TESTBERICHT
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Publikationsdatum
3. Mai 2022
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Astell&Kern gehört zu den Pionieren bei den portablen HiRes-Musikplayern. Nach meinem Empfinden ist es der Pionier schlechthin. Ich will natürlich niemandem zu nahe treten, der das noch früher erfunden haben will – keinen Ricola-Effekt bitte. Ich will auch nicht ausschliessen, durch die Unverwechselbarkeit der Astell&Kern-Geräte in meiner positiven Wahrnehmung gelenkt zu sein. Doch die Gefahr ist gross: Astell&Kern hat immer mit Hightech-Materialien und SciFi-Design mit Stealth-Feeling überzeugt und wird heute überall kopiert.

Auch die inneren Werte stimmen bei Astell&Kern. Die stolzen Preise verursachen zwar da und dort eine Schnappatmung, aber man kann auch schnell wieder relativieren: Ab einem gewissen Qualitätsniveau kann man einen portablen HiRes-Player auch an heimischen High-End-Anlagen nutzen – und das oft besser, als man sich selbst eingestehen will.

Das Astell&Kern-Spitzenmodell SP2000T kostet 2500 CHF inkl. erstklassigem Lederetui und grosszügigem Zubehör in der Holzbox – so wie es sich gehört, möchte man meinen. Konkret ist das sehr hochwertige gelbe Lederetui (Einzelpreis 149 CHF) im Lieferumfang enthalten, ein sehr gutes USB-Kabel für die Verbindung zum PC/Mac (Aufladen und Datenübertragung etc.) ebenfalls, dazu ein Quick Start Guide. Die Betriebsanleitung findet man auf dem Gerät als PDF. Schutzfolien für den Touchscreen habe ich auch gesichtet.

Das Leder-Case hat es uns angetan: Es umschliesst das Gerät nahtlos. Die Schutzfunktion überzeugt und das Gefühl in der Hand ist so gut, dass man dauernd nach dem Gerät greift.Das Leder-Case hat es uns angetan: Es umschliesst das Gerät nahtlos. Die Schutzfunktion überzeugt und das Gefühl in der Hand ist so gut, dass man dauernd nach dem Gerät greift.

Besonderheiten des HiRes-Musikplayers SP2000T

Der SP2000T verfügt über zwei echte Besonderheiten. Dazu gehört das Triple-Amp-System: Es gibt drei verschiedene Verstärkungs-Modi, die auf unterschiedlichen Verstärkerpfaden beruhen. Zum einen ein Operationsverstärker (Transistor) und zum anderen einen Röhrenverstärker. Die Klangeigenschaften der Verstärkerpfade kann man mischen, wodurch sich ein Hybridbetrieb ergibt.

Der Röhrenverstärker ist kein Witz: Der japanische Elektronik-Musikinstrumentenhersteller KORG entwickelte in Zusammenarbeit mit dem Halbleiterhersteller Noritake den Nutube 6P1: ein echter Röhrenverstärker – eine direkt beheizte Doppeltriode (Vorverstärkerröhre) – in der Grösse und Form eines integrierten Schaltkreises (IC). Die Leistungsaufnahme ist sehr viel kleiner als bei einer konventionellen Verstärkerröhre, wodurch sich Anwendungen bei portablen Geräten erschliessen. Astell&Kern setzt die Nutube 6P1 im SP2000T ein.

Eine weitere Besonderheit ist die aufwändige mechanische Aufhängung eines Teils der Elektronik. Damit werden negative Einflüsse durch Vibration und Mikrophonie verkleinert. Das Video am Ende des Testberichts gibt darüber ein wenig Aufschluss.

Astell&Kern = Karbon + Aluminium + Glas + das gewisse Etwas.Astell&Kern = Karbon + Aluminium + Glas + das gewisse Etwas.

Spezifikationen

Wenn man nebst den beschriebenen Besonderheiten die umfangreiche Spezifikation des SP2000T von Astell&Kern degustiert, fällt wenig auf, was man nicht schon gesehen hätte: Zusammengefasst ist es der Stand der Technik für einen portablen HiRes-Musikplayer auf High-End-Niveau. Dazu gehören Dinge wie ein Quad-DAC mit vier ES9068AS von ESS, Analog- und Digitalausgänge unterschiedlicher Standards, eine nicht näher umschriebene «Teratron Alpha Sound Technologie», ein tolles Display, alle denkbaren Audioformate, MQA-Support bis zum Gehtnichtmehr und DSD (Direct Stream Digital von Sony aus den 1990er-Jahren) bis DSD512.

Streamingdienste wie Tidal (bereits vorinstalliert) und Qobuz – da muss man noch schnell Hand anlegen und downloaden – sowie Spotify, Apple Music, Amazon Music und TuneIn für Radio: Alles steht bei Bedarf zur Verfügung. Wer unabhängig vom Netz Musik ab Speicher hören will, bekommt mit 256 GB internem Speicherplatz genug geboten. Und mit einer MicroSD-Karte kann man noch max. 1 TB erweitern. Ob das heutzutage mit fast nahtloser Internetverbindung noch Sinn ergibt, kann man den Nutzern überlassen.

Bluetooth steht natürlich auch zur Verfügung, obwohl keinesfalls HiRes. Aber die vielen existierenden Bluetooth-Kopfhörer und -Endgeräte sollen ja auch versorgt werden können. Das geschieht dank Bluetooth 5.0 und Qualcomm aptX HD oder LDAC beim SP2000T auf sehr komfortablem Niveau.

Der Lautstärkeregler ist nur für die Lautstärke da.Der Lautstärkeregler ist nur für die Lautstärke da.

Ich will ein gewisses Mass an Ironie nicht verschweigen: Geräte wie der Astell&Kern SP2000T liefern dem Betrachter eine wahre Spezifikationsschlacht und einen unüberschaubaren Nutzungsumfang. Dabei will man damit einfach Musik hören und nicht technische Daten studieren. Mit den Spezifikationen ist man als Nutzer selten beschäftigt. Man vergleicht vielleicht einmal die verschiedenen Digitalfilter oder die drei Verstärker-Modi. In der Regel hat man genau einen Musikstreamingdienst. Man leistet sich selten deren zwei. Dazu speichert man noch Musik offline, entweder vom Streamingdienst oder von Speichermedien zuhause. Einzelne Wiedergabeformate haben kaum eine Verbreitung. Wortbreiten von 32 Bit gibt es kaum. DSD und MQA beschäftigen auch nur wenige.

Schlicht und praktisch angebracht: die verschiedenen Analogausgänge plus ein optischer SPDIF-Digitalausgang. Siehe Steckbrief.Schlicht und praktisch angebracht: die verschiedenen Analogausgänge plus ein optischer SPDIF-Digitalausgang. Siehe Steckbrief.
3 Tasten für Titelsprung und Pause.3 Tasten für Titelsprung und Pause.
Unten findet man den USB-C-Eingang und den Slot für die MicroSD-Karte. Unten findet man den USB-C-Eingang und den Slot für die MicroSD-Karte.
Für alle anderen Funktionen und Einstellungen steht der grosszügige Full-HD-Touchscreen als Interface bereit.Für alle anderen Funktionen und Einstellungen steht der grosszügige Full-HD-Touchscreen als Interface bereit.
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