TESTBERICHT
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Höreindruck

Als ich die Lautsprecher bei Hifi-Sulzer abholte, wünschte mir Cedric Sörensen zum Abschied viel Spass – damals wusste ich nicht genau weshalb, jetzt weiss ich genau, was er damit meinte. Die Lautsprecher klingen insgesamt sehr frisch und dynamisch, was einen grossen Spassfaktor ausmacht. Das vom Hersteller angekündigte Software-Update würde eine zusätzliche «Loudness-Funktion» beinhalten – ich habe eine solche überhaupt nicht vermisst, auch beim Leisehören nicht.

Die ausgesprochene Dynamik, mit welcher die M1 Musik reproduzieren kann, zeigt sich bei Patricia Barbers «Summertime», aus dem Album «A Distotion Of Love». Der vom Cello angeschlagene monotone 50-Herz-Tiefton, wird durch variierende Perkussionsrasseln und sanftem Streichen mit dem Besen über das Becken aufgelockert. Dann setzt Barber mit ihrer klaren, sphärischen Stimme ein und zieht die Töne «schräg» hoch und runter. Ein sehr einlullender Sound in hoher Auflösung. Dabei kommt auch die Tiefe der Bühne bestens zur Geltung.

Zuerst aber nochmals das «immersive» Versprechen überprüfen: Und ja, es wird absolut eingelöst. Als gutes Beispiel dient das Album von «Vieux Diop, Afrika Wassa», daraus das Stück «Manko». Trotz des beeindruckenden Rundumklangs kommen alle Stimmen einzeln klar positioniert zur Geltung.

«Vieux Diop, Afrika Wassa», «Manko».«Vieux Diop, Afrika Wassa», «Manko».

Der asymmetrisch 60° nach oben gerichtete Trichter und die 40°-Öffnung des Hochton-Horns (Waveguide) sorgen für eine fokussierte, kontrollierte Abstrahlung der Mitten und Höhen. So erreichen wenig störende Erstreflexionen den Hörplatz und der Anteil an Diffusschall wird verringert.

Das ist das grosse Plus der M1 und auch deutlich wahrnehmbar. Die Bühne ist breit und tief. Und sie ist vor allem ganz selbstverständlich da, denn gleichzeitig werden die einzelnen Protagonisten präzise gestaffelt dargestellt, was in dieser Kombination schon fast mirakulös ist.

Das Modell M1 agiert wieselflink und punktgenau. Das Ein- und Ausschwingen ist enorm agil. Alles klingt irgendwie frisch, als ob die Musiker besonders ausgeruht wären und nur darauf warten würden, bis sie endlich loslegen dürfen. Da kommen dann alle zu gleichen Teilen zum Zuge und harmonieren dennoch wunderbar zusammen.

Bei Marschmusik, so auch beim Stück «March Past of the Kitchen Utensils», von Ralph Vaughan Williams, hat man das Gefühl, als ob die Küchenutensilien mit hoch erhobenen Beinen im Stechschritt die Küche durchstampfen würden; dabei klingt die Parade ungemein «lüpfig», was bei mir wieder einmal der klassische «Fuss-mitwippen-Effekt» auslöst.

Im Album «Oxygène, Part.6» vom Synthesizer-Pionier Jean-Michel Jarre war das Rauschen der Wellen und das Zurückfliessen des Wassers, das wiederum Kiesel mit sich führt, ebenso detailliert zu hören, wie das Gekreische der Möwen.Im Album «Oxygène, Part.6» vom Synthesizer-Pionier Jean-Michel Jarre war das Rauschen der Wellen und das Zurückfliessen des Wassers, das wiederum Kiesel mit sich führt, ebenso detailliert zu hören, wie das Gekreische der Möwen.

Die Höhen senkte ich im Equalizer leicht ab. Obwohl sie astrein klingen, waren sie mir eine Spur zu bissig. Vielleicht habe ich da die Tannoy von meinem letzten Test noch zu fest in den Ohren, der man gerne etwas von der Brillanz der M1 hätte abgeben können. In der Umkehr klingen die Model M1 nicht ganz so seidig, dafür absolut glockenklar, verzerrungsfrei – und das bei Höchstpegeln.

