Den CP-800 hatten wir bereit im November 2011 im Test (siehe:"Digitale Versuchung"). Er überzeugte sowohl als klassischer analoger Vorverstärker wie auch im Einsatz als DA-Wandler. Damals versprach Classé, das Digital-Board bald schon mit einem Ethernet-Audio-Streaming-Modul zu ergänzen. Seither ist einige Zeit vergangen. Nun haben die Kanadier aber Nägel mit Köpfen gemacht und anstelle eines blossen Updates gleich eine grundlegend neue Digitalsektion entwickelt.
Umfassender Digitalverbund
Bereits mit der ersten Version des Digital-Boards konnte der CP-800 verschiedenste digitale Quellen wiedergeben. Die Anschlussperipherie des neuen Moduls sieht unverändert aus und offeriert jede Menge an Digital-Eingängen inklusive zweier USB-Anschlüsse. Derjenige an der Gerätefront eignet sich für die Wiedergabe ab Apple-Geräten und versorgt iPhone, iPad & Co. auch mit Ladestrom.
Beim rückwärtigen USB-Anschluss handelt es sich um einen asynchronen USB-DA-Wandler, über den man beispielsweise ab einem Notebook oder PC Musik selbst in sehr hohen Samplingraten mit bis zu 192 kHz sehr präzise wiedergeben kann. Dazu generiert der Wandler den digitalen Takt neu und zwingt ihn dem übertragenen Musiksignal auf. Klangverschlechternder Jitter wird damit weitgehend unterdrückt.
Asynchrone USB-DACs stellen heutzutage eine bewährte Lösung für die hochwertige Wiedergabe digital gespeicherter Musik dar. Entsprechend kommen sie bei den vielen Herstellern zum Einsatz. Dem gegenüber hat das Streaming über Ethernet einen weniger guten Ruf, was die Anfälligkeit gegenüber digitalen Taktschwankungen betrifft.
Classé hat beim neuen Digital-Board für den CP-800 auch beim Ethernet-Streaming einen sehr hohen technischen Aufwand betrieben und will mit dieser Variante der digitalen Musikübertragung eine genau so hohe Präzision sicherstellen. Wie genau das im Detail bewerkstelligt wird, darüber schweigt sich Classé aus. Tiefer reichende Dimensionen der Digitaltechnik wären jedoch für den Laien wie für den Fachjournalisten eh nur schwer verständlich, so dass letztlich der Hörtest über die Richtigkeit dieser Behauptung entscheiden muss.
Im Streaming-Einsatz fungiert der CP-800 als DLNA-Renderer und kann auch Musik direkt ab NAS-Festplatten wiedergeben, sofern diese einen Netzwerk-Mediaplayer wie JRiver, Twonky oder Media Monkey implementiert haben. Gesteuert wird die Wiedergabe über Apps, welche diese Software-Anbieter zur Verfügung stellen.
Die Einbindung des CP-800 ins Heimnetzwerk geschieht problemlos per DHCP-Modus und automatischer Zuteilung einer eigenen IP-Adresse. Ist der Classé-Vorverstärker erstmal angemeldet, so stellt er ohne weiteres Zutun auf Netzwerk-Wiedergabe, sobald ein gestreamtes Signal eintrifft.
Ebenfalls gut zu wissen: Die Lautstärke lässt sich im Streaming-Betrieb direkt auch vom jeweiligen Media-Player aus einstellen. Dies tröstet darüber hinweg, dass eine Classé-eigene Bedien-App nur für iOS verfügbar ist. Per Netzwerk nimmt der CP-800 Hi-Res-Files mit einer Sampling-Frequenz von bis zu 192 kHz und einer Auflösung von maximal 24 Bit entgegen.
Ein Herz für Apple-User

Der CP-800 zeigt eine besondere Affinität für Besitzer von Apple-iOS-Geräten. Sie können darauf gespeicherte Musik auch kabellos per Airplay zum Vorverstärker schicken – bzw. genauer gesagt zum heimischen WiFi-Modem, von wo aus die Files dann über die Ethernet-Leitung an den Classé weitergereicht werden. Bei dieser Vernetzungsvariante ist man allerdings auf die Formate begrenzt, die iTunes anbietet und hat maximal CD-Qualität (Apple Lossless und WAV) zur Verfügung.
Dafür kommen (ausschliesslich) Apple-User in den Genuss einer übersichtlichen Bedien-App, die wichtige Funktionen wie Quellenwahl und Lautstärke sowie Balance und Klangregelung anbietet. Die „analoge“ Fernbedienung des CP-800 kommt im Vergleich dazu zwar altmodisch daher, erlaubt aber eine genauso problemlose Steuerung. Dafür sorgen gut beschriftete, beleuchtete Tasten und ein starker, fast schon omnidirektionaler IR-Sender. Der etwas schwere und grosse Befehlsgeber bewährt sich als Desktop-Fernbedienung etwa auf dem Sofatisch. Nicht zuletzt kann man den Vorverstärker aber auch über das in der Gerätefront eingelassene, grosszügig dimensionierte LC-Display bedienen.
Alles andere, was in unserem ersten Test über den CP-800 gesagt wurde, gilt natürlich weiterhin und kann auch dort nachgelesen werden. So hat er bereits den Nachweis erbracht, dass er sowohl im rein analogen wie auch im digitalen Einsatz zu klanglichen Höchstleistungen fähig ist.
Analoge Quellen lassen sich wahlweise im „pure analog bypass"-Modus wiedergeben. Will man die raffinierte Klangregelung mit Tilt-Reglern und parametrischen Equalizern nutzen, so werden die Musiksignale AD-gewandelt. Bei digitaler Anlieferung entfällt dieser Schritt, so dass man eine noch bessere Wiedergabe erwarten darf.