TESTBERICHT
Seite 3 / 4

Der erste Höreindruck

avguide hatte die Gelegenheit, eine frisch crTech-getunte Version der KEF Blade im Hörraum bei Rohrer Hifi in Toffen anzuhören. 

Schon bei der ersten Hörsession nach erfolgter crTech-Modifikation beeindruckte die KEF Blade mit ihrer sagenhaften Räumlichkeit.Schon bei der ersten Hörsession nach erfolgter crTech-Modifikation beeindruckte die KEF Blade mit ihrer sagenhaften Räumlichkeit.

Bemerkenswert war vorab die Aussage von Christian Rohrer, dass alle neu innenverkabelten Lautsprecher nochmals gut und gerne 200 Stunden (oder gar mehr) Einspielzeit benötigen, bis sich die klanglichen Vorteile gänzlich entfalten. So war die besagte Blade zwar übers Wochenende eingelaufen, aber damit längst noch nicht komplett eingespielt.

Dass an der Notwendigkeit, Lautsprecher «einzulaufen» etwas dran ist, davon konnte sich der Autor am Montag darauf dann selber überzeugen. Bei den ersten zwei, drei Hörtiteln agierte der Koaxiallautsprecher in den Mitten und Höhen durchaus noch etwas verhalten, sozusagen britisch-diskret. Dann ging aber nach und nach richtiggehend der Vorhang auf. So pulsierte nun die Händel-Arie «Tra le Fiamme» mit der Sopranistin Dorothee Mields mit livehaftiger, fast schon dramatischer Spielfreude und offenbarte einen Klangfarbenreichtum, wie man ihn sonst nur selten hört.

Die räumlich-dreidimensionale Abbildung ist wirklich eine herausragende Stärke der KEF Blade. Tatsächlich scheint diese Tugend mit dem crTech-Kabeltuning nochmals auf die Spitze getrieben. Dies zeigte sich auch bei der legendären Aufnahme «James Taylor Live». Sagenhaft, welche Präsenz die charakteristische Stimme Taylors über die Blade in der crTech-Edition gewinnt. Da konnte sich selbst der abgebrühte Tester nicht gegen einen Anflug von «Hühnerhaut» erwehren.

Der zweite Höreindruck

Zehn Tage später durfte der Autor die KEF Blade noch einmal akustisch unter die Lupe nehmen. Laut Christian Rohrer hatte sich in der Zwischenzeit nämlich punkto Klangqualität noch Einiges getan. Ein von crTech neu verkabelter Lautsprecher benötigt demnach sehr viel Einlaufzeit und legt dabei stetig an Güte zu.

Wie schon bei der ersten Hörsession war auch jetzt die verwendete Elektronik vom Allerfeinsten: Je eine Stereo-Endstufe FLS-4 von Audia Flight versorgte separat den Tiefton- und den Mittelhochtonbereich der Blade. Als Quellgerät fungierte ein von Roland Rohrer selbst konfigurierter Roon Nucleus auf i7-Basis. Die Digitalsignale wurden durch den (Swissmade-)DAC 502 von Weiss Engineering gewandelt und vorverstärkt. Fast schon selbstredend, dass die gesamte Elektronik über das crTech-Tuning verfügte, wozu neben der besseren Innenverkabelung auch die speziellen Sound-Support-Dämpferfüsse gehören.

Allerfeinste, von crTech modifizierte Elektronik trug wesentlich zur superben klanglichen Vorstellung bei.Allerfeinste, von crTech modifizierte Elektronik trug wesentlich zur superben klanglichen Vorstellung bei.

Der Autor traute seinen Ohren kaum, mit welch räumlicher Transparenz und klanglicher Offenheit die Blade nun aufwartete. Wobei zunächst wiederum eine aussergewöhnlich «relaxte», dennoch enorm spannende Spielweise auffiel. Die Kombination aus detaillierter, jedoch nicht detailversessener Wiedergabetreue beeindruckte mit einer unangestrengten, fast schon zarten Ansprache. Dies zeigte sich beispielsweise beim neuen Album von Hille Perl, «Ballads within a Dream», welches über die Blade trotz minimalistischer Besetzung richtig grossartig und in wunderbaren Klangfarben ertönte. Und dies bei einer ungemein plastisch-dreidimensionalen Abbildung im Hörraum.

