Vor 30 Jahren war die Stromversorgung in der audiophilen. Gemeinde praktisch noch überhaupt kein Thema. Damals machte man sich bezüglich Raumakustik – getrieben von der Studio-Technik – doch schon einige Gedanken. Erst in den letzten 20 Jahren hat das Thema Strom/Strom-Qualität an Fahrt aufgenommen. Grund ist die digitale Revolution und der damit verbundenen, fortschreitenden Stromverschmutzung durch Schaltnetzteile, Dimmer, Router, WLAN etc. Alle diese Quellen schleusen hör- und messbar massiv «digitalen Schmutz» direkt in die Audioanlage, was zur Folge hat, dass das Thema der Stromqualität bzw. Stromversorgung massiv Fahrt aufgenommen hat.
Letzten Endes hört man ja mit der Audioanlage keine wirkliche Musik, sondern ein vom Strom umgewandeltes Musik-Signal, das zum Schluss von den Lautsprechern in Schall umgewandelt wird. Je sauberer also das Strom-Signal durchgeschleust wird, desto besser im Sinne von präziser, räumlicher, dynamischer wird Ihre Anlage klingen.

Ziel dieser Mini-Serie ist eine Auslegeordnung zum Thema Strom, also sozusagen eine Strom-Reise in Lichtgeschwindigkeit von den Anfangszeiten der Elektrizität bis zum Audio-Verstärker. Wir möchten Ihnen das klanglich wichtige Thema «Strom» in den geplanten Kapiteln vertieft näherbringen und in den jeweiligen Kapiteln konkrete Produkte beschreiben, die typische Vertreter ihrer Gattung sind.
Um das Thema möglichst aus vielen verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten, haben wir mit Herstellern, Vertrieben, Fachhändlern und Kunden das Thema aufgenommen. Nach Möglichkeit werden wir einige Interviews mit Anwendern, Herstellern und Vertrieben zu den Möglichkeiten, der Priorisierung sowie den Optimierungsmöglichkeiten einfliessen lassen.
Klangliche Unterschiede werden wir aufgrund der extrem vielen Einflussfaktoren höchstens subjektiv beschreiben oder beschreiben lassen, Einstufungen werden nur subjektiv möglich sein.

Die Grundlagen
Was ist eigentlich genau diese unsichtbare Energie, vereinfacht «Strom» genannt? Strom stellt heute den Lebenssaft oder die Basis für sämtliche modernen Technologien dar, denn ohne Strom läuft auf unserem technisierten Planeten nicht mehr allzu viel. Sollte der Strom mal ganz ausbleiben, dann würde unser Alltag innert Stunden in totales Chaos stürzen. Ihre Haushaltegeräte, Ihr Fernseher, Ihre Musikanlage, sämtliche Lichtquellen sowie Heizungen funktionieren ohne Strom gar nicht, und auch auf Ihren geliebten Morgenkaffee müssten Sie ohne Strom verzichten, ausser, Sie hätten einen Gas-Kocher zur Hand. Und dass Sie vielleicht wegen eines Stromausfalls im Lift oder im ÖV stecken bleiben könnten oder dass Ihre WC-Spülung ausfallen sollte, daran denken wir schon mal lieber gar nicht! Kleiner Buch-Tipp am Rande: «Black-Out» von Marc Elsberg liest sich wie eine Dystopie vom Feinsten.
Strom: Definition
(Quelle: gut-erklaert.de):
Eine positive elektrische Ladung und eine negative elektrische Ladung ergibt elektrischen Strom. Oder anders formuliert: Unter Strom versteht man die gerichtete Bewegung von elektrischen Ladungsträgern oder Fluss der Elektronen durch z. B. ein Kabel.
Wie viel Strom fliesst denn überhaupt?
Wie gross ein Mensch ist, gibt man meistens in Metern oder Zentimetern an, und das Gewicht einer Person wird in Kilogramm angegeben. Aber in was gibt man den Strom an? Dazu gibt es das Ampere, abgekürzt mit einem A. Damit wären wir bei der elektrischen Stromstärke.
Die elektrische Stromstärke gibt an, wie viel elektrische Ladung sich pro Sekunde durch einen Leiter bewegt. Die Einheit ist das Ampere (A) und die Formel lautet:

Es gibt noch zahlreiche weitere Formeln, um die elektrische Stromstärke zu berechnen. Eine weitere möchte ich daher hier noch kurz erwähnen. Da wäre zunächst die Formel, die zum Ohm’schen Gesetz gehört. Bei dieser tauchen noch zwei weitere wichtige Begriffe auf:
Spannung: Die elektrische Spannung gibt an, wie stark der «Antrieb» des Stromes ist. Je mehr Spannung vorhanden ist, desto mehr Strom kann fliessen. Die Spannung «drückt» etwas umgangssprachlich ausgedrückt die Ladungen durch die Leitung. Spannungen werden in Volt – kurz V – angegeben.
Widerstand: Der elektrische Widerstand hingegen behindert die Bewegung der Ladung. Je höher der Widerstand, desto weniger Strom. Widerstände werden in Omega – kurz Ω – angegeben.
Wie man sehen kann, stehen sich Spannung und Widerstand entgegen. Wie viel Strom fliesst, hängt damit von beiden Grössen ab. Es gilt:

