
«Gibt es überhaupt noch Filme für diese alte Kamera?», fragt ein neugieriger Passant, als er mich mit der neuen Nikon Z fc hantieren sieht. Im Retrolook früherer Kameras mit dem typischen Pentaprisma-Design des Suchers und den silbernen Einstellrädern ist die Z fc kaum von einer analogen Fotokamera wie der Nikon FM2 zu unterscheiden. Diese Spiegelreflexkamera kam 1982 auf den Markt und stellt einen Meilenstein in der Produktgeschichte von Nikon dar.
Bei der Z fc wurde am elektronischen Sucher sogar ein damals typisches rundes Okular befestigt und das Nikon-Logo aus den 1970er- und 1980er-Jahren vorne eingraviert. Das Gehäuse selbst besteht aus einer robusten Magnesiumlegierung und ist damit um einiges leichter als das analoge Original. Mit Akku und Speicherkarte wiegt es 445 Gramm.
Die Z fc misst kompakte 134.5 x 93.5 x 43.5 mm (B x H x T). Damit lässt sie sich einigermassen gut halten, grössere Hände vermissen jedoch einen richtigen ergonomischen Handgriff. Wie schon beim analogen Vorbild ist die Gehäusefront auch bei der Z fc flach gehalten.
Nikon bietet als Zubehör den spezieller Kameragriff GR-1 für 149 Franken an. Er bietet den gewünschten verlängerten Griff, besitzt die gleiche schwarze Struktur wie die Rückseite der Kamera und fügt sich nahtlos ins Kameradesign ein.
Aussen retro, innen Z 50
Die Z fc ist eine spiegellose Kamera im DX-Format. So heissen bei Nikon die APS-C-grossen Bildsensoren. Sie ist damit neben der Z 50 die zweite spiegellose APS-C-Systemkamera von Nikon mit dem neuen Z-Bajonettanschluss, der mit den spiegellosen Vollformatkameras eingeführt wurde.
Daran lassen sich, im Gegensatz zur Firma Canon, die in ihren APS-C-Kameras ein kleineres Bajonett verwendet, Z-Objektive direkt anschliessen. Und mit dem FTZ-Objektivadapter auch Nikkor-Objektive mit F-Bajonett aus dem Spiegelreflex-Systemangebot.
Die Nikon Z fc hat vieles von der Z 50 übernommen. Mit Ausnahme des oft kritisierten Monitors, der sich bei der Z 50 nur nach unten umklappen lässt. Die Z fc besitzt als erste Nikon-Kamera ein Display, das sich zur Seite ausklappen und nach vorne drehen lässt.
Damit stellt Nikon endlich auch Selfie-Fans, Vlogger und Youtuber zufrieden. Beinahe, denn wie schon bei der Z 50 lässt sich zwar ein externes Mikrofon anschliessen, eine Kopfhörerbuchse zur Tonkontrolle fehlt leider auch bei der Z fc.
Wo sich bei der Z 50 das eingebaute Blitzgerät hochklappen lässt, thront bei der Z fc der elektronische Sucher im Pentaprisma-Design. Darin befindet sich jedoch kein Blitzgerät und natürlich auch kein Spiegelkasten. Immerhin ist ein Blitzschuh-Anschluss vorhanden.
Die Nikon Z 50 wie die Z fc verwenden den Lithium-Ionen-Akku EN-EL25. Er ist etwas kleiner als die Akkus der Z-Vollformater und somit nicht mit ihnen kompatibel. Im mitgelieferten Ladegerät kann er unabhängig von der Kamera geladen werden. Nur die Z fc besitzt einen USB-C-Anschluss, über den die Stromversorgung der Kamera wie auch das Laden des Akkus möglich ist.

