TESTBERICHT
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Fotos top, Bedienung flop

Aufgeräumt: Neben dem Multi-Interface-Schuh befinden sich auf der Oberseite der Sony Alpha 7C nur noch der Moduswahlknopf, die Belichtungskorrektur und die Movie-Taste.Aufgeräumt: Neben dem Multi-Interface-Schuh befinden sich auf der Oberseite der Sony Alpha 7C nur noch der Moduswahlknopf, die Belichtungskorrektur und die Movie-Taste.

Bei der Bedienung der Sony Alpha 7C müssen einige Kompromisse eingegangen werden. Am kompakten Gehäuse finden grosse Hände zu wenig «Grip». Der Handgriff ist nicht besonders tief und liegt zudem etwas nahe beim Objektiv.

Im Vergleich zu einer Alpha 7 III, die mit Knöpfen, Rädchen und Custom-Tasten nur so um sich wirft, kommt die Alpha 7C ganz brav und sehr aufgeräumt daher. Es fehlt ihr das sonst so typische vordere Einstellrädchen unter dem Auslöser, anstelle eines Joysticks thront ein grosser AF-ON-Knopf und nur eine einsame Taste ist als «Custom» beschriftet.

Die übrigen Bedienungselemente befinden sich zum grössten Teil am gewohnten Platz und sind auch gleich bezeichnet. Alteingesessene Sony-Alpha-Besitzer werden nach etwas Umgewöhnung keine Mühe bei der Bedienung haben.

Ich habe vor allem das vordere Rädchen beim Fotografieren im manuellen Modus vermisst. Damit konnte man bequem mit dem Zeigefinger die Blende einstellen, während der Daumen am hinteren Rad für die Verschlusszeit zuständig war.

Wer frisch zu Sony kommt, wird sich schnell mit dem Tastenlayout der Alpha 7C zurechtfinden. Mehr Mühe wird wohl das umfangreiche Menüsystem bereiten, das leider nach wie vor mit unverständlichen Abkürzungen, nichtssagenden Hilfstexten und verwirrenden Anzeigen daherkommt. Ich dachte, mit Einführung des neuen Bedienungsmenüs bei der Alpha 7S III hätte sich dieses Thema endlich erledigt.

Die Alpha 7C wird mit einer «Einführungsanleitung» geliefert. Sie beschreibt auf 12 Seiten auf Deutsch grundlegende Bedienungsverfahren und Vorsichtsmassnahmen für den Gebrauch. Wer Genaueres wissen möchte, findet auf der Sony-Webseite eine Online-Hilfe, die als PDF-Datei heruntergeladen 679 Seiten umfasst. Dort lässt sich per Mausklick auf einzelne Erklärungen springen.

Wie das Menükonzept ist auch diese Anleitung – drücken wir es mal höflich aus – sehr gewöhnungsbedürftig. Manchmal beschlich mich das Gefühl, der Autor wie auch der Übersetzer haben mit der Kamera noch nie selber fotografiert. Da heisst ein Menüpunkt «Finder/Monitor», gleich darunter wird wieder vom «Sucher» gesprochen, es gibt den «BenutzerKey» und im «Menüposten» werden «Einheiten» hinzugefügt oder sortiert. Einmal heisst es «Bildprofil», dann wieder «Fotoprofil» oder abgekürzt «PP». Und wieso die Alpha 7C in der Anleitung oft als «das Produkt» bezeichnet wird, weiss wohl nur Sony («Stellen Sie das Produkt auf die zu registrierende Einstellung ein.»).

Oben durchgehend flach: Die Alpha 7C bietet die gewohnte Sony-Bedienungsanordnung. Nur der Sucher rutschte nach links aussen. Einzelne Menüpunkte geben immer noch Rätsel auf.Oben durchgehend flach: Die Alpha 7C bietet die gewohnte Sony-Bedienungsanordnung. Nur der Sucher rutschte nach links aussen. Einzelne Menüpunkte geben immer noch Rätsel auf.

