NEWS
ARTIKEL
Publikationsdatum
14. Mai 2002
Themen
Drucken
Teilen mit Twitter
Die Recording Industry Association of America (RIAA) greift die Ende April veröffentlichte Studie des Marktforschers Jupiter Media Metrix (Jupiter MM) zum Kaufverhalten von Tauschbörsen-Usern scharf an. Die Interessensvertretung der US-Musikindustrie liefert eine eigene Umfrage, die ganz andere Daten liefert, berichtet das Technologieportal der Washington Post, Newsbytes. Laut der Studie von Jupiter MM kaufen häufige MP3-Tauscher mehr Musik-CDs als jene, die weniger oft online Musik tauschen. Die Musikindustrie hatte kurz zuvor in einer Bilanz den Rückgang der CD-Verkäufe um 6,5 Prozent vor allem auf Online-Piraterie und CD-Brenner zurückgeführt.

Der Vorwurf der RIAA an Jupiter MM betrifft einerseits die Auswahl der 3000 Befragten, andererseits werden die Korrelationen der Studie in Frage gestellt. Die RIAA behauptet, dass ein wesentlicher Teil ihrer Umsatzeinbußen auf MP3-Tauscher unter 18 Jahren zurückgeht. In der Studie von Jupiter MM wurden aber ausschließlich Erwachsene befragt. Zudem seien sowohl MP3-Tauscher als auch CD-Käufer Musikliebhaber. Daraus eine Wechselwirkung zwischen Download- bzw. Tauschverhalten und Kaufverhalten zu konstruieren sei unzulässig. In einer eigenen Umfrage, die zeitlich nach der kritisierten Studie unter 2225 Teilnehmern durchgeführt wurde, kommt die RIAA zur altbekannten Conclusio: Online-Piraterie bringt Umsatzrückgänge. Laut RIAA-Umfrage sagen 30 Prozent der "Heavy music buyers" unter 30 Jahren, dass sie "keine Musik kaufen, weil sie den Großteil kostenlos (aus dem Internet) laden und kopieren können."

Aram Sinnreich, der Autor der Studie und Analyst bei Jupiter MM, lässt nur einen Kritikpunkt gelten. Es wurden tatsächlich nur Erwachsene befragt. Gleichzeitig bezweifelte er aber den übermäßig großen Einfluss der unter 18-Jährigen. Die Kritik an den behaupteten Wechselwirkungen wies er mit dem Hinweis zurück, die Jupiter-Studie habe sie so nicht aufgestellt. Es handle sich um eine Missinterpretation der Daten. Die Studie stelle keine Korrelationen auf, sondern eine "kausale Relation" zwischen der Häufigkeit des Besuchs von Online-Tauschbörsen und der Häufigkeit des Musikkaufs. Der RIAA-Umfrage warf er Parteilichkeit vor und wunderte sich über die heftige Kritik der Musiklobby. Die große öffentliche Aufmerksamkeit der RIAA für eine einzelne Studie sei unüblich. "Ich habe das noch nie erlebt", so Sinnreich. "Ich habe wohl einen Nerv getroffen."