TESTBERICHT
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Audeze I-Sine20 – für den Cyborg

Wenn man die Blicke auf sich ziehen will, dann ist man damit gut bedient.Wenn man die Blicke auf sich ziehen will, dann ist man damit gut bedient.

Der Audeze I-Sine20 ist ein Hingucker. Der Benutzer wird quasi zum Cyborg, dem Mischwesen aus lebendigem Organismus und Maschine. Das sieht natürlich nur ein wenig so aus. Das Gehäuse um den Magnetostaten bedarf einer gewissen Grösse, weshalb die Pfropfen im Ohr noch durch einen Haltebügel sekundiert werden.

Von hier aus geht's in die Gehörgänge und der Bügel wird über das Ohr gehängt.Von hier aus geht's in die Gehörgänge und der Bügel wird über das Ohr gehängt.

Audeze komprimiert das bewährte magnetostatische Funktionsprinzip verwegen in eine In-Ear-Bauweise und erzeugt mit einem spannenden Design, einer Mischung von Retro-Lochblech und Futurismus einen "Habenwollen-Effekt". Wenn da nur nicht 649 CHF auf dem Preisschild stünden. Immerhin kennt der gut informierte Kopfhörer-Aficionado High-End-In-Ears, die deutlich teurer sind.

Die damit gehörte Musikdarbietung ist aber nicht von schlechten Eltern und genau das Richtige für den Kenner, der mit den grossen Überohr-Kannen nicht warm werden will. Man geniesst eine räumliche Darstellung, die sich vor allem durch eine wunderbare Ortungsschärfe auszeichnet. Das bringt die Präsenz der Musiker so richtig ins Bewusstsein. Macht sie lebendig. Man kann gut damit leben, dass die räumlichen Dimensionen nicht überaus gross sind, aber gleichmässig, mit einer Tendenz zu einer hohen Klangbühne.

Der Bassbereich ist kraftvoll, kontrolliert und linear und damit eher unauffällig. Bass-Boost für Bass-Fetischisten überlässt man den Equalizern in den Abspielgeräten. Dort gehören Klanganpassungen auch hin. In den Schallwandlern haben sie nichts zu suchen. Punkt. Beim Mitteltonbereich sind keine Auffälligkeiten zu vermelden, also weder Highlights noch Schwächen.

Die Höhen kommen leicht und luftig, geradezu perlend ins Bewusststen. Für einige vielleicht etwas zu präsent, abhängig von Hörpräferenzen und den Klangeigenschaften der Aufnahmen. Die Auflösung des Klanggeschehens ist sehr gut, nicht exzessiv und auch sehr geeignet für Klassik und Choräle.