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Publikationsdatum
4. Oktober 2019
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Musikstreaming erlebt ein hohes Wachstum dank steigender Beliebtheit. Für die normalen Musikhörer – und die sind wirklich relevant, weil zahlreich – ist die gleichbedeutend mit Spotify und Apple Music. Die qualitätsverwöhnten Musikliebhaber entscheiden sich für Qobuz, Deezer HiFi oder Tidal und neu Amazon Music.

Bezahlte Downloads schwinden so schnell, wie sie einst emporstiegen, und der digitale Tonträger CD verliert weiter an Boden. Vermutlich wird der USA-Umsatz mit Schallplatten bereits 2020 den CD-Umsatz übertreffen. Wer hätte das 1990 gedacht ...

Wirtschaftlichkeit von Streamingdiensten

Sie verdienen alle kein Geld, schreiben jedes Jahr hohe Verluste. Ihr Überleben sichern die Investoren, die mit grossartigen Prognosen bei Laune gehalten werden. Spotify, der Marktführer, schreibt die höchsten Verluste trotz grossem Wachstum. Die nahe Zukunft des Unternehmens scheint aber gesichert. Apple Music ist Apples Fuss in der Tür des Streaming-Business. Sie warten ab und sie können sich das leisten. Amazon Music ist eben mit CD-Qualität (und Hi-Res) ins Musikstreaming gestartet. Auch Amazon kann sich den Spass leisten und will mitmischen. Um Tidal schlingen sich die Gerüchte: Von Zahlungsschwierigkeiten ist die Rede. Qobuz hat gerade einen erfolgreichen Start in den USA hingelegt, verdient aber auch nichts.

Das Problem ist bekannt: Musik-Streamingdienste finanzieren sich über die Abos und beziehen ihre Musik-Kataloge von den Major Labels. Das sind hohe variable Kosten. Dazu kommen Betriebskosten und Marketingkosten. Spotify ist nicht von ungefähr Marktführer. Das Unternehmen hat sich den Marktanteil mit kostenlosen Abos erkauft, und dort machen sie Verluste, weil die variablen Kosten gleich hoch sind wie bei den Bezahl-Abos, sie aber nichts einbringen. Der aus der Illegalität herausgewachsene Innovator hat ein Problem. Kommt hinzu, dass sich der Nachwuchs mit Youtube vergnügt – kostenlos. Das ist der einzige Grund, warum sich Spotify noch mit Gratis-Abos herumschlägt.

Ist das nicht eine einzige grosse Blase, wie auch schon erlebt? Wird sie eines Tages platzen oder steigen die Abo-Kosten im Musik-Streaming plötzlich massiv an? Genau dann, wenn wir alle davon abhängig geworden sind und nicht mehr darauf verzichten können? Können irgendwann auch Musik-Streamingdienste Profit aus dem Nutzerverhalten schlagen und ihr Geld neben der zentralen Dienstleistung verdienen?

Qualität des Streaming-Angebots

Amazon Music HD, seit kurzem auf dem Markt, mischt das Angebot auf und macht von Beginn an auf Qualität. CD-Qualität (16 Bit / 44.1 kHz) ist Standard, und Hi-Res gibt es auch. Das ist bemerkenswert: Interessiert sich Amazon so sehr für die hohe Qualität, wo diese doch für den Mainstream mit qualitativ fragwürdigen Wiedergabegeräten nicht eben relevant ist?

Nein, aber Amazon HD differenziert sich damit von ihren Mitbewerbern und hebt sich von den Grossen (Apple Music und Spotify) mit einer Positionierung über die Wiedergabequalität ab. Man will dieses Feld nicht den Kleinen (Tidal, Deezer, Qobuz, HiRes Audio) überlassen. Apple Music und Spotify werden, wie man munkelt, mit einiger Sicherheit irgendwann nachziehen. Das würde bedeuten, dass über 70 % des Musikstreaming-Angebots weltweit im Minimum in CD-Qualität verfügbar sein wird. Der Musikdatenträger CD/SACD verliert weiter an Bedeutung.

Qualitativ entwickelt sich Musikstreaming in die richtige Richtung und wird in Kürze für jeden Musikhörer, und sei er noch so audiophil, eine hohe Bedeutung erlangen. Ganz allgemein wird das Argument «Qualität» überzeugen.

Im folgenden Video wird ersichtlich, wie sich Amazon gegenüber Mitbewerbern positioniert.

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