TESTBERICHT
Die fünf Testkandidaten für mobilen Musikgenuss: Plenue P1, Astell & Kern AK100.II, Hifiman HM-901, Sony Walkman und Hidizs.Die fünf Testkandidaten für mobilen Musikgenuss: Plenue P1, Astell & Kern AK100.II, Hifiman HM-901, Sony Walkman und Hidizs.

Ich bekam im Jahr 1980 bei einem Skilift auf der Riederalp den ersten Sony Walkman in die Hände und diesen coolen kleinen Kopfhörer über mein Haupt gestülpt. Dann erklang Santana "volle Kanne". Die Tonband-Kassette (TDK, Chromdioxid, 12 CHF) war gut aufgenommen, direkt von Vinyl, denn es gab sonst nichts.

Heute halte ich fünf High-Tech Geräte in Händen, die alle im Grunde viel mehr können und dennoch dasselbe tun, wie mein längst entsorgter Walkman. Allein die wunderschönen Touchscreens zweier Modelle und die fugenlose monolitisch anmutende Bauweise einiger Gehäuse erfordern mehr Technologie als die Musik-relevanten Aspekte, die schon damals Gültigkeit hatten. - Gleichlaufschwankungen und Bandrauschen mal abgesehen. Das war auf dem Skilift nicht ganz so wichtig.

Heute hört Mann und Frau so oft mobil, dass Kopfhörer mittlerweile zu den wichtigsten Umsatzträgern der Branche gehören. Der Vorstoss ins Hi-Res Zeitalter vermag die Umgebungsgeräusche aber nicht zu verhindern. So liefern die Geräte, was sie eben können und buhlen mit Haptik und Optik um unsere Gunst, lange bevor der erste Ton erklingt. Sie werden gekauft, bevor man sie in einer Situation gehört hat, die ihre eigentlich wichtigste Qualität, die Tonqualität, offenbart.

Braucht es dafür eigene Geräte?

Gewiss kann man mit der Neutron-App (in diesem Test) jedes iPhone oder Android in einen Hi-Res-Musikplayer verwandeln, zu vernachlässigbaren Kosten. Zwei Argumente sprechen dagegen: Die Hardware aller Player ist qualitativ sehr hochstehend und hörbar. Die Geräte sind spezialisiert für ihre Aufgabe. Zum anderen ist man immer abgelenkt, wenn man Android etc. verwendet: Plötzlich kommt eine E-Mail, eine Erinnerung oder die Meldung, wenn ein Facebook-Freund etwas gepostet hat.

Dasselbe Phänomen begünstigt heute den Erfolg der E-Book Reader à la Kindle. Beim iPhone gesellt sich dann noch der leidige Nachteil hinzu, dass man den dringend benötigten Speicherplatz nicht einfach durch den Kauf einer genügend grossen SD-Karte erweitern kann und der hohe Stromverbrauch multifunktionaler Smartphones wirkt sich ebenfalls negativ aus. Ladegeräte brauchen immobile Steckdosen...

Big Business für die Hersteller

Die Hersteller können dank Hi-Res-Fähigkeit endlich wieder Geräte herstellen und verkaufen, nachdem sie im MP3-Zeitalter von Apple und anderen effizient vom Markt gefegt wurden.

Das wachsende Qualitätsbewusstsein hat auch auf die mobilen Hörer übergegriffen, wenn sich die gehörte Qualität auch bei weitem nicht nur durch die Hi-Res-Fähigkeit manifestiert. Die Branche kann sich über Hi-Res quasi neu definieren und findet Gehör. MP3- und AAC-Hörer dürften bald schief angeschaut werden, auch dann, wenn macher überproduzierte Pop-Song mit Hi-Res-Wiedergabe kaum an Qualität gewinnt.

Es ist paradox, dass die HighEnd-Branche sich heute ähnlich oberflächlicher Argumente bedient wie damals Apple: Lange wurde behauptet, dass man den Unterschied zwischen AAC und "CD-Qualität" nicht hört. Heute wird ähnlich unreflektiert behauptet, dass Hi-Res in jedem Fall deutlich besser klingt. Beides ist falsch oder undifferenziert. Es geht wohl nicht anders, um die Botschaft zu vermitteln.

