TESTBERICHT
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Handhabung wie eine "Grosse"

Ringe, Knöpfe, Schalter, Drehregler: Die vielen Bedienungselemente direkt am Gehäuse wissen nicht nur Profis zu schätzen.Ringe, Knöpfe, Schalter, Drehregler: Die vielen Bedienungselemente direkt am Gehäuse wissen nicht nur Profis zu schätzen.

Der "intelligente Automatikmodus" mit Motiverkennung (scherzhaft auch "Eselmodus", iA, genannt) der HC-X1000 sucht man beim HC-X1 vergeblich, ebenso der "intelligente Automatik-Plusmodus". Dennoch gibt es eine "Auto"-Taste, die für sorgenfreies Filmen eingeschaltet werden kann. Hilfreich immer dann, wenn es etwas hektisch zugeht und keine Zeit mehr bleibt für manuelle Einstellungen.

Die übrigen Bedienungselemente wurden grösstenteils von der X1000 übernommen. Diese liess sich schon sehr gut bedienen durch die Kombination von Touchscreen-Menüs, für "echte" Profis eher ungewohnt, und viele Tasten direkt am Gerät. Neun davon lassen sich mit eigenen, häufig benutzten Befehlen belegen. Hinzu kommen noch vier frei belegbare Symboltasten auf dem Bildschirm.

Wer möchte, kann seine Kamera damit komplett personalisieren. Doch auch die bereits vorbelegten Funktionen bieten alles zum sofortigen Losfilmen. Zusätzlich lassen sich sechs Szenen-Modi abspeichern, die mit verschiedenen Bildprofilen belegt sind. Diese wiederum sind vom Benutzer anpassbar und bieten eine grosse Spielwiese zum Ausprobieren der unterschiedlichsten Bildcharakteristiken.

Ein grosses Lob verdient Panasonic mit der Behebung des am HC-X1000 bemängelten Verhaltens der Umschaltung in den Auto-Modus. Dabei wurden jeweils alle manuellen Einstellungen zurückgesetzt. Beim HC-X1 lässt sich nun über ein weiteres Menü genau bestimmen, welche Funktionen weiterhin manuell bleiben sollen, auch wenn die Auto-Taste gedrückt wird.

Schelte hingegen kriegt die Firma, weil sämtliche Drahtlos-Funktionen der X1000 bei der X1 fehlen. So gibt es kein NFC und die WiFi-Funktion muss mittels USB-Stick nachgekauft werden. Und auch dann ist die Fernbedienung nur via Apple iPad und der AG-ROP-App möglich. Android bleibt vorläufig aussen vor. Ja, nicht einmal eine Fernbedienung liegt der neuen Kamera bei.

Zoomen und Scharfstellen leicht gemacht

Genug gelästert, zurück zur Bedienung in der Praxis. Mit der grossen Zoomwippe am seitlichen Handgriff lässt sich die Brennweite sanft und in verschiedenen Geschwindigkeiten durchlaufen. Eine zweite Zoomtaste am oberen Haltegriff kann auf eine fixe Geschwindigkeit programmiert werden. Mit dem mittleren Ring am Objektiv ist auch manuelles Zoomen möglich.

Bei 4K/UHD-Aufnahmen ist eine schnelle und genaue Scharfstellung sehr wichtig, da die höhere Auflösung auch jede Unschärfe im Bild gnadenlos entlarvt. Achten Sie mal bei Interview-Beiträgen in Nachrichtensendungen auf die Schärfenebene. Was da manchmal auch von Profis geliefert wird, ist nur noch zum Davonlaufen. Da kann man jeden Buchtitel im Gestell hinter dem Interviewten erkennen, sein Gesicht selbst "wabert" zwischen scharf und unscharf hin und her.

