Nun gehen die beiden Firmen vertriebsseitig eine Liaison ein. Aber auch in der Hörpraxis vertragen sich die nordamerikanische Elektronik und die britischen Edel-Boxen aussergewöhnlich gut.
Klassisches Format

Der brandneu lancierte CD-Player CDP-10 ist vom Design her exakt auf den Vollverstärker CAP-151 abgestimmt. Das Display wird bei beiden durch eine leicht hervorstehende, schwarze Platte umrandet, was den Geräten einen aparten Touch verleiht.
Wohltuend übersichtlich angeordnet finden sich nur die wichtigsten Tasten, welche die Bedienung zum Kinderspiel werden lassen. Aber auch die Fernbedienung kann sich sehen lassen und bietet dank massivem Alugehäuse die gleiche, überragende Anfassqualität.
Kompromisslos geht es auch auf der Geräterückseite zu: Symmetrische Ausgänge beim CD-Spieler und entsprechende Eingänge beim Verstärker versprechen eine besonders störungsfreie Verbindung.
Ästhethik pur

Auch beim CD-Spieler fällt das aufwendige Netzteil mit mehrfachen Spannungsstabilisierungen auf.
"Classé Design team" prangt stolz auf den Platinen, deren wunderschönes Layout man bei geschlossenem Gehäusedeckel leider nicht mehr sehen kann. Hier hat man kein funktionelles, industrielles High-End vor sich, sondern High-End als Idee, die noch als Selbstzweck zelebriert wird.
Auffällig beim CD-Spieler ist der immense Aufwand bei der Stromversorgung mit überdimensioniertem, gekapseltem Ringkerntrafo und insgesamt 11 separaten Stabilisierungen.
Ein Philips-Profi-Laufwerk soll dank Taktsynchronisierung mit der Wandlerstufe für sehr niedrigen Jitter (geringe digitale Taktschwankungen) sorgen.
Als Digitalfilter kommt der neuste HDCD-Chip PMD200 zum Einsatz, der den Datenfluss mittels Upsampling auf 24-Bit/352,8-kHz hochrechnet, während bei der eigentlichen D/A-Wandlung eine kanalgetrennte, symmetrisch Version des PCDM 1738 von Burr-Brown mit theoretisch 24 Bit Auflösung und 96 kHz Grenzfrequenz arbeitet.
Für ein optimales Impuls- und Phasenverhalten wurde ein Bessel-Filter 2ter Ordnung ausgewählt, welches sich in aufwändigen Hörtests als bevorzugte Variante herausstellte.
Verstärker CAP-151

So kann man das Gerät tatsächlich auftrennen und beispielsweise in ein Mehrkanalkonzept einbinden, indem man die Stereo-Endstufe für die Frontkanäle einsetzt und die Vorstufe über einen Surroundprozessor führt.
Das Schöne dabei: Diese Auftrennung kann man per Tastendruck auf der Frontplatte aktivieren oder auch wieder aufheben, so dass man gegebenenfalls jederzeit von Mehrkanal auf puristisches Stereo umschalten kann.
Der CAP-151 ist weitgehend symmetrisch aufgebaut und auf besonders schnelle, verzerrungsarme Wiedergabe ausgelegt.
So beträgt die Siebkapazität insgesamt über 65'000 µF, aufgeteilt auf sieben Elkos pro Kanal, was bezüglich der kurzfristigen Stromlieferfähigkeit Vorteile gegenüber zwei einzelnen, riesigen Netzelkos hat.
Die sowohl mit Mosfet-, Jfet- und bipolaren Transistoren bestückte Endstufe arbeitet dank sehr hohem Ruhestrom bei kleinen Leistungen, wie sie im Musikalltag meistens gefordert werden, in reinem Klasse-A-Betrieb und schaltet erst auf Klasse-AB um, wenn hohe Impulsleistung gefordert wird.
2 x 150 Watt Nennleistung an 8 Ohm bzw. 2 x 225 Watt an 4 Ohm sollten denn auch anspruchsvollste Lautsprecher zufriedenstellen.
Phono-Board nachrüstbar