Die Hersteller bedienen sich auch einer Art reziproker Logik: Nach Jahren des Staunens über die riesige Nachfrage an Kopfhörern fragt man sich heute, wo man die auch noch anschliessen könnte. - An bessere Music Player zum Beispiel. Der Traum von einem unerschöpflichen Marktpotenzial für Hi-Res-Player lässt CEOs beim Erwachen wohl die Augen reiben.

Fünf Geräte und eine App

Mein Samsung S4mini mit der Neutron App und daneben der AK100.II von Astell & KernMein Samsung S4mini mit der Neutron App und daneben der AK100.II von Astell & Kern

Das Testfeld umfasst fünf Geräte in der Preislage von 249 CHF (Sony) bis 1390 CHF (Plenue P1). Es gibt heute bereits wesentlich kostspieligere Modelle von Astell & Kern, die hier aber preislich aus dem Rahmen fallen würden.

Die zum Vergleich hinzu gezogene Neutron App kostet 5.99 USD und ist im Playstore, App Store aber auch für Blackberry erhältlich. Für Android gibt es noch eine weitere Variante (Eval), die ich nicht testete.

Die Geräte lassen sich mit USB mit dem PC/Mac verbinden, was in erster Linie der Übertragung von Musikdaten dient. Sie verfügen über interne Speicherkapazität, die sich mit SD- oder Micro SD-Karten erweitern lässt. Mit mehreren SD-Karten kann man sehr viel Musik auch in Hi-Res mitführen. Z.B. eine Karte für Klassik, eine für Jazz, Pop usw. - Das ist wichtig bei Geschäftsreisen oder Ferien, die länger als drei Monate dauern...

Zwei Modelle (AK 100.II und Plenue P1) verfügen über sehr hochwertige Touchscreens, kombiniert mit seitlich angebrachten Tasten für die intuitive Bedienung der wichtigsten Funktionen. Die anderen Modelle bedient man mit Navigationstasten.

Die Geräte werden in China, Korea oder Malaysia hergestellt. Die Bedienung ist zwar unterschiedlich komfortabel aber immer intuitiv.

Testbedingungen

Tatort HörtestTatort Hörtest

Ich verwendete einen Grado RS1 Kopfhörer, ein Vintage-Modell aus den 1990er Jahren, denn sie sollen damals besser gewesen sein als die aktuelle Version. Die Analytik dieses Kopfhörers schien mir geeignet. Als Kopfhörer-Vorverstärker diente der Grado RA1 mit Batteriebetrieb.

Die Idee dahinter ist einfach: Für den gewählten Kophörer brauche ich eine ideale Anschluss-Impedanz, um zu verhindern, dass sich dessen Eigenschaften bei den Music Playern unterschiedlich auswirkt. Damit wurde eine potenzielle Fehlerquelle ausgeschaltet. Das Verbindungskabel von den Geräten zum Kopfhörer-Vorverstärker war ein Cinnamon von Audioquest, eine freundliche Dauer-Leihgabe meines Chefredaktors.

Ich verwendete insgesamt neun Tracks im AIF-Format. - Unterschiedliche Musik immer mit 24 Bit Wortlänge und Samplingraten von 96 oder 192 kHz ursprünglicher Analog-Masters (Masterbänder) oder aktuelle Aufnahmen ab Mastering-Studio.

Um nicht zu oft subjektiven Präferenzen ausgesetzt zu sein, startete ich jeden Testlauf mit einem anderen Gerät. Die Geräte kamen somit bei jedem Hörtest an einer anderen Stelle an die Reihe. Im Anschluss habe ich zufällig umgesteckt. Das verhindert Gewöhnungseffekte.

Sony NWZ-A15: Der Walkman 2.0

Mit Abstand das kleinste Gerät und das kostengünstigsteMit Abstand das kleinste Gerät und das kostengünstigste

Konstruktion und Design

Das mit Abstand kleinste und leichteste Gerät im Testfeld wirkt recht wertig, bei Bedienung aber etwas fummelig mit kleinen Defiziten, wie zu scharfkanntige Tasten bei "BACK" und "OPTION". Die grafische Oberfläche ist verspielt aber logisch. Der Screen wirkt optisch eher matt und doch ganz ok. Die Rückseite ist vermutlich aus Kunststoff (oder Plastik), die Frontseite aus dünnem Aluminium.

