TESTBERICHT
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Sehr hohe Klangkultur

Für den anstehenden Hörtest des Model 40n galt es zunächst die passenden Lautsprecher zu finden. Die Standboxen A7 vom britischen Hersteller Spendor erwiesen zwar als sehr kultivierte, aber dennoch nicht ideale Partner. Der Japaner und die Briten wollten sich in gegenseitiger Charme-Offensive übertrumpfen und zeigten im Verbund sehr viel Feinsinn, Gespür für Zwischentöne und authentische Klangfarben, gleichzeitig aber auch Angst vor härteren musikalischen Gangarten. «Schmutzige» Gitarrenriffs oder hämmernde Schlagzeugattacken waren eindeutig nicht ihr Ding.

Die Standboxen 702 Signature von Bowers & Wilkins fühlten sich im Zusammenspiel mit dem Model 40n sichtlich wohl. Daneben standen der PM7000n sowie Model 30 und der SACD 30n zum Hörvergleich zur Verfügung.Die Standboxen 702 Signature von Bowers & Wilkins fühlten sich im Zusammenspiel mit dem Model 40n sichtlich wohl. Daneben standen der PM7000n sowie Model 30 und der SACD 30n zum Hörvergleich zur Verfügung.

Perfekt passende Spielpartner fanden sich jedoch in einem Paar 702 Signature von Bowers & Wilkins. Deren brillante und vitale Gangart motivierte den Marantz dazu, mehr aus sich herauszugehen und Musik mit gebührendem Nachdruck und sehr guter Dynamik adäquat in Szene zu setzen.

Der integrierte DAC überzeugt beim Streamen von HiRes-Musiktiteln ab USB-Stick mit wunderbarer Feinzeichnung und hoher Detailtreue. Auch im Zusammenspiel mit den 702 Signature fiel die besonders charmante Gangart dieses Verstärkers auf. Sie äusserte sich über die Standlautsprecher in betörend schöner Mittenwiedergabe und authentischen, vollmundigen Klangfarben.

Die Wiedergabe von Streichern – seit jeher ein Stolperstein für jedes Audiosystem – erwies sich als wunderbar stimmig, ohne übertriebene Weichzeichnung. Auch weniger bekannte barocke Meisterwerke wie etwa die Händel-Oper «Caio Fabbricio» (in bestechender Neuaufnahme durch Signum Classics) werden zum Hörgenuss, weil Spielfreude und Wohlklang eine nachhaltige Verbindung eingehen.

Barocke Oper als Hochgenuss: Die Händel-Oper «Caio Fabbricio» mit dem Ensemble London Early Opera.Barocke Oper als Hochgenuss: Die Händel-Oper «Caio Fabbricio» mit dem Ensemble London Early Opera.

Eine zupackende Gangart erfordert das Album «El Chan» mit dem «Concerto for Two Pianos». Hier zeigte der Marantz, dass er den nötigen Biss aufbringt, um moderne Klassik live-gerecht zu inszenieren. Er besitzt die notwendigen Leistungsreserven, um Lauthören ohne dynamische Engpässe und ohne jeglichen Anflug klanglicher Härte zu ermöglichen. Toll: Selbst sehr laut gehörte Fortissimo-Passagen erklingen unangestrengt vital.

Die räumliche Transparenz der Kombi, bestehend aus dem Marantz Model 40n und den Bower & Wilkins 702 Signature, lässt nicht zu wünschen übrig und gehört zum Besten, was die Preisklasse hergibt. Auffällig ist die wunderbar weite Raumausleuchtung kombiniert mit einer sympathischen Nahzeichnung von Solisten. Der Marantz beweist, dass eine dreidimensional-plastische Abbildung auch ohne übertriebene Ortungsschärfe funktioniert.

Moderne Klassik, spannend interpretiert: El Chan mit den Schwestern 
Katia und Marielle Labèque.Moderne Klassik, spannend interpretiert: El Chan mit den Schwestern Katia und Marielle Labèque.

Interessant war der Vergleich mit dem ähnlich konzipierten PM7000n. Dieser hatte im Hörtest (nachzulesen hier) mit seiner betont zupackenden, vitalen Gangart mächtig Eindruck hinterlassen. Allerdings wurde damals auch konstatiert, dass er «mit analytischen Lautsprechern stellenweise etwas zu prägnant tönen» kann.

