MAGAZIN
ARTIKEL
Publikationsdatum
17. August 2001
Themen
Drucken
Teilen mit Twitter
Fachausdrücke in Englisch tönen immer eine Klasse besser als in Deutsch. «Hochaufgelöster Raumklang» wirkt doch wirklich etwas bieder. Tatsache ist, dass hinter diesen Fachbegriffen die Geheimnisse des heute Machbaren in Sachen bestmöglicher Klang stecken.

Fragen über Fragen...

Eine Richtlinie für Mehrkanalaufnahmen ist der ITU Standard. Zusätzlich kann ein Subwoofer eingesetzt werden
Eine Richtlinie für Mehrkanalaufnahmen ist der ITU Standard. Zusätzlich kann ein Subwoofer eingesetzt werden

Bei den ebenfalls neu vorgestellten QuietComfort 20 Headphones handelt es sich um die ersten In-Ear Kopfhörer von Bose mit Geräuschunterdrückung. Sie wollen in Sachen Rauschunterdrückung, Audio-Performance und Komfort neue Massstäbe setzen. Die Kopfhörer passen in die Hosentasche, und wiegen nur um die 40 Gramm.


Jeder Hörer enthält gleich zwei Mikrofone. Eines davon nimmt die Geräusche, das andere den Klang im Inneren des Ohrhörers auf.  Die Signale werden zur Elektronik im Steuermodul am Kopfhörerkabel geschickt, welche beide Signale für eine optimale Rauschunterdrückung auswertet.  Die aktive Entzerrungstechnologie sorgt zudem über einen Frequenzgangabgleich für einen optimaleren Klang.


Im Hörtest überrascht der Klang mit einem Detailreichtum und einer differenzierten, kräftigen Wiedergabe des Basses. Bereits die musikalische Wiedergabe hebt den QC20 deutlich aus der Masse der In-Ear-Hörer heraus. Einen zusätzlichen, gleich mehrfachen Gewinn bringt die Geräuschunterdrückung. Sie lässt die Musik klarer erscheinen, erhöht also den Genuss, und sie reduziert zudem den Stress, den Lärm verursacht. Zur Simulation wurde bei der Präsentation lauter Verkehrslärm über Lautsprecher zugespielt, den die QC20 weitgehend unterdrücken konnte.


Für die Elektronik der aktiven Geräuschunterdrückung braucht es Strom. Der integrierte wieder aufladbare Akku hat eine Laufzeit von ca. 16 Stunden; ist er leer oder der Strom ausgeschaltet, läuft die Musikwiedergabe trotzdem weiter.

Zwei Systeme - ein Zweck

Der ultimative Kombispieler, der SACD und DVD-Audio abspielen kann ist der in Europa nicht erhältliche Pioneer D-AX10.
Der ultimative Kombispieler, der SACD und DVD-Audio abspielen kann ist der in Europa nicht erhältliche Pioneer D-AX10.
Die Industrie hat offenbar aus Debakeln der Vergangenheit nichts gelernt und konfrontiert den Konsumenten gleich mit zwei hochauflösenden mehrkanaligen Tonsystemen. Jedes hat seine Vor- und Nachteile. Die von Philips und Sony lancierte SACD gibt es sowohl als einschichtige Disc, die nur auf speziellen SACD-Playern abgespielt werden kann, wie auch in einer zweischichtigen Hybrid-Version, die kompatibel zur CD ist. Nicht sehr clever war der Start der SACD in Stereo, obwohl man zu Beginn bereits wusste, dass die SACD dereinst mehrkanalig kommen würde. Die ersten Geräte werden also die jetzt kommenden, mehrkanaligen SACDs nur zweikanalig abspielen können. Kein Wunder, wenn sich Käufer früherer Stereo-SACD-Geräte geprellt fühlen.
Das Konkurrenz-System stammt aus dem DVD-Lager, nennt sich DVD-Audio und ist den Kinderschuhen ebenfalls noch nicht ganz entwachsen. Schön ist, dass die DVD-Audio ebenfalls mehrkanaltüchtig ist und alle DVD-Audio-Player gleichzeitig auch DVD-Video-Player sind. Leider lassen sich DVD-Audio-Discs, wie auch die einschichtige SACD, nicht auf CD-Playern abspielen. Dafür enthalten viele DVD-Audio-Discs die Musiksignale auch in Dolby Digital (datenreduziertem Filmton) und können deshalb auch auf jedem DVD-Video-Player genossen werden.
Schön wäre natürlich ein Kombiplayer, der alle Systeme abspielen könnte. Dass man ihn bauen kann, hat Pioneer mit dem Modell D-AX10 bewiesen, das in Europa (aus politischen Gründen?) nicht erhältlich ist.

