TESTBERICHT
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Publikationsdatum
15. September 2019
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Der Berliner Direktanbieter Teufel verzichtet meistens auf raumgreifende Technologie-Poesie. Technische Erklärungen chirurgischer Prägung für Laien entfallen. Nicht wie bei Herstellern, die sich dem High-End-Audio verpflichten. Dort fühlt man sich zuweilen wie bei «Grey's Anatomy»: Man wird Zeuge dramatischer Operationen, begleitet von epischen Dialogen der Skalpell-gewandten Chirurgen, so dass man am Ende exakt zu wissen glaubt, weshalb der Patient den Eingriff überlebte und nun tapfer aus dem Spitalbett blinzelt.

Im Vergleich erfahren wir bei Audiogeräten viel von ihrer Technologie, den Bauelementen und ihren renommierten Erzeugern und den umfangreichen Überlegungen, die der Entwicklung des Geräts vorausgingen, wie auch dem heroischen Status ihrer Erbauer.

Bei Teufel erfährt man eigentlich nur, dass der Patient gesund ist und dass die Operation kostengünstig war.

So empfand ich es als belustigend, dass ich beim neuen Teufel Streamer weder im Manual noch im Teufel-Shop Hinweise auf die maximal mögliche Bit- und Sampling-Raten fand und den Hersteller dazu befragen musste. Auf die Antwort komme ich später zurück.

Diese für Teufel in der Marketingkommunikation typische und tendenzielle Technologie-Abgewandtheit hat wohl System: Die Firma will mit ihren zahlreichen Produkten den Spass am Musikhören an ein breites Publikum bringen und dazu sehr kostengünstig und kreativ sein. Das bescheidenen kleine Gerät, dass sich völlig unspannend «Teufel Streamer» nennt, mussten wir deshalb einmal unter die Lupe nehmen. Was ist da dran und was nicht?

Teufel blickt auf eine Erfolgsgeschichte zurück, deren neuste Folge eben geschrieben wird: Der Flagship-Store in Wien platzt aus allen Nähten, die Kunden können nicht mehr effizient bedient werden. In der Mariahilfer Strasse, zentral im 6. Bezirk gelegen, wird der neue Teufel Store im ersten Halbjahr 2020 seine Pforten öffnen. Die neue Location wird über 250 Quadratmeter Fläche und zwei große Vorführkinos bieten. Das hat mit der Schweiz nichts zu tun, aber die Marschrichtung ist vorgezeichnet.

Immerhin ist der neue Teufel Streamer nicht bloss eine kleine schwarze Schachtel: Man erblickt auch eine vielversprechende Bedienungsoberfläche am Gerät auf dessen Oberseite.Immerhin ist der neue Teufel Streamer nicht bloss eine kleine schwarze Schachtel: Man erblickt auch eine vielversprechende Bedienungsoberfläche am Gerät auf dessen Oberseite.

Funktionsumfang

Der Teufel Streamer ist ein universeller WLAN- und Bluetooth-Netzwerkspieler mit Cirrus Logic D/A-Wandler. Er ist prioritär für den Betrieb mit dem laut Hersteller sehr hochwertigen DA-Wandler vorgesehen. Wer einen Digitalausgang für einen DA-Wandler eigener Präferenz oder digitale Aktivlautsprecher braucht, muss mit Toslink, also der optischen Variante von SPDIF, Vorlieb nehmen. Das ist bei audiophilen Musikhörern nicht eben die erste Wahl. Je nach dem verursachen die verbauten Optokoppler dann und wann Jitter, weshalb man Toslink am ehesten für den TV einsetzt. Ein zusätzlicher coaxialer SPDIF oder noch besser ein asynchroner USB-Ausgang wäre aus meiner Sicht vorteilhaft.

Da orte ich ein Platzproblem beim Anschlussfeld, stelle mir aber dann die Frage, warum ein analoger Line-In-Eingang mit 2 RCA-Steckern so wichtig sein soll. Wofür? Plattenspieler? Tonbandgerät? Was auch immer, man schliesst doch eine analoge Musikquelle nicht an einen digitalen Streamer an. Dafür hat man in der Regel genügend Möglichkeiten beim darauf folgenden Verstärker (Ausnahme: Endstufen). Man kann die analoge Quelle dann zwar nicht mit der App wählen, aber ich glaube nicht wirklich, dass dieser Analogeingang häufig verwendet werden wird.

Der Teufel Streamer ist dank kompakter Abmessungen überall leicht und unauffällig installierbar sowie mit der Teufel-Raumfeld-App für WLAN-Multiroom-Streaming von Streamingdiensten, Webradio und eigenen Musik-Speichermedien einzusetzen.

Die praktischen Sensortasten an der Oberseite ermöglichen zudem die schnelle Bedienung am Gerät, auch über Direktwahltasten. Mit diesem einfachen User-Interface ist der Teufel Streamer nicht bloss eine Blackbox. Wer das Smartgerät mal nicht gerade zur Hand hat, findet die wichtigsten Funktionen am Gerät.

Bluetooth ist punkto Standard nicht näher spezifiziert, hat aber in jedem Fall nichts mit Hi-Res gemein. Der Teufel Streamer kann aber von lokalen Speichermedien oder vom Streamingdienst Tidal «Hi-Res» widergeben – und zwar bis 24Bit/96kHz bei den Formaten WAV oder FLAC und ... ohne bei den technischen Daten Erwähnung zu finden, auch DSF (DSD). Die rechnerische Qualität des Datenstroms ist zwar nirgends ablesbar und nach der maximalen Auflösung musste ich mich bei Teufel erkundigen, aber der Teufel Streamer ist damit immerhin audiophiler ausgelegt als erwartet.

Ob es sich beim Verschweigen solcher Angaben um Nachlässigkeit oder Understatement handelt, bleibe dahingestellt. Schliesslich kann man Musik auch geniessen, ohne über Datenraten zu jedem Zeitpunkt informiert zu sein.

Von Links: USB-Anschluss für externe Speicher, Netzwerk, Optischer Digitalausgang (TosLink), Analogeingang (RCA/Cinch), Analogausgang (RCS/Cinch), Taste für Bluetooth-Pairing, Taste für Set-Up-Initialisierung, Reset-Taste für die aufgebogene Büroklammer.Von Links: USB-Anschluss für externe Speicher, Netzwerk, Optischer Digitalausgang (TosLink), Analogeingang (RCA/Cinch), Analogausgang (RCS/Cinch), Taste für Bluetooth-Pairing, Taste für Set-Up-Initialisierung, Reset-Taste für die aufgebogene Büroklammer.

Streamingdienste und Webradio

Spotify hat Priorität, was verständlich ist. Schliesslich dürfte hoher Anteil der Kunden Spotify einsetzen. Daher ist Spotify bereits voll integriert, man braucht sich bloss noch einzuloggen. Der Teufel Streamer kann aber auch Napster, Soundcloud und Tidal. Leider ist Qobuz nicht vorgesehen. Webradio hört man mit TuneIn und natürlich kostenlos ohne Abo. TuneIn ist bewährt.

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