Wie schon bei der Z 50 gibt es auch bei der Z fc nur ein Speicherkartenfach mit UHS-I-Konformität, das auf der Unterseite der Kamera über dem Akkueinschub liegt. Ein Akku- oder Kartenwechsel bei Stativbetrieb wird dadurch je nach Grösse der Adapterplatte etwas umständlich.
Ein gedrucktes, 68-seitiges Kompakthandbuch wird mit der Nikon Z fc erfreulicherweise mitgeliefert. Wer alle Funktionen und die zahlreichen Menüeinstellungen der Kamera erkunden möchte, muss sich die Referenzanleitung im Internet besorgen. Die findet man in Nikons Downloadcenter. Dort lässt sie sich auf Deutsch nur anzeigen, aber nicht abspeichern. Erst über ein englischsprachiges Downloadcenter lässt sich der umfangreiche, über 600 Seiten starke «Reference Guide» herunterladen.
Klassische Bedienung

Für den Test bekam ich die Nikon Z fc und das Nikkor-Objektiv Z DX 16–50 mm f/3,5-6,3 VR SE. Als Kit wird es für 1349 Franken angeboten wird. Das Objektiv in der Silver Edition basiert auf dem Standardzoom Nikkor Z DX 16–50 mm 1:3,5–6,3 VR. Es wurde mit einem silberfarbenen Finish versehen, das perfekt auf die Nikon Z fc abgestimmt ist. Auf Kleinbildformat umgerechnet (Faktor 1,5) deckt es einen Brennweitenbereich von 24–75 mm ab.
Das Objektiv ist mit eingezogenem Tubus nur 32 mm lang und wiegt lediglich 135 Gramm. Dadurch lässt es sich bequem mitführen und kann für unterschiedlichste alltägliche Szenen, von Landschaften über Schnappschüsse bis hin zu Porträts, eingesetzt werden.
Bevor es mit Fotografieren losgehen kann, muss das Objektiv entriegelt und ausgefahren werden. Dazu muss schon etwas kräftiger zugepackt werden, um es aus der eingerasteten Position herauszudrehen. Wird die Kamera mit eingezogenem Objektiv eingeschaltet, erscheint eine Warnung im Display.
Das Objektiv besitzt einen schnellen und leisen Autofokus sowie einen eingebauten Bildstabilisator, in Nikon-Jargon als VR für «Vibration Reduction» bezeichnet. Das ist besonders wichtig beim Fotografieren und für Videoaufnahmen aus der Hand, denn der Z fc fehlt wie der Z 50 ein optischer Stabilisator (IBIS) im Kameragehäuse.
Einstellen mit Retro-Charme
Neben dem Zoom- und Steuerring gibt es keine weiteren Tasten oder Schalter am Objektiv. Der Bildstabilisator wird im Kameramenü ein- und ausgeschaltet. Mit dem Steuerring wird entweder manuell scharfgestellt oder die im Menü bestimmte Funktion wie Blendensteuerung, Belichtungskorrektur oder ISO-Anpassung ausgeführt.
Besonders die Blendensteuerung via Steuerring am Objektiv ergibt zusammen mit den Einstellrädern an der Kamera das klassische Bedienen nach alter Väter Sitte.

