Die fünf Testkandidaten für mobilen Musikgenuss: Plenue P1, Astell & Kern AK100.II, Hifiman HM-901, Sony Walkman und Hidizs.Ich bekam im Jahr 1980 bei einem Skilift auf der Riederalp den ersten Sony Walkman in die Hände und diesen coolen kleinen Kopfhörer über mein Haupt gestülpt. Dann erklang Santana "volle Kanne". Die Tonband-Kassette (TDK, Chromdioxid, 12 CHF) war gut aufgenommen, direkt von Vinyl, denn es gab sonst nichts.
Heute halte ich fünf High-Tech Geräte in Händen, die alle im Grunde viel mehr können und dennoch dasselbe tun, wie mein längst entsorgter Walkman. Allein die wunderschönen Touchscreens zweier Modelle und die fugenlose monolitisch anmutende Bauweise einiger Gehäuse erfordern mehr Technologie als die Musik-relevanten Aspekte, die schon damals Gültigkeit hatten. - Gleichlaufschwankungen und Bandrauschen mal abgesehen. Das war auf dem Skilift nicht ganz so wichtig.
Heute hört Mann und Frau so oft mobil, dass Kopfhörer mittlerweile zu den wichtigsten Umsatzträgern der Branche gehören. Der Vorstoss ins Hi-Res Zeitalter vermag die Umgebungsgeräusche aber nicht zu verhindern. So liefern die Geräte, was sie eben können und buhlen mit Haptik und Optik um unsere Gunst, lange bevor der erste Ton erklingt. Sie werden gekauft, bevor man sie in einer Situation gehört hat, die ihre eigentlich wichtigste Qualität, die Tonqualität, offenbart.
Braucht es dafür eigene Geräte?
Gewiss kann man mit der Neutron-App (in diesem Test) jedes iPhone oder Android in einen Hi-Res-Musikplayer verwandeln, zu vernachlässigbaren Kosten. Zwei Argumente sprechen dagegen: Die Hardware aller Player ist qualitativ sehr hochstehend und hörbar. Die Geräte sind spezialisiert für ihre Aufgabe. Zum anderen ist man immer abgelenkt, wenn man Android etc. verwendet: Plötzlich kommt eine E-Mail, eine Erinnerung oder die Meldung, wenn ein Facebook-Freund etwas gepostet hat.
Dasselbe Phänomen begünstigt heute den Erfolg der E-Book Reader à la Kindle. Beim iPhone gesellt sich dann noch der leidige Nachteil hinzu, dass man den dringend benötigten Speicherplatz nicht einfach durch den Kauf einer genügend grossen SD-Karte erweitern kann und der hohe Stromverbrauch multifunktionaler Smartphones wirkt sich ebenfalls negativ aus. Ladegeräte brauchen immobile Steckdosen...
Big Business für die Hersteller
Die Hersteller können dank Hi-Res-Fähigkeit endlich wieder Geräte herstellen und verkaufen, nachdem sie im MP3-Zeitalter von Apple und anderen effizient vom Markt gefegt wurden.
Das wachsende Qualitätsbewusstsein hat auch auf die mobilen Hörer übergegriffen, wenn sich die gehörte Qualität auch bei weitem nicht nur durch die Hi-Res-Fähigkeit manifestiert. Die Branche kann sich über Hi-Res quasi neu definieren und findet Gehör. MP3- und AAC-Hörer dürften bald schief angeschaut werden, auch dann, wenn macher überproduzierte Pop-Song mit Hi-Res-Wiedergabe kaum an Qualität gewinnt.
Es ist paradox, dass die HighEnd-Branche sich heute ähnlich oberflächlicher Argumente bedient wie damals Apple: Lange wurde behauptet, dass man den Unterschied zwischen AAC und "CD-Qualität" nicht hört. Heute wird ähnlich unreflektiert behauptet, dass Hi-Res in jedem Fall deutlich besser klingt. Beides ist falsch oder undifferenziert. Es geht wohl nicht anders, um die Botschaft zu vermitteln.
Die Hersteller bedienen sich auch einer Art reziproker Logik: Nach Jahren des Staunens über die riesige Nachfrage an Kopfhörern fragt man sich heute, wo man die auch noch anschliessen könnte. - An bessere Music Player zum Beispiel. Der Traum von einem unerschöpflichen Marktpotenzial für Hi-Res-Player lässt CEOs beim Erwachen wohl die Augen reiben.
