TESTBERICHT
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Der Hörtest

Der Tonarm musste sich mit verschiedenen Pickups bewähren: Hier das Clearaudio MC Concept.Der Tonarm musste sich mit verschiedenen Pickups bewähren: Hier das Clearaudio MC Concept.

Der Autor fängt solche Tests gerne mit alten Monoaufnahmen an. Erstens lässt das Hintergrundrauschen schon Rückschlüsse auf den Gesamtcharakter zu. Zweitens kommt man so einer instabilen Mittenabbildung sofort auf die Schliche. Und drittens lässt man immer wieder gerne die alten Helden aufmarschieren. So Dirigenten-Genius Wilhelm Furtwängler mit seiner 1950er-Einspielung von Beethovens 7. Sinfonie (EMI). Sofort fielen das unaufgeregte Rillengeräusch und das von allem nervösen Zischeln befreite Rauschen auf. Beim Einsatz der Instrumente standen alle präzise zwischen den Lautsprechern, ohne je nach Tonhöhe und Klangcharakter zu wandern. Nicht nur die fummelige Azimuth-Justage war wohl gelungen, sondern das Gesamtsystem offenbarte eine selbstverständliche Souveränität, die in dieser Preisklasse eher selten anzutreffen ist.

Gleiches Werk, anderer Ausnahme-Dirigent, viel besserer und stereophoner Klang: Carlos Kleiber hat für die Deutsche Grammophon die wohl intensivste Lesart dieser rhythmusbetonten Sinfonie vorgelegt. Die Tangential-Kombi hielt Kurs: Die Streicher, Bläser und der Paukist der Wiener Philharmoniker sassen genau am angestammten Platz, die Tiefenstaffellung stimmte, das Feuerwerk der Klangfarben glühte, ohne allzu sehr zu gleissen.

Das machte schon Lust auf viele Plattenwechsel, auch wenn das anstossfreie Auflegen durch den Tangentialtonarm etwas erschwert war. Der TT 5 verzichtet aus Preisgründen auf den praktischen Kipp-Mechanismus seiner Brüder. Doch auch hier kann man Abhilfe aus dem Clearaudio-Zubehör-Regal schaffen. Dort gibt es für 437 Franken die Swing Base, die dem TT 5 eine schwenkbare Basis schafft. Praktisch!

Der Lift will mit sanfter Hand bedient sein, damit der Kurzarm nicht ins Schlackern gerät, beziehungsweise die Nadel nicht zu rasant in die Rille saust.

Von innen nach aussen

Der Tonarmlift funktioniert einfach und zuverlässig.Der Tonarmlift funktioniert einfach und zuverlässig.

Apropos Rasanz: Prinzipbedingt steht bei gleicher Drehgeschwindigkeit in den inneren Abschnitten weniger Rillenweg pro Zeiteinheit zur Verfügung. Und damit weniger dynamischer und frequenzmässiger Spielraum für die Schneidetechniker. Nun sind insbesondere klassische Musikwerke oft am Anfang leise, am Ende aber laut – was die Verzerrungsgefahr zum Abschluss hin nochmals erhöht. Andreas Spreer, audiophiler Chef des deutschen Wohlklanglabels Tacet, hat daraus einen Schluss gezogen. Die bei seinem Label erschienene Einspielung des Orchester-Hits „Boléro“ von Maurice Ravel liess er von innen nach aussen schneiden. Leiser Beginn mit problemlos eingeschränktem Platz, das laute Ende mit viel Auslauf aussen.

Als „oreloB“ unter die Nadel kam, spielte Ravels Reisser in der klanglich fantastischen Produktion unter Carlo Rizzi mit erstaunlichem Druck, mit viel Schwung, beeindruckendem Farbreichtum und müheloser Dynamik bis zum brachialen Schluss.

Aber auch in anderen Disziplinen – und wieder von aussen nach innen – überzeugte das Clearaudio-Gespann. Souverän absolvierte die Kombi insbesondere mit dem ausgezeichneten MC Essence vom härtesten Rock bis zur zartesten Kammermusik die Aufnahmeprüfung ins HighEnd. Die saubere Akkuratesse ist ihre Paradedisziplin.

Sehr viel teurere Ensembles vermögen noch schwärzere, bedrohlichere Bässe und etwas mehr Dynamik und Stabilität aus der Rille zu holen. Doch dafür kosten sie auch entsprechend mehr.

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