Im Verbund mit den 702 Signature von Bowers & Wilkins legte der PM7000n wie die Feuerwehr los und agierte auf Anhieb brillanter und somit scheinbar vitaler als Model 40n. Das war schon toll, was für eine Spielfreude und welchen Drive dieser preisgünstige Streaming-Vollverstärker etwa bei gut aufgenommener Popmusik an den Tag legte.

Im direkten Vergleich des Model 40n mit dem PM7000n (rechts) wird der Einstieg in eine neue Design-Ära bei Marantz besonders deutlich.Im direkten Vergleich des Model 40n mit dem PM7000n (rechts) wird der Einstieg in eine neue Design-Ära bei Marantz besonders deutlich.

Schnell wurde im Vergleich zu Model 40n dann aber auch klar, dass Letzterer punkto Klangkultur, musikalischer Ansprache und Feinzeichnung in einer ganz anderen Liga spielte. Je länger man damit Musik über die 702 Signature hörte, umso klarer setzte er sich bei allen Musikarten vom preisgünstigen Bruder ab. Sogar bei harter Rockmusik hatte er letztlich die Nase vorn, einfach, weil er dynamisch beim Lauthören gelassener agierte. Insgesamt ist die ziemlich unterschiedliche tonale Abstimmung dieser zwei Vollverstärker aus gleichem Hause doch erstaunlich. Sowohl für den PM7000n wie für das neue Model 40n gilt jedoch, dass sie in Kombination mit dem passenden Lautsprecher ein klangliches Niveau deutlich über ihrer Preisklasse erreichen.

Fazit

Mit seiner Funktionsvielfalt, der innen und aussen tollen Verarbeitung und der insgesamt sehr hohen Klangkultur gefällt der Marantz Model 40n in jeder Hinsicht. Die ausgesprochen audiophile Klangabstimmung verspricht auch auf lange Sicht hohe Hörakzeptanz. Wer einen klassischen Vollverstärker mit tollem Phono-Eingang und einem DA-Wandler der Topklasse sucht, liegt hier goldrichtig. Dank integriertem HEOS-Modul befriedigt Model 40n auch noch die gegenwärtigen und zukünftigen Ansprüche an vernetztes Musikhören. Also eigentlich das Beste aus drei Welten.

Klare Formensprache: Das neue Marantz-Design wirkt ansprechend und zeitlos elegant.Klare Formensprache: Das neue Marantz-Design wirkt ansprechend und zeitlos elegant.
Übersicht zu diesem Artikel
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STECKBRIEF
Modell:
Model 40n
Profil:
Der Marantz Model 40n ist gleichermassen ein klassischer wie auch ein topmoderner Vollverstärker, der praktisch alle Anforderungen heutiger Connectivity abdeckt und dennoch die Bedürfnisse traditioneller Musikliebhaber weitgehend befriedigt. Klanglich agiert er auf der kultivierten Seite, ohne jegliche Härte, verfügt aber dennoch über genügend Ausgangsleistung, um höhere dynamische Ansprüche zufriedenzustellen. Ein Top-Gerät.
Pro:
Sehr hohe Klangkultur mit toller Feinzeichnung und wunderbaren Klangfarben.
Top-Ausstattung mit eingebautem Streaming-Modul.
Dank HDMI-ARC problemlos für die Wiedergabe von TV-Ton geeignet.
Extrem rauscharmer Phono-Eingang, der sich auch für Medium- und High-Output-Moving-Coil-Tonabnehmer eignet.
Sehr gute Verarbeitung mit edlem, dezentem Design und hoher Wohraumakzeptanz.
Contra:
Kleines Display mit wenig Informationen.
Streaming ausschliesslich via App steuerbar.
Preis:
2,750.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2022
Vertrieb:
Masse:
443 x 130 x 432 mm
Gewicht:
16,7 kg
Farbe:
Schwarz, Silber-Gold
Airplay:
Ja
Bluetooth:
Ja
Chromcast:
Nein
Roon Ready:
Nein
Spotify Connect:
Ja
Symmetrischer Eingang:
Nein
WiFi:
Ja
Analog Input:
CD, Line, Tape, Phono MM
Analog Output:
Tape, Subwoofer
Bluetooth Codecs:
A2DP, AVRCP
DA-Wandler:
24-Bit/192-kHz, DSD 128
Digital Input:
koaxial, optisch
Maximale Leistung:
2 x 100 Watt
Remote App:
HEOS für Android und iOS
Verstärkerleistung 8 Ohm:
2 x 70 Watt