Puristische Besetzung in sagenhafter Aufnahmequalität: «Ballads within a Dream», u. a. mit Hille Perl.Puristische Besetzung in sagenhafter Aufnahmequalität: «Ballads within a Dream», u. a. mit Hille Perl.

Ihr Talent zur grandiosen Raumabbildung stellte die crTech-modifizierte KEF auch bei einem anderen Hörtest-Klassiker unter Beweis: Das legendäre «Cantate Domino» (Label: Proprius), welches 1976 auf einer Revox-A-77-Bandmaschine mit nur zwei Mikrofonen aufgezeichnet worden war. Das Ausmass an Rauminformation und Livehaftigkeit, welche diese Aufnahme über die Blade entfaltete, war schlichtweg atemberaubend. Aber auch die Art und Weise, wie sich die tiefen Orgelregister in der Stockholmer Kirche ausbreiteten, war dramatisch. Die KEF gibt offenbar selbst subsonische Anteile wieder, welche für den monumentalen Raumeindruck mit ausschlaggebend sind.

Jahrhundert-Aufnahme: «Cantate Domino» aus dem Jahr 1976.Jahrhundert-Aufnahme: «Cantate Domino» aus dem Jahr 1976.

Tatsächlich kann man der crTech-modifizierten Blade Referenzqualitäten im Tieftonbereich bescheinigen. So luftig-konturiert und dennoch druckvoll bis in tiefste Lagen hat der Autor den Jazzbass auf dem hervorragend aufgenommen «Contra La Indecisión» vom Bobo Stenso Trio noch nie gehört. Wo bei den allermeisten Lautsprechern bestimmte Basslagen dominieren und den restlichen Tieftonbereich tendenziell überdecken, ist es hier ein grosses Vergnügen, dem federleichten Spiel des Bassisten über alle Saiten zu folgen. Chapeau!

Audiophile Legende: Die Aufnahme «Montreux Alexander» von 1976.Audiophile Legende: Die Aufnahme «Montreux Alexander» von 1976.

Bei einer anderen legendären Live-Aufnahme, «Montreux Alexander», durfte die KEF ihr aussergewöhnliches Talent an Spielfreude unter Beweis stellen. Sie bleibt auch bei den mit voller Dynamik gespielten Fortissimo-Stellen des Flügels absolut gelassen und demonstriert dabei eine überlegene Art kontrollierter Vehemenz, die nicht aus dem Ruder läuft. Die Atmosphäre ist dermassen packend, dass man sich als Zuhörer inmitten des mitfiebernden Publikums wähnt. So gut hatte der Autor diese Aufnahme aus dem Jahr 1976 tatsächlich noch nie gehört. Das tönte überhaupt nicht «historisch», sondern so, als wäre es erst gestern über die Bühne gegangen.

Zu guter Letzt durfte auch James Taylor «Live» nochmal ran. Diese Aufnahme hatte schon beim ersten Hörtermin ausnehmend gut gefallen. Freilich wies Taylors Stimme damals noch eine gewisse «Kehligkeit» auf, die man mutmasslich der Aufnahmetechnik zuschrieb. Erstaunlicherweise war diese stimmliche Enge beim zweiten Hörtermin nun wie weggeblasen. Das musikalische Geschehen wurde auf der Bühne weiträumig ausgebreitet und war auch in der Tiefe perfekt gestaffelt. Der Effekt war, wie wenn man in der ersten statt in einer hinteren Reihe im Konzertsaal sitzt.

Übersicht zu diesem Artikel
Seite 1:
Seite 2:
Seite 3:
Seite 4: