TESTBERICHT
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Höreindrücke

Ich habe vorwiegend an meinen Lautsprechern, den Audio Note AN-E SEC, Musik gehört. Wie bereits erwähnt, benötigen diese bei weitem nicht die verfügbare Leistung und Kontrolle. Jedoch decken sie meiner Erfahrung nach allfällige klangliche Eigenheiten in der Wiedergabekette durchaus akribisch auf. Mit diesen Lautsprechern bin ich jedenfalls sehr vertraut – und wer es nicht erlebt hat, würde es kaum für möglich halten, wie akkurat meine Audio-Note-Kette selbst im direkten Vergleich mit meiner Strauss-Elektroakustik-Kette spielten. Alternativ habe ich die klanglichen Fähigkeiten des Exposure noch auf meinen Living Voice Auditorium II erkundet.

Die klanglichen Ausprägungen des Vollverstärkers Exposure 3510 habe ich in erster Linie mit dem integrierten DAC erkundet. Um die Qualität der Vorstufe zu erkunden, habe ich verschiedene DACs aus meinem Fundus verglichen. Die Vorstufe ist äusserst transparent und lässt die oftmals eher subtilen Unterschiede zwischen diesen Quellgeräten sehr gut ausmachen. Der integrierte DAC gefiel mir auf Anhieb so gut, dass seine externen und teilweise viel teureren Rivalen für sämtliche der folgenden Höreindrücke ausgeschaltet blieben.

Im ersten Moment fiel mir vor allem auf, dass ich den Bass nicht nur als sauber konturiert, sondern auch als flüssig und gut integriert empfand. Die Detailzeichnung im Hochtonbereich zeigte sich für mich in ähnlicher Weise, was mich zum Schluss kommen liess, dass der Exposure ein gutes Gespür für diese wichtige Balance hat.

Mit «einfacher» Kost und dem Titel «The Feels» aus dem Album «Ends & Begins» von Labrinth beginne ich mich konzentriert hineinzuhören. Die sphärischen Klänge zu Beginn des Tracks kommen involvierend und umhüllend daher. Die Tiefton-Läufe werden mit viel Druck und Spannung präsentiert. Unangestrengt, seidig und klar sowie mit einnehmendem Fluss schweifen die Klänge des Stücks im Raum umher.

Schlicht anmutend und klanglich überzeugend.Schlicht anmutend und klanglich überzeugend.

Deutlich anspruchsvoller geht es mit dem Stück «Summertimes» aus dem Album «True Ballads» des Archie Shepp Quartets weiter. Tonal ausgewogen sowie mit Feinsinn und wohldosiertem Biss gelingt eine durchaus authentische Darstellung. Die Beckenarbeit und die Anblasgeräusche werden natürlich wiedergegeben. Auch wenn die Unmittelbarkeit für mein Empfinden nicht ganz an die eines guten «Non-oversampling-Wandlers» herankommt. Gemessen an den unzähligen DACs, die ich besass, würde ich die Natürlichkeit des 3510 klar zu den Besseren zählen.

Als Nächstes wähle ich aus meinen Qobuz-Favoriten die Klavierkonzerte Nummer 18 und 19 (Köchelverzeichnis 456/459) von W. A. Mozart, gespielt von Mitsuko Uchida in Begleitung des Cleveland Orchestra aus. Perlend ertönen die Klavierklänge, kräftig mutet es an, wenn Mitsuko Uchida in die unteren Register greift. Frisch kommen die Einsätze des Orchesters daher und durch die angenehm flüssige Spielweise höre ich das Album unbemerkt mehr als einmal durch, bis ich mich davon losreisse und das nächste Album abspiele: nämlich das Klavierkonzert No. 9 und 21 (K. 271/467), das ich gleich bis zum Ende höre.

Vom Lied «Imagine» von John Lennon gibt es unzählige Interpretationen. Die Version von Harrison Kennedy, Jean-Jacques Milteau und Vincent Ségal aus dem Album «CrossBorder Blues» gefällt mir besonders gut. Die Mundharmonika spielt für mich dabei eine wichtige Rolle. Diese wird vibrierend und mit Verve wiedergegeben. Gefühlsmässig eher einen Ticken auf der sehnigen als auf der schwelgerischen, fleischigen Seite.

