90 % kann der Prozess abgeschlossen werden.

So sieht das RoomPerfect-Cockpit aus.So sieht das RoomPerfect-Cockpit aus.

Hörtest: So klingt der Digitalverstärker

Tja, und wie klingt nun der neue Lyngdorf? Während die Anlage mittels RoomPerfect ausgemessen und korrekt eingepegelt wurde, wuchs meine Neugier stetig an. Als nach einer gefühlten Ewigkeit dann anstelle irgendwelcher Pieps- und Sinus-Töne endlich Musik aus den Piega-Lautsprechern kam, war ich etwas irritiert. Weil eigentlich kann man nicht von einem Klang an sich sprechen. Er hat keinen Klang – und das im positiven Sinn. Obwohl man ja sagt, dass die ehrlichen Dänen nie lügen, führte sich der Lyngdorf auf wie ein vorbildlich neutraler Schweizer!

Irgendwie stelle ich mir das berühmte Stück Draht so vor: Es fügt nichts zu und lässt nichts weg. Mein eher Bass-kritischer Raum war durch RoomPerfect zu einem Musterknaben mutiert. Die Bass-Wiedergabe durch den perfekt integrierten Piega-Subwoofer war vorbildlich, auch hier könnte man von Neutralität sprechen. Musikalische Stärken sind sicher bei elektronischer Musik auszumachen, die Schnelligkeit des Lyngdorf-Amps kommt beim neuen Yello-Album «Point» fantastisch zur Geltung und der trockene, präzise Bass macht viel Spass. Musik, bei der etwas Schmelz gefragt ist, ist dann eher nicht so die Stärke des Digitalverstärkers. Ich hörte jedenfalls oft und viel mit der Lyngdorf/Piega-Kombi – aber Langeweile kam bestimmt nie auf.

Hörtest mit RoomPerfect

Der Lyngdorf bietet die RoomPerfect-Einstellungen «By-Pass», «Global» und die individuell zu benennenden Hör-Orte des Besitzers an. Ich habe zum Beispiel neben meinem Standard-Sofa-Sitzplatz «Golden Buddha» noch den Ess-Sitzplatz einmessen lassen. Diese wurden dann auch einzeln eingemessen und abgespeichert. «Global» ist ein Mix aller Mess-Punkte. Als Test-Stück habe ich «Out of Sight» vom neuen Yello-Album «Point» gewählt.

Yello-Stücke haben einen schnellen und bisweilen sehr tiefen Bass, was sie für meine Beurteilung perfekt macht. Die Umschaltung der einzelnen Modi erfolgt per App, sodass man bequem sitzen bleiben kann. RoomPerfect bietet neben den erwähnten Modi noch zusätzlich verschiedene Klang-Modi an, genannt Voicing: Music, Relaxed, Soft Open-Air, Action, Bass1, Bass2 usw. Mein Vergleich hat im Modus «Neutral» stattgefunden, da die Voicing-Modi den Klang noch zusätzlich akzentuieren. Trotzdem ist Voicing ein zusätzlicher Spielplatz für Klang-Fetischisten. Spannend sind ja auch die Kombinationen zum Beispiel aus «Sitzplatz» und «Bass2» etc.

Verschiedene Raum-Positionen können definiert werden.Verschiedene Raum-Positionen können definiert werden.
Der Voicing-Spielplatz.Der Voicing-Spielplatz.
Die manuellen Einstellmöglichkeiten sind fast endlos.Die manuellen Einstellmöglichkeiten sind fast endlos.

Ich bin beim Vergleichstest vor allem den Unterschieden der Einstellung «By-Pass» – also ohne RoomPerfect – und meinem bevorzugten Hörplatz nachgegangen. Begonnen habe ich im By-Pass-Modus, dann mit und wieder ohne RoomPerfect. Interessanterweise fand ich den By-Pass-Modus etwas farbiger, basslastiger (in meinem Hörraum) und subjektiv auch lauter. Mit RoomPerfect war die Musik subjektiv leiser, der Bass zurückhaltender/schlanker und die Räumlichkeit hat zugenommen.

Die Einstellung «Global» war ein Mittelding zwischen By-Pass und «Sofa-Sitzplatz», tendenziell aber näher bei der Sitzplatz-Einstellung. Anzumerken sei noch, dass ich hier meine subjektiven Eindrücke zur Veränderung durch RoomPerfect in meinem wie bereits beschrieben eher basslastigen Hörraum wiedergebe. Ich wage folgendes Statement: Mit RoomPerfect kann man generell lauter und ermüdungsfreier Musik hören. Der anfängliche Bling-Bling-Effekt ohne Raumkorrektur verfliegt schnell und das Hören wird durch Raum-Moden, Verfärbungen etc. schneller ermüdend. 1:0 für Herrn Lyngdorf!