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28. April 2002
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Vier Studentinnen der Harvard Business School sehen in einer Trennung von AOL und Time Warner die Zukunft für den Mediengiganten. Mit ihrer Analyse konnten sie sich bei einem mit 20.000 Dollar dotierten Wettbewerb des Investmenthauses Goldman, Sachs & Company gegenüber Finalisten aus Yale und Dartmouth durchsetzen, berichtet die New York Times. Aufgabe des Wettbewerbs war die Ausarbeitung von Strategien für das Internet-Business von AOL Time Warner. Angesichts des spektakulären Sinkfluges des Medienkonzerns an den Aktienmärkten findet der Gedanke einer Trennung der erst im vergangenen Jahr fusionierten Unternehmen bei Investoren durchaus Gehör.

Die Finalisten aus Yale und Dartmouth konzentrierten sich in ihren Konzepten darauf, Vorschläge für eine bessere Zusammenarbeit der verschiedenen Divisionen des riesigen Konzerns zu präsentieren. Die Analyse von Lisa D. Bourne, Tjada P. D´Oyen, Sitella A. Glenn und Panya Lei Yarber kritisiert dieses Integrationskonzept von Anfang an. Die Studentinnen sehen deutlich bessere Wachstumschancen in einer Trennung der Internet-Sparte. Die Geschäftseinheiten sollten sich darauf konzentrieren, jeweils der "Beste in ihrer Klasse" zu sein und den "eigenen Profit auf eigene Art und Weise" zu steigern. Der Gesamtkonzern sollte lediglich finanzielle Ziele vorgeben und für Lobbying-Aktivitäten zuständig sein. Nach einem Jahr der Unternehmensintegration klingt das bei AOL Time Warner nach Ketzerei.

Im ehemaligen Time Warner Präsidenten Richard D. Parson, der nächsten Monat die AOL-Sparte des Konzerns übernimmt, sehen die Studienautorinnen die richtige Person, um das vorgeschlagene Konzept umzusetzen. Aus ihrer Sicht wurde Time Warner vor der Fusion genau nach dieser Strategie geführt. Der Medienkonzern sei immer schon ein Konglomerat von lose verbundenen Divisionen gewesen. Der Rat der Harvard-Studentinnen an den Mediengiganten ist daher, diese erfolgreiche Strategie auch nach der Fusion weiterzuführen. Ausschlaggebend für den Sieg des Teams aus Harvard war laut John A. Thain, Jury-Mitglied und Co-COO bei Goldman, die Qualität der Analyse und ihrer Präsentation sowie die Innovation der Studie.