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Herzblut und Geschwindigkeit

Kein Unbekannter in der Branche: Van Velzen arbeitete bei Harman Becker Automotive Systems, bevor er zu Teufel kamKein Unbekannter in der Branche: Van Velzen arbeitete bei Harman Becker Automotive Systems, bevor er zu Teufel kam

avguide.ch: Kommen wir nochmals zurück zur IFA: Böse Zungen behaupten, dass die guten Zeiten der IFA vorbei sind; es werden kaum noch bahnbrechende Innovationen vorgestellt. Wie kann man als Teufel die Aufmerksamkeit der Konsumenten in diesem Umfeld erwecken?

Van Velzen: Also erstens muss man an die Sache mit unglaublich viel Herzblut rangehen und mit Geschwindigkeit. Geschwindigkeit ist jetzt Key. Das ist das, worum es geht. Und die Geschwindigkeit, die wir drauf haben, ermöglicht uns, schnell in den Markt rein zu kommen. Schnell den Markt zu verstehen, weil wir in direktem Kontakt sind mit den Kunden. Und der Kunde uns ziemlich direkt sagt, was er gut findet und was weniger gut. Dieses Feedback fliesst bei uns sofort in die Produkte rein. In Berlin haben wir die gesamte Entwicklung sitzen. Und all die Informationen, online und offline, fliessen da rein. Und dann muss man das schnell umsetzen können.

Zweitens haben wir mit der Marke Raumfeld jetzt das Thema WiFi und Streaming stark vertreten. Das ist das nächste grosse Ding im Audiobereich. Und das ist auch die Marke, mit der wir am stärksten wachsen. Teufel ist noch immer der grösste Teil unseres Geschäftes. Aber ich hoffe, dass Raumfeld und Teufel in 3-4 Jahren gleich sind. Dass wir zwei Standbeine haben.

avguide.ch: Aber eine Zwei-Marken-Strategie birgt auch Nachteile.

Van Velzen: Klar, ich meine ein Brand ist immer besser zu vermarkten oder zu unterstützen als zwei. Anderseits spricht Raumfeld auch eine andere Zielgruppe an, das Design ist anders. Intern, wenn wir uns zusammensetzen und über die Produkte sprechen, sagen wir: Teufel, das ist die Rock'n’Roll Company. Raumfeld ist Lifestyle Performance. Mehr Integration im Haus. Ruhiges Design, das ist mehr Sushi. Sushi essen. Beide herrlich zu essen, aber die isst man nie auf dem gleichen Teller. Deshalb müssen es auch zwei Brands sein. Die für uns beide sehr wichtig sind.

avguide.ch: Der Streamingbereich ist sehr umkämpft. Viele Player springen auf den Zug auf. Wie kann man sich da differenzieren?

Van Velzen: Erstens sind wir schon fast fünf Jahre auf dem Markt. Da ist nur noch ein anderer Mitbewerber, welcher so lange im Streamingbereich ist. Alle anderen kommen erst jetzt. Und ich sage Ihnen: Streaming, und nicht nur die Produkte an sich, ist eine hohe Engineering-Leistung. Da kommt aber auch das Betreuen der Kunden dazu. Updaten von Software etc. Das ist etwas so Intensives, diese Auseinandersetzung mit dem Kunden und diese Software, das können noch nicht viele. Die werden es jetzt erleben. Das haben wir schon fünf Jahre hinter uns. Wir wissen ganz genau, wie das geht. Wir haben ein eigenes Callcenter, unsere eigenen Leute. Wir wissen, was für Fragen kommen, wir können darauf reagieren. Wir bringen jeden Monat neue Software raus, ob es ein App-Update ist oder einfach ein neuer Musikdienst. Und da differenzieren wir uns. Wir haben keine All-in-One Lautsprecher, die einmal kleiner und einmal ein bisschen grösser werden. Wir haben einen Usecase für Badezimmer, für Küche, für Wohnzimmer, und wir wissen als Audioexperten, was wir tun.

avguide.ch: In der Schweiz macht Raumfeld im prozentualen Vergleich doppelt so viel Umsatz wie in den anderen Ländern. Wie erklären Sie sich das?

Van Velzen: In den Gesprächen mit den Kunden in der Schweiz merken wir, dass unser angebotenes Design sehr gut ankommt. Wir haben ein Bauhaus-Stil-Design, und das spricht die Schweizer an. Ich glaube, in der Schweiz ist eine ruhige Designsprache gefragt. Viel Leistung haben, aber das nicht zeigen. Und genau so sind unsere Raumfeld-Produkte. Es ist alles dabei, aber es ist alles ruhig. Ich glaube, das ist das, was der Kunde in der Schweiz schätzt. Leistung zu haben, aber es muss nicht «right in your face» sein. Und das ist einer der grössten Vorteile, die wir gegenüber anderen haben, dass sich das über die ganze Produkte-Palette zieht. Man hat im Badezimmer nicht gleich viel Platz wie im Wohnzimmer, darum haben wir diesen Raum auch mit einem eigenen Lautsprecher adressiert. Und jetzt haben wir neu auch eine Soundbar im Sortiment, da bin ich mir ganz sicher, dass auch diese in der Schweiz gut ankommt.

avguide.ch: Eine letzte Frage: Wo soll Raumfeld/Teufel in fünf Jahre stehen?

Van Velzen: Alles das und ein bisschen grösser. Naja, wir haben eine ganz vorsichtige Wachstums-Strategie. Wir haben gerade mal in der Schweiz angefangen und sind dabei, so richtig anzukommen. Wir brauchen einen Shop dort, vielleicht auch zwei. Wir werden die Länder eins nach dem anderen bearbeiten und bedienen. Und wir haben einen sehr grossen Schritt vor uns: Wir wollen nach Amerika. Nächstes Jahr, Januar, Februar werden wir mit Raumfeld nach Amerika gehen. Das ist ein Riesenschritt, aber wir sind überlegen. Wir haben da keinen Druck. Wir wollen einfach gute Qualität und guten Service liefern. Und dann werden wir sehen. Ich glaube fest dran, dass das immer das beste ist, den Kunden mit bester Qualität zu umgeben und nicht einfach nur Riesenumsatz oder Stückzahlen zu machen. Also Schritt für Schritt. Und ja, in die Top 3 der Lautsprecher-Firmen zu kommen, wäre schon eine fantastische Leistung.

avguide.ch: Vielen Dank für das Gespräch.

Van Velzen: Ich danke Ihnen. 

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