TESTBERICHT
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Kinoreife Videoleistung

Bewegtbild und Ton: Die Nikon Z 9 mit angeschlossenem Rode-Mikrofon.Bewegtbild und Ton: Die Nikon Z 9 mit angeschlossenem Rode-Mikrofon.

Während Canon zweigleisig fährt und neben der eher fotolastigen Profikamera EOS R3 für Videofilmer eine Kino-Version der EOS R5, die R5 C, anbietet, packt Nikon bei der Z 9 professionelles Foto und Video in dasselbe Gehäuse.

Viele Videoformate und -funktionen wurden von der Nikon Z 7II übernommen und zum Teil erheblich erweitert. So kann man in 8K/UHD (7680 x 4320 Pixel) mit bis zu 30 Bilder pro Sekunde (30p) filmen. 4K/UHD (3840 x 2160 Pixel) geht sogar bis 120p. Bis 4K/UHD 60p ist die Aufnahme auch in Apples ProRes-Format möglich.

Ein Firmware-Update (geplant für Frühjahr 2022) wird die Aufnahme von RAW 8K-Filmen in 60p ermöglichen und ein Oversampling aus 8K für 4K/UHD-Filme mit 60p erlauben.

Die maximale ununterbrochene Aufnahmelänge beschränkt sich bei bisherigen Z-Modellen auf 30 Minuten. Mit der Z 9 darf man nun rund viermal länger am Stück filmen. Erst bei 125 Minuten ist Schluss.

Als Videodateiformat kommt MOV oder MP4 zum Einsatz. Als höchste Qualitätsstufe steht beim Filmen und kamerainterner Aufzeichnung der Codec ProRes 422 HQ 10-bit zur Verfügung. Hier beträgt die Farbunterabtastung 4:2:2 und man darf im Standard Dynamikumfang (SDR) oder Nikons N-Log aufzeichnen.

Im H.265-Codec mit 10-bit Auflösung (4:2:0 Farbabtastung) erlaubt die Z 9 auch Aufnahmen in High Dynamik Range (HDR) mit der HLG-Technologie (Hybrid Log Gamma). Der damit erzielbare höhere Kontrastumfang ist verblüffend und faszinierend anzuschauen. Natürlich muss der Fernseher oder Monitor dafür HLG-kompatibel sein, sonst gibt es die Bilder nur in SDR.

An der Bildqualität der Videoaufnahmen in UHD- und Full-HD-Auflösung gibt es nichts zu meckern. Besonders bei Filmen bis 30p ist das Bild hervorragend, da hier aus der 8K-Sensorauflösung per «Downsampling» heruntergerechnet wird.

Nikons «Active D-Lighting» funktioniert auch beim Filmen und dunkle Sujets werden damit noch mit vielen Details aufgezeichnet. Hier lohnt sich wie beim Fotografieren ein Ausprobieren der verschiedenen «D-Lighting»-Stärken.

Videomenü, Bildgrösse Seite 1, 8K/UHD bis 4K/UHD.
Videomenü, Bildgrösse Seite 1, 8K/UHD bis 4K/UHD.
Videomenü, Bildgrösse Seite 2, 4K/UHD bis Full-HD.
Videomenü, Bildgrösse Seite 2, 4K/UHD bis Full-HD.
Videomenü, Bildgrösse Seite 3, Full-HD.
Videomenü, Bildgrösse Seite 3, Full-HD.
Videomenü, Dateitypen ProRes, H.265, H.264.
Videomenü, Dateitypen ProRes, H.265, H.264.
Videomenü, Farb- und Dynamikumfänge. Verwirrend als «Tonmodus» übersetzt.
Videomenü, Farb- und Dynamikumfänge. Verwirrend als «Tonmodus» übersetzt.
Videomenü, Autofokus-Motiverkennung auch beim Filmen.
Videomenü, Autofokus-Motiverkennung auch beim Filmen.
Individualfunktions-Menü, Autofokus-Feineinstellungen für Video.
Individualfunktions-Menü, Autofokus-Feineinstellungen für Video.

Und Action!

Unter der Taste «DISP» neben dem Sucher befindet sich der Foto/Video-Umschalter, der die Z 9 fürs Filmen bereitmacht. Die Starttaste für die Videoaufzeichnung liegt gleich neben dem Foto-Auslöser. Dieser hat im Videobetrieb standardmässig keine Funktion, kann jedoch als Video-Start/Stopp belegt werden. Dann ist auch eine Fernsteuerung per Funk oder Kabel für Filmaufnahmen möglich.

Die meisten Fotoeinstellungen sind auch beim Filmen aktiv. Sie lassen sich auf Wunsch speziell für Videoaufnahmen anpassen oder mit der Option «Gemäss Fotoeinstellungen» als aktuelle Werte für Fotos übernehmen. Die Videoeinstellungen habe ich meistens über das Menü via «i»-Taste verändert und meine am häufigsten gebrauchten Funktionen in «Mein Menü» abgelegt.

Die Belichtungssteuerung über Blende und Verschluss sind beim Filmen im «P» und «S» Modus eingeschränkt, das heisst automatisiert. Erst im «A»-Modus hat man Kontrolle über die Blende. Der Profi filmt am besten im manuellen Modus. Dort lässt sich neben Blende und Verschlusszeit auch die ISO-Empfindlichkeit regeln und auch ein oberes Limit für die ISO-Automatik setzen.

Dazu kann man den Einstellring eines Nikkor-Z-Objektivs mit einer benutzerdefinierbaren Funktion belegen und so zum Beispiel Blende und Belichtungskorrektur leise und komfortabel ändern.