Damit dies mit dem HC-X1 nicht passiert, gibt es viel Unterstützung beim Scharfstellen. So arbeitet der Autofokus der Kamera in der Standardeinstellung schon mal erstaunlich schnell und präzise. Seine Funktion lässt sich durch Bestimmung von Verfolgungsgeschwindigkeit, AF-Empfindlichkeit und -Objektgrösse noch ganz nach Belieben einstellen. Beispielsweise so, dass die Schärfe auf dem Motiv bleibt, auch wenn zufällig ein anderes Objekt ins Bild kommt.

Wer manuell scharfstellt, darf gleich mehrere Hilfen in Anspruch nehmen. Es können die Konturen des Bildes auf dem LCD-Monitor und dem Sucher hervorgehoben, ein Kanten-Peeking in unterschiedlichen Farben hinzugeschaltet und der Bildausschnitt bis zu 10-fach vergrössert dargestellt werden.

Aber es gibt noch weitere Fokussier-Hilfen. Ein Drücken von "Push AF" aktiviert den Autofokus temporär und eine "Bereichsfunktion" ermöglicht die Scharfstellung durch Berühren des Motivs auf dem Bildschirm. Schliesslich lässt sich noch eine Fokusverlagerung mit bis zu drei Positionen programmieren, die dann automatisch abgefahren wird.

Und wer ganz profihaft nach alter Schule fokussieren möchte, stellt den Sucher auf Schwarz/Weiss ein. Damit sind die Konturen nochmals einfacher zu finden.

Mit der Iris-Taste wählt man zwischen automatischer oder manueller Blendensteuerung. Der Blendenring erlaubt eine sanfte Regelung des Lichteinfalls, ohne grobe Helligkeitssprünge dazwischen. Die Kamera schlägt bei zu viel Licht einen entsprechenden ND-Filter vor. Mit diesen eingebauten optischen Filtern lässt sich die Lichtmenge auf 1/4, 1/16 oder 1/64 reduzieren.

Bei zu wenig Licht hilft die Verstärkungs- oder Gain-Funktion. Das Bildsignal wird elektronisch verstärkt und damit das Bild aufgehellt. Es sind manuell Werte von 3 bis 24 dB einstellbar. Zusätzlich gibt es ein "Super-Gain" mit 30 oder 36 dB Verstärkung. Da mit jedem Verstärkungswert auch die Bildstörungen, besonders das Bildrauschen oder -grieseln zunehmen, sollte die Gain-Funktion entsprechend zurückhaltend eingesetzt werden. Dazu lässt sich im Kamera-Setup ein maximaler Verstärkungswert für das automatische Gain bestimmen.

Im manuellen Betrieb werden die Einstellungen mit Hilfe des Jog-Dials gewählt und angepasst. Diese Drehrolle ist multifunktionell. Habe ich als Beispiel den Gain-Wert damit geregelt und drücke die Rolle nochmals, werden beim Weiterdrehen alternierend die anderen, auch noch auf manuell gestellten Funktionen angezeigt und können mit einem weiteren Rollendruck ausgewählt und verändert werden.

Drückt man stattdessen direkt die Belichtungs-, Weissabgleichs- oder Gain-Taste, wird die Einstellung wieder automatisiert, sofern man sie vorher nicht gesperrt hat. Diese Mehrfachfunktion der Rolle ist verwirrend, und trotz Einblendung der Werte am Bildschirm wird man sich zu Beginn öfters daran "verdrehen". Besonders bei Funktionen, die das mehrmalige Drücken und Drehen erfordern. Wie etwa das Setzen eines individuellen Weissabgleichs oder der variablen Verschlusszeit (Synchro Scan).

Damit die Aufnahmen auch richtig belichtet und im Lot daherkommen, stehen zwei Zebra-Muster, ein Marker mit Luminanz-Pegelanzeige in Prozenten, Waveform- und Vektormonitor sowie Wasserwaage zur Bildkontrolle bereit.

Mit der Pre-Rec-Einstellung verpasst man keine wichtige Szene. Dabei wird das Videobild 3 bis 4 Sekunden vor dem eigentlichen Drücken der Aufnahme-Taste in einer Endlosschleife gespeichert und bei Aufnahme-Start zuvorderst eingefügt.