TESTBERICHT
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Hörerlebnis

Ich habe die beiden Lautsprecher auf den mitgelieferten Dynaudio-20-Ständern platziert. Die Ständerhöhe beträgt 60 cm. Zuvor waren sie nur 40 cm hoch positioniert, was suboptimal war. Zur Rückwand hatten sie ca. 50 cm Abstand, was in meinem Hörraum gut funktioniert hat. Raumabhängig lohnt es sich, mit allen Positionsparametern zu experimentieren. Und es lohnt sich, hier etwas Mühe und Zeit zu investieren. Auch habe ich sie auf den Hörplatz eingewinkelt, aber die Heritage ist dermassen räumlich, dass sie kein kritischer Lautsprecher punkto Hörposition ist.

Hier für einmal mit Abdeckung. Optisch und klanglich bevorzuge ich es ohne Abdeckung.Hier für einmal mit Abdeckung. Optisch und klanglich bevorzuge ich es ohne Abdeckung.

Die Lautsprecher kamen direkt vom Vertrieb und waren nicht eingespielt. Das war insofern interessant, da ich die Entwicklung des Lautsprechers über die Einspielzeit beobachten konnte. Die gute Nachricht: Sie klangen schon direkt aus dem Karton ausgezeichnet. Die Klangsteigerung betrug im Laufe der Einspielzeit maximal 20 Prozent. Meine ersten Highend-Lautsprecher aus meiner «zweiten Highend-Karriere» waren übrigens die Dynaudio MSP200. Dies sind mir als ziemlich gute, aber auch ziemlich leistungshungrige Lautsprecher in Erinnerung geblieben. Allerdings ist diese Erinnerung schon etwas verblasst. Ansonsten habe ich Dynaudio-Lautsprecher nur an Messen gehört; und so war ich ziemlich unbelastet, was die Marke angeht.

Was mich aber nach dem Aufstellen und Anschliessen erwartete, war dann der Hammer! Lebendig, natürlich, dynamisch und transparent. Nie nervig – ein Genuss! Interessant war auch, dass die Heritage Special nominal nur 85 dB Wirkungsgrad haben, ich aber nie das Gefühl hatte, dermassen leistungshungrige Lautsprecher vor mir zu haben. Geschätzt hätte ich 90 dB Wirkungsgrad. Ich vermute, dass dieses subjektive Gefühl von der Impendanz-korrigierten Frequenzweiche herrührt.

Nun, der Hochtonbereich hat – wie zu erwarten gewesen war – am meisten von der Einspielzeit profitiert. Er wurde noch feiner, lebendiger und etwas weicher. Auch die Räumlichkeit nahm noch zu und dank den bFly-Audio-Absorber-Unterlagen liefen die Heritage Special dann endgültig zur absoluten Hochform auf. Instrumente und Stimmen schwebten schwerelos im Raum. Der Gitarren-Gott Nils Lofgren stand mit der fantastischen Live-Aufnahme «Acoustic Live» praktisch in meiner Stube – wow! Auch seine Stimme klang warm und hatte das richtige Timbre. Grosse Kino! Dynaudio hat auch den Übergang vom Tief- zum Mittelton-Bereich nahtlos geschafft.

Der grosse, rückwärtige Bassreflex-Kanal.Der grosse, rückwärtige Bassreflex-Kanal.

Wenn Sie jetzt denken, das war der Höhepunkt: nein. Das grösste Highlight kommt noch: der Tieftöner beziehungsweise die Tiefton-Wiedergabe! Was dieser 18-cm-Tieftöner abliefert, grenzt an ein physikalisches Wunder. Im Blindtest würde ich nicht glauben, nur einem kleinen und kompakten «Regal-Lautsprecher» zuzuhören. Einzig mein Versuch mit den mitgelieferten Stopfen für den Bassreflex-Kanal war in meinem Setting nicht optimal: Die Heritage Special verlor an Grundton-Fundament und mutierte zum eher langweiligen «Abhör-Monitor». Also schnell die beiden Stopfen wieder rausgenommen und weiter ging der Klang-Rausch. 

Und damit zum Bass-Bereich: Hier ist das Schweizer Elektro-Duo Yello – zum Beispiel mit «Point Yello» – mein Massstab für Tiefton-Wiedergabe. Yello hat die Bass-Leistungsfähigkeit der Heritage Special herausgefordert. Die Dynaudio hat die Herausforderung angenommen und sie souverän gemeistert. Sehr pegelfest, schnell, federnd und unglaublich tief spielt der Tieftoner – und das, wie bereits festgestellt, absolut bruchlos zu den mittleren Lagen. Es kam nie auch nur der Wunsch nach einem Subwoofer auf, obwohl das sicher noch eine Steigerung gebracht hätte. Gefehlt hat mir – NICHTS, basta!

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