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Publikationsdatum
8. Dezember 2025
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Wie findet man unter 100 Millionen Titeln, die bei den Streaming-Plattformen verfügbar sind, seine Musik? Und weiter: Wie entdeckt man Neues, das dem eigenen Musikgeschmack entspricht? Früher fand man in seiner einige Hundert LPs oder CDs umfassenden Bibliothek noch schnell das Gewünschte, sofern die Alben nicht planlos einsortiert waren. Und heute?

Die neue Streamingwelt zwingt uns zu einer neuen Herangehensweise. Man merkt schnell, dass die meisten Apps der Geräteanbieter, die eine Tidal/Qobuz-Integration bieten, das Musik-Browsing nur eingeschränkt beherrschen. Da bieten die Tidal/Qobuz-Apps eindeutig mehr. Doch auch dort kommt man an Grenzen. Hier setzen nun Corrd und Idagio an.

Beim ersten Öffnen von Corrd und Idagio fallen die Unterschiede sofort ins Auge. Die Hauptseite von Idagio gleicht dem, was wir von Tidal und Qobuz kennen – mit einer entscheidenden Einschränkung: Ausser klassischer Musik wird nichts anderes angeboten. Eine veritable Spartenplattform.

Corrd präsentiert sich im Gegensatz dazu aufgeräumt und schlicht. Kein opulenter Albumdschungel, keine Playlists, keine Neuheiten-Features. Stattdessen empfängt uns die Startseite mit einer Auswahl an Stimmungs-Icons.

Zu Beginn stellt sich die Frage, welche Zielgruppe Idagio und Corrd ansprechen. Hier lohnt es sich, die eigenen Hörgewohnheiten und das persönliche Hörerprofil zu reflektieren. Diese Überlegung gewinnt zusätzlich an Bedeutung, wenn wir die technische Einbindung in ein Wiedergabesystem besprechen und kritisch betrachten.

Hörprofile

Bei der Definition der Hörerprofile, die zu Corrd und Idagio passen, dürfte klar sein, dass sich kein Mensch auf ein einziges Profil reduzieren lässt. Wir sind Wanderer zwischen den Hörwelten und Hörsituationen. Trotzdem wird ein Profil dominieren. Und es gibt selbstverständlich mehr als nur die hier beschriebene Einordnung.

Das Hörprofil definiert sich über Kriterien wie Musikgeschmack, Hörintensität und bewusste Auseinandersetzung mit Musik sowie über die Hörgewohnheiten: fokussiertes Hinhören oder Musik als Hintergrundbegleitung zu Arbeit und Freizeit.

Musikfreak: hört bewusst, konzentriert hin, hat eine starke emotionale Bindung zu bestimmten Genres, Stilen, Interpreten, Komponisten. Ist eher der Sammlertyp, investiert in ein gutes Wiedergabesystem, ist ein Klanghörer, der Feinheiten und Detailreichtum schätzt.

Alltagshörer: Für diesen Typus ist Musik ein wichtiger Begleiter durch den Tag – meist in gedämpfter Lautstärke im Hintergrund. Man hört, was gefällt, und pflegt ein breites Geschmacksspektrum. Musik darf dabei nicht zu komplex sein, und die Qualität des Wiedergabesystems spielt eine untergeordnete Rolle. Ein tieferes Interesse am Gehörten entsteht nur gelegentlich.

Die Angebote von Corrd und Idagio scheinen nahezu perfekt auf diese Zielgruppen abgestimmt zu sein.

Corrd – Musik über Stimmungen entdecken

Wer die Corrd-App öffnet, sieht keine der omnipräsenten Album-Paraden oder Playlisten, sondern mit Bildern hinterlegte Kacheln, die für Stimmungen und Aktivitäten stehen. Der Zugang zur Musik passiert ausschliesslich auf dieser Ebene. Der KI-gestützte Algorithmus wählt fortlaufend zur Stimmung oder Aktivität passende Titel, automatisiert die Abfolge. Die Kriterien für Stimmungen lassen sich nach eigenen Präferenzen anpassen, indem man Subgenres und Stile eingrenzt oder erweitert. Mit drei Schieberegler bestimmt man den Energiegehalt, die Popularität oder den emotionalen Gehalt der Musik.

Einstieg über Stimmungen (links). Jede Stimmung lässt sich konfigurieren (rechts).Einstieg über Stimmungen (links). Jede Stimmung lässt sich konfigurieren (rechts).

Das Tool ist intuitiv bedienbar und auf die Zielgruppe der Alltagshörer ausgerichtet. Der Schwerpunkt liegt bei Pop, Rock und Unterhaltungsmusik. Subgenres für Jazz und klassische Musik sind nicht vorhanden. Eine Suchfunktion bietet Corrd nicht. Wer gezielt Alben spielen will, muss dies in den Apps der Streaming-Anbieter tun.

Vielfalt für populäre Genres. Jazz und Klassik stehen an der Seitenlinie, da hier keine Subgenres zur Auswahl stehen.Vielfalt für populäre Genres. Jazz und Klassik stehen an der Seitenlinie, da hier keine Subgenres zur Auswahl stehen.

Will man Corrd nutzen, braucht es vorgängig ein aktives Premium-Abo bei Spotify, Tidal oder Qobuz, da Corrd auf diese Plattformen zugreift. Corrd selbst ist aktuell kostenlos.

In den Audio-Einstellungen der Corrd-App lassen sich drei Streaming-Qualitäten anwählen: Max, Enhanced und Basic Quality. Die Max-Stufe kommt im FLAC-Format mit CD-Auflösung. Die beiden anderen Stufen sind datenreduziert im MP3- oder MP4-Format. Anstelle der Datenrate in kB/s (z.B. 256 kB/s) wird nur das Containerformat mit 16Bit/44,1 kHz angezeigt. Dies ist irreführend, da CD-Qualität suggeriert wird, was nicht der Fall ist.

Die Corrd-Software stammt aus dem Hause Volumio, einem italienischen Hersteller von Streaming-Software und Geräten, der auch im OEM-Business aktiv ist.

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