Vom Musik- zum Media-Player

Waren Sie einst - irgendwie wohl noch in der Tradition der Walkmänner - lediglich zur reinen Musikwiedergabe gedacht, mutieren die mobilen Musik-Player der Oberklasse inzwischen zu wahren Multimedia- und Multifunktionsgeräten: Videos abspielen und Photos betrachten ist Standard, wenn sich auch einige bei den Abspielformate bisweilen ungebührlich wählerisch zeigen, ein Radio und ein digitales Sprachaufnahmegerät werden gerne auch gleich beigepackt. Der Cowon D2 ist da keine Ausnahme und kann dank reichhaltige Ausstattung (fast) alles.
Neben der Musik-/Videowiedergabe lässt er sich mit dem integrierten Mikrofon auch für Sprachaufnahmen als Podcaster einsetzen, mit dem Radio hört man sich einigermassen ansprechend durch die UKW-Welten, während mit dem integrierten Flash-Player selbst Gamer nicht zu kurz kommen. Die gesammelte Funktionalität steckt in einem ansprechenden, wahlweise in schwarz oder edlem weiss gehaltenen, robusten Gehäuse.

Auch einfache Textdateien liest er, von PDF oder Office-Dateien will er dann aber doch nichts wissen. Dafür muss man nun im Restaurant die neuste Geschäftsidee nicht mehr auf Servietten und Tischtücher skizzieren, Mock-ups zeichnet man mit dem D2 direkt auf ein elektronisches Whiteboard. Umfangreich sind die „Malmöglichkeiten" nicht, doch immerhin lassen sich Farbe und Liniendicke einstellen. Fehlt eigentlich nur noch Fernsehen über DVB-T, doch das hat sich Cowon für den deutlich grösseren A3 vorbehalten, der aktuelle gerade an der IFA 2007 präsentiert wird.
Im Lieferumfang enthalten sind ein Netzteil - man glaubt es kaum, aber heute längst keine Selbstverständlichkeit mehr-, sowie unüblich gute Ohrhörer. Der Player wird mit 2 beziehungsweise 4 GB Flashspeicher angeboten. Der Preisunterschied beträgt 50 Franken, so dass sich hier, sofern man nicht um den letzten Franken kämpfen muss, auf alle Fälle die 4 GB Variante lohnt. Die 2 GB sind doch relativ schnell gefüllt.
Neu ist der ganze aktive Teil der Cremona M. Schon rein optisch unterscheidet sich der Ringradiator vom Vorgänger. Er funktioniert nach dem Prinzip des Biegewellen-Strahlers und bietet ein nochmals verbessertes Impulsverhalten.
Der Mitteltöner besitzt eine Membrane aus Black Wood Fiber. Diese neue Generation von Mitteltonchassis verfügt über einen völlig linearen Antrieb. Dieser bewirkt, dass sich die Membran mit absolut gleichem Betrag nach innen und aussen bewegt. Das Resultat ist ein deutlich niedriger Klirrfaktor.
Aus einer extrem leichten, dennoch sehr verwindungssteifen Aluminium-Magnesium- Legierung bestehen die 18 cm-Membranen der Tieftöner. Zudem verfügen sie über sogenannte Phase Plugs zur Verbesserung des Phasenganges. So einfach wie möglich hat man die Frequenzweiche gehalten. Das heisst, es kommen phasenkorrigierende Filter zweiter Ordnung zum Einsatz.
Die Impedanz ist mit 4 Ohm eher niedrig und stromtüchtige Verstärker können ihre ganze Potenz voll ausspielen. Mit einer Signalspannung von 2.83 V und 1 kHz produzieren diese Lautsprecher in 1 Meter beachtliche 91 dB Schallpegel. Damit sind sie alles andere als sogenannte Leistungsfresser.
Die Spielpartner
Als Spielpartner für diesen Hörtest wählten wir folgende Komponenten: Krell SACD-Player Evo 505, Cyrus Vorverstärker Pre vs2 mit separatem PSX-R - Netzteil und. X Power – Stereo-Endstufe mit separatem PSX-R - Netzteil.
