Musik hören mit Oberon 5

Die Oberon 5 von Dali gehört zu den besten Lautsprechern, die für etwa 1000 Franken in ihrem trauten Heim musizieren können – und es dürfte auch relativ schwierig sein, für 1500 Franken oder vielleicht noch mehr etwas Besseres zu finden. Sie sind eine echte Kampfansage gegen die immer beliebteren One-Box-Lautsprecher mit ihrem künstlichen Raumklang und den üppigen Versprechen ihrer Protagonisten.
Gewiss braucht man dazu auch noch einen Verstärker und eine passable Quelle, so dass man unter 2000 Franken vermutlich nicht ans Ziel kommt. Aber mal ehrlich: Ist das zu viel Geld, um über vermutlich lange Zeit einfach toll Musik hören zu können? Damit meine ich eine überzeugend wirklichkeitsnahe Klangdarbietung vor Ihrer Nase oder die überzeugende Illusion der Anwesenheit von Musikern.
Wie viele andere Hersteller streckt sich Dali an die Decke, um Stereo überzeugend und wirklich zahlbar (wieder) unter die Leute zu bringen. Mit der Oberon 5 und ihren Geschwistern gelingt den Dänen ein überzeugender Steilpass vors Tor.
Klangcharakter
Die Oberon 5 hat einen warmen Charakter, der leicht beschönigend wirkt. Ich sehe das positiv, weil Defizite bei den Aufnahmen weniger stark ins Gewicht fallen. In der Tat hat mich die Oberon 5 bei jeder gehörten Aufnahme und bei jeder Musikstilrichtung insofern überzeugt, als dass sie sich immer von einer guten, bisweilen angenehmen Seite gezeigt hat.
Aufstellung und Klangbühne
Dali verspricht ein breites Abstrahlverhalten. Damit begründet das Unternehmen, dass es nicht erforderlich ist, die Lautsprecher auf den Hörplatz einzuwinkeln. Dem breiten Abstrahlverhalten stimme ich zu: Der Sweet Spot ist relativ breit, und die tonalen Unterschiede im Hochtonbereich sind sehr gering – ob man nun direkt einwinkelt oder ob man die Lautsprecher exakt rechtwinklig zur Frontwand ausrichtet.
Die Definition von Stimmen und Instrumenten verbessert sich allerdings merklich, wenn man die Lautsprecher einwinkelt. Die Ortungsschärfe nimmt zu und die Tiefenstaffelung ebenfalls. Wer auf eine möglichst authentische Klangbühne Wert legt, dem empfehle ich, die Lautsprecher einzuwinkeln. Wer das partout nicht will, dem empfehle ich, die Distanz zwischen den zwei Oberon 5 deutlich kürzer zu machen als die Distanz zum Hörplatz. Das geht allerdings etwas auf Kosten der Panorama-Breite, aber man kann ja nicht alles haben.
Insgesamt ist die erzielbare Klangbühne und die Loslösung der Musik von den Lautsprechern ausgezeichnet und auch wirklich überraschend.
Bass und Dynamik
Die Tiefbasseigenschaften sind verblüffend. Auch die Präzision ist sehr passabel. Elektrobass und akustischer Bass lassen ein wenig Trockenheit vermissen, aber man hört eindeutig, um was für ein Instrument es sich handelt – und das ist keineswegs immer der Fall, schon gar nicht in dieser Preisklasse.
Punkto Dynamik kann ich ebenfalls ein gutes Zeugnis ausstellen, mit der Einschränkung, dass ich mit Dynamik auch Dynamik meine. Die Big-Band-Aufnahme «88 Basie Street» von Count Basie kam sehr gut herüber. Eine wirkliche Big Band, die grandios aufspielt.
Wenn Musik nur noch laut ist und nicht mehr dynamisch (Loudness-Übertreibungen etc.) oder wenn synthetischer Bass dominiert, dann muss man mit der Lautstärke zurück. Ich würde jedenfalls die Jungmannschaft mit Elektro und Hiphop nicht unbegleitet ans Werk gehen lassen ...
Summa Summarum
Die Oberon 5 klingen musikalisch und schön. Wer beim Musikhören noch nie einen Gänsehaut-Effekt erlebte, der bekommt ihn hier zum Spartarif.