TESTBERICHT
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Publikationsdatum
11. März 2024
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Rund sechs Jahre ist es her, dass der dänische Traditionshersteller die Epicon-Serie vorstellte – damals (und auch noch heute) eine echte Klangsensation, die lange Zeit an der Spitze des Lautsprecher-Olymps ihren Platz einnahm. Man hat sich bei Dali mit der Lancierung einer Nachfolgegeneration Zeit gelassen. Wobei die nun lancierte Epikore offiziell gar nicht in die Fussstapfen der Epicon treten soll. Vielmehr nimmt sie ihren Platz unterhalb der im letzten Jahr präsentierten, elitären Dali Kore ein. So ist das Topmodell der neuen Serie, die Epikore 11, preislich auch deutlich über der Epicon 8 angesiedelt. Dafür implementiert sie wesentliche Innovationen aus der Kore und präsentiert die exklusive Technik in einem Formfaktor, der besser in durchschnittliche Inneneinrichtungen passt. Über die Weltpremiere des Flaggschiff-Lautsprechers von Dali hat avguide.ch anlässlich eines Besuchs in Dänemark bereits ausführlich berichtet.

Auch für die Epikore gilt, dass sie mit viel fachmännischem Know-how von Hand in Dänemark gebaut wird. Das makellos in Edelfurnier oder schwarzem Hochglanz gefertigte Gehäuse des Epikore 11 basiert weitgehend auf der Designphilosophie und den technischen Lösungen der Kore. Das Design mit seiner gewölbten Struktur sieht nicht nur zeitlos edel aus, sondern erhöht die Gesamtsteifigkeit und reduziert die Gehäuseresonanzen erheblich. Ausserdem werden stehende Wellen und Längsresonanzen praktisch eliminiert, da es keine parallelen Flächen im Gehäuse gibt. Das gewölbte Gehäuse selbst ist aus mehrlagigem Birkenlaminat geformt, und die exklusive Hochglanzlackierung ist eine Augenweide, egal ob man Echtholzfurnier oder Schwarz bevorzugt.

Runde Sache: Das Gehäuse der Epikore vermeidet parallele Flächen. Das vermindert die Gefahr stehender Wellen.Runde Sache: Das Gehäuse der Epikore vermeidet parallele Flächen. Das vermindert die Gefahr stehender Wellen.

Exklusive Schallwandler aus eigener Fertigung

Der technische Aufbau der Dali Epikore ist bestens dokumentiert, sodass wir nachfolgend gerne den Hersteller zitieren: Hochtöner und Mitteltöner sind in einer eigenen, stabilen Schallwand aus Aluminiumdruckguss montiert. Der Mitteltöner verfügt (wie jedes Paar Tieftöner) über ein eigenes Gehäuseabteil und kann so völlig ungestört agieren. Alle kritischen Bereiche sind auf effektive Weise nach besonderen Standards innengedämpft. Die speziellen Bi-Wire-Kabelklemmen auf der Rückseite sind eine kompakte Version der Kore-Klemmen, die von Dali selbst entwickelt wurden. Sie bieten absolut stabile Verbindung für alle gängigen Kabeltypen.

Die Epikore 11 ist mit vier 8-Zoll-Tieftönern ausgestattet, die paarweise oben und unten angeordnet sind und jeweils über ein eigenes 64 Liter fassendes Bassreflexgehäuse verfügen. Sie arbeiten mit Dalis «Floor Reflection Control-Technologie» (FRC), die ursprünglich für Dali Kore entwickelt wurde. Mit FRC erhält das obere Paar der Tieftöner eine etwas niedrigere Grenzfrequenz als das untere Paar. Dieser Kunstgriff verbessert die vertikale Dispersion der tiefen Frequenzen und hebt das Abstrahlungsfeld des Basses nach oben und weg vom Boden an – genau dort, wo die erste Reflexion vom Boden stattfinden würde.

FRC beseitigt die Bassauslöschung im kritischen Frequenzband um 250 bis 300 Hz, mit der viele Standlautsprecher zu kämpfen haben. Das Ergebnis ist eine natürlichere Reproduktion von Klangfarbe und Tonalität im unteren Mitteltonbereich in jedem Raum mit einem Boden.

Links sieht man den Innenaufbau der Epikore mit separierten Gehäusevolumen für die Tieftöner und den Mitteltöner. Rechts wird deutlich, mit welchen Zutaten dieser komplexe Lautsprecher komponiert ist.Links sieht man den Innenaufbau der Epikore mit separierten Gehäusevolumen für die Tieftöner und den Mitteltöner. Rechts wird deutlich, mit welchen Zutaten dieser komplexe Lautsprecher komponiert ist.