Die Kraftquelle: Üppig dimensionierter Trafo und grosse Siebkapazitäten
Wir konnten dieses zwar nicht ausprobieren, aber wer Classé kennt, weiss, dass man davon klanglich viel erwarten darf.
Ein neuer Lautsprecher

Damit ist der Aufpreis von beachtlichen 2500 Franken gegenüber der "Standard"-Version jedoch längst noch nicht gerechtfertigt.
Vielmehr kommen viele grundsätzliche Verbesserungen, die bei der Entwicklung der Signature 800 anfielen, auch bei der 805 zum Einsatz.
So wurde der Hochtöner grundlegend überarbeitet und bietet bei geringerem Klirrfaktor einen erweiterten Frequenzbereich bis 50 kHz speziell für SACD und DVD-Audio.
Dazu musste die für Metallkalotten typischerweise oberhalb von 20 kHz ausgeprägte Eigenresonanz weit nach oben verlegt werden.
Optimiert und mit hochwertigen Bauteilen wie Luftspulen und Polypropylen-Kondensatoren versehen wurde ausserdem die Frequenzweiche.
Geblieben ist die interne Matrix-Gehäusestabilisierung, die zusammen mit dem gerundeten Boxendesign für den geringen Verlustfaktor und die schnelle Ansprache im Bass- und Grundtonbereich sorgt.
Ein 16,5-cm-Kevlartreiber arbeitet in der strömungsoptimierten Bassreflexkonstruktion bis knapp unter 50 Hz hinunter, was die Box in kleineren bis mittelgrossen Räumen als ausgewachsenen Lautsprecher ohne Subwooferunterstützung empfehlenswert erscheinen lässt.
Die Verarbeitung mit dem handpolierten Ahornfurnier ist vom Feinsten. Idealerweise kombiniert man zur 805 Signature den im Design passenden Originalständer (Preis: 850 Franken) und stellt sie frei im Raum auf. So kann die Box ihren räumlich losgelösten Klang weit besser entfalten als im Regal oder in der Wohnwand.
High-End at it’s best
Zunächst durfte sich die Anlage über einen längeren Zeitraum in der avguide-Redaktion einlaufen, bevor die Bausteine als Einzelkomponenten kritisch unter die Hörlupe genommen wurden.Speziell die zierlichen High-End-Boxen hatten dies nötig, zumal sie frisch ab Werk zu uns kamen. B&W selber spezifiziert mindest eine Woche "Auftauzeit", bis sich eine Box aklimatisiert, bzw. mindestens 15 Std. Einlaufzeit, bis die mechanischen Teile wie Sicke oder Membranzentrierung die erforderliche Nachgiebigkeit erlangen.
Dabei dürfte es sich wohl eher um Minimalwerte handeln. Nicht selten zeigt die Erfahrung, dass ein neuer Lautsprecher über Wochen hinweg stetig zu besserer Form aufläuft.
Die Classé-/B&W-High-End-Kombi bot jedenfalls auf Anhieb eine ebenso dynamische wie kultivierte Vorstellung, die mit zunehmender Einspieldauer noch an Charme und Differenziertheit gewann.
Der Eindruck, der sich sehr schnell verfestigte, war der, dass es sich sich um sanfte Tiger handelt, die zwar ganz gerne schmusen, wenn es das Musikmaterial erfordert, bei Bedarf aber blitzschnell ihre Krallen ausfahren und zupacken können.
Quasi aus dem Stand legt diese Anlage los, wie wenn ein Turbo eingebaut wäre – angesichts der kleinen Lautsprecher doch eine kleine Sensation.
Dass die Signature 805 dermassen zu Höchstleistungen angetrieben wird, hat sie sicher dem kompromisslosen Verstärker zu verdanken, dessen aufwendiges Netzteil blitzschnell die benötigte Strommenge liefern kann, die halt bei einem Kleinlautsprecher mit mittlerem Wirkungsgrad genauso hoch oder gar höher liegt als bei einer ausgewachsenen Standbox.
Erstaunlich dabei, dass selbst bei freier Aufstellung im Raum Basspegel und –tiefe nicht automatisch den Wunsch nach einem zusätzlichen Subwoofer aufkommen lassen.
Nur wer auf regelrechte Tiefton-Orgien steht, kommt um einen solchen nicht herum.
Aber bereits mit einer relativ wandnahen Aufstellung gewinnt die Signature eine – stets konturierte – Klangfülle, wie man sie sonst bei einem Lautsprecher dieser Grösse kaum je findet.
Auch bei freier Plazierung tönt sie keineswegs dünn und kreiert zudem einen räumlichen Eindruck, der schlichtweg frappiert.
Fast schon ätherisch losgelöst und dennoch präzise ortbar werden Einzelinstrumente oder Solostimmen in den Hörraum gezaubert. Hier gewinnt man das klassische Musikerlebnis, wo man beim Anhören guter Stereoaufnahmen zu Recht sagt, dass man gut und gerne auf Surroundsound verzichten kann.
Überzeugende Einzeltäter

