Kein Spiegel, kein mechanischer Verschluss

Ein rein elektronischer Verschluss wird bei herkömmlichen Kameras immer dann eingesetzt, wenn möglichst lautlos fotografiert werden soll oder sehr kurze Verschlusszeiten benötigt werden. Das Problem dabei ist der unerwünschte «rolling shutter»-Effekt. Er stellt gerade Kanten im Bild verzerrt dar, wenn der Kameraprozessor den Sensor nicht schnell genug auslesen kann. Der mechanische Verschluss kennt diesen Effekt nicht. Was nun, wenn es überhaupt keinen mechanischen Verschluss mehr gibt?
Die Nikon Z 8 wie auch schon die Z 9 umgehen den «rolling shutter»-Effekt, indem der Sensor zwar immer noch Zeile für Zeile von oben nach unten ausgelesen wird, dies jedoch so unglaublich schnell, dass Störungen kaum mehr vorkommen oder auffallen.
Ermöglicht wird dies durch einen mehrschichtigen CMOS-Vollformatsensor («stacked BSI-Sensor») und dem Expeed-7-Bildprozessor. Laut Nikon soll er bis zu fünfmal schneller als zwei Expeed-6-Prozessoren zusammen arbeiten. Im Vergleich zum herkömmlichen Sensor in den Nikons Z 6 und Z 7 werden die Daten in der Z 8 zwölfmal schneller ausgelesen.

Durchblick ununterbrochen
Nikon hat auch gleich ein weiteres Problem aus der Welt geschafft: die Dunkelphasen bei Serienaufnahmen. So hat man das Motiv dauernd im Blick, ohne störende schwarze Momente dazwischen.
Möglich macht dies die Dual-Stream-Technologie, die das Signal vom Sensor verdoppelt und sowohl zum Sucher als auch zum Bildprozessor leitet. So kann das Sucherbild ununterbrochen aufgefrischt werden. Und wie Nikon hervorhebt, ohne dabei Fake-Bilder oder Bildwiederholungen wie bei anderen Herstellern üblich erzeugen zu müssen.
Neben dem Motiv vor der Kamera interessieren auch die Kameraeinstellungen. Die wichtigsten können oben auf dem Gehäuse im Kontrolldisplay abgelesen werden. So ist man schnell informiert, ohne erst durch den Sucher oder aufs Display schauen zu müssen.
Um Energie zu sparen, werden das Kontrolldisplay, der Monitor und die Sucheranzeige in der Standardeinstellung nach 30 Sekunden gedimmt und dann ganz gelöscht. Ein kurzes Antippen des Auslösers erweckt sie wieder zum Leben.

Mit rund 3,7 Millionen Bildpunkten ist der OLED-Sucher der Z 8 zwar kein Auflösungsmeister, bietet mit seiner 0,8-fachen Vergrösserung jedoch ein grosses Bild und einen sehr guten Überblick. Sein helles Display hat mich wie schon bei der Z 9 positiv überrascht. Es gibt also keinen Grund mehr, sich nach einem optischen Sucher zu sehnen.
Der Augensensor des Suchers kann so konfiguriert werden, dass er sich nur einschaltet, wenn er tatsächlich ans Auge gehalten wird. Wenn auch noch der Monitor deaktiviert wird, spart man die meiste Akku-Energie.
Beim Fotografieren hängte ich mir neben der Nikon Z 8 auch eine Canon EOS R5 um den Hals und guckte abwechselnd durch beide Sucher. Hier konnte die Canon mit ihren sagenhaften 5,76 Millionen Bildpunkten Auflösung vor allem durch die schärfere Darstellung von Schriften und Details in der Ferne punkten. Ihre etwas kleinere Suchervergrösserung glich den Unterschied zur Z 8 jedoch wieder aus.
Auf den Schirm
Der Bildschirm der Z 8 lässt sich sowohl horizontal als auch vertikal nach unten und oben neigen, was Aufnahmen aus Frosch- und Vogelperspektive ermöglicht, ohne dass man sich verrenken muss. Mit dem ausgeklappten Display vor dem Bauch kann man unauffällig und absolut geräuschlos fotografieren. Man muss nicht einmal den Auslöser drücken, sondern tippt einfach kurz auf den Touchscreen und schon ist das Foto im Kasten.
Die auf den ersten Blick filigrane Mechanik des doppelten Klappmechanismus braucht etwas Übung, bis man den Dreh raus hat. Man möchte ja nichts verbiegen. Er wurde jedoch robust genug für ein langes Kameraleben gebaut.
Allerdings kann der Bildschirm nicht nach vorne in die Selfie-Position geschwenkt werden. Für Profis mag diese Funktion eher unwichtig sein. Ich hätte sie dennoch gerne gehabt, da der Monitor so auch mit eingeklapptem Display nach innen geschützt vor Verschmutzung und Beschädigung transportiert werden könnte.
Der Monitor, der von der Z 9 übernommen wurde, ist 8 cm gross und hat 2,1 Millionen Bildpunkte. Wenn er nicht direkt in das Sonnenlicht gehalten wird, kann man auch draussen problemlos etwas darauf erkennen, da seine Helligkeit in 15 Stufen reguliert werden kann.

