TESTBERICHT
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Publikationsdatum
2. März 2020
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Es gab noch nie einen Plattenspieler von Magnat – und somit entspricht der hier vorliegende MTT 990 nicht der Tradition des Unternehmens. Das lässt die Spannung steigen. Können die das überhaupt? Folgt Magnat wie andere Hersteller einfach einem Konsumtrend mit einem Standardgerät mit eigenem Firmenlogo? Auf den ersten Blick könnte man das meinen.

Konstruktion und Design lassen eine Verwandtschaft mit dem Technics-Prinzip erahnen, vor allem bezüglich des Direktantriebs und des Tonarms an der Basis. Aber das wars dann eigentlich schon. Direktantriebe sind wieder in Mode gekommen, und zwar vermutlich deshalb, weil es inzwischen wirklich gute Direktantriebe auf dem Zuliefermarkt gibt.

Guter Direktantrieb

Kleiner Exkurs: Die vorherrschenden Riemenantriebe lösten in den 1970er-Jahren die Reibrad-Antriebe ab. Nicht weil Riemenantriebe besser waren, sondern weil sie mit viel weniger Komponenten auskamen. Das Riemenprinzip war günstiger, lediglich die Rumpel-Werte waren meistens besser. Technics lancierte dann den Direktantrieb mit seinen Vorteilen der Wartungsfreiheit, geringen Gleichlaufschwankungen und dem hohen Anlaufdrehmoment.

Quarzgesteuerte Direktantriebe sind aber nicht einfach zu realisieren und erfordern deutlich mehr Technologie und Fertigungs-Know-how als Riemenantriebe. Viele Plattenspieler-Hersteller liessen also die Finger davon und perfektionierten ihre Riemenantriebe. Unter dieser Perfektionierung verstand man aber auch, die argumentative Seite zu pflegen. Man argumentierte die Vorteile des Riemenantriebs und ignorierte die Vorteile des Direktantriebs bzw. man hob deren Defizite hervor.

Eines dieser Defizite war und ist das sogenannte Polrucken. Die DC-Elektromotoren verfügen über eine gewisse Anzahl von Polen, zwischen denen der Rotor ein wenig abgebremst und dann wieder beschleunigt wird. Beim Riemenantrieb wird dieses Ruckeln durch die Elastizität des Riemens eliminiert. Bei den Direktantrieben blieb es in geringem Mass bestehen, vor allem bei leichten Plattentellern.

Der moderne Direktantrieb des Magnat MTT 990 verfügt über gefühlte 12 Pole. Man erahnt die Pole, wenn man ohne Plattenteller die Spindel dreht. Man spürt sie aber kaum. Das Polrucken ist sehr sanft und weich. In Kombination mit dem präzisen und recht schweren Kunststoffplattenteller (1,9 kg) und den offensichtlich guten Dämpfungseigenschaften der schweren Zarge – der Plattenspieler wiegt im Gesamten 11 kg – ist das Thema Polrucken erledigt. Zu hören war es übrigens nicht.

Der Anlauf ist entsprechend schnell. Die Solldrehzahl ist zumindest bei 33 1/3 Umdrehungen pro Minute nach weniger als einer halben Umdrehung erreicht und die Gleichlaufschwankungen liegen dank Quarzsteuerung unter +/- 0,08 %. Natürlich dreht der Teller auch mit 45 bzw. 78 Umdrehungen pro Minute.

Sorgfältig entwickeltes Anschlussfeld: IEC-Gerätestecker für direkten Anschluss an die Steckdose (Netzteil integriert). Hauptschalter; Spannungswahlschalter; RCA-Ausgänge (Cinch) und Masseanschluss für das Signalkabel.Sorgfältig entwickeltes Anschlussfeld: IEC-Gerätestecker für direkten Anschluss an die Steckdose (Netzteil integriert). Hauptschalter; Spannungswahlschalter; RCA-Ausgänge (Cinch) und Masseanschluss für das Signalkabel.

Praktisches Anschlussfeld

Das Anschlussfeld auf der Rückseite verfügt über einen IEC-Stecker für den direkten Anschluss an die Steckdose. Die Stromversorgung befindet sich also innerhalb des Geräts und wird nicht an eines der üblichen Billig-Steckernetzteile delegiert. Der Platzbedarf dieser Steckernetzteile auf den Steckerleisten oder an den Steckdosen ist ein Ärgernis – und darum beim MTT 990 eben definitiv keines.

Der Netzschalter neben dem IEC-Stecker ist ein «harter Schalter», unterbricht also den Stromkreis, und zwar über ein hörbares Relais. Die Anpassung der Netzspannung für den Einsatz in anderen Ländern geht mit einem klassischen Spannungswahlschalter unter einer verschraubten, transparenten Abdeckung. Wenn man einmal umschalten muss, dann zwingend bei ausgeschaltetem Gerät. Aber noch besser entfernt man den Netzstecker.

Die Signalausgänge sind RCA-Stecker (Cinch) mit einer Masseklemme daneben. Die sorgfältige Wahl des Signalkabels ist dem Nutzer überlassen. Das mitgelieferte Kabel ist qualitativ ordentlich ausgeführt und wurde für den Test so verwendet.

Der Motor des 12-poligen Direktantriebs wird über einen konischen Dorn aus Messing grossflächig an das Messing-Gegenstück im massiven Kunststoff-Plattenteller angekoppelt.Der Motor des 12-poligen Direktantriebs wird über einen konischen Dorn aus Messing grossflächig an das Messing-Gegenstück im massiven Kunststoff-Plattenteller angekoppelt.
Der Leichtgängige Drehschalter für drei Geschwindigkeiten. Das hohe Anlauf-Drehmoment des Direktantriebs bringt den Teller im Nu auf die Solldrehzahl.Der Leichtgängige Drehschalter für drei Geschwindigkeiten. Das hohe Anlauf-Drehmoment des Direktantriebs bringt den Teller im Nu auf die Solldrehzahl.
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