Hervorzuheben ist jedenfalls, dass man den neuen Walkman sogar in der Brusttasche eines Seidenhemds unterbringen kann, ohne dass man von aussen viel sieht. In einer Damen-Handtasche wird das Gerät wohl auf immer verschwinden und nur gefunden werden, wenn man vorsichtig am Kabel zieht.

Bedienung

Der Sony Player ist nach dem Einschalten sofort betriebsbereit und völlig intuitiv zu bedienen. Die Navigation über das einfache Tastenfeld ist einfach und lässt den fehlenden Touchscreen nicht wirklich vermissen. Seitlich findet man eine schmale Kipptaste für die Volumenregelung. Nach dem Aus- und wieder Einschalten ist das Volumen auf einen tiefen Pegel zurückgesetzt. Versehentliche Manipulation kann durch eine Funktionssperre verhindert werden. Micro-SD-Karten werden seitlich eingesteckt und sind unter einer Abdeckung geschützt.

Der Startbildschirm ermöglich den Zugang zur gespeicherten Musik, Videos oder FM-Radio-Empfang. Photos kann man ebenfalls speichern und betrachten. Bluetooth steht auch zur Verfügung und Podcasts lassen sich herunterladen und betrachten. Klar, dass es sich hier um einen umfassenden Mediaplayer handelt.

Gespeicherte Musik findet sich nach den bekannten Auswahlkriterien wie Album, Artist, Genre usw. Von den Alben geht es zu den Tracks und dann geht's los. Der Play-Bildschirm zeigt den Verlauf des Tracks, das Coverbild und Informationen zu Titel, Album und Interpret. Wenn man Hi-Res spielt, wird das durch ein HR-Symbol angezeigt. Eine einfache Ansicht der Coverbilder ohne Text ist ebenfalls abrufbar.

Der Walkmann ist durchdacht und überzeugt punkto Bedienung sehr.

Klang

Tendenziell spielt der Sony sehr transparent und spritzig bei schnellen Transienten. Stimmen wirken etwas schlanker und filigraner als z.B. beim Hifiman. Ich vermisste manchmal ein wenig Autorität bei Orchesteraufnahmen und eine leichte Angestrengtheit bei einer sehr anspruchsvollen Solo-Klavier-Aufnahme.

Das Klangbild ist insgesamt schön und die leichten Defizite ergeben sich primär aus dem direkten Vergleich. Sie sind nach einer Spielpause kaum mehr zu identifizieren und lassen sich erst beim erneuten Vergleich wieder herbeiführen.

Es gibt in diesem Test Kanidaten, die etwas selbstverständlicher und reifer herüberkommen - dank grösserem Aufwand und um Faktoren kostspieliger. Der Walkman kostet 249 CHF.

Sony bietet mit DSEE HX wie bei anderen Hi-Res-Geräten eine Art "Upscaling" an, welches eine Klangsteigerung bei digital komprimierten Aufnahmen oder CD-Aufnahmen bewirkt.

Das funktioniert, ist aber im Vergleich nicht sinnvoll.

Hifiman: Der Vintage-Player

HiFiMAN HM-901: Top-Klang und Vintage-Feeling.HiFiMAN HM-901: Top-Klang und Vintage-Feeling.

Konstruktion und Design

Der HiFiMAN ist etwas für reife Männer mit grossen Händen - ein klassisches Design mit Vintage-Retro-Charakter. Im Verhältnis zu den anderen Kandidaten ist er der grösste und schwerste Player, gut für die Handtasche oder Mappe aber kaum für den Anzug gemacht. Er hat eine tolle Anfassqualität mit einer professionellen Haptik und wirkt überzeugend solide.

Das schön verarbeitete, stabile Kunststoffgehäuse kommt mit partieller Belederung ohne Ecken und scharfe Kannten aus. Alle Funktionselemente sind taktil. Es gibt keinen Touchscreen und man erwartet ihn auch nicht. Er wäre schlicht ein Fremdkörper. Es verwundert nicht, dass der HifiMAN für die grossen SD-Karten ausgelegt ist. Für Micro-SD nimmt man einen SD-Adapter.