Nun zum Unterschied zwischen Gleichstrom und Wechselstrom:
Gleichstrom: Als Gleichstrom wird ein elektrischer Strom bezeichnet, dessen Stärke und Richtung sich zeitlich nicht ändert. Anders ausgedrückt: Der Strom fliesst nur in eine Richtung und dies immer gleich stark. Die englische Abkürzung für Gleichstrom heisst DC für «Direct Current».
Wechselstrom bezeichnet elektrischen Strom, der seine Richtung in regelmässiger Wiederholung ändert. Die elektrischen Ladungen bewegen sich somit abwechselnd in eine Richtung und danach wieder in die andere Richtung. So als würden Sie mit dem Auto eine Strasse immer wieder hoch- und runterfahren. Die englische Abkürzung heisst AC für «Alternate Current».
Historie des Stroms
Der «Strom» ist eigentlich keine Erfindung des Menschen. Vielmehr ist die Elektrizität ist ein Naturphänomen, das früh entdeckt wurde und im engen Zusammenhang mit einem anderen Naturphänomen, dem Magnetismus steht. Elektrizität gab es schon immer.
Die Chronologie des Stroms - Kurzversion
Die erste Stromquelle, die berühmte Bagdad-Batterie, ist an die 2000 Jahre alt und als solches ziemlich unbestritten. Wozu die damaligen Bewohner des Iran, das Volk der Parther den Strom vor 2000 Jahren brauchen konnten, darüber wird allerdings heftig spekuliert. Das nachfolgende Video erklärt Ihnen dieses interessante, historische Artefakt.
1672: Der deutsche Politiker, Jurist, Physiker und Erfinder Otto von Guericke wurde vor allem bekannt durch seine Experimente zum Luftdruck mit den Magdeburger Halbkugeln. Er gilt als Erfinder der Elektrisiermaschine. Er spannte eine Schwefelkugel ein und rieb daran seine Hände. Das Ergebnis: Die elektrische Ladung zeigte sich durch ein Leuchten.
1772: Alessandro Volta war ein italienischer Physiker und gilt als Erfinder der Volta'schen Säule, heute als elektrische Batterie bekannt. Er gilt auch als einer der Begründer der Elektrizitätslehre. 1893 wurde die Spannungseinheit für Strom nach ihm benannt.
1820: André Marie Ampère, ein französischer Physiker und Mathematiker, war ein herausragender Forscher und Theoretiker der Elektrodynamik. Er erforschte den Zusammenhang zwischen Magnetismus und Elektrizität. Ampère erklärte den Begriff der elektrischen Spannung und des elektrischen Stromes und legte die Stromrichtung fest. Nach ihm wurde 1893 die Einheit der elektrischen Stromstärke benannt.
1878: Der britische Physiker und Chemiker Sir Joseph Wilson Swan erfand die Kohlefaden-Glühlampe. Damit zog das elektrische Licht auch die privaten Haushalte ein. Für seine Leistung wurde er 1904 zum Ritter geschlagen.
Mit der Industriellen Revolution wurde Elektrizität dann auch im Alltag genutzt, anfangs jedoch nur zur Beleuchtung von Strassen, später mit der Erfindung der Kohlefadenlampe auch im Heim. Aber ein «Gleich-Stromnetz» im heutigen Sinn gab es Ende des neunzehnten Jahrhunderts noch nicht. Der Wechsel zum bis heute gängigen Wechselstrom-Netzes ging nicht reibungslos vonstatten.
Vom Gleichstrom- zum Wechselstromnetz – der Stromkrieg
1881: Der Transformator wird erfunden und ermöglicht es, den Strom auch über weite Strecken zu transportieren.
Wechselstrom war aber gar nicht in Thomas Edisons Sinn, der eine Kohlefadenlampe zum Patent angemeldet hatte und selbst schon Kraftwerke für seine regionalen Gleichstromnetze unterhielt. So begann der «Stromkrieg». Nikolai Tesla, der geniale Erfinder mit kroatischen Wurzeln, der zuerst für Edison gearbeitet hatte und aufgrund von Edisons nicht eingehaltenen Versprechungen bei ihm absprang, suchte nach einem neuen Investor, den er in der Person des Unternehmer George Westinghouse fand. George Westinghouse wurde so, mithilfe vom Universalgenie Tesla, zu Edisons Rivale.
1886: Westinghouse beginnt, mit Teslas Know-how Wechselstrom-Netzwerke aufzubauen.

