TESTBERICHT
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Mehr Leistung für Filmer

HLG und 60p: Die Nikon Z6 II kann neu in Hybrid Log Gamma und bald auch mit 4K/UHD 60p filmen. Dank Mikrofon- und Kopfhöreranschluss ist sie auch für professionelle Videoproduktionen gerüstet.HLG und 60p: Die Nikon Z6 II kann neu in Hybrid Log Gamma und bald auch mit 4K/UHD 60p filmen. Dank Mikrofon- und Kopfhöreranschluss ist sie auch für professionelle Videoproduktionen gerüstet.

In der Videoabteilung der Nikon Z 6II gibt es die meisten Neuerungen bzw. wird es sie geben. Denn die Möglichkeit, 4K/UHD-Video neben 30 auch mit 60 Vollbildern pro Sekunde (60p) intern aufzunehmen, ist erst nach einem Firmwareupdate im Februar 2021 möglich. Und der ist kostenpflichtig. Die Nikon Z 7II hat diese Funktion bereits bei Verkaufsstart serienmässig an Bord.

So filmt die Nikon Z 6II wie ihre Vorgängerin zurzeit bei 4K/UHD (3840 x 2160 Pixel) mit bis zu 30p und bei Full-HD-Video (1920 x 1080 Pixel) mit bis zu 120p. Der verbesserte Autofokus unterstützt nun auch bei Videoaufnahmen die Augen- und Tiererkennung und sorgt für eine präzisere Fokussierung der Motive. Bei Tieren erwähnt die Anleitung wieder nur «cat or dog».

Die Z 6II beherrscht wie schon der Vorgänger das Filmen mit N-Log in 8 und 10 Bit für Aufnahmen, die später noch farbkorrigiert werden. Neu hinzugekommen ist die Aufnahme im Video-HDR-Format «Hybrid Log Gamma» (HLG). Bei diesem Industriestandard-Profil wird der maximale Dynamikumfang des Bildsensors aufgezeichnet. Die Aufnahmen können ohne weitere Nachbearbeitung auf HLG-kompatiblen Geräten wie Fernseher, Monitore oder Beamer mit grossem Kontrastumfang (High Dynamic Range) wiedergegeben werden. Beide Aufzeichnungsarten sind nur über die 10-Bit-HDMI-Ausgabe auf einen externen Recorder, der das «Atomos Open Protocol» beherrscht, möglich.

Wer noch mehr Bildqualität benötigt, greift auf die externe Aufzeichnung von 12-Bit-RAW-Daten zurück. Dies ist jedoch nur über den Recorder Atomos Ninja V möglich und muss wie schon bei der Z 6 und Z 7 über den Nikon-Kundendienst kostenpflichtig freigeschaltet werden. Nikon begründet dies damit, dass der private Nutzer diese Möglichkeit kaum in Anspruch nimmt.

Die maximale ununterbrochene Aufnahmelänge bei 4K/UHD und Full-HD ist nach wie vor auf 30 Minuten begrenzt. Als Dateiformat kann MOV oder MP4 gewählt werden. Die Videokomprimierung erfolgt in H.264/MPEG-4 AVC.

High Dynamic Range: Neu darf mit der Nikon Z 6II in «Hybrid Log Gamma» (HLG) gefilmt werden.High Dynamic Range: Neu darf mit der Nikon Z 6II in «Hybrid Log Gamma» (HLG) gefilmt werden.

Und Action!

Am Funktionswählrad der Nikon Z 6II gibt es keine Video- oder Movie-Position. Für Filmaufnahmen dreht man den separaten Foto/Video-Wähler rechts vom Sucher in die Video-Position. Der rote Videoaufnahmeknopf befindet sich gleich neben dem Fotoauslöser. Mit diesem können auch während des Filmens einzelne Fotos aufgenommen werden.

Für spontane Videoclips filmt man am einfachsten in der Vollautomatik. Mehr Kontrolle hat man im manuellen Modus, wo sich während des Filmens Verschlusszeit und Blende anpassen lassen. Der Einstellring des Nikkor-Z-Objektivs ist mit einer benutzerdefinierbaren Funktion belegbar und kann zum Beispiel Blende und Belichtungskorrektur leise und komfortabel ändern.