Unter dem Steuerkreuz auf der Rückseite der Alpha 7C gibt es die Wiedergabe-Taste sowie eine Benutzertaste (C), die als Löschfunktion vorbelegt ist. Neben dieser lassen sich auch dem Movie-Startknopf, der AF-ON-Taste, der Fn-Taste sowie den Richtungstasten des Steuerkreuzes eigene Funktionen zuweisen. Wenn gewünscht, sogar getrennt für Foto-, Video- und Wiedergabemodus.

Im Hauptmenü unter «Mein Menü» darf sich der Benutzer auch noch seine eigenen, häufig benötigten, maximal 30 Optionen zusammenstellen. Wem das nicht ausreicht, belegt noch die drei Speicherplätze auf dem Moduswahlrad.

Wer noch mehr benötigt, kann zusätzlich vier Kamerakonfigurationen (M1 bis M4) auf einer Speicherkarte ablegen und bei Bedarf wieder einlesen. Und wem auch dies noch nicht genügt, hat die Möglichkeit, auf der Benutzertaste im Voraus bis zu drei temporäre Optionen zu registrieren und diese durch Gedrückthalten der Taste vorübergehend abzurufen.

Menü für benutzerdefinierte Tasten, nach Foto, Video und Wiedergabe getrennt.
Menü für benutzerdefinierte Tasten, nach Foto, Video und Wiedergabe getrennt.
Auswahlmenü für die Steuerkreuz-Mitteltaste im Foto-Modus.
Auswahlmenü für die Steuerkreuz-Mitteltaste im Foto-Modus.
Auswahlmenü für die AF-ON-Taste im Video-Modus.
Auswahlmenü für die AF-ON-Taste im Video-Modus.
Eigene Einstellungen für das Funktionsmenü bei Foto und Video.
Eigene Einstellungen für das Funktionsmenü bei Foto und Video.
Drehrichtungs-Bestimmung für Blenden- und Shutter-Tasten.
Drehrichtungs-Bestimmung für Blenden- und Shutter-Tasten.
Abruf einer der vier auf Karte gespeicherten Konfiguration.
Abruf einer der vier auf Karte gespeicherten Konfiguration.

Die Technik der 7C basiert im Wesentlichen auf der Sony Alpha 7 III. Somit ist auch dessen Sucher mit seiner nicht mehr zeitgemässen Auflösung von 3,36 Millionen Bildpunkten an Bord. Da er auch noch sehr klein und unbeweglich ausgefallen ist, machte mir das Fotografieren damit wenig Spass.

Zum Glück gibt es unterhalb des Suchers noch den 7,5 cm grossen Bildschirm, der mit seinen 921'600 Bildpunkten jedoch auch keinen mehr vom Hocker haut. Sony bezeichnet ihn zwar als Touchscreen, doch sind viele Anzeigen darauf nur per Tasten zugänglich, können also nicht direkt angetippt werden. Dafür lässt er sich seitlich ausschwenken und nach vorne drehen. Und zum Transport gut geschützt mit der Displayseite nach innen zuklappen.

Erkennen und verfolgen

Nachdem ich mich an die Bedienung ohne Joystick und vorderes Einstellrad gewöhnt hatte, wurde ich sehr positiv von der Gesichts- und Augenerkennung, der AF-Nachführfunktion und der Bildqualität der Alpha 7C überrascht.

Laut Sony behält die Kamera dank ihres KI-basierten Echtzeit-Tracking-Systems die präzise Scharfstellung automatisch bei, wenn der Auslöser halb gedrückt wird. War «Touch Tracking» aktiv, brauchte ich nur das gewünschtes Motiv auf dem Display zu berühren, um es auszuwählen – sowohl beim Fotografieren als auch beim Filmen.

Die Echtzeit-Augenerkennung für Menschen und Tiere funktioniert wirklich sehr zuverlässig und stellt schnell und präzise scharf. Steht die Motiverkennung auf «Personen», wählt die Kamera das scharfzustellende Auge automatisch aus oder man bestimmt im Menü, ob links oder rechts Priorität hat.

Rechts oder links: Der Menüpunkt «Ges./AugenAF-Einst» der Sony Alpha 7C zeigt die Einstellungen für den Gesichts- und Augen-Autofokus bei Mensch und Tier.Rechts oder links: Der Menüpunkt «Ges./AugenAF-Einst» der Sony Alpha 7C zeigt die Einstellungen für den Gesichts- und Augen-Autofokus bei Mensch und Tier.

