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Publikationsdatum
25. September 2006
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Einige der aktuellen Flachbildfernseher sind mit DVB-T-Empfängern ausgestattet. Philips bietet den digitalen Empfang in mehreren ihrer Plasma- und LDC-Modelle an, wie etwa im hier abgebildeten LCD-Top-Modell 42PF9831D aus der Cineos-Reihe. (Bild Philips)
Das terrestrische Fernsehen, das – im Gegensatz zu Kabel und Satellit - über eine Dach- oder Zimmerantenne empfangen wird, stellt auf den digitalen Standard DVB-T (Digital Video Broadcast – terrestrial) um. Die TV-Anlage zu Hause muss daher angepasst werden.

Für den Empfang des digitalen Signals braucht es eine Set-Top-Box mit DVB-T-Empfänger. Diese wird an die bestehende Dachantenne angeschlossen, die unter Umständen neu ausgerichtet werden muss oder an eine neue, kleine Zimmerantenne.

Das Fernsehsignal wird mit einem Kabel von der Set-Top-Box zum bestehenden Fernseher geführt.

Neu wird also die Set-Top-Box benötigt, allenfalls die Zimmerantenne und ein Kabel.

Wer sich einen neuen Fernseher anschafft, kann selbstverständlich auch ein Modell mit integriertem DVB-T-Empfänger wählen; dann ist keine Set-Top-Box nötig.

Mehr Programme, besseres Bild

Der DTR 4540 HDD von Grundig erlaubt den Empfang von DVB-T und die Aufzeichnung von Sendungen auf die integrierte 80 GByte Festplatte – mit allen Komfortfunktionen wie aufnehmen einer Sendung und wiedergeben einer anderen oder Time-Shift. (Bild Grundig)
Die Ausstrahlung der digitalen Signale erfolgt als MPEG-2-Datenstrom. Die genutzten Frequenzen entsprechen den vom analogen Fernsehen bekannten UHF- und VHF-Kanälen.

Bei der digitalen Ausstrahlung lassen sich diese Kanäle besser ausnutzen. Dadurch passen mehrere Programme – ein sogenanntes Bouquet – in einen Kanal. Dabei ist eine regionale Zusammenstellung des Bouquets möglich.

Die digitale Übertragung erlaubt den Einsatz einer Fehlerkorrektur, so dass das Bildsignal auch bei schlechten Empfangsbedingungen in guter Qualität wieder hergestellt werden kann.

Ist die Wiederherstellung nicht möglich, fällt der Empfang aus, das heisst es gibt nur gute Qualität oder gar nichts.

In bergigen Regionen besonders heikel ist der Mehrwegempfang, der durch Reflexionen an Felswänden zu den aus dem analogen Fernsehen bekannten Geisterbildern führt.

Diese Geisterbilder werden bei DVB-T nicht nur unterdrückt, ihre Informationen dienen zur Wiederherstellung des ursprünglichen Bildes.

Die Fernsehkonsumentinnen und –konsumenten kommen so in den Genuss von mehr Programmen ohne die analogen Störungen.

Weitere Vorteiele …

Einen DVB-T-Tuner fürs Auto bietet JVC mit dem KV-DT2000. Er verfügt über eine automatische und manuelle Sendersuche sowie einen elektronischen Programmführer (EPG). Bedient wird er über eine Fernsteuerung im Scheckkartenformat. (Bild JVC)
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die DVB-T-Signale auch mobil empfangen werden können, also beim Picknick im Grünen oder während der Autofart.

Allerdings ist eine Übertragung nur bis etwa 60 km/h möglich, so dass DVB-T auch als „Staufernsehen“ bezeichnet wird.

DVB-T ermöglicht zudem die Nutzung der Frequenzen für die Übertragung von Radio und Zusatzdiensten.

Für die Verbreitung mit DVB-T braucht es weniger Sendestationen als für die analoge Verbreitung. Da zudem die digitale Übertragung geringere Sendeleistungen benötigt, wird die Belastung durch Elektrosmog an zahlreichen Orten reduziert.

… und einige Nachteile

Eine PCI-Karte erlaubt die Installation von DVB-T auf dem PC. Die PCTV Dual DVB-T Pro PCI von Pinnacle enthält gleich zwei DVB-T-Empfänger, was Bild-im-Bild erlaubt oder die Aufzeichnung eines Programms, während ein anderes geschaut wird. (Bild Pinnacle)
Die digitale Übertragung zeigt auch einige Nachteile. Dazu gehört, dass für einen bestehenden Fernseher ein neues Gerät – die Set-Top-Box - angeschafft werden muss, zu einem Preis um 200 Franken.

Werden Bilder mit hohem Bewegungsanteil übertragen, z. B. Action- oder Sportszenen, entstehen abhängig von der Datenrate mehr oder weniger starke Blockartefakte, d.h. beispielsweise, dass die Beine der rennenden Fussballer nur noch als schnell wechselnde farbige Mosaike dargestellt werden.

Innerhalb eines Programmbouquets kann die Datenrate zwar in einem gewissen Umfang ausgeglichen werden, aber auf Kosten eines anderen Programmes.

Zu den Nachteilen zählt auch, dass zumindest zu Beginn nur sehr wenige Programme über DVB-T empfangbar sind. Mit DVB-T werden aber auch mittelfristig im Vergleich zum Digitalangebot via Kabel und Satellit weniger Programme verbreitet werden können.

Ob das Potenzial für zusätzliche Sender genutzt wird, ist noch offen. Bis anhin zeigen private Anbieter in der Schweiz wenig Interesse an einer digitalen terrestrischen Verbreitung.

Zukunfstmusik

Mobiles Fernsehen lässt sich einfach auch im Notebook installieren. Eine PCMCIA-Karte wie hier die Cinergy DT Express von TerraTec enthält DVB-T-Empfänger und Antenne. Die Anforderungen an die Rechenleistung für eine ruckelfreie Wiedergabe sind allerdings hoch. (Bild Terra Tec)
DVB-T wird in der Schweiz von der SRG bis zum Jahre 2007 ausgebaut, der analoge Betrieb nach einer Übergangsphase, während der sowohl analog als auch digital ausgestrahlt wird, Ende 2008 abgeschaltet.

Sobal die SRG nur noch digital ausstrahlt, sind in allen Regionen auch wieder die ersten Programme der beiden anderen sprachregionalen Programme empfangbar.

Ab 2007 will die SRG echte 16:9-Bilder auch terrestrisch ausstrahlen. Bei den übertragbaren Zusatzdiensten ist ein elektronischer Programmführer auf MHP-Basis (Multimedia Home Platform) im Gespräch.

Vor- und Nachteile von DVB-T

- sehr gute Bildqualität
- kaum störungsanfällig
- einfache mobile Anwendung
- niedrige Kosten
- Übertragung zusätzlicher Daten (z.B. elektronische Programmzeitschrift)
- Übertragung von digitalem Radio möglich
- echte 16:9-Bilder ab 2007
- Reduktion der Belastung durch Elektrosmog
- kleineres Programmangebot als über Kabel oder Satellit
- Bildqualität abhängig vom Anbieter
- Verschlüsselung der Programme möglich (Pay-TV)

DVB-T in der Schweiz

Zur Einführung von DVB-T in der Schweiz siehe den Beitrag "Landesversorgung".