Der Tonpegel lässt sich manuell in 20 Stufen regeln. Der Frequenzgang kann von «wide» auf «Menschliche Stimmen» eingeschränkt werden. Ein Windfilter ist ebenfalls hinzuschaltbar.

Für Youtuber und Vlogger sind zwar Mikrofon- und Kopfhörerbuchsen vorhanden. Der weder zur Seite noch nach vorne drehbare Touchscreen schränkt diese Zielgruppe jedoch empfindlich ein. Hier hat die Firma Nikon meiner Meinung nach ihre grosse Chance verpasst, indem sie der Z 6II keinen ausschwenkbaren Bildschirm spendierte und damit die gesamte Social-Media-Generation aussen vor lässt.

Eingeschränkt: Der Touchscreen der Nikon Z 6II lässt sich nur auf- und abklappen, jedoch nicht zur Seite ausschwenken und nach vorne drehen.Eingeschränkt: Der Touchscreen der Nikon Z 6II lässt sich nur auf- und abklappen, jedoch nicht zur Seite ausschwenken und nach vorne drehen.

Wie beim Fotografieren lässt sich die Schärfe beim Filmen per Fingertipp auf das Touchdisplay verlagern und das Fokus-Peaking beim manuellen Fokussieren als Hilfe einschalten. Einen wichtigen Unterschied gibt es dennoch. Während im Foto-Modus der Autofokus regelrecht in die Schärfe springt, kommt er beim Filmen angenehm langsam auf den Punkt. Die Geschwindigkeit lässt sich dem Sujet entsprechend anpassen, ebenso die AF-Verfolgungsempfindlichkeit.

Filmaufnahme; Hauptmenü
Filmaufnahme; Hauptmenü
Filmaufnahme; Bildgrössen und Bildraten Seite 1
Filmaufnahme; Bildgrössen und Bildraten Seite 1
Filmaufnahme; Bildgrössen und Bildraten Seite 2
Filmaufnahme; Bildgrössen und Bildraten Seite 2
Filmaufnahme; Fokusmodi
Filmaufnahme; Fokusmodi
Filmaufnahme; Mikrofoneinstellungen
Filmaufnahme; Mikrofoneinstellungen
Einstellungsmenü; Videoseite
Einstellungsmenü; Videoseite
Einstellungsmenü Video; AF-Geschwindigkeit
Einstellungsmenü Video; AF-Geschwindigkeit
Einstellungsmenü Video; AF-Tracking-Empfindlichkeit
Einstellungsmenü Video; AF-Tracking-Empfindlichkeit

Nur im Movie-Modus lässt sich der «Permanente Autofokus» einschalten. Die meisten übrigen Foto-Einstellungen sowie «Picture-Control» oder «Active D-Lighting» funktionieren auch nach Umschalten in den Videomodus.

Den Autofokus-Verlagerungstest schaffte die Nikon Z 6II ohne grössere Probleme. Die Schärfeverlagerungen erfolgten in angenehmer Geschwindigkeit, nachdem ich die Default-Werte von 0 auf +3 bei der Geschwindigkeit und von 4 auf 2 bei der Tracking-Empfindlichkeit anpasste. Vorher war mir beim Ausprobieren der Werte mal die Geschwindigkeit zu schnell oder der Übergang auf das neue Motiv liess so lange auf sich warten, dass dabei der Kaffee kalt wurde.

Ab und zu war beim Testen ein Fokuspumpen der Z 6II auszumachen. Ich schreibe dies mal dem «Sample-Status» des Testgerätes zu und hoffe, die Seriengeräte sind davon gefeit.

Wird für die Fokussierung die «Automatische Messfeldsteuerung» gewählt, kann man die Nikon Z 6 II ein Motiv verfolgen lassen, indem man wie im Fotomodus die AF-ON- oder OK-Taste drückt. Die Kamera versucht nun, die Schärfe auf dem Motiv zu halten und bei Bewegungen nachzuführen.

