TESTBERICHT
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Hörtest und Fazit

Bevor ich auf das Klangbild eingehe, noch einige Vorbemerkungen: Out of the box muss der Sendy Audio Peacock ähnlich wie ein Lautsprecher eingespielt werden. Der Hersteller gibt dazu keine Empfehlung ab. Wir denken aber, dass 100 Stunden das absolute Minimum sind und nach 500 Stunden wird er wohl 97 % seines klanglichen Potenzials abrufen können. Im Gegensatz zu einem dynamischen Treiber fallen die Klangverbesserungen bei einem Magnetostaten aber generell nicht ganz so gross aus.

Als Musikquelle diente der aktuell im Testbetrieb befindliche, französische Supravox-Hybrid-Vollverstärker «Vouvray», der einen hochwertigen Kopfhörerausgang besitzt. Er wurde mir von André Aebischer vom Vertrieb Soundrevolution zur Verfügung gestellt. Die Testmusik wurde von der Qobuz-Plattform gestreamt.

Die offene Bauweise des Sendy Audio Peacock fand ich persönlich als angenehm, da ich nicht gerne komplett von meiner Umgebung abgeschirmt bin. In einer ruhigen Umgebung hören aber Personen im nahen Umfeld des Peacock sehr gut, was im Kopfhörer abgeht – und umgekehrt hört man beim Musikhören durchaus, wenn nebenan die Kaffeemaschine angeworfen wird. Er taugt wie alle offenen Konzepte also nicht für Musikfans, die nachts im gemeinsamen Schlafzimmer ein Konzert in Originallautstärke abfeuern wollen, ohne dabei allfällige Mitbewohner zu stören.

Beim Peacock sind die rechte und die linke Seite klar deklariert – gut so!Beim Peacock sind die rechte und die linke Seite klar deklariert – gut so!

Also, los geht der Hör-Parcours durch meine Test-Playlist. Was sofort auffällt, ist das fantastische Auflösungsvermögen dieses Ausnahme-Wandlers. Gitarren perlen nur so dahin, die legendäre Harfe von Andreas Vollenweider wabert nur so durch den riesigen Klangraum, Klavieranschläge sind präzise und haben den nötigen Drive. Wer also auf Auflösung und Transparenz steht, ist beim Peacock genau richtig.

Auch die Mitten haben den richtigen Schmelz, und Stimmen sind fast gespenstisch real: Die Stimmen arbeitet er wunderschön heraus, ähnlich wie ein guter Röhrenverstärker. Je besser die Aufnahme, desto realer werden sie – und der 3D-Effekt nimmt mit der Qualität der Aufnahme noch zu. Ich konnte den Peacock bereits am darTZeel LHC-208 hören – und auch da kam ich zum gleichen Resultat.

Der Klangraum des Audio Sendy Peacock ist grosszügig und supergut ausgeleuchtet. Kein noch so feines Anblasgeräusch eines Saxofons oder Umgriffgeräusch eines Gitarristen gehen verloren. Ich zappte mich durch meine hochaufgelösten Aufnahmen und nehme ein langes und genüssliches Bad in den Weiten der «Sendy-Audio-Peacock-Klangwelten» – ganz grosse Klang-Kino.

Nun, wo sehr viel Licht ist, gibt’s auch Schatten. Erstens macht er aus schlechten Aufnahmen keinen Hehl und beschönigt gar nichts. Zweitens ist er nicht so der Rock-n-Roller! Der Basspegel ist, bedingt durch das Magnetostaten-Konzept, etwas limitiert. Rock-Musik, Techno und anderes extrem basslastiges Musikmaterial sind nicht seine Domäne. Verstehend Sie mich nicht falsch: Klar kann der Peacock alle Musik-Genres auf sehr, sehr hohem Niveau wiedergeben und er hat, wie mir mein Redaktionskollege Daniel Schmid bestätigte, absolut auch Langzeit-Hörqualitäten.

Um das obige noch mit einem Vergleich zu illustrieren, möchte ich ihn mit dem ebenfalls vor kurzem hier getesteten Focal Clear MG vergleichen. Der Peacock bewegt sich im selben Preissegment wie der erwähnte Focal Clear MG, doch ist er das genaue Gegenprogramm des Focal-Kopfhörers. Auf der einen Seite stehen Dynamik, Bassfestigkeit und Drive über das ganze Frequenzband beim Focal – auf der anderen Seite gibt es allerhöchste Auflösung, tolle Räumlichkeit und feinst aufgelöste Stimmen mit einer leicht limitierten Bass-Dynamik beim Peacock. Gegensätzlicher könnten die beiden High-End-Kopfhörer nicht sein.

Oder anders formuliert. Der Sendy-Pfau ist halt von edlem Geblüt und mag es eher distinguiert. Rock'n'Roll kann er zwar, aber es ist nicht ganz seine Welt! Umso mehr behagt ihm dafür das Jazz-Trio, die Singer-Songwriterin oder das Klassik-Konzert in der Matinee mit Champagner und Kaviar im Schlossgarten. Noblesse oblige!

Fazit

Der asiatische Hersteller Sendy Audio hat seinen guten Ruf nicht gestohlen und hat mit dem Topmodell Peacock ein heisses Eisen im High-End-Kopfhörer-Feuer. Für die gefragten CHF 1500 kriegt der Käufer ein aus exklusiven Materialien verarbeitetes Unikat gepaart mit einem fantastischen, hochaufgelösten Klang. Der Kopfhörer polarisiert optisch sowie klanglich und kann und will nicht Everybody's Darling sein. Gut so, den Einheitsbrei gibt’s schon genug. Mit unserer besten Empfehlung!

Übersicht zu diesem Artikel
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STECKBRIEF
Modell:
Peacock
Profil:
Offener Magnetostaten-Kopfhörer der High-End-Luxusklasse.
Pro:
High-End-Klang mit grossartiger Auflösung und Räumlichkeit
Sehr hochwertiges Material
Optisch exklusiv und speziell
Offener und transparenter Klang
Durch die Handfertigung ist jeder Kopfhörer ein Unikat
Contra:
Technikbedingt relativ schwer
Optik ist Geschmackssache
Preis:
1,499.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2021
Vertrieb:
Gewicht:
0,578 kg
Farbe:
Schwarz
Bluetooth:
Nein
Noise Cancelling:
Nein
Wireless:
Nein
Bauprinzip:
Offener, Overear-Magnetostat-Kopfhörer
Frequenzgang:
20–40'000 Hz ± 3dB
Impedanz:
50 Ohm
Ladezeit:
n/a h
Sprachsteuerung:
nein
Treibereinheit:
88-mm-Magnetostat