Mit dem linken Rad oben am Gehäuse wird die ISO-Empfindlichkeit gewählt, rechts die Belichtungszeit und die Belichtungskorrektur. Da es am Objektiv keine eingravierten Blendenwerte gibt, befindet sich zwischen den beiden rechten Einstellrädchen ein winziges Display, das den Blendenwert anzeigt.
So hat man nur durch Blick von oben auf die Kamera alle wichtigen Werte im Blick, ohne durch den Sucher oder aufs Display schauen zu müssen. Einige Besonderheiten gibt es dabei zu beachten: Die Belichtungszeit kann mechanisch nur in ganzen Schritten eingestellt werden. Für Zwischenwerte muss das Rad in die Position «1/3STEP» gedreht und die gewünschte Zeit am vorderen oder hinteren Einstellrädchen bestimmt werden.
Über diese kleinen Rädchen wird auch die Blende gewählt, wenn der Steuerring am Objektiv für eine andere Einstellung wie etwa manueller Fokus programmiert wurde.
ISO-Werte kann man erst anpassen, wenn der Sicherungsknopf in der Mitte des Einstellrads gedrückt und gehalten wird. Falls sich jetzt noch immer keine ISO-Zahlen im Sucher oder am Display verändern, befindet sich die Kamera entweder im grünen Automatik-Modus oder die ISO-Empfindlichkeit wird generell automatisch geregelt. Dies lässt sich im Menü ändern.
Unter dem ISO-Einstellrad befindet sich der Wahlhebel für die Betriebsmodi der Kamera. Neben der AUTO-Position gibt es nur noch die übliche PASM-Auswahl. Die Motiv-, Effekt- oder Benutzerspeicher-Einstellungen der Z 50 fehlen bei der Z fc. Eine Retrokamera braucht so etwas nicht.
Beim Fotografieren im AUTO-Modus unterstützt die Nikon Z fc – übrigens als erste Kamera der Nikon-Z-Serie – die manuelle Belichtungskorrektur, während alle anderen Einstellungen blockiert sind bzw. automatisch funktionieren.
Für den Videobetrieb ist ein eigener Umschalter auf der rechten Oberseite unter dem Belichtungsrad vorhanden. Im Ein-/Ausschalter der Kamera ist auch der Fotoauslöser untergebracht. Für ein vollständiges «Retrofeeling» fehlt ihm jedoch das Schraubgewinde für einen Drahtauslöser. Gleich neben dem Auslöser ist noch die kleine rote Aufnahmetaste für Videos untergebracht.
Die schlichte Vorderseite der Z fc ziert neben dem Objektivanschluss und dem vorderen Einstellrädchen nur noch eine Funktionstaste, der Standardmässig der Weissabgleich zugeordnet wurde.

Info-Taste und Personalisierung
Die Rückseite der Z fc führt den Retrolook weiter. Klappt man das Display nach innen um, ist es nicht nur gut geschützt, sondern erinnert mit seiner Oberflächenstruktur auch an das Fach, wo früher eine 135er-Filmpatrone eingelegt wurde.
Unter dem hinteren Einstellrädchen finden sich die gewohnten Nikon-Tasten für die Menüsteuerung und die Bildwiedergabe. Am schnellsten ändert man wichtige Werte über das i-Menü, das nach Drücken der i-Taste erscheint.
Neben Bildqualität, Weissabgleich und Belichtungsmessung sind hier auch Autofokus-Feld, AF-Betriebsart sowie die Bildstabilisierung einstellbar. Verändern kann man die Werte über den Multifunktionswähler, die Einstellrädchen oder den Touchscreen.
Die Optionen, die im i-Menü erscheinen, sind durch den Benutzer an seine eigenen Bedürfnisse anpassbar. Überhaupt lässt sich die Z fc in weiten Teilen auf die eigenen Foto- und Videogewohnheiten hin konfigurieren, sei es durch Tasten-Umbelegungen oder die Auswahl bevorzugter Anzeigen bei der Bilderwiedergabe. Schliesslich lassen sich ständig gebrauchte Positionen auch im Menüpunkt «Mein Menü» zusammengefasst unterbringen.



Augen, Tiere und Bildstile

Die Nikon Z fc unterstützt bei Foto- und Filmaufnahmen den mit der Nikon Z 7II und Nikon Z 6II eingeführten Augen- und Tiererkennungs-Autofokus. Die AF-Messfeldsteuerung «Grosses Messfeld (L)» sorgt durch die Beschränkung des fokussierten Bereichs für eine saubere Erfassung von Augen und Gesichtern.
Das Verhalten der automatischen Scharfstellung lässt sich dem Aufnahmeobjekt anpassen. Einzel- oder Dauerfokus, Art und Grösse des Messfelds, Objekterkennung und Verfolgung sowie Tracking-Empfindlichkeit können bestimmt werden.
Total stehen 209 AF-Messfelder zur Verfügung, die 90 Prozent der Sensorfläche in der Horizontalen und in der Vertikalen abdecken. Damit ist eine Schärfeverfolgung von Motiven bis nahe an den Rand hin möglich. In der Praxis funktionierte dies beim Kit-Objektiv sehr zügig, zielsicher und leise.
Die Gesichts- und Augenerkennung ist beim Fotografieren von Porträts eine angenehme Hilfe. Erkennt die Kamera mehrere Gesichter oder Augen, kann per Pfeiltasten das gewünschte ausgewählt werden. Bewegt sich ein erkanntes Gesicht, verfolgt es die Kamera und führt den Fokuspunkt nach.
In den Praxistests gelang die Erkennung bei genügend Licht problemlos und schnell. Die Augen wurden auch beim leichten Wegdrehen des Kopfes zur Kamera und durch Haarsträhnen hindurch scharfgestellt. Hier leistet die Z fc gute Arbeit, wenn man bedenkt, dass das Kit-Objektiv mit seiner Anfangsblende von f/3,5 nicht zu den lichtstärksten gehört.
Den Nachbarshund erkannte die Kamera ebenso problemlos und stellte auf seine Augen scharf. Die Augenerkennung kann auch bei kontinuierlichem Autofokus hinzugeschaltet werden und funktioniert, neu gegenüber der Z 50, auch beim Videofilmen. Dort jedoch auch nicht in den Zeitlupenmodi.