Bedienung

Der HiFiMAN ist ein reiner Musikplayer, kann aber auch als DA-Wandler (S/PDIF) mit entsprechendem Eingang betrieben werden. Der Kopfhörer-Ausgang kann symmetrisch oder asymmetrisch (balanced/normal) geschaltet werden, wobei die symmetrische Einstellung zu empfehlen ist. Die Ausgangsleistung (Gain) ist 2-stufig anpassbar.

Er verfügt über zwei tonal leicht unterschiedliche Einstellungen: HD und Vintage. Letztere klingt geringfügig weniger transparent, wirkt analoger und soll bei langem Hören weniger ermüden. Genial ist der Volumenregler. Es ist völlig unmöglich, diesen versehentlich zu bedienen.

Beim Aufstarten lässt sich der HiFiMAN Zeit. Die Navigation ist funktional und kommt ohne tolle Grafik aus. Das zentrale Navigationsrad geht ein wenig streng und das Display ist auch in der hellsten Einstellung recht dunkel. Der Akku ist ungewöhnlich gross und der Player erwärmt sich im Betrieb merklich - gut für die Skihütte. Das Gerät wirkt etwas anachronistisch und vermittelt dem Besitzer eine Art Ernsthaftigkeit: "Bei mir geht es um Musik".

Klang

Ich stellte den Ausgang symmetrisch ein und hörte auf der Stufe "vintage". Der klangliche Unterschied zu "HD" ist subtil und wirkt mit der Zeit mehr als unmittelbar nach dem Umstellen. Man hat sich viel dabei gedacht, denn er klingt wirklich entspannt und das ist bei Kopfhörern durchaus sinnvoll.

Der HiFiMAN klingt eigentümlich grosszügig und selbstverständlich in jeder Dimension. Alles ist am richtigen Platz und im richtigen Verhältnis. Es mangelt an nichts und nichts übertreibt. Dynamische Klavier-Anschläge sind schnell und doch gemessen.

Es klingt auch etwas mehr "live" als beim Sony und anderen. Man spürt den Raum auch mit Kopfhörern deutlicher. Man findet sich emotional mehr im Geschehen drin, auch wenn, oder gerade weil, die Details ein wenig zurückgenommen wirken. Grosse Orchester sind ein Genuss und Stimmen kommen sehr körperhaft herüber.

Klanglich ist der HiFiMAN eine reife Leistung bei einem reifen Preis von 1099 CHF. Das Gerät spricht eine eher konservative bzw. nonkonformistische Käuferschaft an, würde ich vermuten.

Plenue P1: Space Odyssee

Stanley Kubrick lässt grüssen: Wie ein Monolith aus einem Science Fiction FilmStanley Kubrick lässt grüssen: Wie ein Monolith aus einem Science Fiction Film

Konstruktion und Design

Ich fühle mich zurückversetzt in den Kinosaal mit Kubricks Space Odyssee 2001 und dem berühment Monolithen, dessen Bedeutung oder Funktion Rätsel aufgab. Der Plenue lässt ausgeschaltet nicht auf den ersten Blick erahnen, wozu er dient.

Das Gerät ist tatsächlich eine Art Monolith, formschlüssig und perfekt gefertigt, in Korea notabene. Nebst dem grossen Touchscreen findet man die On/Off-Taste am oberen Eck und auf der rechten Seite Tasten für Lautstärke, Play/Pause und Titelsprung. An der unteren Schmalseite die Kopfhörerbuchse und unter einer Abdeckung die USB-Buchse und den Slot für Micro-SD-Karten.

Bedienung

Der Plenue startet schnell und zeigt sofort das zuletzt gespielte Musikstück an. Dreht man den Player waagrecht, zeigt er gleich alle verfügbaren Alben an. Man kann "wischen" wie gewohnt. Das geht zur Sache und ist genial praktisch. Dazu kann man über die üblichen Kriterien einer Mediathek (Album etc.) Musik finden.

Über die Einstellungen findet man einiges, was das Herz begehren könnte. Z.B. zahlreiche EQ-Einstellungen und Raum-Effekte. Diese mögen dann und wann eingesetzt werden, entsprechen aber kaum der Philosophie audiophiler Musikhörer. Dazu kann man auch die Grafiken personalisieren und Wiedergabe-Presets einstellen.