Sowohl der Tief- als auch der Mitteltöner verfügen über Magnete mit Gen-2-SMC-Polstücken für minimale Verzerrungen. «Soft Magnetic Compound» eliminiert eine Vielzahl von Verzerrungen, mit denen herkömmliche Magnetsysteme zu kämpfen haben. In der Epikore ist bereits die zweite Generation SMC implementiert, die zweieinhalbmal wirksamer sein soll als die erste Generation. Das Ergebnis ist noch einmal eine deutliche Reduzierung der ohnehin schon extrem niedrigen Verzerrungen. Ein weiteres neues Merkmal ist der Schwingspulenträger aus Titanfolie, der sowohl mechanisch stabiler als auch elektrisch (gegenüber Wirbelstromverzerrungen) unempfindlicher ist als die üblichen Aluminiumlösungen. Die mechanische Güte des Schallwandlers wird dadurch deutlich verbessert. Die Folge sind ein exzellentes Ansprechverhalten und eine verbesserte Feindynamik.

Spezielle Aluminium-/Kupferringe um das Polstück im Magnetmotor tragen dazu bei, die Leistung des gesamten Magnetsystems zu optimieren. So lassen sich Induktivität und Widerstand der Schwingspule linearisieren – unabhängig davon, wo sich die Schwingspule im Magnetspalt gerade bewegt. Dadurch bleibt die Gesamtimpedanz des Lautsprechers während der Musikwiedergabe weitgehend unverändert.

Die Tieftöner und der Mitteltöner sind grundsätzlich ähnlich konzipiert und verfügen über die gleichen exklusiven Magnetantriebe. Die Membran des Mitteltöners ist speziell perforiert, um Partialschwingungen zu minimieren.Die Tieftöner und der Mitteltöner sind grundsätzlich ähnlich konzipiert und verfügen über die gleichen exklusiven Magnetantriebe. Die Membran des Mitteltöners ist speziell perforiert, um Partialschwingungen zu minimieren.

Neu kommt die SMC-Technologie auch in den Frequenzweichen zum Einsatz. Sie verleihen den Lautsprechern eine linearisierte Impedanzkurve ohne starke Einbrüche und Phasendrehungen. Das bedeutet zum einen, dass die Frequenzweiche optimaler arbeitet und zum anderen, dass man bei der Wahl des Verstärkers freie Wahl hat. Auch dank der hohen Empfindlichkeit von 89 dB kann man die Epikore problemlos sogar mit einem 20-Watt-Röhrenverstärker betreiben.

Die Membranen machen es aus

Die Membranen der Tieftöner bestehen aus einer völlig neuen und äusserst stabilen Sandwich-Kombination aus Papier und Holzfasern. Das neue, reliefartige Muster des 6,5-Zoll-Mitteltöners sorgt sowohl für ein kontrolliertes Ausschwingen als auch für ein besseres Einschwingverhalten und soll dynamische Kompression über den gesamten Frequenzbereich vermeiden. Gleichzeitig werden Verzerrungen an der Membran reduziert. Und das alles ohne ein einziges Gramm zusätzliches Gewicht.

«Low-Loss» (also Verlustarmut) heisst seit Jahren Dalis Leitziel bei der Entwicklung der eigenen Schallwandler. Die neuen Membranen betrachtet der Hersteller als weiteren, bedeutenden Schritt in diese Richtung: Die leistungsstarken Tieftöner können selbst heftigste Schwankungen in der Musik mühelos bis an das Limit des Verstärkers wiedergeben, reagieren aber auch auf schwächste Signale, ohne deren Charakter zu verändern. Und auch der Mitteltöner verfügt über ein exzellentes Ansprechverhalten. Er kommt im Bereich von 370 bis 3100 Hz zum Einsatz.

Extrem aufwändig: Die Explosionszeichnung der beiden Hochtöner zeigt den immensen Detailaufwand bei der ikonischen Doppelhochtöner-Konstruktion von Dali.Extrem aufwändig: Die Explosionszeichnung der beiden Hochtöner zeigt den immensen Detailaufwand bei der ikonischen Doppelhochtöner-Konstruktion von Dali.

Darüber arbeitet das ikonische Dali-Doppelhochtönermodul. Es ist identisch mit demjenigen aus der Dali Kore. Die Weichkalotte hat einen Durchmesser von 35 mm und arbeitet bis zu 12'500 Hz. Das neu entwickelte Neodym-Magnetsystem ist so leistungsfähig, dass es problemlos auch eine Basseinheit antreiben könnte. Der Antrieb ist so präzise konstruiert und gut gekühlt, dass auf das übliche Magnetöl im Schwingspulenspalt (Ferrofluid) verzichtet werden konnte. Mit dem Ergebnis eines noch feineren Ansprechverhaltens.