Die vier massiven Lautsprecherklemmen der CAP 151 sind nicht für den Anschluss zweier Boxenpaare gedacht, sondern für Bi-wiring
Um diese Frage zu beantworten, zogen wir den Universalplayer DV8300 von Marantz heran, der zum selben Preis wie der Classé CDP-10 neben CDs auch SACD- und DVD-Audio-/Video-Scheiben abspielt.
Und siehe da: Nicht nur hatte der Classé bei CDs repoduzierbare Vorteile bezüglich der Feinzeichnung und "Schönheit" des Klangs. Sogar bei hochauflösenden Tonträgern vermochte er erstaunlich gut mitzuhalten.
So beispielsweise bei der Chesky Stereo-Hybrid-SACD "The Raven" von Rebecca Pidgeon, bei der man nicht den Eindruck hatte, dass der Marantz-Player ab SACD-Spur besser klang als der CDP-10 ab CD-Spur.
Allerdings handelt es sich dabei um eine Digitalaufnahme aus dem Jahre 1994, die ursprünglich nicht in DSD-Technik aufgezeichnet wurde. Mit echten DSD-Aufnahmen hatte der Marantz DV8300 dann doch die Nase vorn, wobei es sich nicht um einen Klassenunterschied handelte, sondern lediglich um Nuancen.
Der Classé zeichnet sich in jedem Fall durch ein sattes, konturiertes Tief- und Grundtonfundament sowie durch ein exzellentes Impulsverhalten aus, welches man einem CD-Spieler kaum zugetraut hätte.
Aber auch die räumliche Abbildung ist vom Feinsten und beweist, dass man sich bei der klanglichen Abstimmung dieses Players enorm viel Zeit genommen hat. Das Schönste ist aber zweifellos seine gleichermassen sanfte wie definierte Hochtonwiedergabe ohne jegliche digitale Härten.
Boxenvergleich

Nautilus-Standard-Version 805
Wer nur minime Unterschiede erwartet hatte, war doch erstaunt, wie stark sich die Edelversion punkto Feinzeichnung, Hochton-Auflösung und Räumlichkeit von der günstigeren Schwester abhebt.
Fast gewann man den Eindruck, dass es sich hier um einen neuen, insgesamt homogeneren Lautsprecher handelt. Lediglich im Tiefgang und Bassvolumen hatte unsere ca. 3 Jahre alte Vergleichs-805 leichte Vorteile, die man aber dem Umstand zuschreiben muss, dass die Signature brandneu und noch nicht ganz eingespielt war.
Fazit
Überzeugend: Die Einzelkomponenten von Classé Audio sind nach bester High-End-Manier konzipiert, kompromisslos gefertigt und beweisen, dass das klassische Stereo-System noch lange nicht ausgedient hat.Die Signature 805 dürfte trotz des beachtlichen Aufpreises gebenüber der Standardversion das Zeug zum Bestseller haben, denn sie bietet nicht nur einen wunderschönen Finish sondern wirklich überzeugenden Klang.