MAGAZIN
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Dörf's es bizeli meh si?

Und nun kommt die grosse Frage nach dem oben genannten Motto:  Genügen zwei Kanäle – sprich Lautsprecher – oder sollten/müssen es mehr sein, um die ganze musikalische und räumliche Ambiance einer derartigen Musikdarbietung überzeugend in den Abhörraum zu stellen?

Offenbarung in Stereo

Die brillante Geigenspielerin Annbjørg Lien verleiht dem Album mit Instrumenten wie Hardanger Fiddel und Nyckelharpa einen ganz bestimmten nordisch-folkloristisch angehauchten Touch Die brillante Geigenspielerin Annbjørg Lien verleiht dem Album mit Instrumenten wie Hardanger Fiddel und Nyckelharpa einen ganz bestimmten nordisch-folkloristisch angehauchten Touch

So wird das Quiet Winter Night Album erst mal in Stereo und Flac 24/192 kHz angehört und - nachdem die musikalische Beurteilung ja bereits erfolgt ist und absolute Höchstnoten erhielt - folgendes festgestellt:

Das Aufnahmeteam hat hier einen satten, warmen Klang, der aber einen ungeheuren Obertonreichtum mit unerhörter Feinzeichnung aufweist, eingefangen. Die räumliche Stereo-Projektion ist perfekt: Vor den Hörern baut sich eine sehr breite Klangbühne auf, der es auch an Tiefgang nicht mangelt. Insgesamt eine Stereo-Wiedergabe, die ich mir besser nicht vorstellen kann. Wie hier die Trompete mit warmem Schmelz erschallt, die Hardanger Fiddle und die Nyckelharpa leicht kratzbürstig vor sich hin fiddeln, unerhört schöne Stimmen wie aus dem Nichts erscheinen, da kommt wahre Freude auf.

Was ich mir aber doch noch wünschen könnte, wäre ein Mehr an Rauminformation. Die weiträumige Akustik der Kirche kommt bei der zweikanaligen Wiedergabe für mein Empfinden nur andeutungsweise zur Geltung, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass die so charakteristischen Schallrückwürfe von hinten komplett fehlen.

Entschweben in die Welt des Raumklanges

In der Folge wird die Pure Audio Blu-ray Disc in den Blu-ray-Player geschoben, und sogleich werde ich hautnah in die Akustik der Kirche verfrachtet! Der eher kleine Abhörraum mutiert zum Dom.

Das geschieht dermassen überzeugend, dass ich sogar etwas zu frösteln beginne und glaube, der draussen wehende eisige Nordwind drücke durch irgendwelche Ritzen in die nur mässig gut geheizte Kirche hinein.

Nur eine Tatsache nehme ich zunächst etwas störend zur Kenntnis: Man hat mich Mitten ins Ensemble gesetzt und die perkussiven Instrumente erklingen von der Rückseite. Dabei sitze ich im Konzert doch viel lieber etwas weiter hinten.