Fünf Geräte und eine App
Mein Samsung S4mini mit der Neutron App und daneben der AK100.II von Astell & KernDas Testfeld umfasst fünf Geräte in der Preislage von 249 CHF (Sony) bis 1390 CHF (Plenue P1). Es gibt heute bereits wesentlich kostspieligere Modelle von Astell & Kern, die hier aber preislich aus dem Rahmen fallen würden.
Die zum Vergleich hinzu gezogene Neutron App kostet 5.99 USD und ist im Playstore, App Store aber auch für Blackberry erhältlich. Für Android gibt es noch eine weitere Variante (Eval), die ich nicht testete.
Die Geräte lassen sich mit USB mit dem PC/Mac verbinden, was in erster Linie der Übertragung von Musikdaten dient. Sie verfügen über interne Speicherkapazität, die sich mit SD- oder Micro SD-Karten erweitern lässt. Mit mehreren SD-Karten kann man sehr viel Musik auch in Hi-Res mitführen. Z.B. eine Karte für Klassik, eine für Jazz, Pop usw. - Das ist wichtig bei Geschäftsreisen oder Ferien, die länger als drei Monate dauern...
Zwei Modelle (AK 100.II und Plenue P1) verfügen über sehr hochwertige Touchscreens, kombiniert mit seitlich angebrachten Tasten für die intuitive Bedienung der wichtigsten Funktionen. Die anderen Modelle bedient man mit Navigationstasten.
Die Geräte werden in China, Korea oder Malaysia hergestellt. Die Bedienung ist zwar unterschiedlich komfortabel aber immer intuitiv.
Testbedingungen
Tatort HörtestIch verwendete einen Grado RS1 Kopfhörer, ein Vintage-Modell aus den 1990er Jahren, denn sie sollen damals besser gewesen sein als die aktuelle Version. Die Analytik dieses Kopfhörers schien mir geeignet. Als Kopfhörer-Vorverstärker diente der Grado RA1 mit Batteriebetrieb.
Die Idee dahinter ist einfach: Für den gewählten Kophörer brauche ich eine ideale Anschluss-Impedanz, um zu verhindern, dass sich dessen Eigenschaften bei den Music Playern unterschiedlich auswirkt. Damit wurde eine potenzielle Fehlerquelle ausgeschaltet. Das Verbindungskabel von den Geräten zum Kopfhörer-Vorverstärker war ein Cinnamon von Audioquest, eine freundliche Dauer-Leihgabe meines Chefredaktors.
Ich verwendete insgesamt neun Tracks im AIF-Format. - Unterschiedliche Musik immer mit 24 Bit Wortlänge und Samplingraten von 96 oder 192 kHz ursprünglicher Analog-Masters (Masterbänder) oder aktuelle Aufnahmen ab Mastering-Studio.
Um nicht zu oft subjektiven Präferenzen ausgesetzt zu sein, startete ich jeden Testlauf mit einem anderen Gerät. Die Geräte kamen somit bei jedem Hörtest an einer anderen Stelle an die Reihe. Im Anschluss habe ich zufällig umgesteckt. Das verhindert Gewöhnungseffekte.
Sony NWZ-A15: Der Walkman 2.0
Mit Abstand das kleinste Gerät und das kostengünstigsteKonstruktion und Design
Das mit Abstand kleinste und leichteste Gerät im Testfeld wirkt recht wertig, bei Bedienung aber etwas fummelig mit kleinen Defiziten, wie zu scharfkanntige Tasten bei "BACK" und "OPTION". Die grafische Oberfläche ist verspielt aber logisch. Der Screen wirkt optisch eher matt und doch ganz ok. Die Rückseite ist vermutlich aus Kunststoff (oder Plastik), die Frontseite aus dünnem Aluminium.
Hervorzuheben ist jedenfalls, dass man den neuen Walkman sogar in der Brusttasche eines Seidenhemds unterbringen kann, ohne dass man von aussen viel sieht. In einer Damen-Handtasche wird das Gerät wohl auf immer verschwinden und nur gefunden werden, wenn man vorsichtig am Kabel zieht.
