Test Lautsprecher B&W CM9 S2Seit 2006 steht die CM-Serie für britische Lautsprecher der Oberklasse. Inzwischen wurde die gesamte Modellpalette – angefangen vom audiophilen Regallautsprecher bis hin zur ausgewachsenen Standbox – renoviert und technisch auf den neusten Stand gebracht. Anspruchsvolle Heimkinofreunde kommen mit diversen neuen Center und Subwoofer ebenfalls auf ihre Kosten.
Bei der CM9 S2 handelt es sich um die zweitgrösste Standbox aus dem CM-Sortiment: Im Vergleich zur noch grösseren Schwester CM10 kommt sie mit zwei anstatt drei Basstreibern aus: Die eingesetzten Langhub-Tieftöner haben ihre dynamischen Fähigkeiten bereits unter Beweis gestellt (siehe den avguide.ch-Test der Vorgängerversion "Gut gereift"). Auch im Doppel sind die 16,5 cm-Membranen aus Papier-Kevlar-Verbund für eine druckvolle und vor allem konturierte Basswiedergabe gut, die selbst grössere Räume ohne mit der Wimper zu zucken mit sattem Klangvolumen füllt. Immerhin entspricht ihre Membranfläche fast der eines gestandenen 10 Zoll-Treibers.
Zur Steigerung der bewegten Masse verfügen die Tieftöner über eine massive Staubschutzkalotte in Form eines Phaseplug, der sich jedoch – im Unterschied zum Mitteltöner – mit der Membran mitbewegt. B&W spezifiert für die CM9 S2 einen stattlichen Tiefgang bis zu 46 Hz (-3 dB), womit sie sich kaum von der grösseren CM10 S2 unterscheidet. Auf einen zusätzlichen Subwoofer kann man also auch in grossen Räumen getrost verzichten – es sei denn, man möchte den Tiefsttonbereich damit abdecken, was erfahrungsgemäss den Raumeindruck noch steigert.
Renommierter Mitteltöner
In der CM9 S2 kommt der sickenlose FST-Kevlarmitteltöner zum Einsatz, der wesentlich zum insgesamt sehr transparenten Klang beiträgt. Die neuentwickelte Hochtonkalotte ist hinter einem abnehmbaren Schutzgitter verborgen.In den Mitten kommt der ursprünglich aus der 800er-Serie stammende „sickenlose“ SFT-Kevlarmitteltöner (Fixed Suspension Transducer) zum Einsatz. Natürlich verfügt er beim Übergang ebenfalls über eine Membranaufhängung. Diese fixiert den Kevlarkonus aber praktisch nahtlos und ohne den üblichen „Gummiwulst“ am Chassiskorb. Dadurch fallen die sonst fast unvermeidlichen Sickenresonanzen praktisch vollständig weg, und einer ungehinderten Schallausbreitung des Mitteltöners stehen nur ein speziell geformter Zierring sowie die schmale Schallwandkante im Weg. Das sind doch fast schon ideale Arbeitsbedingungen.
Zwar agiert das aus Aramidfasern gewobene Kevlar per se auch nicht partialschwingungsärmer als andere Membranmaterialien, aber die Briten setzen es nun bereits seit Anfang der 80er-Jahre ein. So kann man mit Fug und Recht davon ausgehen, dass sie es voll im Griff haben. Immerhin scheint der FST-Mitteltöner so pflegeleicht zu sein, dass er von seiten der Frequenzweiche mit sehr einfachen (jedoch mit hochwertigen Bauteilen bestückten) Filtern beschaltet werden kann. Hier hält man bei B&W seit geraumer Zeit die Devise hoch: „Weniger ist mehr“. Und setzt eher auf einen gutmütigen Phasengang denn auf eine bestmögliche Linearität, die meist nur mit sehr komplexen Filtern realisiert werden kann. Immerhin deckt der Mitteltöner den tonal sehr wichtigen Bereich von 350 bis 4000 Hz ab. Wie der Hörtest – insbesondere bei der Stimmenwiedergabe – zeigte, kann man der CM9 tatsächlich keine Verfärbungen vorwerfen.
Neu entwickelter Hightech-Hochtöner
In der CM-Serie kommt der neue Hochtöner zum Einsatz, dessen Metallkalotte ohne das berüchtigte „Ringing“ von auskommt. Typisch auch die „Nautilus“-Röhre, die den rückwärtig abgestrahlten Schall eliminiert.Bereits in der letztjährigen CM10 kam die neue Hochtöner-Generation zum Einsatz. Bei deren Entwicklung ging es B&W darum, wesentliche Eigenschaften der teuren Diamantkalotte in günstige Regionen herunter zu transferieren. Insbesondere lautete das Ziel, die obere Materialresonanz der Aluminiumkalotte möglichst weit über den hörbaren Bereich hinaus zu verlagern. Beim neuen Hochtöner liegt sie bei rund 39 kHz: Das typische „Ringing“, welches bei den meisten Metallkalotten mehr oder weniger stark auftritt (und oft zu einem harten Klangcharakter führt), tangiert bei der CM9 das menschliche Gehör somit nicht mehr.
Erreicht wird dies durch diverse konstruktive Massnahmen. Die wichtigste ist die Verwendung einer doppelschichtigen Aluminiumkalotte, deren innere Kuppel im Zentrum ausgeschnitten ist. Dies soll die Bewegung der Membrane stabilisieren, ohne dass die Breitbandigkeit darunter leidet: B&W deklariert eine lineare Wiedergabe bis zu 28 kHz. Somit ist die CM9 S2 für die Wiedergabe von High-Resolution-Musikmaterial bestens vorbereitet.
