TESTBERICHT
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Publikationsdatum
2. Februar 2023
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Die Kombination aus Streamer und DA-Wandler liegt auch im High-End-Bereich voll im Trend. Dabei handelt es sich fast schon um eine All-in-One-Lösung für unbeschwertes Musikhören: Im Idealfall benötigt man lediglich noch ein Paar Aktivlautsprecher oder einen Kopfhörer, um das persönliche Wunschkonzert mit minimalem Hardware-Aufwand in die eigenen vier Wände zu bringen.

Der neue, sehr kompakte Streamer/DAC Madison vom Westschweizer Hersteller Wattson befriedigt klanglich höchste Ansprüche und richtet sich einerseits an Nutzer der Musikverwaltung Roon, andererseits an Besitzer eines iPhones oder iPads, die Musik in HiRes ab Qobuz oder Tidal streamen. Internetradio wird ebenfalls in sehr ansprechender Qualität angeboten.

Hinter der relativ jungen Audiomarke Wattson Audio verbirgt sich ein erfahrenes Audio-Ingenieur-Team: «engineered SA» (vormals: ABC PCB) in Yverdon-les-Bains entstand 2005 aus den renommierten Anagram Technologies und bietet seither professionelle Audiolösungen mit Schwerpunkt Digital Audio Processing an. Zum Erbe aus der Anagram-Zeit gehört auch die legendäre Upsampling-Technologie, die von verschiedenen Audio-Herstellern (so etwa von Cambridge Audio) adaptiert wurde. Diese kommt in einer aktualisierten, proprietären Form auch im Madison zum Einsatz und sorgt – unter anderem auch dank dem Einsatz dedizierter Taktgeneratoren – für eine höchst akkurate (sprich: Jitter-freie) Wandlung (fast) aller Digitalformate zurück auf die analoge Ebene.

Der Madison wurde komplett in der Schweiz entwickelt. Die Integration eines DACs und Streamers in ein so kompaktes Gerät zeugt von hoher Ingenieurskunst.Der Madison wurde komplett in der Schweiz entwickelt. Die Integration eines DACs und Streamers in ein so kompaktes Gerät zeugt von hoher Ingenieurskunst.

Fortschrittliche digitale Signalverarbeitung (DSP) ist die eigentliche Spezialität des engineered-SA-Teams. So wurde beim Madison auch noch ein digitales Basskorrektur-Filter (nützlich bei einer wandnahen Aufstellung der Lautsprecher) sowie eine ausgeklügelte, ebenfalls auf der digitalen Ebene funktionierende Lautstärkeregulierung implementiert. Letztere stammt vom französischen Spezialisten LEEDH Processing und soll gänzlich ohne Auflösungsverlust auskommen. Viele DAC-Chips offerieren eine integrierte Volumenregelung. Nicht alle garantieren jedoch die volle Auflösung von 24 Bit auch bei geringer Lautstärke. Der Madison sehr wohl, denn Leedh Processing reklamiert für sich die «erste wirklich verlustfreie Lautstärkekontrolle auf digitaler Ebene».

Der eigentliche DAC arbeitet mit kanalgetrennten Chips vom Typ WM8741 (Hersteller: Wolfson) für den rechten und linken Kanal, die DSD (bis und mit DSD 256) nativ und im «8FS»-Modus auch DXD-Streams mit bis zu 384 kHz verarbeiten können. Sie arbeiten im Doppel-Differenzial-Modus und ermöglichen so die Realisierung vollsymmetrischer Ausgänge, die mit bis zu 4,2 V selbst unempfindliche Aktivboxen/Endstufen zur Höchstleistung antreiben sollten. Zusätzlich offeriert der Madison auch noch einen Kopfhörerausgang (Stereo-Klinke), der mit bis zu bis 2 x 150 mW (an 32 Ohm) eher für empfindliche nieder- bis mittelohmige Kopfhörer gedacht ist.

Kanalgetrennte DA-Wandler im Doppel-Differenzial-Modus ermöglichen die Realisierung vollsymmetrischer Ausgänge. Die asymmetrischen Cinch-Ausgänge sind aber klanglich ebenso gut.Kanalgetrennte DA-Wandler im Doppel-Differenzial-Modus ermöglichen die Realisierung vollsymmetrischer Ausgänge. Die asymmetrischen Cinch-Ausgänge sind aber klanglich ebenso gut.

Der Madison ist komplett in der Schweiz gefertigt und absolut kompromisslos verarbeitet: Das kompakte, apart gestylte Gehäuse ist (ausgenommen die Bodenabeckung) mittels CNC aus einem vollen Aluminium-Block gefräst. Passend zur puristischen Auslegung wurde auf ein integriertes Display verzichtet. Über rote LEDs werden der aktive Eingang sowie die gewählte Lautstärke angezeigt. Via App kann man die Intensität der Leuchtdioden in einem gewissen Umfang reduzieren.