Der Tonpegel lässt sich manuell in 20 Stufen regeln. Der Frequenzgang kann von «Wide» auf «Menschliche Stimmen» eingeschränkt werden und wirkt auf interne wie externe Mikrofone. Ein Windfilter ist ebenfalls zuschaltbar, beeinflusst jedoch nur die internen Stereomikrofone. Zur Tonkontrolle ist eine Kopfhörerbuchse eingebaut.

Ready for Action: Eine «aufgeriggte» Nikon Z 9 mit externem Monitor/Rekorder und Kompendium.Ready for Action: Eine «aufgeriggte» Nikon Z 9 mit externem Monitor/Rekorder und Kompendium.

Wie beim Fotografieren lässt sich das Autofokus-Verhalten auch beim Filmen dem Sujet anpassen, indem Motiv-Erkennung, AF-Geschwindigkeit und AF-Tracking-Empfindlichkeit individuell eingestellt werden.

Der Autofokus-Verlagerungstest war für die Z 9 bereits mit der Standardeinstellung kein Problem. Die automatischen Übergängen zwischen den Schärfepunkten erfolgten in angenehmer Geschwindigkeit, auch problemlos durch Fensterscheiben hindurch nach draussen.

Die AF-Verlagerungen sind auch per Fingertipp auf den gewünschten Schärfepunkt im Touchscreen möglich. Je nach Motiv vollzieht sich dies mehr oder weniger sanft und gleichmässig, was sich jedoch mit dem Anpassen der AF-Geschwindigkeit beeinflussen lässt.

Entenverfolgung

Das zuverlässige Erkennen und Verfolgen von Motiven hängt wie schon beim Fotografieren von verschiedenen Bedingungen ab. Neben der richtigen Kameraeinstellung spielen auch Wetter, Hintergrund und die Grösse und Beweglichkeit des Objekts eine wichtige Rolle.

Bei der Entenverfolgung im nahegelegenen Stadtweiher zeigte die Nikon Z 9 jedoch eindrücklich, was sie seit der Z 7II dazugelernt hat. Die Ente wurde auch durch Äste und Blätter hindurch zuverlässig «getrackt».

Auch bei der Gefiederwäsche blieb der Autofokus am Auge und Kopf des Tieres «kleben» und schweifte nicht in die Umgebung oder den Hintergrund ab.

In einer Vogelvoliere hatte der Autofokus dann etwas Mühe, dem Geschaukel des Sittichs zügig zu folgen. Tapfer kämpfte er sich jedoch immer wieder in die Schärfe zurück. Hier brächten weitere Versuche mit anderen Fokusfeld-Varianten sicher noch bessere Resultate.

Die Erkennung und Verfolgung einer Zugkomposition lief perfekt ab. Einen «rolling shutter»-Effekt konnte ich nicht feststellen. Die Masten blieben senkrecht im Bild, auch als die Kamera vorbeischwenkte.

Nur im Videomodus gibt es die Option «Subject-Tracking AF», die versucht, ein vorher per Rechteck auf dem Display markiertes Motiv in der Schärfe zu halten. Der Nikon Z 9 gelang dies um einiges besser als der Versuch des Baggerführers, mit seiner Schaufel eine Wandverkleidung herauszubrechen.

Kommt man mit der Autofokus-Automatik der Z 9 nicht mehr weiter, darf natürlich auch beim Filmen manuell fokussiert werden. Als Hilfe lässt sich eine Kantenhervorhebung (Fokus-Peaking) im Sucher oder auf dem Bildschirm anzeigen. Unter den «Individualfunktionen» lassen sich die Stärke und die Farbe der Hervorhebung bestimmen.

Während des Filmens lässt sich zudem auf eine 1:1-Darstellung (100 %) des Bildes einzoomen. Ebenso kann bei Wiedergabe-Pause in das Videobild gezoomt werden.

Eine Warnung gegen überbelichtete Flächen im Bild, im Videojargon «Zebra» genannt, gibt es bei der Z 9 natürlich auch. Dabei können das Muster sowie die Ansprechschwelle der Anzeige ausgewählt werden.

Ethernet, SnapBridge und Fernsteuerung

Für Profis zählen nicht nur Bildqualität und Bedienungskomfort einer Kamera. Sie müssen ihre Aufnahmen in den meisten Fällen möglichst schnell weiterleiten. Dafür ist die Nikon Z 9 bestens gerüstet.

Über ihren eingebauten Ethernet-Anschluss kann sich die Kamera entweder direkt oder über ein vorhandenes Netzwerk mit FTP-Servern verbinden. Dann lassen sich Bilder während der Wiedergabe zum Hochladen auswählen oder können auch bei der Aufnahme automatisch hochgeladen werden.

Sobald das Foto auf der Karte in der Kamera gespeichert wurde, beginnt der Upload. Es muss sich somit zwingend eine Speicherkarte in der Kamera befinden. Videos werden nicht automatisch hochgeladen. Sie müssen manuell bei der Wiedergabe zum Upload ausgewählt werden.

Mit der «SnapBridge»-App können aufgenommene Fotos und Filme ebenfalls sehr einfach via WiFi auf ein Smartgerät wie Handy oder Tablet übertragen und in sozialen Netzwerken geteilt werden. Die App ermöglicht zudem das Herunterladen der neuesten Kamerafirmware sowie die Fernsteuerung von Foto- und Videoaufnahmen.

Mit der kostenlosen Nikon «Webcam Utility» lässt sich die Z 9 als Webcam für Videokonferenzen verwenden. Hierbei wird das Live-Sucherbild der Kamera via USB an das entsprechende Programm weitergegeben.

Gut vernetzt: Die Nikon Z 9 lässt sich über Kabel, WiFi, Bluetooth und USB mit der Aussenwelt verbinden.Gut vernetzt: Die Nikon Z 9 lässt sich über Kabel, WiFi, Bluetooth und USB mit der Aussenwelt verbinden.