TESTBERICHT
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Publikationsdatum
1. Mai 2020
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Unboxing will heutzutage zelebriert sein. Gerade die Hersteller aus Fernost wissen, was ihre Klientel erwartet. So entnehme ich aus der edlen und stattlichen samtschwarzen Box einen in feinem Tuch eingebetteten DAC-Preamp. Das macht ja schon mal Spass. Wenn es daran geht, die beigelegte Röhre im Sockel auf der Geräteoberseite zu platzieren, kommt ein Hochgefühl auf. Retro und Hightech treffen sich. Die Röhre aus den Anfängen der Nachrichtentechnik vereint mit einem digitalen Board, das einen DSD/PCM-Stream auf Masterband-Niveau anbietet. Was für eine Paarung!

Doch der Reihe nach. Aune Audio ist ein chinesischer Hersteller. Bereits 2003 gegründet, machte man sich bald einen Namen als Produzent von kompakten, aber mit edlen Zutaten ausgestatteten digitalen und vornehmlich portablen Audiogeräten. Seit 2013 sind die Aune-Audio-Produkte unter eigenem Namen auch in Europa erhältlich.

Man fokussiert sich auf Produkte für die «New Audio Generation» und führt eine ganze Reihe von Geräten für Computer-Audio wie DACs und Preamps für Aktivlautsprecher sowie diverse Kopfhörerverstärker für stationären und mobilen Einsatz. Allen Produkten gemeinsam sind kompakte Abmessungen und ein sehr attraktiver Preisrahmen von 300 bis 600 Franken.

Der Aune T1s ist ein DAC mit integriertem Röhrenvorverstärker für Kopfhörer und einer Ansteuerung von Aktivlautsprechern ab Laptop oder Smartphone. Er ist seit 2013 auf dem Markt. Die aktuelle Mk4-Version wurde 2019 nochmals komplett überarbeitet, erhielt einen neuen, aktuellen DAC und einen verbesserten Analogteil. Er kostet 349 Franken und ist in Silber und Schwarz erhältlich.

USB oder Bluetooth als Quelle

Per USB unterstützt er PCM-Audio mit bis zu 32 Bit und 768k Samplingfrequenz sowie DSD512. Damit eignet er sich auch für  sogenannte Master-Tape-Dateien. Viel brauchen wird man die hohe Auflösung mangels käuflicher Angebote an entsprechenden Musikdateien nicht, aber schön, hat man die Formate bei Gelegenheit zu Verfügung.

Im Homeoffice verbindet man den Aune T1s direkt mit dem USB-Anschluss von Laptop oder Desktop-Computer. Windows-Benutzer müssen für HiRes-Formate über 24/96 auf der Aune-Website einen Treiber downloaden und installieren. Bei OSX sind die Treiber bereits im Betriebssystem integriert. Besitzt man die entsprechenden USB-To-Go-Kabel für iPhone oder Android-Smartphones, lassen sich diese ebenfalls direkt mit dem USB-Eingang des Aune T1s verbinden.

Der Aune T1s – hier in Schwarz – lässt sich per USB-To-Go-Kabel direkt mit Smartphones verbinden.Der Aune T1s – hier in Schwarz – lässt sich per USB-To-Go-Kabel direkt mit Smartphones verbinden.

Alternativ bietet er Bluetooth als Eingangsquelle an. Die Umschaltung von USB auf Bluetooth erfolgt über einen kleinen Kippschalter an der Geräteoberseite. Sofern das Smartphone aptX HD unterstützt, wird Bluetooth mit der deutlich erhöhten Bandbreite des Codecs von Qualcomm übertragen.

DAC mit Röhrenvorverstärker

Mit dem Sabre ES9038Q DAC sorgt ein feinsinniger und unter Kennern für seinen ausdrucksstarken und geschmeidigem Sound sehr geschätzter Chip für die Wandlung von der digitalen in die analoge Domäne.

Ein echtes Highlight und nicht zuletzt ein der Grund für den Anruf beim Vertrieb Portacomp für ein Testmuster ist die schmucke Ausgangsröhre des Vorverstärkers. Den Röhren sagt man – völlig zu Recht – einen golden, seidigen Klangcharakter nach. Gerade in einem Vorverstärker können sie für das gewisse Etwas sorgen. Eine Prise «Röhrenschmelz» kann gerade im nüchternen Streaming-Zeitalter durchaus erwünscht sein. Das Ohr will ja auch etwas mit Charme und Klangschönheit verwöhnt werden.

Mit einer von unten leuchtenden LED wird das «Röhrenglimmen» betont und die Betriebsbereitschaft angezeigt.Mit einer von unten leuchtenden LED wird das «Röhrenglimmen» betont und die Betriebsbereitschaft angezeigt.

Der Aune T1s verwendet eine Electro Harmonix 6922EH – eine relativ neue russische Vorverstärkerröhre für Audioanwendungen. In den Daten und der Sockelbelegung entspricht sie der aus Legacy-Geräten bestens bekannten Telefunken E88CC. Die 6922 ist ein bewährter und sehr weit verbreiteter Typus, vom dem man auch in Jahren noch einfach Ersatz bekommen wird. Wer etwas herumexperimentieren möchte, findet in Onlineshops diverse Varianten der 6922, die alle eine dezent unterschiedliche Klangsignatur aufweisen. Der Preis liegt aktuell bei 15 bis 30 Franken.

Röhren werden heiss und sind berührungsempfindlich. Zwei Kunststoffbügel liegen als Schutzabdeckung bei. Das stört zwar die Optik etwas, macht aber wohl Sinn. Wen das stört, kann die Plastikbügel auch weglassen – auf eigene Gefahr natürlich.

Eine mehrstufige Stromversorgung, die für den digitalen und analogen Teil nochmals separiert wurde, verspricht minimierte Störsignale und einen hohen Dynamikbereich. Ein externes und ziemlich massives Schaltnetzteil liegt bei. Im Zubehörangebot führt Aune als Alternative ein hochwertigeres Linear-Netzteil, das wir aber für diesen Test nicht beizogen.

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