Spezialitäten

Der Philips SACD 1000 ist der erste mehrkanalige SACD-Player der auch DVD-Video abspielen kann.
Der Philips SACD 1000 ist der erste mehrkanalige SACD-Player der auch DVD-Video abspielen kann.
Sowohl DVD- wie auch SACD-Player können natürlich auch die gute alte CD wiedergeben. Wer selber CD-Rs und CD-RWs brennt oder von Kollegen solche zum Abspielen erhält, muss jedoch aufpassen. Die preisgünstigen Player beider Lager sind oft nicht in der Lage, diese abzuspielen, was sehr ärgerlich sein kann. Zu den ganz speziellen Playern gehören der Sony DVP-S9000ES und der Philips SACD1000, welche beide sowohl SACD wie auch DVD-Video wiedergeben können. Der Sony spielt die SACD im Gegensatz zum Philips jedoch nur in Stereo.

Fröhliches Umstöpseln

Denon Av-Rceiver AVC-AISE der Spitzenklasse mit zwei analogen Mehrkanaleingängen
Denon Av-Rceiver AVC-AISE der Spitzenklasse mit zwei analogen Mehrkanaleingängen
Wer mehrkanalige SACDs und DVD-Audio-Discs hören will, braucht heute also zwei Spieler. Diese bieten ihr Mehrkanal-Ausgangssignal aus Kopierschutzgründen ausschliesslich über sechs Cinch-Ausgänge an: vorne links, Mitte und rechts, hinten links und rechts plus einen Subwooferkanal für die ganz tiefen Bässe. Nur an einem mir bekannten Mehrkanalverstärker können zwei solche Mehrkanalspieler mit je sechs analogen Tonausgängen angeschlossen werden. An allen anderen AV-Verstärkern/-Receivern mit nur einem mehrkanaligen Eingang müssen bei einem Wechsel von einem Player zum anderen alle sechs Stecker sehr umständlich hinten am Gerät umgestöpselt werden.

Bassmanagement als Muss

Sony SCD-XB770: War der erste mehrkanalige SACD-Spieler mit Bassmanagement
Sony SCD-XB770: War der erste mehrkanalige SACD-Spieler mit Bassmanagement
Bei DVD-Video mit Standard-Filmton Dolby Digital ist es möglich, im Setup des Players oder AV-Verstärkers die Lautsprecher als «gross» oder «klein» anzuwählen. Bei den «kleinen» Lautsprechern wird der Bass abgetrennt und zum Subwoofer geleitet. Eine geniale Lösung, die es erlaubt, unterschiedlich grosse Boxen zu kombinieren. Nicht jedermann hat den Platz, um fünf grosse Lautsprecher aufzustellen.
Das Bassmanagement ist nur bei den neusten Typen von DVD-Audio/Video-Playern auch für DVD-Audio wirksam. Wer also auch kleine Boxen einsetzen will, muss sich genau erkundigen, ob der jeweilige DVD-Audio/Video-Player über ein Bassmanagement System verfügt, das auch bei DVD-Audio ordnungsgemäss arbeitet.
Bei der mehrkanaligen SACD hingegen, hat Sony gleich zu Beginn des Surround-Sound- Zeitalters richtig geschaltet und den neuen Playern ( SCD-XB770, SCD-XA77ES, SCD-XA333ES, SCD-XE 670,CDP-XB740QS) ein sinnvolles Bassmanagement eingebaut. So können auch kompakte Surroundboxen und Centerspeaker eingesetzt werden, ohne dass Bässe verloren gehen oder Lautsprecher überlastet werden. Interessanterweise verfügt der Philips Player SACD 1000, der SACD-Mehrkanal und DVD-Video abspielen kann, über kein Bassmanagement für den SACD-Betrieb.

