TESTBERICHT
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Publikationsdatum
7. Oktober 2020
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Radio ist auf der ganzen Welt nach wie vor das beliebteste Medium zum Musikhören. Das ist nicht bloss ein Gefühl, sondern auch eine Erkenntnis aus zahlreichen Studien, wie z. B. des Nielsen Soundscan (bezogen auf die USA). Radio ist und war immer ein Massenmedium. Die heute verfügbaren Radiosender legen deshalb keinen besonderen Wert auf die Klangqualität beim Empfänger. Das spielt auch keine Rolle mehr. Seit dem Aufkommen von Streamingdiensten und im Besonderen solche mit verlustfreien Datenformaten, sind die Diskussionen um Radio-Klangqualität abgeflaut.

Radio ist aber auch Gewohnheit. Deshalb ist es von Vorteil, wenn man DAB+ und UKW auf einem Streaminggerät wie dem MMS 730 von Magnat findet. Das integrierte DAB+-Empfangsmodul scannt zum Beispiel die verfügbaren CH-Sender automatisch. DAB+ ist terrestrisch, wird über eine dünne Antenne (Litzendraht) empfangen, sodass man im Unterschied zu Internetradio nicht abhängig vom Heimnetzwerk ist. UKW steht ebenfalls über dieselbe Empfangsantenne zur Verfügung – allerdings nur noch befristet. UKW-Empfang soll in der Schweiz bis Ende 2024 abgeschaltet werden, abgesehen vielleicht von einzelnen Gebieten mit noch ungenügender DAB+-Versorgung.

Gewohnheit ist so eine Sache: Wenn der vermeintliche Herr des Hauses plötzlich einen coolen HiFi-Streamer anschleppt und der Familie verkündet, dass man damit nun Radio hören soll oder kann – Internetradio, tausende von Sendern – dann ist die Begeisterung oft geringer als erwartet. Bei Radio geht es meist nicht um tausende von Sendern, sondern um etwa deren drei. Meistens werden über Jahre stets dieselben gehört. Deshalb ist ein Streaminggerät wie der Magnat MMS 730 im Vorteil. Man kann DAB+- und UKW-Sender wie gewohnt schnell suchen und bis zu 10 bevorzugte Kanäle abspeichern.

Das hier etwas gar üppig durchleuchtete Thema «Radio» ist bei einem multifunktionalen Streaminggerät hinsichtlich seiner Akzeptanz wichtiger als man denkt. Es ist kaum ein Zufall, dass der deutsche Hersteller Magnat diese Eigenschaft beim neuen «MMS 730 Internet DAB+ FM Streamer» weit nach vorne stellt.

Hier die DAB+-Empfangsvariante von Couleur 3 beim MMS 730 ...Hier die DAB+-Empfangsvariante von Couleur 3 beim MMS 730 ...
 ... und hier die Variante Internetradio. ... und hier die Variante Internetradio.

Der Magnat MMS 730 ist etwas für Radio-affine Musikhörer und unterstützt «wireless» nur Bluetooth, aber immerhin bis und mit Qualcomm aptX HD und Bluetooth 5.0. Airplay (Apple) oder Chromecast (Google) sucht man vergebens, wenn man es überhaupt sucht. Die durchaus kritische Bluetooth-Antenne ist nicht im Gehäuse, sondern ausserhalb montiert, was zu einer grossen Übertragungsdistanz führt. Der MMS 730 verfügt zudem über eine WiFi-Schnittstelle, braucht also nicht zwingend an den Router gekabelt zu werden.

Aufbau und Verarbeitung

Die Alu-Front ist ca. 10 mm stark und sehr wertig verarbeitet. Die Qualität der verschiedenen Tipptasten ist ebenfalls sehr gut und die zweizeilige Anzeige ist übersichtlich und in zwei Stufen dimmbar. Der USB-Eingang für externe Musik-Speichermedien befindet sich ebenfalls an der Front. Damit ist auch klar, dass der USB-Eingang für USB-Sticks gedacht ist und nicht für externe USB-Laufwerke. Letztere würde man besser an der Geräterückseite konnektieren.

Überraschend eingeengt sind die unterstützten USB-Formate: da gibt es MP3 und WMA und sonst nix. Wer FLAC-Files oder Ähnliches auf USB hat, der fährt an die Wand. Dabei unterstützt der Magnat MMS 730 via LAN und WLAN die gängigsten Formate bis 24 Bit / 192 kHz. Warum das mit einem USB-Datenträger nicht ebenfalls möglich ist, lässt sich eigentlich nur damit erklären, dass es schlicht keine Priorität hatte. Ehrlich gesagt, haben USB-Sticks beim aktuellen Musik-Streaming-Angebot auch keine Bedeutung mehr.

Gähnende Leere? Dank hoher Integration der Hauptplatine bleibt viel Raum frei. Die Normgrösse des Geräts hat in der Praxis Vorteile.Gähnende Leere? Dank hoher Integration der Hauptplatine bleibt viel Raum frei. Die Normgrösse des Geräts hat in der Praxis Vorteile.

Die «Innenarchitektur» ist nicht so hübsch wie die Fassade und nicht wirklich üppig. Aber was will man schon sehen? Eine Streamingplatine mit DA-Wandler und eine «Huckepack»-DAB+-Platine plus eine aufgesetzte WiFi-Platinen nehmen bei der heutigen Packungsdichte nicht viel mehr Platz ein als ein vergrösserter Bierdeckel. Die Stromversorgung ist auch nicht sehr grossen Ansprüchen ausgesetzt, zumindest was die Leistung betrifft. Die Elektronik wirkt aber ein wenig «lieblos»: Man hätte mit dem Trimmen (Ausrichten) der Komponenten achtsamer sein können. Kondensatoren, die schön senkrecht stehen, würden einen besseren Eindruck hinterlassen.

Gut sichtbar ist die DAB+-Subplatine (grün) und die WiFi-Platine rechts dahinter mit etwas unschöner Antennen-Verdrahtung.Gut sichtbar ist die DAB+-Subplatine (grün) und die WiFi-Platine rechts dahinter mit etwas unschöner Antennen-Verdrahtung.
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