Wie schon im Fotomodus arbeitet die AF-Motivverfolgung am besten bei genügend grossen, gut beleuchteten und kontrastreichen Objekten. Die Grösse des Verfolgungsfelds passt sich den Bewegungen des Motivs dauernd an, springt jedoch auch mal unmotiviert auf andere Objekte über, die in die Nähe kommen oder verliert das Motiv ganz.

So folgte das AF-Feld im Test zuverlässig der grauen Ente, liess sich nicht von den in die Nähe kommenden Artgenossen ablenken und wurde erst durch Zweige und Blätter, die länger im Bild verharrten, «enttrackt».

Wählt man das Einzelfeld bei der AF-Messfeldsteuerung, können auch kleinere Motive manuell verfolgt werden. Die beiden Parameter AF-Geschwindigkeit und AF-Tracking-Empfindlichkeit bestimmen auch hier, wie schnell auf andere Motive im Bild scharfgestellt wird. Im Beispiel wurde recht angenehm zwischen den Blättern und den Enten hin- und herfokussiert.

Im Videotest erkannte die Nikon Z 6II zwar viele Tiergesichter, mit der Augenerkennung haperte es jedoch meistens. Im Beispiel wurde das Gesicht der Gans erkannt und die Schärfe bei Bewegungen schön nachgeführt und auch wieder subtil «eingefangen», wenn sich das Federvieh mal kurz aus dem Staub machte, bzw. abtauchte.

Bilder mit hoher Dynamik

Noch rechtzeitig zum Test kam ein Atomos-Recorder, mit dem ich gleich die HLG-Aufzeichnung ausprobierte. Dazu sollte im Einstellmenü C3 zuerst die Stromsparschaltung auf «unbegrenzt» gesetzt werden, da sich sonst mit dem Abschalten des Kameradisplays auch das HDMI-Signal verabschiedet.

Danach muss man in den fortgeschrittenen HDMI-Einstellungen die Datentiefe auf 10-Bit und die Ausgabeoption auf HDR(HLG) stellen und noch die externe Aufnahmesteuerung einschalten. Nun geht der externe Recorder auf Aufnahme, sobald ich an der Z 6II die Videoaufnahmetaste drücke. Die gleichzeitige Aufzeichnung auf eine Speicherkarte in der Kamera ist nicht möglich.

Die Wiedergabe der HLG-Aufahmen ab Atomos-Recorder klappte ebenfalls bestens. Der Philips OLED-Fernseher erkannte das HLG-Signal, schaltete auf HDR-Wiedergabe (High Dynamik Range) um und verblüffte mich mit faszinierenden Videobildern in vollem Dynamikumfang.

High-End-Video: Mit einem externen Recorder lassen sich aus der Nikon Z 6II über den HDMI-Anschluss sowohl N-Log-, HLG- wie auch RAW-Bilder aufzeichnen.High-End-Video: Mit einem externen Recorder lassen sich aus der Nikon Z 6II über den HDMI-Anschluss sowohl N-Log-, HLG- wie auch RAW-Bilder aufzeichnen.

Elektronisch stabilisieren und schneiden

Neben dem Kamera- und Objektiv-Bildstabilisator lässt sich im Video-Modus zusätzlich ein elektronischer Stabilisator, den Digital-VR, aktivieren. Er verringert jedoch den Bildwinkel und verlängert dadurch scheinbar die Brennweite etwas. Diesen Stabilisator sollte man am besten nicht einschalten, die Bildberuhigung ist durch die beiden anderen meistens mehr als genügend. Und wenn doch, sollte man am Ende einer Aufnahme noch etwas warten, bis die Elektronik «ausgependelt» hat.

Wer seine filmischen Meisterwerke gleich ab Kamera vorführen möchte, für den hält die Nikon Z 6II sogar ein rudimentäres Schnittprogramm in der Kamera bereit. Als Verbesserung gegenüber dem Vorgänger lässt sich der Trimmbereich für die Videobearbeitung nun durch Eingangs- und Ausgangsmarker einstellen.

Trimm dich: Das rudimentäre Schnittprogramm in der Nikon Z 6II kann Szenen nun durch Ein- und Ausgangsmarker trimmen.Trimm dich: Das rudimentäre Schnittprogramm in der Nikon Z 6II kann Szenen nun durch Ein- und Ausgangsmarker trimmen.
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