Software

Telarc bringt die neuste 1812-Aufnahme auf CD, Hybrid-SACD-Multichannel und demnächst auch auf DVD-Audio.
Telarc bringt die neuste 1812-Aufnahme auf CD, Hybrid-SACD-Multichannel und demnächst auch auf DVD-Audio.
Kenner der Szene behaupten, dass es von der Software abhängt, ob sich eines der beiden oder gar beide Systeme durchsetzen können. Tatsache ist, dass die SACD einen Vorsprung von rund 1,5 Jahren hat und mit etwa 250 Titeln in Stereo und rund 10 mehrkanaligen Discs aufwarten kann. Bei der DVD-Audio, die erst vor kurzem gestartet ist, sind (Stand Juli 01) bereits etwa 15 Rock-Pop- und 26 Klassik-Titel verfügbar. Eine Liste von erhältlichen DVD-Audio-Discs ist auf der Website des DVD-Forums Schweiz ersichtlich. Unter der URL www.superaudio-cd.com findet man das aktuelle Angebot an SACDs.

Preise

Mehrkanaliger High-End-SACD-Player für 7500 Franken
Mehrkanaliger High-End-SACD-Player für 7500 Franken
Spieler gibt es in allen Preislagen. Sehr attraktiv sind der neue, mehrkanalige SACD-Player SCD-XB770 von Sony und die preisgünstigen DVD-Audio-Geräte von JVC, Pioneer, Panasonic und Toshiba. Teurer als der mehrkanalige Sony ist der Philips SACD 1000, der auch DVD-Videos (jedoch keine DVD-Audios!) wiedergeben kann.
Alle hier erwähnten Geräte sind natürlich auch gute bis exzellente CD-Spieler, und es erhebt sich die Frage, ob man heute noch einen reinen CD-Player kaufen sollte. Die einschichtigen SACDs, die nur auf SACD-Spielern abspielbar sind, gehen für etwa 48 Franken (Stand Juli 01) über den Ladentisch, die Hybrid-SACDs für rund 55 Franken. Bei den DVD-Audios hat sich ein Preis von etwas unter 50 Franken eingepegelt. Dies sind happige Preise, die hoffentlich bald fallen werden.

Fazit

Bei High Resolution Surround Sound sind noch viele Fragen offen. Die klanglichen Vorteile sind frappant. Welches der beiden Systeme oder ob sogar beide sich durchsetzen werden, steht in den Sternen geschrieben...

Pro und Kontra

SACD pro
- Hervorragender Raumklang
- Hybrid-SACD kompatibel zur CD
- Recht ansehnliches Software-Angebot
- Ein Mehrkanal-Spieler mit Bassmanagement-System

SACD minus
- Wenige grosse Software-Firmen stehen hinter der SACD
- Viele einschichtige SACDs (vor allem diejenigen von Sony), die nicht kompatibel zur CD sind.
- Bisher nur verschwindend wenige mehrkanalige SACDs

DVD-Audio pro
- Hervorragender Raumklang
- Viele grosse Software-Firmen machen bei DVD-Audio mit
- Jeder DVD-Audio-Player spielt auch DVD-Video

DVD-Audio minus
- Kein einziger Spieler mit Bassmanagement-System für DVD-Audio auf dem Markt
- Kleines Software-Angebot
- Nicht kompatibel zur CD