Edison startet umgehend eine schmutzige Kampagne gegen den Wechselstrom, unter anderem wurde der erste «elektrische Stuhl» mit Wechselstrom betrieben. Er wollte so die Gefährlichkeit des Wechselstroms der breiten Masse demonstrieren.
1893: Ein weiterer wichtiger Etappensieg im «Stromkrieg» war der Auftrag an Westinghouse, die Weltausstellung von Chicago mit Wechselstrom zu beliefern.
1896: Die Elektrifizierung der Stadt Buffalo mit Wechselstrom bedeutete den endgültigen Sieg für Westinghouse – und somit Tesla über Edison. Auch der öffentliche Verkehr wird nun sukzessive mit Wechselstrom ausgerüstet und betrieben.
1920: Erst vor 100 Jahren wurde begonnen, die Privathaushalte flächendeckend mit Wechselstrom zu versorgen. Je nach Kontinent und Land mal schneller oder langsamer.
Gleichstrom wird aber heute trotzdem vielfach verwendet, z. B. in Computern, Audio- und Videogeräten und in allen Batterie- oder Akku-betriebenen Geräten. Aber es gibt heute keinen Gleichstrom aus der Steckdose, vielmehr wird jedes Gerät individuell aus einem Netzteil versorgt, eventuell mit Zwischenspeicherung in einem Akkumulator.

Interview mit «Mr. Strom»
Nach so viel Theorie und Geschichte als Einstieg in das nächste Kapitel nun das erste Interview zum Thema Strom-Optimierungen.
Unser Profi und erster Interview-Partner in Sachen «Strom» ist André Aebischer vom High-End-Vertrieb Soundrevolution Sarl in Attalens. Er ist in doppelter Hinsicht ein Profi, da er in seiner zweiten beruflichen Tätigkeit als selbstständiger Elektrotechniker fast täglich Häuser mit elektrischen Leitungen und Installationen ausstattet. Also mehr Strom-Fachmann geht nun wirklich nicht, wie ich finde. Umso höher ist sein Fachwissen zum Thema Strom einzuschätzen.

Wie gewichten Sie allgemein die Stromversorgung für die Qualität einer High-End-Anlage ein?
Grundsätzlich gewichte ich die Stromversorgung und deren Qualität für eine High-End-Anlage hoch, ja sehr hoch. Eine optimierte Stromversorgung ist die Basis für eine richtig seriöse High-End-Anlage.
Welche Optimierungen empfehlen Sie für die Strecke Sicherungskasten bis Steckdose?
Grundsätzliches: Alle meine nachfolgenden Empfehlungen können und dürfen nur durch einen lizenzierten Elektriker umgesetzt werden. Bei unsachgemässer Handhabung droht im schlimmsten Fall ein tödlicher Stromunfall.
Meine erste Empfehlung ist das AHP-Klangmodul inklusive Klang-Sicherung für den Sicherungskasten. Wichtig ist speziell hier der sachgemässe Anschluss und vor dem Kauf die Auswahl des richtigen Klangmoduls für den jeweiligen Sicherungskasten. Auch gibt es verschiedene Qualitätsstufen und Ampere-Varianten.


Meine zweite Empfehlung ist der Ersatz der eigentlichen Standard-Stromleitung vom Sicherungskasten zur Steckdose mit einem abgeschirmten Kupferkabel von mindestens 2,5 m2 Querschnitt.
Meine dritte Empfehlung ist der Ersatz der üblichen CH-Wandsteckdose durch eine oder mehrere Schuko-Wandsteckdosen. Hier ist zu beachten, dass es immer noch eine CH-Dose in der Nähe haben muss, damit der Schuko-Ersatz den Schweizer Vorschriften entspricht. Hochwertige Schuko-Dosen in verschiedenen Ausführungen gibt es beispielsweise von Furutech.

Welche von diesen Optimierungen können Mieter umsetzen?
Mieter können sämtliche der obigen Strom-Optimierungen ebenso wie Eigentümer umsetzen. Rückbau-Arbeiten sind beim Auszug gegebenenfalls mit Zusatzkosten verbunden.
Welche Optimierungen haben Sie selbst in Ihren Demo-Räumlichkeiten umgesetzt?
Meine beiden ersten Empfehlungen sind bereits realisiert, die Schuko-Steckdosen sind noch auf meiner Pendenzenliste.
Welche Ihrer eingesetzten Strom-Optimierungs-Massnahmen ist Ihr Favorit in Bezug auf Preis/Leistung?
Das AHP-Klangmodul ist mein Preis-Leistungs-Favorit.
Herr Aebischer, vielen Dank für die interessanten und hilfreichen Tipps!
Und so sehen die nächsten Stationen unserer Strom-Reise aus:
- Vom Sicherungskasten zur Netzleiste
- Audiophile Netzleisten – einige ausgesuchte Beispiele
- Hochwertige Stromkabel – eine kleine Auswahl
- Strom-Optimierungen an und in den Geräten
Regelmässig werden wir Interviews mit Audio-Strom-Profis zum Thema einfliessen lassen.
Wir würden uns freuen, Sie bei den kommenden, spannenden Themen rund um das Thema Strom dabei zu haben!