Weiter Besonderheiten des Hochtöners sind die bekannte Nautilus-Röhre, die den rückwärtig abgestrahlten Schallanteil akustisch unschädlich macht, sowie eine dämpfende Gel-Einlage, die den Chassiskorb von der Schallwand entkoppelt. Auch im Hochtonbereich ist die Frequenzweiche sehr puristisch ausgelegt und beschränkt sich auf einen „audiophilen“ Kondensator vom Typ Mundorf EVO Silber/Gold/Öl, der für seine hervorragenden Eigenschaften bekannt ist. Sein Dielektrikum besteht aus einer ölgetränkten, versilberten Polypropylenfolie. Deren Metallbedampfung soll sogar 1 Prozent Gold enthalten …
Universell platzierbar
In Satinweiss mit farblich passendem Sockel wirkt die neue CM9 besonders elegant. Die Frontbespannung in Silbergrau (ohne Abbildung) findet mittels Magneten halt auf der Schallwand.Eigentlich benötigt die CM9 S2 mit einer Grundfläche von nur 20 x 32 cm nur sehr wenig Platz. Allerdings wird aus Sicherheitsgründen ein Sockel mitgeliefert, denn die knapp 1 m hohe Box läuft Gefahr, umzukippen, sollte sich ein Kleinkind daran aufrichten. Der Sockel vergrössert die Stellfläche und sorgt so für die die nötige Standfestigkeit. Wen der veränderte optische Eindruck stört, kann die Boxen natürlich auch direkt auf den Boden stellen. Allerdings bewirkt die Grundplatte auch eine bessere akustische Stabilität, indem sie die Lautsprecher wahlweise über Gumminoppen oder mittels Spikes vom Fussboden entkoppelt. Die CM9 S2 ist in vier schmucken Varianten erhältlich; bei der Version in Satinweiss kommt auch der Sockel in dieser angesagten Farbe, und die Frontbespannung zeigt sich in Silbergrau anstatt in Schwarz. Verarbeitung und Finish können sich rundum – und auch im Detail – sehen lassen.
Bei wandnaher Platzierung – insbesondere in der Nähe von Raumecken – kann es sinnvoll sein, mit den mitgelieferten Schaumstoffpfropfen zu experimentieren. Damit lässt sich die Tieftonwiedergabe sanft, aber effektiv an die Raumakustik anpassen. Die Pfropfen sind zweiteilig: Vollständig in die Bassreflexöffnung hineingestopft, machen sie aus der CM9 tendenziell eine geschlossene Box. Verwendet man nur den äusseren Ring des Pfropfens, so verändert sich das Bassreflextuning, und der Tieftonpegel wird zugunsten eines besseren Impulsverhaltens etwas reduziert.
Eindrückliche Vorstellung
Die puristische Frequenzweiche birgt lauter hochwertige Bauteile, u.a. zwei audiophile Kondensatoren vom Typ Mundorf EVO Silber/Gold/Öl.Gleich oberhalb des Auslösers befindet sich ein sehr kleiner Multifunktionsknopf. Dennoch lässt er sich gut ertasten und man kann in Kombination mit dem hinteren Wahlrad zum Beispiel ISO-Wert, Weissabgleich oder Blitzbelichtungskorrektur einstellen. Er lässt sich auch mit anderen Funktionen programmieren.
Belegt man den Objektiv-Einstellring mit der Belichtungskorrektur, erhält man zusammen mit der Multifunktionstaste und den Wahlrädern immer einen direkten Zugriff auf Blende, Verschlusszeit und ISO-Werte, ohne den Blick vom Sucher zu nehmen.
Dasselbe gilt für die Bilderwiedergabe. Die Play-Taste befindet sich gut merkbar zuunterst auf der Rückseite neben dem Display. Durch den hochauflösenden Sucher erhält man auch unter hellstem Umgebungslicht eine zuverlässige Kontrolle über die Bildschärfe.
Eine weitere Bedienungsart bietet die Schnelleinstellungstaste rechts neben der Info-Taste, kurz mit «Q» für Quick bezeichnet. Nach Drücken von «Q» wählt und ändert man je nach Anzeige-Voreinstellung per Joystick und Wahlrädern die gewünschten Werte.
Fazit
Zugegeben, bei einem Preis von über 3000 Franken darf man von einem Standlautsprecher einiges erwarten. Bei der CM9 S2 von B&W geht die Rechnung auf: Klangkultur und Verarbeitung liegen auf (gleich) hohem Niveau und sorgen dafür, dass man an diesen Boxen lange Freude haben wird. Dabei kommen Liebhaber sämtlicher Musikrichtungen gleichermassen auf ihre Kosten.
In mittleren bis grösseren Räumen ist die CM9 S2 voll in ihrem Element, und ihr elegantes Erscheinungsbild spricht auch nicht gegen den Einsatz in ästhetischen Wohnumgebungen. Konkurrenz könnte sie aus dem eigenen Lager erfahren: Die zierliche Standbox CM8 S2 tönt in kleineren bis mittleren Wohnumgebungen ähnlich gehaltvoll, und dies zu einem erstaunlich günstigen Preis. Die grössere CM10 S2 kostet zwar deutlich mehr, punktet dank „Tweeter on top“ aber mit einer noch überzeugenderen räumlichen Abbildung.
Für alle drei Modelle gilt, dass man mit ihnen musikalisch ohne Abstriche glücklich werden kann.

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