Beim Fotografieren mit dem mechanischen Verschluss beträgt die kürzeste Zeit 1/4000 Sekunde. Wer Erschütterungen vermeiden möchte und mittels elektronischem ersten Verschlussvorhang aufnimmt, ist auf eine 1/2000 Sekunde eingeschränkt.
Mit dem elektronischen Verschluss lässt sich auch geräuschlos auslösen. Einzelbilder können durch Fingertipp auf den Touchscreen fokussiert und wenn gewünscht beim Abheben des Fingers auch gleich aufgenommen werden.
Wer auf schnelle Serienaufnahme umschaltet, kann mit bis zu 11 Bildern pro Sekunde dauerfeuern – mit nachgeführtem Autofokus und Belichtungsmessung! Das ist toll und übertrifft sogar eine Nikon Z 7 etwas. Wer das zum Motiv passendste AF-Messfeld auswählt, wird am meisten scharfe Sport-, Action- oder Wildlife-Fotos nach Hause bringen. Experimentieren ist angesagt.
Picture-Control
Der APS-C-Sensor der Nikon Z fc bringt eine Auflösung von knapp 21 effektiven Megapixel und im 3:2-Seitenverhältnis maximal 5568 x 3712 Pixel grosse Fotos. APS-C-Mitbewerber wie Canon, Fujifilm oder Sony bieten mit 24 und 26 Megapixel noch etwas mehr an Bildauflösung.
Für Alltagsaufnahmen darf man sich beruhigt auf die Matrix-Belichtungsmessung der Kamera verlassen. Zusammen mit dem automatischen «Active D-Lighting» erhält man die besten Ergebnisse mit natürlichem Kontrast und Details in hellen und dunklen Bereichen.
Bei extrem hellen Szenen, etwa mit Schauspielern im Scheinwerferlicht, bringt die «lichterbetonte Messung» sehr gute Bilder, da die Kamera nicht nur versucht, Überbelichtungen zu vermeiden, sondern auch die Farbe der Lichtquelle zu erhalten.
Wie schon bei den Nikon Spiegelreflex-Modellen D500 und D7500, die ja einen ähnlichen Bildsensor verwenden, einfach ohne AF-Phasenerkennung auf dem Chip, kann auch bei der Z fc die ISO-Empfindlichkeit je nach Motiv bis zu ISO 12'800 geschraubt werden, ohne dass die Bilder zu stark unter Rauschartefakten leiden.
Die Z fc neigt wie die meisten Nikon-Kameras bei automatischem Weissabgleich zu einer eher kühleren Stimmung auf JPEG-Fotos direkt aus der Kamera. Bei der Z fc hat man die Wahl zwischen drei automatischen Weissabgleichseinstellungen. Bei «A0» bleibt das Weiss im Bild weiss, indem warme Farben reduziert werden, «A1» berücksichtigt die gesamte Atmosphäre im Bild, und «A2» betont warme Farben.
Daneben stehen weitere acht manuelle Weissabgleichseinstellungen bereit, mit bis zu sieben unterschiedlichen Leuchtstoffröhren-Typen. Schliesslich darf auch noch ein eigener Messwert eingegeben und gespeichert werden.
Da bei der Nikon Z fc weder Motivprogramme noch Spezialeffekte zur Verfügung stehen, springt als Ersatz das «Picture-Control-System» mit über 20 verschiedenen Bildkonfigurationen ein. Diese lassen sich für ausgewählte Stimmungen auch noch weiter modifizieren.