Bedienung
Der Sony Player ist nach dem Einschalten sofort betriebsbereit und völlig intuitiv zu bedienen. Die Navigation über das einfache Tastenfeld ist einfach und lässt den fehlenden Touchscreen nicht wirklich vermissen. Seitlich findet man eine schmale Kipptaste für die Volumenregelung. Nach dem Aus- und wieder Einschalten ist das Volumen auf einen tiefen Pegel zurückgesetzt. Versehentliche Manipulation kann durch eine Funktionssperre verhindert werden. Micro-SD-Karten werden seitlich eingesteckt und sind unter einer Abdeckung geschützt.
Der Startbildschirm ermöglich den Zugang zur gespeicherten Musik, Videos oder FM-Radio-Empfang. Photos kann man ebenfalls speichern und betrachten. Bluetooth steht auch zur Verfügung und Podcasts lassen sich herunterladen und betrachten. Klar, dass es sich hier um einen umfassenden Mediaplayer handelt.
Gespeicherte Musik findet sich nach den bekannten Auswahlkriterien wie Album, Artist, Genre usw. Von den Alben geht es zu den Tracks und dann geht's los. Der Play-Bildschirm zeigt den Verlauf des Tracks, das Coverbild und Informationen zu Titel, Album und Interpret. Wenn man Hi-Res spielt, wird das durch ein HR-Symbol angezeigt. Eine einfache Ansicht der Coverbilder ohne Text ist ebenfalls abrufbar.
Der Walkmann ist durchdacht und überzeugt punkto Bedienung sehr.
Klang
Tendenziell spielt der Sony sehr transparent und spritzig bei schnellen Transienten. Stimmen wirken etwas schlanker und filigraner als z.B. beim Hifiman. Ich vermisste manchmal ein wenig Autorität bei Orchesteraufnahmen und eine leichte Angestrengtheit bei einer sehr anspruchsvollen Solo-Klavier-Aufnahme.
Das Klangbild ist insgesamt schön und die leichten Defizite ergeben sich primär aus dem direkten Vergleich. Sie sind nach einer Spielpause kaum mehr zu identifizieren und lassen sich erst beim erneuten Vergleich wieder herbeiführen.
Es gibt in diesem Test Kanidaten, die etwas selbstverständlicher und reifer herüberkommen - dank grösserem Aufwand und um Faktoren kostspieliger. Der Walkman kostet 249 CHF.
Sony bietet mit DSEE HX wie bei anderen Hi-Res-Geräten eine Art "Upscaling" an, welches eine Klangsteigerung bei digital komprimierten Aufnahmen oder CD-Aufnahmen bewirkt.
Das funktioniert, ist aber im Vergleich nicht sinnvoll.
Hifiman: Der Vintage-Player
HiFiMAN HM-901: Top-Klang und Vintage-Feeling.Konstruktion und Design
Der HiFiMAN ist etwas für reife Männer mit grossen Händen - ein klassisches Design mit Vintage-Retro-Charakter. Im Verhältnis zu den anderen Kandidaten ist er der grösste und schwerste Player, gut für die Handtasche oder Mappe aber kaum für den Anzug gemacht. Er hat eine tolle Anfassqualität mit einer professionellen Haptik und wirkt überzeugend solide.
Das schön verarbeitete, stabile Kunststoffgehäuse kommt mit partieller Belederung ohne Ecken und scharfe Kannten aus. Alle Funktionselemente sind taktil. Es gibt keinen Touchscreen und man erwartet ihn auch nicht. Er wäre schlicht ein Fremdkörper. Es verwundert nicht, dass der HifiMAN für die grossen SD-Karten ausgelegt ist. Für Micro-SD nimmt man einen SD-Adapter.

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Roon-Architektur: Player – Core-Server – Outputs. Den Core kann man sich auf eigener Hardware installieren. Eine Bridge mit einem Raspberry Pi verbindet den Core mit externen Audiogeräten, falls diese nicht bereits ein Roon-Endpoint sind.
Astell & Kern brachte den Ball der Hi-Res-Player ins Rollen. Der AK100.II ist das günstigste Modell.
Der Hidizs AP100 ist für 369 CHF sehr schön verarbeitet.
Das Testfeld im Profil zeigt deutliche Unterschiede: Sony, AK100.II, Hifiman, Plenue und Hidzs.