Mit seinem neuen, leistungsstarken Neodym-Magnetsystem ist der Bändchenhochtöner um fast 8 dB effizienter geworden – dies führt im Betrieb zu deutlich weniger Verzerrungen. Die neue Hochtoneinheit soll mühelos selbst extremsten Schalldruckpegeln folgen können, aber ebenso in der Lage sein, die feinen Details von HiRes-Aufnahmen in perfekter Harmonie zum Mitteltonbereich und mit der gleich breiten Schallabstrahlung über den gesamten Frequenzbereich wiederzugeben.

Die Querschnittansicht des neuen Kalottenhochtöners zeigt ein grosses, bestens bedämpftes sowie aerodynamisch geformtes Ausgleichsvolumen und den äusserst starken Magnetantrieb.Die Querschnittansicht des neuen Kalottenhochtöners zeigt ein grosses, bestens bedämpftes sowie aerodynamisch geformtes Ausgleichsvolumen und den äusserst starken Magnetantrieb.

Grundsätzlich ist es gar nicht so einfach, zwei unterschiedliche Schallwandlerprinzipien – Kalotte und Bändchen – so zu kombinieren, dass sie reibungslos und harmonisch zusammenarbeiten. Diese Technologie hat Dali jedoch über viele Jahre optimiert, inklusive passender Frequenzweiche. Sie macht einen wesentlichen Teil der Dali-DNA aus; und tatsächlich hört sich die Epikore 11 im Hochtonbereich fantastisch ausgewogen und feinzeichnend an.

Die neue, ursprünglich für die Kore entwickelte Weichkalotte deckt ja fast den gesamten tonalen Hochtonbereich ab, während der Folienstrahler «lediglich» die Obertöne bis hin zum Ultraschallbereich wiedergibt. Ebenso Positives lässt sich über die Eigenschaften des vergleichsweise zierlichen Mitteltöners berichten: Auflösungsvermögen und Ansprechverhalten sind exzellent – tatsächlich so gut, wie man es sonst fast nur von Flächenstrahlern her kennt.

Mittel- und Hochtöner sind bei der Epikore im Zentrum der Schallwand angeordnet. Dennoch löst sich das Klangbild mühelos von den Boxen und entfaltet sich frei im Hörraum.Mittel- und Hochtöner sind bei der Epikore im Zentrum der Schallwand angeordnet. Dennoch löst sich das Klangbild mühelos von den Boxen und entfaltet sich frei im Hörraum.

Schaut man sich die Epikore 11 ohne Frontbespannung an, stellt man fest, dass das akustische Zentrum – bestehend aus Mittel- und Doppelhochtöner – mittig und somit relativ niedrig angeordnet ist. Dennoch hat sie überhaupt keine Mühe bei der Klangentfaltung. Die räumliche Abbildung lässt auch in der Höhe überhaupt nichts zu wünschen übrig. Das Klangbild löst sich sowohl horizontal wie vertikal mühelos von den grossen Boxen. Ein sogenannter «Sweetspot» ist nicht wahrzunehmen, wobei Standlautsprecher dieser Grösse grundsätzlich einen bestimmten minimalen Hörabstand erfordern, um richtig homogen zu klingen. Dieser ist bei der Epikore 11 jedoch erstaunlich gering.

Ähnliches gilt für den minimalen Wandabstand, den Dali mit nur 35 cm spezifiziert. Insgesamt gilt, dass sie bezogen auf die Grösse überraschend unproblematisch zu platzieren ist. Hinzu kommt, dass ihr ausgesprochen edles, jedoch eher diskretes Design zu einer «unauffälligen» Integration in allen denkbaren Wohnumgebungen beiträgt. Mag sein, dass der eine oder andere das Design als eher «konservativ» titulieren wird. Die fast schon aristokratische Aura, welche die Epikore 11 verströmt, fördert jedoch die Wohnraumakzeptanz und steigert zweifellos ihre visuelle «Langlebigkeit». Die sanft gerundete Formensprache und das perfekte Finish wirken nämlich in 20 Jahren wohl noch genauso zeitlos schön wie heute.

Zu Besuch im «HiFi-Mekka» in Brugg: Die Epikore 11 durfte im Hörraum von Müller + Spring zeigen, was sie klanglich alles draufhat. Hier eingerahmt von einem Paar Focal Sopra.Zu Besuch im «HiFi-Mekka» in Brugg: Die Epikore 11 durfte im Hörraum von Müller + Spring zeigen, was sie klanglich alles draufhat. Hier eingerahmt von einem Paar Focal Sopra.
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