Die Hauptanzeige beim Abspielen eines Tracks ist perfekt gestaltet und die analogen VU-Meter (Standardeinstellung) vermitteln ein gutes Gefühl für die Dynamik. Dafür gibt es keine Anzeige von Bit- und Sampling-Raten. Weniger ist mehr. Das Display erlischt nach kurzer Zeit automatsich und kann durch Antippen der ON-Taste reaktiviert werden.

Klang

Der Plenue spielt sehr transparent und verschweigt kein Detail. Er bleibt immer neutral und auch stimmig. Piano-Anschläge klingen stringent, leichtfüssig und feinnervig. Er neigt nicht gerade zum Euphonischen sondern mehr zur Wahrheit hin und fordert den Musikhörer heraus.

Hier zeigt sich wohl auch ein gewisser Klangtrend, denn der Plenue, soviel nehme ich vorweg, klingt fast identisch wie der AK100.II von Astell & Kern. Ich will das nicht interpretieren, doch könnte die Übereinstimmung durchaus unzufällig sein.

Der Plenue braucht vielleicht auch den passenden Kopfhörer. Ein zur Klangwärme tendierendes Modell wäre zur erwägen. Insgesamt gibt es klanglich nichts auszusetzen.

Astell & Kern AK100.II: Der Innovator

Astell & Kern brachte den Ball der Hi-Res-Player ins Rollen. Der AK100.II ist das günstigste Modell.Astell & Kern brachte den Ball der Hi-Res-Player ins Rollen. Der AK100.II ist das günstigste Modell.

Meiner Wahrnehmung zufolge ist Astell & Kern der Erfinder der Hi-Res-Audioplayer. Die aktuelle Modellreihe endet beim AK240 bei 2990 CHF (Quelle: Toppreise.ch). - Viel Holz für ein mobiles Abspielgerät. Der AK100.II ist mit 1190 CHF ziviler eingeordnet und passt sehr gut in unseren Test, denn wir wollen nicht übertreiben und fliegen etwas näher beim Boden.

Astell & Kern ist mit dem MQS Streaming Server eine Nase voraus. Der Streaming-Server kann, auf einem PC/Mac installiert, den AK100.II wireless mit Musik versorgen. Alle Musik, die vom Computer verfügbar ist. Das erlaubt zuhause die Erweiterung der internen Mediathek des AK100.II.

Umgekehrt lässt sich Musik vom AK100.II via Bluetooth an Empfängergeräte senden und ermöglicht es dem Musikhörer im Urlaub, den Kopfhörer abzulegen und die Begleitung in das Musikerlebnis einzubeziehen - soweit die Qualität dies zulässt.

Konstruktion und Design

Der AK100.II ist auch ein Monolith mit einem Hauch Art Déco oben rechts. Das endlos drehende Lautstärken-Rädchen mit feiner Stufen-Haptik ist zum Sterben schön. Die Verarbeitung ist makellos und ebenfalls aus Korea wie beim Plenue. Man könnte dahinter denselben Hersteller vermuten.

An der linken Seite befinden sich ergänzend zum Touchscreen drei kleine Tasten für Titelsprung und Play/Pause. Nebst dem Kopfhörerausgang gibt es noch einen symmetrischen Ausgang für den Anschluss an die HiFi-Anlage sowie die Slots für USM und die Micro-SD-Karten. Alles ist sehr edel und minimalistisch.

Bedienung

Die Lautstärkenregelung ist von Minimum bis Maximum in 150 Schritten abgestuft, so dass eine versehentliche Berührung mit dem Rädchen keine grosse Veränderung des Volumens bewirkt. Verändert man die Lautstärke, wechselt das Display auf eine präzise Anzeige, die den Pegel perfekt visualisiert.

Der AK100.II benötigt nach dem Einschalten lange 25 Sekunden, bis er betriebsbereit ist. Ein rotierendes 3D-Symbol singnalisiert dem Benutzer, dass es vorwärts geht, wenn auch langsam. Die Anzeige springt auf das zuletzt gespielte Stück, und von da aus kann man alle Funktionsbereiche auch direkt anwählen. - Eine Art sternförmige, unhierarchische Bedienung, die mir sehr zusagt.

