TESTBERICHT
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Soul SL300

Soul SL300Soul SL300

Wer sich über diesen Hörer informieren will, erhält kaum technische Infos, sondern berührende Texte wie: „Music should move you ... make you feel something. If you're getting a proper musical experience, you can feel it in your soul." Solch tiefsinnige und ergreifende Dinge soll der bei den SOUL-Kopfhörern als Aushängeschild benutzte Erfolgs-Rapper Chris 'Ludacris' Bridges zu seinen Jüngern gesagt haben. Und wenn man den schmuckbehangenen Schönling auf der Verpackung des SL 300 sieht, bleibt keine Auge trocken.

Bild auf der Verpackung: Das Zugpferd für die Soul-Kopfhörer ist für einmal nicht Dr.Dre, sondern der Rapper und Schauspieler Chris Bild auf der Verpackung: Das Zugpferd für die Soul-Kopfhörer ist für einmal nicht Dr.Dre, sondern der Rapper und Schauspieler Chris "Ludacris" Bridges.

Muster des Erfolgs

Bei der Vermarktung der SOUL-Produkte wird ganz klar nach dem bekanntem Muster vorgegangen, das bereits Firmen wie beats by dr.dre und Urbanears (Zinken) zu grossen Erfolgen führte.

Die im Jahre 1998 gegründete Firma Signeo USA, LLC, 1025 Greenwood Blvd, Lake Mary, sollte inzwischen über genügend Erfahrung im Bau von Kopfhörern haben, um gute Systeme bauen zu können. Zur Technik dieses Hörers ist, wie schon erwähnt,  leider rein gar nichts zu erfahren ausser belanglosen Sätzen wie „World Class Active Noise Canceling Technology“ und „Advanced Driver and Circuitry Design“. Doch Sätze wie „Whether you’re a producer, a DJ or a music aficionado …the SOUL by Ludacris experience delivers sound that moves your soul.“ schaffen rasch Klarheit, aus welcher Richtung hier der Wind bläst...

Polarisierend

Das Design dieses massigen und grossen Hörer polarisiert: Die einen finden ihn „wunderschön“, „elegant und wertig“, andere bezeichneten ihn als „hochglänzender Bluffer“, „Plastik-Möbel“ und so weiter. Damit der Hochglanz auch immer präsent ist, legt der Hersteller dem Hörer sogar ein Reinigungstuch bei.

Tatsache ist, dass er recht aufwendig gemacht ist. Die Bügelkonstruktion mit den sich jeder Kopfform automatisch anpassenden Muscheln erweckt echte Freude. Leider hat diese luxuriöse Konstruktion den Nachteil, Umgebungsgeräusche recht störend durch zu lassen. Doch davon später.

Sound of the Soul?

Die vom Hersteller angekündigte Klangsensation blieb bei unseren Testhörern mehrheitlich aus. Man empfand den Klang im passiven Betrieb als mager, nicht sehr angenehm und deutlich verfärbt. Gerade in den unteren Mitten wirkt der Hörer zudem verwaschen. Während Instrumente im Hochtonbereich recht sauber klangen, wirkten die tieferen Lagen eines Konzertflügels unklar.

Das merkt der junge Freak mit Vorlieben für elektronische Klänge natürlich weniger. Aber ein echter HiFi-Hörer für Klangpuristen ist das nicht und will er wahrscheinlich auch nicht sein.

Im aktiven Betrieb klingt er, je nach gewählter Eingangsempfindlichkeit, deutlich lauter und hat auch, dank einer Entzerrung, etwas mehr Druck. Gerade im Bass kann er deutlich zulegen und wirkt insgesamt etwas vitaler. Doch auch so erhielt der Hörer von HiFi-Freunden bezüglich seiner Klangqualität nur mässige Noten

Ein Vergleich zu anderen, typischen Kulthörern drängt sich hier geradezu auf. Während der dr.dre Solo HD durch einen massiv aufgeblähten Dröhn-Bass die junge Hörerschaft begeistern will und offenbar auch kann (!), verblüfft der Zinken von Urbanears mit einem stumpfen, brillanzlosen Klangbild. Der SL 300 benimmt sich in diesem „Kult-Feld“ eher „klangneutral“ und schockiert nicht durch brachiale Klangverfärbungen. Im Vergleich zu einem Parrot Zik oder einem Sennheiser MM550-X hat er aber nicht den Hauch einer Chance, in Sachen Klangneutralität und Ausgewogenheit mitzuhalten.

Betreffend Noise Cancelling kann er tieffrequenten Lärm nur mässig effizient unterdrücken. Im mitteltiefen Bereich hat sein Lärmkiller fast keine Wirkung. Deshalb lässt der SL 300 doch recht viel Lärm zum Gehör durch. Insgesamt ist die Wirkung hör- und spürbar, im Vergleich zu einem Bose QC 15 jedoch sehr bescheiden.

Fazit

Der Soul SL300 polarisiert in Sachen Design: Was die einen als das Non Plus Ultra Empfinden, ist für andere ein absoluter Gräuel. Er gehört ganz klar zu den Kult- und nicht zu den typischen HiFi-Hörern und bietet klanglich sehr mässige Qualitäten. Auch betreffend Noise Cancelling erhielt er eher mässige Noten. Doch sein Tragkomfort ist trotz seiner Grösse dank aufwendiger Bügelkonstruktion hoch, wie auch sein Kult-Status...Der Preis liegt mit CHF 349.- erfreulicherweise an der unteren Grenze des Testfeldes.

Summa summarum nichts für Freunde puristischer HiFi-Klänge, sondern für junge Electronic-Kids ...

Lärmkurven Soul SL300. Die Lärmdämmung ist aufgrund der Muschelkonstruktion sehr mässig.Lärmkurven Soul SL300. Die Lärmdämmung ist aufgrund der Muschelkonstruktion sehr mässig.