
Zielpublikum für die neuen Urbanite-Hörer sind die "Millennials", welche auch mit "Generation Y" benannt werden. Es sind dies 18 bis 35 Jahre alte Musikhörer(innen) die billigen Ramsch uncool finden und sich hochwertige Ware, die auch etwas kosten darf/muss, leisten wollen. Die in zwei Versionen und mehreren Farben erhältlichen Urbanite Kopfhörer sind puncto Design, Verarbeitung und Klang auf eine Hörerschaft mit einer Technologie-affinen Lebensweise ausgerichtet.
Entwickelt für urbane Hipster
Hipster fahren bekanntlich nicht auf Mainstream-Produkte ab. Diese Leute, die selbständiges Denken praktizieren und auf Vintage Kleidung stehen, wollen, wenn sie was kaufen, Produkte die aus der breiten Masse herausragen. So hat Sennheiser den Zürcher Produktedesigner Oliver Berger damit beauftragt, ganz besondere Hörer zu entwickeln. (Siehe auch avguide.ch-Video)
Die Urbanite Kopfhörer gibt es, wie schon erwähnt, in zwei Varianten, einer Over-Ear- und einer On-Ear-Version. Diese Hörer, mit einer hohen Anfassqualität, sehen nicht nur extravagant aus, sie sind für den Outdoorbetrieb auch sehr robust gebaut. Das Gelenk besteht aus Edelstahl und bürgt für lange Lebensdauer.
Der mit Stoff bespannte Kopfhörerbügel ist, wie auch die leichtgängige Schiebevorrichtung, aus Aluminium und ebenfalls sehr widerstandsfähig. Der kluge Faltmechanismus macht den Hörer zudem transportfreundlich. Beide Hörer besitzen eine Inline-Fernbedienungen samt integriertem Mikrofon für die Anruf- und Musiksteuerung.
Die beiden Hörer gibt es einerseits für die neueste Generation iPhone, iPad und iPod, andererseits für das Samsung Galaxy und andere Tablets und Smartphones. Alle Hörer werden mit einem Transportbeutel geliefert. Der On-Ear Urbanite ist in den Farben Black (i/G), Denim (i/G), Sand (i), Plum (i) und Nation (i) zu einem Preis von CHF 219.00 erhältlich. Den Urbanite XL gibts in Black (i/G), Denim i/G), Sand (i), Olive (i) und Nation (i)zum Preis von CHF 279.00
Die Schallwandler, also die schallproduzierenden internen Chassis, werden, um fernöstliche Kopien zu verhindern, in Dänemark hergestellt. Doch die Endfertigung geschieht dann halt doch in China. Anno 2015 soll auch eine Bluetooth-Variante auf den Markt kommen.
Welcher Sound für welche Musikhörer?

Es ist heute für die Klangtuner ein Leichtes, einem Kopfhörer jedes nur erdenkliche Klangbild anzuzüchten. Es ist also kein Zufall, wenn ein Kopfhörer grell und scharf oder gar dumpf und basslastig klingt, sondern so gewollt.
Sennheiser hat nun die Wünsche der in Frage kommenden Käuferschicht ermittelt und verzichtet für einmal auf einen linearen Frequenzgang. Vor allem die Bässe werden deutlich hörbar angehoben. Diese Bassanhebung hat bereits Dr. Dre vor einigen Jahren mit Erfolg angewandt und andere, sogar seriöse und namhafte Kopfhörer-Hersteller, haben diesen Käuferwunsch erfüllt.
Was nun die Urbanite-Hörer klanglich bieten - und das sei jetzt schon verraten - ist eine echte Überraschung!
Over oder On?
Beide Hörer, also der Urbanite und der Urbanite XL, sind sehr angenehm zu tragen. Das Ohrpolster des On-Ear Hörers könnte noch etwas schmuseweicher ausfallen. Ob man nun den On-Ear- oder den Over-Ear Hörer bevorzugt, kommt ganz auf die persönlichen Präferenzen und die Form der Ohren an.
Leicht abstehende Ohren passen besser unter einen Over-Ear-Hörer und beginnen bei einem On-Ear Hörer nach längerer Hörzeit zu schmerzen. Da muss jeder selber mal die Hörer für eine gewisse Dauer benutzen und dann wählen. Der XL Over-Ear-Hörer ist natürlich auch um einiges korpulenter als die On-Ear-Variante.
Bassstark, satt und warm

