TESTBERICHT
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Eindrückliche Vorstellung

Die puristische Frequenzweiche birgt lauter hochwertige Bauteile, u.a. zwei audiophile Kondensatoren vom Typ Mundorf EVO Silber/Gold/Öl.Die puristische Frequenzweiche birgt lauter hochwertige Bauteile, u.a. zwei audiophile Kondensatoren vom Typ Mundorf EVO Silber/Gold/Öl.

Angefeuert von einer brandneuen Verstärkerkombi von Classé Audio (Sigma-Series, Test demnächst hier auf avguide.ch) zeigte die CM9 S2, dass man heutzutage auch in einer Preisklasse deutlich unter 5000 Franken „astreine“ High-End-Klangkultur ohne jedwede Abstriche geboten bekommt. Vor wenigen Jahren hätte man ein solches Wiedergabeniveau wohl eher der Top-Serie von Bowers & Wilkins zugetraut. Sinfonische Musik inszeniert die schlanke Britin ausgesprochen spannend und dramatisch mit herrlicher Dynamik. Cello ertönt mit schönem Korpus, Streicher generell mit angenehm brillanten, hervorragend durchzeichneten Höhen, die dennoch nie herausstechen. Letztere zeichnen sich auch bei Triangel und perkussiven Instrumenten aus, die superb ziseliert sind und doch nie aus dem Gesamtzusammenhang fallen.

Generell verzichtet die neue Hochtonkalotte darauf, sich irgendwie „in Szene zu setzen“. Übertreibungen sind ihr fremd. Dennoch hat man bei der CM9 S2 nie das Gefühl, dass zu wenig Hochtonenergie abgestrahlt würde. Die tonale Abstimmung – insbesondere im Zusammenspiel von Mittel- und Hochtöner – erscheint ausgesprochen gelungen. Dies zahlt sich etwa bei Vokalmusik aus: Männerstimmen tönen sonor und inbrünstig, Frauenstimmen glockenrein und klar. Hier wird deutlich, dass die Standbox punkto Natürlichkeit der Wiedergabe und müheloser Ansprache die Nase vorn hat – sicher auch ein Verdienst des bewährten Kevlarmitteltöners.

Im Grundton- und Bassbereich schliesst die Performance nahtlos an die transparenten Mitten und Höhen an. Von der Durchzeichnung und Impulsfreude der beiden Tiefmitteltöner darf man ruhig etwas schwärmen. Es ist halt doch so, dass kleinere Membranen mit gutem Antriebsverhältnis (Magnet/Schwingspule) Vorteile bei der Feindynamik haben. So tönt die CM9 S2 auch schon bei moderatem Hörpegel anspringend vital und ausreichend voluminös.

Überzeugend ist auch das grobdynamische Verhalten: Selbst härteste Bassimpulse setzt die Standbox ohne mit der Wimper zu zucken ansatzlos und ohne hörbare Komprimierung um – und dies bis zu Pegeln, die flugs den Nachbarn wegen Ruhestörung auf den Plan rufen. Noch mehr beeindruckt, wie schnell die Tieftönermembranen wieder zur Ruhe kommen: Da schwingt überhaupt nichts nach, die Bassreflexabstimmung ist den Ingenieuren bestens gelungen.

Mit ihren wunderbaren Klangfarben und der über den gesamten Frequenzbereich stimmigen Wiedergabe punktet die Box genauso bei elektronischer und bei Popmusik. Und räumt dabei mit dem Vorurteil auf, dass High-End vor allem ein Thema für Liebhaber ernster Musik sei. Letztere werden allerdings die Qualität der räumlichen Abbildung fast noch mehr zu schätzen wissen: Gute Aufnahmen zeigen sich über die CM9 S2 stereofon schön breit aufgefächert. Das Klangbild löst sich ganz hervorragend von den schmalen Standboxen und vernachlässigt auch die Tiefendimension nicht. Ein enger Sweetspot ist nicht auszumachen. Somit kommen auch grössere Zuhörergruppen voll auf ihre Kosten.

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