Speicherkarten
Fast Hybrid-Autofokus
Die A7II hat einen Sensor mit Autofokus, der aus 117 Phasen- und 25 Kontrastfokuspunkten besteht. Im Vergleich zum Vorgängermodell wurde der Algorithmus zur Schärfeberechnung verbessert und macht die Fokussierung rund 30 Prozent schneller als bei der a7. Mit "Lock-on AF" bleiben bewegte Motive scharf, der Autofokus und die Belichtungskorrektor werden ständig nachgeführt.
Apps für Zeitraffer usw.
Fast alle Sony Systemkameras lassen sich mittels Playmemories Camera Apps erweitern. Dabei gibt es einige interessante kleine Programme und auch eher überflüssige. Lightpainting oder Mehrfachbelichtung kann auch problemlos mit etwas Kamera-Grundwissen selbst realisiert werden. Die Zeitrafferfunktion hingegen ist sehr praktisch. Ob es einen "App-Markt" für Kameras braucht, sei dahingestellt, löblich aber, dass Sony die Möglichkeit anbietet, die Kameras in Sachen Software-Funktionalität zu erweitern. Zu bemängeln gilt es aber, dass diese Apps teilweise bis zu CHF 13 kosten. Bei dem Preis einer Kamera würde ich mich freuen, wenn dies nicht so wäre, immerhin aber kauft man als User ein und nicht pro Modell. Sprich für die nächste Sony-Kamera ist die App dann frei verfügbar.
Video-Funktionalität
Natürlich bietet die A7 Mark II auch eine Videofunktion. Die Aufnahmen werden als AVCHD Ver. 2.0 Full HD (1920×1080) 60p/50p, 60i/50i und 24p gespeichert. Die Kamera beherrscht aber auch das neue XAVC-S-Format, eine Fotokamera-Variante des professionellen XAVC-Formats von Sony. Ganz praktisch sind verschiedene hinterlegte Bildprofile, diese geben Videos bereits in der Kamera den gewünschten Look. Zudem unterstützt die A7 II zum Beispiel das von Profis geschätzte S-Log2 und dabei erzeugt sie einen um 1300 Prozent höheren Kontrastumfang und ermöglich eine optimale Nachbearbeitung.
Speicher, Anschlüsse und Erweiterungen
Als Speicher können SD/SDHC/SDXC-Speicherkarten verwendet werden; natürlich sind auch die hauseigenen Sony Memory Stick Pro nutzbar, wenn auch nicht so verbreitet. Als Schnittstellen stehen mini-HDMI und ein Micro-USB Anschluss zur Verfügung, über zweiteren kann auch extern getriggert werden. Zusätzlich kann per 3,5 mm Klinke ein Kopfhörer und ein Mikro angeschlossen werden. Zum Blitzschuh komme ich später noch. Verwendet wird übrigens ein NP-FW50 Akku. Dieser wird zum Beispiel auch bei der Alpha 6000 eingesetzt. Ein Ladegerät wird nicht mitgeliefert, nur eines für 5V USB, um den Akku über die Kamera zu laden. Ein Batterie-Griff für die A7II ist mittlerweile auch verfügbar, passt aber nur auf dieses Modell.
Aussenkontakt
Einmalig an einer Systemkamera sind die zwei USB-C-Anschlüsse der Z 8. Der eine dient der reinen Datenübertragung (SuperSpeed USB), der andere nur der Stromversorgung. Als USB-PD (Power Delivery) ausgelegt, lässt sich an ihm eine externe Stromquelle wie etwa ein Netzteil oder eine Powerbank anschliessen und damit nicht nur die Kamera betreiben, sondern gleichzeitig auch den Akku laden.
Zusammen mit den Akkus im Batteriegriff MB-N12 ist damit eine beinahe endlose Stromversorgung möglich, da ein Akku im laufenden Betrieb gewechselt werden kann.
Beim HDMI-Anschluss setzt Nikon auf den robusten Typ A und vermeidet damit die Wackelkontakte der Mini- und Micro-HDMI-Buchsen. Vielen Dank.
Neben je einer Stereo-Mini-Klinkenbuchse für Mikrofon und Kopfhörer wurde noch ein Nikon-typischer 10-poliger Anschluss für optionales Zubehör wie zum Beispiel Kabelfernauslöser untergebracht.
WiFi und Bluetooth sind ebenso vorhanden, nicht aber ein Ethernet-Anschluss wie bei der Z 9. Man kann jedoch über den USB-C-Anschluss einen LAN-Adapter anschliessen.