Bei meiner Pirsch wurden sowohl die Augen von weissen, getigerten und schwarzen Katzen, von Gänsen, Enten, australischen Sittichen, Diamanttäubchen und Eseln zuverlässig scharfgestellt. Auch dann, wenn sie nicht direkt in die Linse schauten.

Da die Viecher nicht immer stillhielten, war die Serienbildfunktion der Alpha 7C mit bis zu zehn Aufnahmen pro Sekunde und AF-/AE-(automatische Belichtung)-Tracking eine willkommene Hilfe.

Die Beispielfotos wurden mit dem Sony-Kitobjektiv FE 28–60mm F4–5.6 mit 24 MB Auflösung im Kreativmodus «Standard» aus der Hand ohne Stativ erstellt und sind Original-JPEGs direkt aus der Kamera, jeweils auf Webgrösse verkleinert. Bildausschnitte sind angegeben.

Bemerkungen bei den Bildern: Bw = Verwendete Brennweite; Belichtungs-Modus A = Automatik, P = Programm, A = Blendenvorwahl bzw. Zeitautomatik, S = Zeitvorwahl bzw. Blendenautomatik, M = manuelle Einstellung; Verschlusszeit; Blende; ISO-Empfindlichkeit; Weissabgleich (WB); spezielle Anmerkungen.

Bw 60 mm, M, 1/250 s, f 5.60, ISO 6400, WB Auto, Bildausschnitt.
Bw 60 mm, M, 1/250 s, f 5.60, ISO 6400, WB Auto, Bildausschnitt.
Bw 60 mm, M, 1/125 s, f 5.60, ISO 400, WB Auto, Bildausschnitt.
Bw 60 mm, M, 1/125 s, f 5.60, ISO 400, WB Auto, Bildausschnitt.
Bw 60 mm, M, 1/125 s, f 5.60, ISO 400, WB Auto, Bildausschnitt.
Bw 60 mm, M, 1/125 s, f 5.60, ISO 400, WB Auto, Bildausschnitt.
Bw 39 mm, P, 1/25 s, f 5.0, ISO 200, WB Auto, Bildausschnitt. Auch Wollkameraden werden als Tiere erkannt und Augenfokussiert.
Bw 39 mm, P, 1/25 s, f 5.0, ISO 200, WB Auto, Bildausschnitt. Auch Wollkameraden werden als Tiere erkannt und Augenfokussiert.
Bw 60 mm, M, 1/320 s, f 9.0, ISO 800, WB Bewölkt, Bildausschnitt.
Bw 60 mm, M, 1/320 s, f 9.0, ISO 800, WB Bewölkt, Bildausschnitt.
Bw 60 mm, M, 1/500 s, f 8.0, ISO 320, WB Bewölkt.
Bw 60 mm, M, 1/500 s, f 8.0, ISO 320, WB Bewölkt.
Bw 60 mm, M, 1/400 s, f 16, ISO 640, WB Bewölkt, Bildausschnitt. Wenn es dem Esel zu wohl wird.
Bw 60 mm, M, 1/400 s, f 16, ISO 640, WB Bewölkt, Bildausschnitt. Wenn es dem Esel zu wohl wird.

Alltagsbilder

An der Qualität der Fotos gab es nichts zu meckern. Der Vollformat-Sensor bietet eine hohe Empfindlichkeit bei geringem Bildrauschen und einen grossen Dynamikumfang. Im Kreativmodus «Standard» werden auch die manchmal kitschigen ... äh ... sehr lebhaften Sony-Farben neutralisiert und lassen Raum für weitere Bearbeitungen.

Der Weissabgleich überzeugt bereits in der Automatik-Einstellung. Diese lässt sich noch anpassen in «warme Atmosphäre» oder «Vorrang für weisse Farbe bei wenig Licht».

Wer noch mehr Spielraum benötigt, nimmt im 14-Bit-RAW-Format auf. Damit erhält man den vollen Dynamikumfang des Sensors mit erweiterten Helligkeitsinformationen, die sonst bei JPEG-Aufnahmen verloren gehen oder «geclippt» werden.

Der Standard-ISO-Bereich der Alpha 7C reicht bis ISO 51'200 und ist bis auf ISO 50–204'800 erweiterbar, um auch bei schlechten Lichtverhältnissen gute Ergebnisse zu gewährleisten. In der Praxis bringt der Sensor auch bei ISO 6400 überzeugende Aufnahmen zustande. Hinzu kommt eine sehr gut arbeitende Rauschunterdrückung. Je nach Motiv sind auch Bilder mit ISO 12'800 akzeptabel. Sie zeigen zwar schon sichtbares Rauschen, was aber bei normaler Betrachtungsdistanz kaum auffällt.

Bei extremen Hell-Dunkel-Übergängen sind auf den Aufnahmen chromatische Aberrationen (CA) auszumachen, zum Beispiel im Bild mit den dunklen Ästen gegen den hellen Himmel. Dafür kann der Sensor jedoch nichts. Hier kommt das Kit-Zoomobjektiv an seine Grenzen.

Bw 28 mm, P, 1/80 s, f 5.60, ISO 100, WB Auto, Kit-Objektiv Weitwinkel.
Bw 28 mm, P, 1/80 s, f 5.60, ISO 100, WB Auto, Kit-Objektiv Weitwinkel.
Bw 60 mm, P, 1/160 s, f 8.0, ISO 400, WB Bewölkt, Kit-Objektiv Tele.
Bw 60 mm, P, 1/160 s, f 8.0, ISO 400, WB Bewölkt, Kit-Objektiv Tele.
Bw 60 mm, M, 1/100 s, f 10.0, ISO 500, WB Bewölkt. Bildprofil S-Log-Gamma.
Bw 60 mm, M, 1/100 s, f 10.0, ISO 500, WB Bewölkt. Bildprofil S-Log-Gamma.
Bw 28 mm, M, 1/100 s, f 5.0, ISO 100, WB Bewölkt.
Bw 28 mm, M, 1/100 s, f 5.0, ISO 100, WB Bewölkt.
Bw 60 mm, A, 1/80 s, f 5.60, ISO 100, WB Bewölkt, Bildausschnitt. Auch das Kit-Objektiv ermöglicht ein ansprechendes Bokeh im Unschärfebereich.
Bw 60 mm, A, 1/80 s, f 5.60, ISO 100, WB Bewölkt, Bildausschnitt. Auch das Kit-Objektiv ermöglicht ein ansprechendes Bokeh im Unschärfebereich.
Bw 28 mm, M, 1/20 s, f 8.0, ISO 200, WB Bewölkt.
Bw 28 mm, M, 1/20 s, f 8.0, ISO 200, WB Bewölkt.
Bw 60 mm, P, 1/60 s, f 5.60, ISO 16000, WB Auto, hoher ISO-Wert.
Bw 60 mm, P, 1/60 s, f 5.60, ISO 16000, WB Auto, hoher ISO-Wert.
Bw 60 mm, M, 1/400 s, f 9.0, ISO 320, WB Bewölkt, Bildausschnitt.
Bw 60 mm, M, 1/400 s, f 9.0, ISO 320, WB Bewölkt, Bildausschnitt.
Bw 41 mm, M, 1/400 s, f 9.0, ISO 250, WB Bewölkt, chromatische Aberrationen (CA) in den Ästen sichtbar.
Bw 41 mm, M, 1/400 s, f 9.0, ISO 250, WB Bewölkt, chromatische Aberrationen (CA) in den Ästen sichtbar.
Bw 60 mm, M, 1/160 s, f 8.0, ISO 320, WB Bewölkt, Bildausschnitt. Trotz Gegenlicht noch Zeichnung im weissen Gefieder.
Bw 60 mm, M, 1/160 s, f 8.0, ISO 320, WB Bewölkt, Bildausschnitt. Trotz Gegenlicht noch Zeichnung im weissen Gefieder.

Natürlich beherrscht die Sony Alpha 7C neben Serienbildern in verschiedenen Geschwindigkeiten auch lautlose Aufnahmen, Belichtungsreihen, HDR- und Intervall-Funktionen sowie Zeitraffer und Zeitlupe.

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