Obwohl die beiden Urbanite Hörer ähnlich, aber schon aufgrund ihres unterschiedlichen Aufbaus der Muscheln ganz und gar nicht etwa gleich klingen, huldigen sie beide einem bassstarken, satten und warmen Sound. Der Urbanite Over-Ear, also die XL-Version, bietet neben einem ausgeprägten und sehr tiefen Bass eine bemerkenswerte Räumlichkeit. Der On-Ear-Hörer ist in Sachen Räumlichkeit nicht ganz so grosszügig, bringt dafür die Musiker näher und präsenter. Zudem liefert der On-Ear Urbanite noch etwas mehr Druck im Bass und zeichnet die Höhen noch einen Tick diskreter.
Beide Hörer bieten auch ohne aktives Noise Cancelling, dank ihrer geschlossenen Bauweise, eine gute Geräuschisolation. Das ist gut für relativ ungestörtes Musikhören, jedoch sehr schlecht, wenn es im Strassenverkehr um die Hörbarkeit von Gefahren geht.
Freunde warmer Sounds werden hocherfreut feststellen, dass Sennheiser löblicherweise darauf verzichtet hat, neben den Bässen auch noch die Höhen anzuheben um damit den billig-ordinären, aber dennoch von vielen HiFi-mässig völlig unbelasteten Hörern angebeteten "Zisch-Bumm-Sound" zu erzielen.
Nein, hier zischeln keine Beckenimpulse und nerven keine übertriebenen Zischlaute. Hier kommen Mitten und Höhen mit sehr angenehmem Klangtimbre und ganz und gar nicht unangenehm gefärbt. So ist es eine wahre Freude die verschiedensten Musikstile von unplugged Folk, über Jazz und Rock, Techno, House samt Rap mal durchzuhören und sich an den bassbetonten, fetten und satten Sounds dieser Hörer zu erfreuen.
Back to the future?

Und wer zu guter Letzt noch auf den vollkommen absurden Gedanken kommt, mit den Urbanite Kopfhörern mal ein klassisches Streichquartett oder gar Mozarts Klavier-Trios mit Violine, Cello und Klavier anzuhören, wird unweigerlich an einen Klang erinnert, der vor vielen Jahren mal sehr aktuell war.
So werden gerade gestandene HiFi-Semester diesen Hörern einen Klangcharakter attestieren, welcher dem "good old British Sound" gar nicht unähnlich ist und der damals in den siebziger Jahren zum Beispiel von Lautsprechern wie der Kef Coda, Calinda, Cantata und vielen anderen so wunderschön klingenden Lautsprechern zelebriert wurde. Dieser Klang mit seinem bassstarken, satten und immer diskret-edlen Timbre wird auch heute noch von etlichen britischen Anbietern dargeboten und von vielen Leuten geliebt.
Gerade die Bass-Lagen des Cellos und des Klaviers kommen zwar nicht ganz lupenrein, jedoch warm, voll und und rund, während die hohen Streicher durch Anmut gefallen und nie und nimmer - wie auf so vielen ultrateuren und hochgejubelten High-End-Kopfhörern - durch Überzeichnung, Grellheit und Aggressivität nerven.
Es sei wieder einmal erwähnt, dass ein Sinfonieorchester, insbesondere die Streicher samt Kontrabass, im Konzertsaal keineswegs grell und aggressiv, sondern satt, warm und bassfreudig erklingen. Wer's nicht glaubt, gehe wieder mal ins Konzert und höre nicht nur elektronische Klangkonserven.
Urbanite kontra Momentum
Ein zum Klangvergleich herangezogener Momentum von Sennheiser (siehe Test "Zwischen Kult und Klang") zeigte eine weniger kräftige aber doch präzisere Mid-Bass-Wiedergabe. Sein Klangbild ist generell klarer, heller und brillanter. Freunde warmer Sounds können ihn je nach Aufnahme aber auch ab und zu als etwas zischelnd empfinden.
Insgesamt bietet der Momentum ein deutlich analytischeres und brillanteres Klangbild, während die Urbanites durch ihren stimmungsvollen, satten und ganz gewiss nicht hundertprozentig klangneutralen Klang betören.
Fazit
Mit den beiden Urbanite Hörern bringt Sennheiser zwei aussergewöhnlich gestylte und für die Klangwünsche der Millenials getunte Kopfhörer auf den Markt. Es sind dies ganz bewusst keine auf höchste Lienarität gezüchtete Hörer für Klangpuristen, sondern Musikspender für Leute, die sich an bassfreudigen, warmen und satten Sounds bei praktisch allen Musik-Stilrichtungen erfreuen wollen.