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Von Analog pur bis total Digital

Auf dem Weg zum Schallplattenmarkt (Bild: Klangschloss).Auf dem Weg zum Schallplattenmarkt (Bild: Klangschloss).

Durchgängig gut besucht war der Schallplattenmarkt, der gleich neben dem Eingang in einem etwas tiefer gelegenen Gewölbe das schwarze Gold in Hülle und Fülle zeigte. Die Schweizer Analogue Audio Association (AAA), Big Fun Music mit Mike Kern und Goosebumps mit Robert Merker führten alle Schallplattenfans hochsympathisch in Versuchung, die heimische Sammlung doch noch um ein paar wertvolle Stücke zu ergänzen.

Im gleichen Raum zeigte Harry Pawel von Pawel Acoustics etliche hochwertige, elektrostatische Stax-Kopfhörer. Kein Wunder, dass dort am Sonntag auch ganz ungezwungen die Schweizer Kopfhörer- und Tonmeister-Legende Jürg Jecklin sich ein paar Hörproben verschaffte und fachsimpelte.

Zum Stand der Digitaltechnik in der High-Fidelity-Branche konnten sich die Besucher bei zwei wahren Genies ihres Fachs kundig machen. Christof Faller von Illusonics zeigte an einer Lautsprecher-Kombination von Klangwerk, wie der kundige und behutsame Umgang mit Algorithmen die Wiedergabe positiv beeinflussen kann. Beeindruckend, wie unspektakulär und doch hörbar sich insbesondere die räumliche Wiedergabe von Stereosignalen mit entsprechend programmierten Prozessoren verändern kann.

Daniel Weiss von Weiss Engineering hat die Algorithmen gleichfalls bestens im Griff. Er verblüffte mit einer gigantischen Soundbar, der sogenannten Livebox. Die Zuhörer nahmen auf der Mittelachse hintereinander Platz und staunten nicht schlecht, wie mit Hilfe der "Crosstalk Cancellation" Kunstkopfaufnahmen auch über Lautsprecher zum faszinierenden Raumerlebnis wurden. Aber nicht nur binaurale Produktionen – bislang ja richtig nur über Kopfhörer zu geniessen – wirkten livehaftig. Auch gewöhnliche, auf Lautsprecher abgemischte Live-Aufnahmen gewannen. avguide.ch-Mitbegründer Daniel Schmid zeigte sich insbesondere hiervon begeistert, wobei auch Weiss’ überragende Digital-Audio-Komponenten höchste Ansprüche befriedigen.

Die Version in Schwarz. Die Version in Schwarz.

Eingefleischte Analog-Fans wurden im Klangschloss gleichfalls bestens bedient. Eine höchst beliebte Anlaufstelle war wie immer der Raum, in dem Jürg Schopper von Swissonor alte Plattenspieler und Tonbandmaschinen präsentierte.

Eine Studer C 37 wurde gar "nackt" gezeigt – das Innenleben eines solchen Magnettonaufzeichnungs-Dinosauriers ist ein fulminanter Anblick. Mit Kopien originaler Masterbänder bereitete Schopper schöne Hörerlebnisse, wobei in einer Vorführung der etwas verwellte und damit Schleifgeräusche verursachende Teller für einen freitragenden Wickel manchen Besucher irritierte.

Für den Autor machte Schopper, wie gewohnt auch mit einer Phalanx restaurierter Lenco- und Thorens-Plattenspieler angetreten, dieses Manko mehr als wett mit einer Demonstration, die jeden Beatles-Fan in den Bann zog: Er hatte eine der extrem seltenen "Kangooroo"-Pressungen von "Rubber Soul" dabei. Also der Ausgabe, die von EMI in den 1960er-Jahren aus dem Verkehr gezogen wurde, weil sie wegen unbegrenzt geschnittener Dynamik und sattem Bass die Nadeln der damaligen Plattenfräsen in den Jugendzimmern zum Springen brachten. Wie das heute mit adäquaten Abtastern übertragen klingt, lässt höchstens das Herz hüpfen.

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