Als Lautsprecherkabel kamen zwei recht unterschiedlich klingende Exemplare von Fadel Art zum Einsatz: Das eher rund und warm klingende GreyLitz, sowie das eher straff und analytisch wirkende Aphrodite.
Goldene Mitte

Musikzentrale
In Zentrum dürfte bei den meisten Anwendern nach wie vor die Musikwiedergabe stehen. Umso erfreulicher, dass der Cowon D2 nicht nur die gängigen MP3-, WMA- und WAV-Dateien abspielt, sondern sowohl das freie, ohne Software Patente belegt und erst noch sehr gute OGG- Kompressionsformat als auch den verlustfreien und ebenfalls frei verfügbare FLAC Audio-Codec unterstützt.
Gerade das ohne Datenkompression auskommende FLAC-Format wird, obwohl bereits 2001 veröffentlicht, von vielen Herstellern sträflich vernachlässigt. FLAC hat den grossen Vorteil, dass es sich weit besser als MP3 zum anlegen eines digitalen Musikarchiv eignet. Die Dateien sind zwar beinahe viermal grösser als MP3-Dateien, jedoch bleibt dank der verlustfreien Kodierung die gesamte Audioqualität erhalten. Wird der Platz auf den mobilen Devices zu klein, kann von einer FLAC-Datei einfach eine kleinere MP3- oder OGG-Kopie erstellt werden.
Die mitgelieferte Audio-Software, jetAudio, erlaubt das direkte Rippen von CDs ins FLAC-Format sowie die Konvertierung von FLAC Dateien nach OGG. Wer CDs trotz Daten- und damit Klangverlust lieber in MP3-Dateien rippen möchte, wird leider enttäuscht: Erst ein kostenpflichtiges Upgrade für 45 CHF auf die jetAudio Pro Version erlaubt das Rippen in MP3-Dateien. Selbstverständlich man MP3 Files ab CD oder FLAC-Dateien auch kostenlos mit anderen Programmen wie Exact Audio Copy oder Foobar2000 erstellen.
Mobile Videothek
Videos spielt der D2 im XviD-Format (*.avi) mit einem Bildformat von 320x240 Pixeln. Das direkte Abspielen von Flash-Videos - zum Beispiel von YouTube Downloads - ist nicht möglich, obwohl ein mobiler Flash-Player in der aktuellen Betriebssystemversion 2.5 enthalten ist. Video müssen in der Regel erst für den D2 konvertiert werden. Die mitgelieferte Software erledigt das zügig und kommt neben Flash-Videos auch mit den meisten anderen Videoformaten klar, musste allerdings bei machen QuickTime Movies mit dem Hinweis auf fehlende Codecs passen.Flash-Games und Bilder
Mit dem seit Firmware Update 2.50 enthaltenen Flash-Player kann der D2 nicht nur Flash-Animation darstellen, sondern auch die beliebten Flash-Games spielen, was den D2 gleich noch zum „GameBoy" macht, wenn er auch vom Spielerlebnisse nicht mithalten kann, aber für ein kurzes Entertainment im Zug, Bus oder Tram reichts allemal. Längst nicht alle Flash-Games sind jedoch auch lauffähig auf dem D2. Eine Liste mit aktuellen Titeln, die ohne oder mit nur kleinen Einschränkungn auf dem D2 spielbar sind findet sich hier.
Etwas knausrig zeigt er sich bei den Bild-Formate, wo er nur JPEG-Bilder anzeigt. Bei GIF oder PNG Graphiken verweigert er die Anzeige. Da die meisten Benutzer Photos auf dem D2 anschauen werden, ist dies aber wohl zu verschmerzen.