Interessant sind die Settings mit einem hochpräzisen Balance-Regler als Novum. Ich frage mich nach dem Sinn dieser Regelung bei Kopfhörern, wo man nur das Problem von Aufnahmen mit schlechter Balance lösen kann. Raumeinflüsse gibt es ja nicht. Natürlich macht es beim Betrieb an der HiFi-Anlage noch viel mehr Sinn. Es gibt insgesamt sehr viele Einstellungsmöglichkeiten, die ich hier nicht alle erwähnen kann.

Die Bedienung des AK100.II ist in jeder Hinsicht perfekt.

Klang

Der AK100.II klingt sehr, sehr ähnlich wie der Plenue. Ergänzend zum vorherigen Klangbeschrieb unglaublich luftig und transparent wie neutral. Eigentlich sind das perfekt neutrale Quellen, die durch die Wahl des individuell bevorzugten Kopfhörers euphonischer oder möglichst klangtreu beiinflusst werden können.

Es wird mir klar, dass die Wahl des Kopfhörers im Zusammenhang mit diesen Geräten und hochwertigen Hi-Res-Aufnahmen eine sehr wichtige Entscheidung ist.

Hidizs AP100: Der Geldwertige

Der Hidizs AP100 ist für 369 CHF sehr schön verarbeitet.Der Hidizs AP100 ist für 369 CHF sehr schön verarbeitet.

Konstruktion und Design

Der Hidizs AP100 ist gerade für den Preis von 369 CHF sehr schön und handschmeichlerisch verarbeitet. Das Design ist eher klassisch und erinnert tatsächlich an die frühen iPods. Die Tastelemente sind relativ gross und ergonomisch platziert. Die Anzeige ist kein Touchscreen und nimmt 40% der Fläche ein.

Bedienung

Das Gerät startet schnell auf und offenbart einen rudimentären Einstieg. Die Musik kann nur über den Pfad Interpret - Album - Track oder über Favoriten gefunden werden. Will man das ganze Album hören, wählt man einfach den ersten Track. Hat man das Musikstück gefunden, dann sieht es ganz ordentlich aus. Erst jetzt erkennt man, dass der Bildschirm wirklich farbig ist. - Am Coverbild.

Die Navigation ist trotz allem logisch und intuitiv. Die Tasten können mit einem seitlich angebrachten Schieber ausser Kraft gesetzt werden, damit der Hidizs in der Tasche keine unbeabsichtigte Bedienung erfährt. Das Gerät hat einen Ausgang für Kopfhörer und einen Line-Ausgang für die HiFi-Anlage.

Ein Digitaleingang lässt externe Digitalquellen zu und ein Digitalausgang erlaubt das Abgreifen des Datenstroms an einen externen DA-Wandler. - Eine Menge Funktionen für den Preis, aber weniger das Topgerät für den Lifestyle-Freak. Wählt man beim Einstieg die Einstellungen, so fällt vor allem der graphische 7-Band Equalizer auf, mit dem man den Klang individuell abstimmen kann. Man findet die gewählte Einstellung dann mit der seitliche EQ-Taste unter "User".

Dazu gibt es noch feste Einstellungen für Jazz, Rock, Classic usw. Davon rate ich ab. Dringend. Sie klingen in meinen Ohren schlicht grauenhaft. Am besten betreibt man den Hidizs völlig linear oder macht die Toneinstellungen selber.

Klang

Meine Notizen sagen aus, dass der Hidizs bei jedem Hördurchgang sehr gut abgeschnitten hat. Er ist klanglich eng verwandt mit dem Plenue und dem AK100.II, also sehr transparent und luftig und daher extrem detailreich.

Im Hördurchgang mit dem Stück "Take Five" von David Brubeck wählte ich den Hidizs als Start-Player. Dort offenbarte der Hifiman etwas mehr Verve und Dynamik. Der Hidizs konnte aber mit den teureren Geräten punkto Live-Atmosphäre und Detailreichtum gut mithalten.

Gegenüber dem günstigeren Sony zeigen sich leichte Vorteile im inneren Zusammenhalt des Musikgeschehens.