Proprietäres Streaming-Modul

Ein eigentliches Highlight im Madison bildet das integrierte Streaming-Modul aus eigener Entwicklung, in dessen Realisierung Wattson Audio sehr viel Zeit und Know-how investiert hat – zugunsten einer höchst präzisen, da Bit-perfekten und asynchronen Datenübertragung. Der Vorteil einer proprietären Lösung ist natürlich, dass die Integration mit dem nachfolgenden DSP-/DAC-Modul optimal ausgelegt werden kann, und dass man punkto klanglicher Optimierung nicht durch OEM-Lösungen limitiert ist.

Die Wattson Music App ist derzeit nur für iOS-Nutzer erhältlich. Sie gefällt mit übersichtlichem Design und bietet die notwendigen Grundfunktionen für die Konfiguration und den täglichen Musikgenuss an. Eine Android-Version soll demnächst kommen.Die Wattson Music App ist derzeit nur für iOS-Nutzer erhältlich. Sie gefällt mit übersichtlichem Design und bietet die notwendigen Grundfunktionen für die Konfiguration und den täglichen Musikgenuss an. Eine Android-Version soll demnächst kommen.

Der Einsatz als Streamer eröffnet sich für den Madison-Besitzer via Ethernet-Anschluss und «Wattson Music»-iOS-App. Diese ist für das iPhone gedacht, funktioniert aber (im Kompatibilitätsmodus) problemlos auch auf dem iPad. Integriert ist der Zugang zu den Musikprovidern Qobuz und Tidal, ausserdem ist der Internetradio-Dienst «airable» mit dabei. Zudem kann man per UpnP-Protokoll Musik ab einem NAS im Heimnetzwerk streamen.

Die einfach gehaltene, eher rudimentäre App ist zwar nichts für Power-User, offeriert aber den problemlosen, schnellen Zugriff auf die Streaming-Angebote beispielsweise von Qobuz. Man bekommt hier die übliche Neuheiten-Übersicht mit Cover-Darstellung geboten, kann Musik nach Titel, Album oder Interpret suchen und eine Favoritenliste erstellen. Die Samplingrate bzw. -auflösung wird beim Streamen angezeigt, ebenso die Qualität der Webradio-Stationen. Die Lautstärkeregelung funktionierte auf einem iPad problemlos: Die Stufen beim Fingerdruck beim Drücken der «+/-»-Tasten sind ausreichend fein geregelt, sodass man keinen ungebührlichen Pegelsprung befürchten muss. Das Versprechen, die Lautstärke ohne Auflösungsverlust digital zu regulieren, nimmt man den Wattson-Audio-Leuten gerne ab. Auch bei sehr geringer Abhörlautstärke wurde (subjektiv bewertet) ein sehr differenziertes Klangbild geboten. In Verbindung mit dem im Hörtest verwendeten, symmetrisch angesteuerten Endverstärker Audyssey Kismet wurde der Regelumfang aber sowieso gut ausgeschöpft: Meist wurde im Bereich um die 80 % gehört. 

Via Roon sind (fast) alle möglichen HiRes-Digitalformate bis hin zu DSD256 abspielbar. Der Madison ist «Roon ready».Via Roon sind (fast) alle möglichen HiRes-Digitalformate bis hin zu DSD256 abspielbar. Der Madison ist «Roon ready».

Power-User, die grössere Musiksammlungen ihr Eigen nennen, können den Madison als Roon-Endpoint betreiben. In unseren Test funktionierte die Anbindung per Ethernet völlig problemlos. Roon offeriert zwar (neben Internetradio) auch «nur» Qobuz und Tidal, doch als Musikverwaltungssoftware mit schier unbegrenzten Editiermöglichkeiten ist es unübertroffen. Über Roon kann man dann auch HiRes-Musikfiles in Masterqualität über den Madison abspielen. Selbst Aufnahmen in DSD256 werden einwandfrei und ohne Aussetzer abgespielt, währenddem unser Testexemplar bei DXD-Files mit 352,8 KHz Samplingfrequenz einen hörbaren Rauschteppich produzierte und tonal unausgewogen klang. Dieser Mangel soll laut Herstellerangaben jedoch per Firmware-Update inzwischen behoben sein.

Das im Madison integrierte DSP wandelt DSD laut Herstellerangabe vorab in PCM um - wohl die Voraussetzung dafür, dass die im Madison integrierter Bass- und Lautstärkeregelung bei jedem Digitalformat funktioneren können. Nebst dem Einsatz als Streamer fungiert der Madison im Übrigen gerne auch als DA-Wandler für externe Quellen und nimmt via Toslink (optisch, koaxial) Digitalformate mit bis zu 24 Bit/192 kHz entgegen.

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