Neben den üblichen Einstellungen wie «Standard», «Neutral», «Brillant», «Monochrom», «Porträt» oder «Landschaft» gibt es auch exotische Varianten wie etwa «Ausgewogen», «Traum», «Morgen», «Pop», «Sonntag», «Verblichen», «Jeans», «Pink», «Holzkohle» oder «Russ».
Die folgenden Fotos wurden in 20,9 MB Auflösung mit dem Kit-Objektiv aufgenommen. Sie zeigen Beispiele für den Bokeh-Effekt, das ISO-Rauschverhalten und dem Brennweitenbereich des 16–50-mm-Objektivs. Objektivstörungen wie Vignettierungen oder Farbsäume werden von der Z fc sehr gut herausgerechnet und sind kaum erkennbar.
Für die Bilderstrecke wurden die originalen JPEG-Dateien direkt aus der Nikon Z fc genommen und nur auf Web-Grösse reduziert. Bemerkungen bei den Bildern: Verwendete Objektiv-Brennweite; Belichtungsmodus P = Programm, A = Blendenvorwahl bzw. Zeitautomatik, S = Zeitvorwahl bzw. Blendenautomatik, M = manuelle Einstellung; Blende; Verschlusszeit; ISO-Empfindlichkeit; Weissabgleich; Szenentyp; spezielle Anmerkungen. Die Nikon Z fc besass die Firmware-Version 01.00.
RAW-Format und Sonderfunktionen
Wer mit der Z fc im NEF-(RAW-)Format fotografiert, hat bei der späteren Bildbearbeitung noch genügend Reserven, auch für grössere Veränderungen. Dazu bietet die Software Capture NX-D von Nikon speziell entwickelte, komfortabel und intuitiv anwendbare Werkzeuge. Selbstverständlich lassen sich die NEF-(RAW-)Bilder auch mit anderen RAW-Convertern bearbeiten.
Wer möchte, darf seine Aufnahmen direkt in der Kamera nachträglich bearbeiten. Die Werkzeugauswahl reicht dabei von Beschneiden, Verkleinern, Ausrichten über verschiedene Korrekturen bis hin zu Filtereffekten. Selbst ein nachträgliches «D-Lighting» ist möglich. Fotos im NEF-(RAW-)Format können als neue JPEG-Varianten gespeichert werden.
Auch bei den Sonderfunktionen braucht sich die Z fc nicht zu verstecken. Neben verschiedenen automatischen Belichtungsreihen gibt es Mehrfachbelichtung, HDR (High Dynamic Range), Intervallaufnahme, Zeitraffervideo sowie Aufnahme mit Fokusverlagerung.
Bei Letzterer wird der Fokus automatisch mit jeder neuen Aufnahme ein wenig verschoben und die Bilder mit entsprechender «Stitching»-Software zu einem von vorne bis hinten scharfen Foto zusammengerechnet. Die Schrittweite, die Anzahl Bilder sowie die Pause bis zur nächsten Auslösung sind dem Objekt entsprechend einstellbar. Vor allem Makrofotografinnen und -fotografen werden davon begeistert sein, weil dabei auch eine Blitzauslösung möglich ist. Dies beherrschen nicht viele Kamerahersteller.