Die Neutron App

Das Testfeld im Profil zeigt deutliche Unterschiede: Sony, AK100.II, Hifiman, Plenue und Hidzs.Das Testfeld im Profil zeigt deutliche Unterschiede: Sony, AK100.II, Hifiman, Plenue und Hidzs.

Ich installierte die Neutron App auf meinem Samsung S4mini und kopierte die Musikfiles ebenfalls auf das Samsung. Beim Übertragen gab es eine Warnung, dass die Musik ev. nicht abgespielt werden könnte, was sich aber nicht bewahrheitete. Es lief problemlos.

Die Bedienung der App ist aber kompliziert und gewöhnungsbedürftig. Es braucht etwas Zeit, bis man sie im Griff hat, und Fehlbedienung ist vorprogrammiert. Zu diesem Thema gibt es zahlreiche Äusserungen in einschlägigen Internet-Foren. - Einem fast geschenkten Gaul, schaut man auch nicht ins Maul.

Die Einstellungsmöglichkeiten sind so zahlreich wie unübersichtlich.

Klangvergleich

Ich verglich das Samsung mit dem Neutron App nur mit dem AK100.II von Astell & Kern. Das scheint mir aussagekräftig genug. Ich verglich im Grunde eine Software an der Hardware eines kommerziellen Smartphones mit einem spezialisierten, auf perfekte Musikwiedergabe getrimmtem Gerät.

Die Klangunterschiede sind nicht riesig aber deutlich. Der AK100.II musiziert enspannter und raumgreifender, lockerer und feinsinniger. Die Neutron App ist eine Ebene tiefer anzusiedeln.

Das liegt sehr wahrscheinlich nicht in erster Linie an der App sondern an der Qualität der relevanten Komponenten für Audiowiedergabe im Samsung. Das könnte besser sein bei anderen Geräten (oder schlechter).

Die Neutron App bringt jedenfalls jedem Besitzer eines Smartphones ein deutlich schöneres Musikerlebnis als mit den bestehenden Möglichkeiten wie iTunes oder MP3.

Fazit

Eränzende Angaben zu den Geräten finden Sie im Video.

Das Thema der mobilen Hi-Res-Musikwiedergabe ist definitv lanciert und wird in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Die heute verfügbaren Geräte umspannen ein Preisspektrum von Faktor 10 vom günstigsten zum teuersten Modell (letzteres nicht im Test). Damit zielt man bewusst auch in Richtung der High End-Hörer, die sich die mobile Musikwiedergabe deutlich mehr kosten lassen wollen als die Preisbewussten.

Dazu kommt wie bei den Lautsprechern natürlich die Wahl des geeigneten Kopfhörers, der zum Klangergebnis viel mehr beitragen wird als die Player selbst. Jeder getestete Player kann mit dem Kopfhörer der gewünschten Klangpräferenz, Hörgewohnheit oder dem persöhnlichen Geschmack angepasst werden.

Die Klangqualität hat nur bedingt etwas mit dem Preis zu tun. Das beweist der Hidizs, ein Überflieger zu einem sehr anständigen Preis oder der Hifiman, mein klanglicher Favorit für einen guten Tausender. Abstriche macht man bei den günstigeren Geräten in der Bedienung und dem Design, beides Wahlkriterien, die beim Kauf sehr wichtig sind und zeitlich vor dem Hörerlebnis kommen, bzw. den Käufer in seiner Erwartungshaltung beeinflussen.

Die Zusatzfunktionen der Geräte sind von zweitrangiger Bedeutung, weil mobiles Musikhören über Kopfhörer im Zentrum steht und Hi-Res auf im Gerät gespeicherten Daten beruht. Astell & Kern geht da einen Schritt weiter mit einer WiFi-Schnittstelle zum Computer, doch die Anwendung dürfte nicht sehr oft gewählt werden. In der mobilen Anwendung hat die Bluetooth-Fähigkeit eine Bedeutung: Man geht auch zu zweit in die Ferien. Die Verwendung als reine DA-Wandler oder die Anschlussmöglichkeit externer Digitalquellen dürfte die dafür notwendigen Anschlussbuchsen eher verstauben lassen.

Wer ein Problem mit Fernost-Produktion hat, bekommt zurzeit kaum eine Möglichkeit, ein passendes Gerät zu kaufen.