Von den Mitten habe ich mir am wenigsten Notizen gemacht – weil unauffällig, unaufdringlich, aber absolut stimmig. Das ist stets ein gutes Zeichen dafür, dass es an nichts fehlt. Die Sprachverständlichkeit ist einwandfrei. So bleiben die Wortsalven von Dieter Meier bei Yellos «Essential» klar verständlich. Ebenso kamen die Klavierläufe von Lang Lang aus seinem «Allegro» superschnell und doch akzentuiert rüber. Man hörte förmlich, «wo die Klavierhämmerchen hängen».

Die untere Grenzfrequenz im Bass wird mit 32 Hertz angegeben – ähnlich tief wie bei der Tannoy. Worin besteht der markanteste Unterschied? Das Model M1 macht es knackiger, mit mehr Punch im Oberbass und ansatzlos in den einzelnen Schlägen – zwar nicht der ultratiefe Mörder-Bass – aber flink und enorm präzise ohne aufzudicken.

Oder wie «Let's Dance»-Juror Joachim Llambi zu den Promis zu sagen pflegt: «Wenn's unten stimmt, kannst du oben mehr machen». Das ist auch hier der Fall. Durch das saubere Bass-Fundament kommen auch die Mitten und Höhen gelöst zur Geltung. Im Album «Oxygène, Part.6» vom Synthesizer-Pionier Jean-Michel Jarre war das Rauschen der Wellen und das Zurückfliessen des Wassers, das wiederum Kiesel mit sich führt, ebenso detailliert zu hören, wie das Gekreische der Möwen und das gleichzeitige Donnern der Monsterwellen, die sich an den Felsen brechen. Auch ältere, nicht perfekte Aufnahmen wie «Bridge over Troubled Water» von Simon & Garfunkel sind mit der M1 ein ungewohnter Hörspass.

Fazit

Der Aktivlautsprecher GGNTKT Modell 1 ist ein hifideler, präziser, schneller und dennoch nicht blutleerer Studiolautsprecher fürs Wohnzimmer. Er liefert unabhängig von Hörraum, Musikinhalten und Pegeln ein aussergewöhnliches, präzises, raumfüllendes Klangerlebnis – und das bis zu gewaltigen 119 dB linearem Schalldruck.

Er lässt sich überall im Raum positionieren und unkompliziert in ein zeitgemässes Wohnambiente integrieren. Wenn ich mit einem Lautsprecherpaar an einen Lautsprecher-Contest ziehen müsste und dabei nicht wüsste, welche Disziplin es genau zu meistern gäbe, würde ich zur GGNTKT Modell M1 greifen. Diese kleinen Alleskönner sind einfach unheimlich gut – und dies zu einem Preis, zu dem man nicht einmal seine Hypothek pfänden muss. So geht Lautsprecherbau heute.

Übersicht zu diesem Artikel
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STECKBRIEF
Modell:
M1
Profil:
Der Aktivlautsprecher GGNTKT Modell 1 ist ein hifideler, präziser, schneller und dennoch nicht blutleerer Studiolautsprecher – quasi das Beste aus zwei Welten.
Pro:
Kleine Abmessung
Preis-Leistung-Verhältnis
Stupende Räumlichkeit
Schneller, dynamischer, farbenfroher Klang
Unkritisch bei der Aufstellung im Raum
Mittels digitaler Equalizer an den Raum anpassbar
Contra:
technisches Know-how für Einmessung nötig
keine drahtlosen Verbindungen
Preis:
7,690.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2025
Vertrieb:
Masse:
405 x 319 x 140 mm
Gewicht:
11,3 kg
Farbe:
Weiss, Schwarzmatt
Airplay:
Nein
Bluetooth:
Nein
Chromcast:
Nein
Roon Ready:
Nein
Spotify Connect:
Nein
Symmetrischer Eingang:
Ja
WiFi:
Nein
Wireless:
Nein
Analog Input:
Symmetrisch
Bass:
3 x 170 mm Aluminium-Konustreiber
Bauprinzip:
2,5-Wege geschlossen
DA-Wandler:
24-Bit Delta-Sigma AD / DA Wandler
Digital Input:
AES/EBU
Hochton:
44 mm Titan-Kompressionstreiber
Samplingfrequenz:
32–96 kHz