Mit Mikrofon und Kamera

Analoge Spiegelreflexkameras konnten überhaupt nicht filmen, nichtsdestotrotz bietet die Retro Z fc auch die Möglichkeit zur Videoaufzeichnung an.
Sie filmt 4K/UHD-Video mit 3840 x 2160 Pixel und einer Framerate von 30, 25 oder 24 Bildern pro Sekunde. Full-HD-Filme mit 1920 x 1080 Pixel werden mit bis zu 120 Vollbildern pro Sekunde aufgenommen. Dabei kann zwischen Apples MOV- oder dem MP4-Format mit H.264-Komprimierung gewählt werden.
In Full-HD ist eine 4- oder 5-fache Zeitlupenaufnahme möglich. Die maximale ununterbrochene Aufnahmezeit beträgt 30 Minuten, bei Zeitlupe 3 Minuten.


Ein griffiger kleiner Hebel unter dem Belichtungszeit-Einstellrad schaltet vom Foto- in den Videomodus um. Für das Fotografieren und Filmen werden die Einstellungen jeweils separat beibehalten. Das ist bei anderen Marken alles andere als selbstverständlich. Dort müssen beim Umschalten zwischen Foto und Video Werte wie Blende, Belichtungszeit oder ISO-Zahl immer wieder neu angepasst werden.
Die meisten Foto-Parameter sind auch beim Filmen aktiv. Sie lassen sich auf Wunsch speziell für Videoaufnahmen anpassen oder mit der Option «Gemäss Fotoeinstellungen» als aktuelle Werte für Fotos übernehmen. Die Videoeinstellungen habe ich ebenfalls am einfachsten über das Menü via i-Taste verändert.
Die ISO-Empfindlichkeit wird bei Videoaufnahmen automatisch geregelt, auch als Standardeinstellung im manuellen Modus. Zur Kontrolle kann ein oberes ISO-Limit für die Automatik gesetzt werden.
Beim Filmen bietet die Z fc eine zusätzliche elektronische Bildstabilisierung. Dann wird jedoch der Bildwinkel etwas verkleinert. Hier bleibt man besser beim optischen Beruhiger (VR) des Kit-Objektivs.
Wie beim Fotografieren lässt sich das Autofokus-Verhalten auch beim Filmen dem Sujet anpassen, indem AF-Geschwindigkeit und AF-Tracking-Empfindlichkeit individuell eingestellt werden.

Den Autofokus-Verlagerungstest bestand die Z fc bereits im AUTO-Modus mit Bravour. Die automatischen Übergänge zwischen den Schärfepunkten erfolgten in angenehmer Geschwindigkeit, auch problemlos durch Fensterscheiben hindurch nach draussen.
Die AF-Verlagerungen sind auch per Fingertipp auf den gewünschten Schärfepunkt auf den Touchscreen möglich. Je nach Sujet gelingt dies mehr oder weniger sanft und gleichmässig. Springt die Z fc auf den neuen Fokuspunkt, hilft meist ein Anpassen der AF-Geschwindigkeit.
Kommt die Automatik nicht mehr weiter, darf auch manuell fokussiert werden. Als Hilfe lässt sich eine Kantenhervorhebung (Fokus-Peaking) im Sucher oder auf dem Bildschirm anzeigen. Unter den «Individualfunktionen», d9, «Konturfilter» lassen sich die Stärke und die Farbe der Hervorhebung bestimmen. Dies ist für Foto- und Videoaufnahmen möglich.
Die Warnung gegen überbelichtete Flächen im Bild, im Videojargon «Zebra» genannt, gibt es nur bei Videoaufnahmen. Unter Menüpunkt g5, «Lichter anzeigen», können das Muster sowie die Ansprechschwelle der Anzeige ausgewählt werden.
Die Bildqualität der Videoaufnahmen ist wie schon bei der Z 50 sehr überzeugend. Auch dunkle Sujets wurden dank Nikons «Active D-Lighting» noch mit vielen Details aufgezeichnet. Hier lohnt sich ein Ausprobieren der verschiedenen «D-Lighting»-Stärken.

Vlogger und Youtuber
Die Z fc besitzt als erste Nikon-Kamera überhaupt ein zur Seite ausklappbares und nach vorne drehbares Display. Damit eignet sich die Z fc ideal für Vlogger, Youtuber und Selfie-Fans.
Für diese Zielgruppe hat Nikon auch ein spezielles Vlogging-Kit mit Handgriff, Fernbedienung und Sennheiser-Mikrofon im Angebot. Die Bluetooth-Fernbedienung ML-L7 lässt sich magnetisch am Dreibein-Griff befestigen. Das Nikon Z fc Vlogger-Kit ist für 1499 Franken zu haben.