Im Alltag
In der ausgedehnten Testphase konnte sich der D2 bewähren. Nach mehreren Tagen schauten wir erst mal ungläubig auf den Akkustand, der noch kaum zur Hälfte geleert war. Schlussendlich resultierte eine maximale Akkulaufzeit bei reiner Musikwiedergabe von knapp 50 Stunden - ein absolut überzeugender Wert. Die lange Laufzeit erarbeitete sich Cowon mit einem konsequenten Power-Management: Bereits nach 10 Sekunden Untätigkeit auf dem Touchscreen schaltet das energiehungrige Display aus. Wem dies zu nervig ist, kann die Ausschaltzeit in den Einstellung vergrössern.
Das Display überzeugt nicht nur mit seinem Touchscreen, sondern vor allem auch mit einer überragenden Bildqualität bei der Videowiedergabe. Seine detaillierte Auflösung und die knackigen Farben machen Videos zum Genuss. Filme wird man sich trotzdem auf dem 2.5 Zoll Bildschirm kaum anschauen, aber gerade Musikklips oder Kurzvideos vom letzten Urlaub werden in dieser Qualität zum Vergnügen. Der Darstellung ist auch bei horizontal abgewinkeltem Player kaum eingeschränkt. Der nutzbare, vertikale Neigungswinkel ist jedoch leider deutlich kleiner.
Robust ausgefallen ist der Kopfhöreranschluss. Der Stecker rastet gut ein und sitzt auch bei sportlicher Betätigung satt. Die mitgelieferten Ohrhörer bieten eine ordentliche Klangqualität. Mit dem erstaunlich differenziert einstellbaren Fünf-Band Equalizer lassen sich gewisse Nichtlinearität auffangen. Die Ohrhörer sind deutlich besser als was beider Konkurrenz bisweilen mitgeliefert wird, gegenüber einem hochwertigen Kopfhörer wie dem iGrado besteht allerdings ein nach wie vor ein Klassenunterschied und dies ist mit dem D2 gut hörbar.
Womit wir beim Thema Klangqualität angelangt wären. Hier verdient sich der D2 einen fetten Pluspunkt: Die Audioqualität ist schlicht überragend. Selbst an einer HiFi-Anlage angeschlossen brilliert der Cowon Player mit einem sauberen, transparenten und dynamischen Klangbild, dass frei ist von Übersprechern und elektronischen Artefakten und so gar nichts mit dem Muffel-Sound vieler 0815-Player gemeinsam hat. Erst bei Kopfhörern mit eher schlechtem Wirkungsgrad waren bei maximaler Lautstärke leichte Übersteuerungen festzustellen.
Ein Teil des guten Klangeindruck dürfte wohl auf den Cowon entwickelten BBE-Algorithmus zurückzuführen sein, mit dem die bei der Datenreduzierung auf MP3 und OGG entstehende Reduzierung der Audioqualität wie Brillianzverlust und eingeschränkte Dynamik im Tieftonbereich geschickt kompensiert werden. Trotzdem sollte man im 'Effekt-Menu' vorsichtig zu Werke gehen. Abgesehen von einer leichten Brillianzkorrektur und je nach Kopfhörer, einer dezenten Bassanhebung schalteten wir im Test alle Klangeffekte aus.
Der Radioempfang mit dem Kopfhörer als UKW-Antenne ist soweit zufriedenstellend. Nicht überzeugen konnte hingegen die Auto-Scan-Funktion zur automatischen Sendersuche. Während des Durchlauf wird jedem gefundenen Sender automatisch ein Presetplatz zugewiesen. Schöner wäre, man könnte die gefundenen Sender manuell einem Speicherplatz zuweisen, oder man müsste wenigstens die Speicherung des Senders betätigen; man will ja auch nicht gleich jeden Sender als Preset ablegen. Zudem belegen starke Sender in städtischer Umgebung nach dem automatischen Scan bisweilen infolge der ungenügenden Trennschärfe des UKW-Empfängers gleich mehrere Presetplätze. Hier bietet sich noch Spielraum für zukünftige Firmeware-Updates.
Fazit