Klanglich macht für mich der 3510 seine Harmonie, gepaart mit seiner Klarheit und Spielfreude aus. Kontrolle, Fluss, Feinsinn und Attacke – alles ist in ausgewogenem Masse vorhanden und nichts davon ist dominant. Die räumliche Darstellung gelingt in Tiefe und Breite glaubwürdig, die Separierung von Instrumenten wirkt authentisch und die Präsentation ist weder zu aufdringlich, noch distanziert.

Tonal zeigt er sich sehr ausgewogen und langzeittauglich. Im Bass wird ordentlich Druck und Kontur geboten, ohne dabei mit übertrieben dicken Muskeln oder etwa mit unästhetischen, stahlharten Sehnen und Adern angeben zu wollen. In den Höhen spielt er klar und aufgelöst, neigt aber nicht zum peniblen Sezieren. Insgesamt klingt die Musik über den 3510 ausgewogen und schlüssig, aber dennoch durchaus einnehmend.

Fazit

Der Vollverstärker Exposure 3510 in Platin.Der Vollverstärker Exposure 3510 in Platin.

Bodenständig und unaufgeregt – so mutet der Vollverstärker Exposure 3510 an. Optisch wie auch klanglich, wobei eine Spielfreude hinzukommt, die man aufgrund seines Äusseren nicht unbedingt erwarten würde. Wenn auch äusserlich konservativ, ist klanglich und konzeptionell wenig Altbackenes an diesem Verstärker.

Der 3510 spielt mit einer hohen Transparenz, vernachlässigt dabei nicht den Spielfluss und liefert insgesamt eine bemerkenswert ausgewogene Vorstellung. Die Ausstattung erfüllt einige Wünsche und die Bedienung fällt intuitiv aus. Dass nur eines der drei optionalen Module (DAC, Phono MC oder Phono MM) verbaut werden kann, ist ein kleiner Wermutstropfen. Dass der Vollverstärker 3510 auch von anderen gängigen Geräte-Fernbedienungen Befehle annimmt, ist suboptimal. Der Exposure bietet dem anspruchsvollen Musikhörer einen hohen Gegenwert und wirkt insgesamt entschleunigend. Beständigkeit, hoher Transparenz und überzeugenden Qualitäten sei Dank!

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STECKBRIEF
Modell:
3510 Integrated
Profil:
Traditioneller Vollverstärker mit zeitgemässen optionalen Features. Klanglich keineswegs verstaubt, sondern sehr transparent und stimmig aufspielend.
Pro:
- Klanglich transparent, mit hervorragender Integrität
- Kopfhörerverstärker integriert
- zeitgemässe Optionen zum angemessenen Preis
- optisch dezent und wertig verarbeitet
Contra:
- DAC/Phono kosten extra
- nur entweder DAC oder Phono MC oder Phono MM integrierbar
- Konflikt mit Fernbedienung anderer Geräte
- Störgeräusch beim Umschalten der DAC-Samplerate
- Lautsprecheranschlüsse nur für 4-mm-Bananenstecker
Preis:
2,790.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2021
Vertrieb:
Masse:
440 x 300 x 115 mm
Gewicht:
12 kg
Farbe:
Schwarz, Silber
Airplay:
Nein
Bluetooth:
Nein
Chromcast:
Nein
Roon Ready:
Nein
Spotify Connect:
Nein
Symmetrischer Eingang:
Nein
WiFi:
Nein
Analog Input:
AUX, TUNER, CD, AV
Analog Output:
2 x Pre-Out
DA-Wandler:
optional
Digital Input:
optional USB/Coax
Frequenzgang:
20–20'000Hz (+-0.5 dB) ± 3dB
Maximale Leistung:
2 x 200 W Watt
Verstärkerleistung 8 Ohm:
2 x 110 W Watt