Für eine professionelle Tonaufzeichnung kann ein externes Mikrofon angeschlossen werden. Der Tonpegel lässt sich manuell einstellen und die Anzeige ins Bild einblenden. Ein zuschaltbares Windfilter wirkt sich jedoch nur auf die eingebauten Mikrofone aus. Leider fehlt der Kamera ein Kopfhörereingang zur Tonkontrolle.

Einfache Videobearbeitung
Die Z fc ermöglicht sogar das einfache Schneiden von Videoaufnahmen direkt in der Kamera. Dazu wird im Wiedergabemodus die i-Taste gedrückt und über die AE-L-Taste an den gewünschten Stellen IN- und OUT-Punkte gesetzt. Die Szenen dazwischen können als neuer Videoclip gespeichert werden. Für die Bearbeitung muss ein Video mindestens zwei Sekunden dauern.

Fernsteuerung und Webcam
Mit der verbesserten «SnapBridge»-App können die aufgenommenen Fotos und Filme sehr einfach auf ein Smartgerät wie Handy oder Tablet übertragen und in sozialen Netzwerken geteilt werden. Die App ermöglicht zudem das Herunterladen der neuesten Kamerafirmware sowie die Fernsteuerung von Foto- und Videoaufnahmen.
«SnapBridge» Ver. 2.8 verfügt über eine neu gestaltete Benutzeroberfläche und unterstützt jetzt zwei automatische Verbindungsmodi. Im Vordergrundmodus wird nur dann eine Verbindung zur Kamera hergestellt, wenn die App aktiviert ist. Das reduziert den Akkustromverbrauch der Kamera. Im Hintergrundmodus besteht eine dauerhafte Verbindung. Bilder werden automatisch übertragen, auch wenn die App nicht aktiviert ist.
Mit der kostenlosen Nikon «Webcam Utility» lässt sich die Z fc als Webcam für Videokonferenzen verwenden. Hierbei wird das Live-Sucherbild der Kamera via USB an das entsprechende Programm weitergegeben.


Fazit

Mit der Z fc steigt Nikon in einen Markt ein, der bislang mit den X-Kameras von Fujifilm abgedeckt wurde. Die spiegellose Nikon Z fc verbindet das traditionelle Design analoger Spiegelreflexkameras wie einer Nikon FM2 mit den Innovationen der aktuellen Z-Serie.
Der Charme klassischer Fotoapparate ist unbestreitbar und bei manchem Oldie leuchteten beim Hantieren mit der Z fc die Augen besonders. Nach dem Motto «Weisch no, damals?» bringt die Kamera sicherlich so manche Erinnerungen zutage und wird für manchen Sammler zu einem Muss.
Auf der anderen Seite ist die Nikon Z fc ganz einfach eine Z 50 im Retro-Gehäuse, das mit dem zur Seite schwenkbarem Display endlich auch Vlogger und Youtuber anspricht. Ob sich diese auch vom Retro-Charme überzeugen lassen, steht auf einem anderen Blatt.
Das Fotografieren und Filmen mit der Z fc hat mir Spass gemacht. Die Kamera bietet viel mehr, als das nostalgische Gehäuse vermuten lässt.
Als sehr kompakte und leichte Kamera für unterwegs wird die Nikon Z fc sicher viele Freunde finden, nicht nur bei der Silver-Surfer-Generation.
avguide.ch meint
Der Erfolg der X-Kameras von Fujifilm gab wohl den Ausschlag dazu. Jedenfalls gehört Nikon mit der Z fc nun auch zu den Anbietern spiegelloser APS-C-Kameras im klassischen Fotoapparate-Design. Und laut japanischen Medien soll sich die Z fc ausserordentlich gut verkaufen.
Ist es eine allgemeine Retro-Welle, haben die Leute genug vom Touchscreen und wünscht man sich die «gute alte Zeit» zurück? Man kann darüber diskutieren, ob es Sinn macht, die zwei Jahre alte Technik einer Nikon Z 50 in ein auf «Nostalgie» getrimmtes Gehäuse zu stecken. Tatsache ist, dass dieses Design anscheinend nicht nur die ältere Generation, sondern auch jüngere Menschen fasziniert. Und dieser Erfolg ist Nikon zu gönnen.