TESTBERICHT
Neukomms CDA126S vereint maximale Performance in einem sehr kompakten Gerät. Auch ein äusserst hochwertiger DAC ist integriert.Neukomms CDA126S vereint maximale Performance in einem sehr kompakten Gerät. Auch ein äusserst hochwertiger DAC ist integriert.

Die Komponenten der Master-Serie werden in kleinen Stückzahlen von Hand gebaut. Sie sind die Vorzeige-Produkte der in Thalwil am Zürichsee beheimateten High-End-Manufaktur. Beim Vorverstärker CDA126S handelt es sich um eine mit einer Digitalsektion erweiterte Version des analogen CA125S. Um Platz für zusätzliche vier Digitaleingänge zu machen, verzichtet der CDA126S auf einen der beiden symmetrischen XLR-Eingänge und benützt diesen als internen Eingang vom DAC. Insgesamt lassen sich vier Digitalquellen anschliessen, die als Eingänge 5 bis 8 angewählt werden.

Auf der Rückseite stehen dafür vier Anschlüsse zur Verfügung, nämlich zwei optische und ein koaxialer SPDIF-Eingang sowie ein USB-Eingang für den Anschluss eines Streamers, PCs respektive Notebooks. Bei SPDIF werden Samplingraten bis 192 kHz, beim USB-Eingang PCM bis 384 kHz, DSD256 bei DOP und DSD512 bei DSD nativ verarbeitet. Für USB setzt man am besten ein Linux-basiertes Gerät ein wie zum Beispiel den Volumio Primo, der bereits im Betriebssystem integrierte und für bitgenaue Wiedergabe optimierte Treiber implementiert hat. Neukomm Audio Systems hat auf Wunsch aber auch den passenden USB-HiRes-ASIO-Treiber für Windows parat, der die aufgeführten Samplingraten und Auflösungen ebenfalls unterstützt.

Die Rückseite des CDA126S offeriert je vier digitale und vier analoge Eingänge. Über DIP-Schalter lassen sich vielfältige Einstellungen vornehmen.Die Rückseite des CDA126S offeriert je vier digitale und vier analoge Eingänge. Über DIP-Schalter lassen sich vielfältige Einstellungen vornehmen.

Insgesamt vier niederohmige Ausgänge stellen die Verbindung zu Endverstärkern oder Aktivlautsprechern her. Zwei davon (je 1 x Cinch und 1 x XLR) arbeiten mit Fixpegel, was Sinn macht, wenn die Lautstärkeregelung im Endgerät vonstatten geht. Sehr wichtig für das Zusammenspiel mit den Monoblöcken PA135S sind der rückwärtige Systembus-Anschluss und ein «Mäuseklavier»: Hier wird unter anderem eingestellt, wo die Pegelregelung stattfindet. Verfügt der Endverstärker (wie die Monoblöcke PA135S) über symmetrische Eingänge, so sollte diese Art der Verkabelung unbedingt bevorzugt werden. Sie ist deutlich unempfindlicher gegenüber elektromagnetischen Einstreuungen.

Das integrierte DAC-Board baut auf D/A-Wandlern des Typs Sabre ES9038 vom renommierten Hersteller ESS Technology auf. Es kommt je ein Chip pro Kanal im Mono-Modus zum Einsatz, was die Wiedergabequalität nochmals steigert. So lässt sich theoretisch ein Dynamikumfang von sagenhaften 129 dB realisieren. Der ES9038 arbeitet intern mit einer 32-Bit-Architektur und verfügt über eine aufwändige Jitter-Reduktion. Unabhängig von der Quelle sollten digitale Taktschwankungen damit kein Problem mehr sein. Zudem verfügt der ES9038 über vorprogrammierte, variable FIR-Filter, die vom DAC-Controller entsprechend der Samplingfrequenz ausgewählt und eingestellt werden.

Problemlose Bedienung

Das im typischen «Neukomm-Design» sehr kompakt gehaltene Gerät gefällt mit seiner übersichtlich gestalteten, aus dem Vollen gefrästen Alu-Frontplatte. Direktwahltasten für alle vier Analog- und alle vier Digitaleingänge lassen punkto Bedienung keine Rätsel aufkommen. Nebst der Lautstärke und der Balance lässt sich über weitere Tasten auch noch bestimmen, welcher Eingang und welche Anfangslautstärke beim Einschalten des Geräts eingestellt werden, wobei sich das Gerät auch durch Drücken einer Eingangswahltaste direkt auf dem gewünschten Eingang einschalten lässt.

Die ebenfalls aus dem Vollen gefräste Metallfernbedienung funktioniert sehr gut als Tischgerät. Die fingergerecht ausgelegten Tasten lassen sich problemlos einhändig bedienen. Lediglich für die Anwahl eines der vier Digitaleingänge (5 bis 8) werden zwei Finger benötigt: Die Direktwahltasten 1 bis 4 sind nämlich doppelt belegt und erfordern zusätzlich das Drücken der «Alt»-Taste.

Kompakte Abmessungen und fingerfreundliche Tastenauslegung zeichnen den Vorverstärker aus.Kompakte Abmessungen und fingerfreundliche Tastenauslegung zeichnen den Vorverstärker aus.

Raffinierte Pegelregelung

Etwas Besonderes hat sich Hansruedi Neukomm für die Einstellung der Lautstärke ausgedacht. Grundsätzlich erfolgt sie im Vorverstärker über ein elektronisch geschaltetes Widerstandsnetzwerk. Diese Lösung hat gegenüber einem Potentiometer den Vorteil, dass sie auch bei kleinem Pegel präzise und zudem alterungsunabhängig konstant arbeitet. Der Lautstärkesteller offeriert mit 127 Stufen à 0,75 dB sehr differenzierte Abstufungen, wobei 99 Stufen für die Lautstärke, 9 für die Balance und weitere für Verstärkungsanpassungen, z. B. «Volume Adjust» an den Endverstärkern vorgesehen sind.

Nun hat eine Lautstärkeregelung im Vorverstärker aber den prinzipbedingten Nachteil, dass bei geringem Pegel eine entsprechend niedrige Signalstärke (im Millivoltbereich) zum Endverstärker übertragen wird. Dies mit der Gefahr, dass der Fremdspannungsabstand darunter leidet. Deshalb hat Hansruedi Neukomm bei den Monoblöcken PA135S kurzerhand nochmal die gleiche Pegelregelung mit geschaltetem Widerstandsnetzwerk implementiert.

Bei dieser Lösung teilt ihnen der Vorverstärker per Systembus die gewünschte Lautstärke und Balanceeinstellung mit, diese wird dann direkt vor Ort eingestellt. Das hat den messtechnisch nachvollziehbaren Vorteil, dass die lange Leitung zwischen Vor- und Endverstärker stets den hohen Nominalpegel überträgt. Grundsätzlich sind die niederohmigen Vorstufenausgänge insbesondere in der symmetrischen Variante in der Lage, das Signal auch bei grossen Kabellängen unbeeinträchtigt an die Endverstärker weiterzuleiten.

Kraft ästhetisch verpackt

Zeitlos schön und unauffällig ästhetisch präsentieren sich die Monoblöcke PA135S. Weder ein Netzschalter noch eine Leuchtdiode «stören» auf der lediglich 15,6 x  15,6 cm grossen Frontplatte. Hier lautete die Massgabe ganz klar, einen Hochleistungsverstärker elegant zu verstecken. Monoblöcke sollte man auch aus technischen Gründen (je kürzer das Lautsprecherkabel, umso besser bleibt der Dämpfungsfaktor am Boxeneingang erhalten) möglichst nahe bei den Lautsprechern platzieren. Mit ihren kompakten Abmessungen lässt sich diese Vorgabe bei den PA135S problemlos umsetzen; bei den knapp 30 cm Gehäusetiefe ist sogar eine Platzierung hinter den Boxen denkbar.

Mit ihrer lediglich 15,6 x 15,6 cm grossen Frontplatte beanspruchen die Monoblöcke PA135 S visuell nur wenig Platz.Mit ihrer lediglich 15,6 x 15,6 cm grossen Frontplatte beanspruchen die Monoblöcke PA135 S visuell nur wenig Platz.

Die rückseitige Anschlussperipherie offenbart einige Besonderheiten: So kann man über einen Line-Ausgang einen zweiten Monoblock parallel verbinden und so echtes Bi-Amping realisieren. Man benötigt dann von Seiten des Vorverstärkers nur ein langes Verbindungskabel. Wer hingegen auf Bi-Wiring setzt, findet dafür doppelte Lautsprecheranschlüsse vor. Darüber hinaus lässt sich über einen Drehschalter die Empfindlichkeit in einem weiten Bereich  einstellen. Via DIP-Schalter kann man das Gerät vielfältig konfigurieren, so beispielsweise in Bezug auf den Einschaltmodus, der die folgenden Möglichkeiten anbietet: bei Systembetrieb durch den Vorverstärker, oder im manuellen Modus durch Anlegen der Netzspannung, durch ein Steuersignal oder tonaktiviert.

Eine der Besonderheiten an der Rückseite bilden die parallelen symmetrischen Ausgänge zum Anschluss weiterer Monoblöcke.Eine der Besonderheiten an der Rückseite bilden die parallelen symmetrischen Ausgänge zum Anschluss weiterer Monoblöcke.

Die Vorteile von Monoblöcken gegenüber Stereo-Ausführungen sind vielfältig: Prinzipbedingt gibt es kein Kanalübersprechen, und auch punkto Stromversorgung kann jeder Kanal aus dem Vollen schöpfen. 400 Watt Sinusleistung (an 4 Ohm) verspricht das Datenblatt. Das klingt nach «mehr als genug». Tatsächlich sind die PA135S so ausgelegt, dass sie gerade auch bei üblichem Leistungsbedarf von wenigen Watt vital und dynamisch agieren.

Ebenso von Bedeutung sind Bandbreite und Laststabilität auch an niederimpedanten Lautsprechern. So soll der PA135S kurzfristig einen Spitzenstrom grösser als 70 A zur Verfügung stellen und bis 1 Ohm stabil arbeiten – Letzteres ist wichtig insbesondere im Zusammenspiel mit Elektrostaten. Wie schon der Vorverstärker CDA126S ist auch der PA135S gleichspannungsgekoppelt und überträgt ab 1 Hz locker bis über 200 kHz.

Auffällig ist der sehr hohe Dämpfungsfaktor von über 1000, der für eine hohe Gegenkopplung der mit Power-MOS-FETs bestückten Leistungsstufe spricht. Bei einem hohen Mass an Gegenkopplung besteht bekanntlich die Gefahr, dass die Schaltung zwar sehr stabil, aber womöglich im Hochtonbereich nicht schnell genug agiert. Darauf angesprochen schmunzelt Hansruedi Neukomm nur: «Gewusst wie …». Über die Jahre hat er sich ein profundes Wissen über das Verhalten solcher Schaltungen angeeignet. Tatsächlich weisen die PA135S auch im Hochtonbereich einen aussergewöhnlich hohen Dämpfungsfaktor auf, und agieren – wie der Hörtest einwandfrei beweist – auch in oberen Frequenzlagen ausgesprochen agil.

Beeindruckende Performance

Erstmals Bekanntschaft mit den Neukomm-Master-Komponenten machten wir beim Hörtest der Manger p2 (Testbericht hier) und waren auf Anhieb schwer beeindruckt. Wie präzise, schlackenlos akkurat und räumlich offen die deutsche Standbox im Zusammenspiel mit der Schweizer Elektronik agierte, war schon frappant. Dies umso mehr, als der Wiedergabe jeglicher artifizielle oder gar technische Beigeschmack fehlte. Maximale Durchhörbarkeit ohne Reue geniessen, so könnte das Motto auch für die Neukomm-Vor- und Endstufen lauten. Die Manger-Neukomm-Kombination beherrscht den herrlich vitalen Musikausdruck mit fast überschiessender Spielfreude genauso wie feine Musikpassagen mit andächtig inszenierten Zwischentönen. Kurzum, die Kombi hat das Zeug dazu, die Technik bei der Musikwiedergabe so weit wie nur möglich vergessen zu machen.

Schon im Zusammenspiel mit den Manger p2 wussten die Neukomm-Verstärker zu beeindrucken.Schon im Zusammenspiel mit den Manger p2 wussten die Neukomm-Verstärker zu beeindrucken.

Nun ist es immer schwierig für einen Tester, angesichts von zwei Unbekannten – Elektronik und Lautsprecher – ein abschliessendes Urteil abzugeben. So transferierte der Autor die Neukomm-Vor- und Endverstärker kurzerhand in den heimischen Wohnraum, wo ein Paar bestens bekannte 805D3 von Bowers & Wilkins darauf warteten, ihren Teil zur Begutachtung der Elektronik beizusteuern.

Rein finanziell betrachtet sind die 805D3 mit ihrem Paarpreis von rund CHF 7300 (inklusive Ständer) zwar auf den ersten Blick kein adäquater Spielpartner. Sie zählen jedoch zu den hochwertigsten Kompaktlautsprechern überhaupt und eignen sich bestens dazu, dem Wiedergabevermögen auch teurer Vor- und Endstufen auf den Zahn zu fühlen. Gerade was die Feinzeichnung im Hochtonbereich betrifft, sind die kleinen B&W echt wählerisch. Nicht jeder Verstärker ist der frappanten Auflösung der Diamantkalotte gewachsen. So kann der Schuss bei analytisch aufspielender Elektronik auch mal nach hinten losgehen.

Nicht so im Zusammenspiel mit den Master-Komponenten von Neukomm. Der Autor staunte nicht schlecht, wie mächtig, fast schon imposant die 805D3 aufspielten. Bei geschlossenen Augen hätte man nie und nimmer vermutet, dass hier zierliche Kompaktboxen am Werke waren. Sowohl punkto Spielfreude wie auch räumlicher Durchhörbarkeit legten sie eine ganz andere Gangart an den Tag als zuvor im Zusammenspiel mit einem Paar MA 3.2S von AVM und einem DAC mit Vorstufenausgang (Gustard A20H).

Die B&W 805D3 lief an der Neukomm-Elektronik zu ungeahnter Höchstform auf.Die B&W 805D3 lief an der Neukomm-Elektronik zu ungeahnter Höchstform auf.

Die vom Autor durchaus hoch geschätzten Class-D-Monoblöcke hatten bei keiner Lautstärke eine Chance, sich auch nur annähernd so vital in Szene zu setzen. Schon bei kleinen Lautstärken bot die Neukomm-Elektronik einfach mehr Hörspass und Durchhörbarkeit. Und wie schon im Zusammenspiel mit den Manger p2 wurde die exorbitante Klangtransparenz durch keinerlei unschöne Nebeneffekte erkauft. So kann man auch laut hören – ohne das Gefühl zu haben, der Hochtöner wäre nur einen Meter entfernt. Die Neukomm-B&W-Kombi klingt überhaupt nicht vordergründig, sondern wohltemperiert und wie aus einem Guss. Frappierend waren sodann Tiefgang und Konturen im Bass. Die kleine B&W tönt nun richtig erwachsen und überhaupt nicht zahm. Auch hier kein Vergleich zu dem, was die AVM-Monoblöcke im Tieftonbereich auf die Beine zu stellen vermochten.

Wie schon die Manger p2 profitierten auch die B&W 805D3 von sehr kurzer und hochwertiger Bi-Wiring-Verkabelung. Sowohl im Bass wie auch im Hochtonbereich hatten die nur 1 m langen Neukomm-Master-Lautsprecherkabel hörbare Vorteile gegenüber keineswegs schlechten, aber rund 3 m langen «Gold»-Kabel aus der Executive-Serie.

Zu guter Letzt waren wir noch darauf gespannt, wie sich der im CDA126S integrierte DAC im Vergleich zum einem hochwertigen Stand-alone-Gerät wie einem Gustard A20H schlagen würde. Letzterer ist ähnlich aufwändig mit zwei Wandlerbausteinen des Typs AK4497EQ bestückt, dem Topmodell des japanischen Hersteller AKM. Bei ähnlich schönen Klangfarben tönte Neukomms integrierter DAC über die B&W 805D3 angehört tatsächlich noch etwas präziser und irgendwie «selbstverständlicher» als der mit dem CDA126S analog-symmetrisch verbundene Gustard.

Fazit

Natürlich erscheint der Klangvergleich der rund dreimal so teuren Neukomm-Elektronik mit der günstigeren Kombi, die dem Autor zum Vergleich zur Verfügung stand, auf den ersten Blick unfair. Tatsächlich erstaunte den Autor denn auch weniger, dass die Neukomm-Vor- und Endverstärker aus der Master-Serie erwartungsgemäss für eine insgesamt bessere Wiedergabe sorgten, als vielmehr die Erkenntnis, wie viel mehr an Klangqualität und -volumen aus den kompakten 805D von Bowers & Wilkins herauszuholen sind. Wer beengte Wohnverhältnisse hat und dennoch maximale Performance verwirklichen möchte, kann durchaus bei der Elektronik deutlich mehr investieren als beim Lautsprecher.

Auch im Rack machen der Vorverstärker und die Monoblöcke von Neukomm eine gute Figur. Letztere sollte man aber am besten möglichst nahe bei den Lautsprechern platzieren und kurze Kabel verwenden.Auch im Rack machen der Vorverstärker und die Monoblöcke von Neukomm eine gute Figur. Letztere sollte man aber am besten möglichst nahe bei den Lautsprechern platzieren und kurze Kabel verwenden.

Die Topmodelle CDA 126S und PA135S aus Neukomms Master-Serie sind eine Klasse für sich. Sie gehören zur rar gesäten Spezies an Verstärker-Komponenten, die wohl alle möglichen Lautsprecher zur Höchstform antreiben. Dabei sind sowohl der Vorverstärker wie die Monoblöcke erfreulich kompakt und gefallen im Musikalltag mit problemlosem Handling.

Der Preis von summa summarum knapp CHF 22'000 scheint auf den ersten Blick hoch. Vergleicht man sie jedoch mit dem, was ähnlich exklusive Geräte aus anderen High-End-Manufakturen kosten, so reihen sie sich keineswegs am oberen Ende der Preisskala ein. Dennoch werden sich nur wenige Musikliebhaber solch teure Elektronik leisten können. Als Trost gibt’s innerhalb Neukomms Master-Serie auch noch bezahlbare Vollverstärker, die nach der gleichen Klangphilosophie konzipiert und in ähnlich kompromissloser Technik aufgebaut sind.

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