TESTBERICHT
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Video in neuen Dimensionen

Ready for Action: Eine «aufgeriggte» Canon EOS R5 mit externem Recorder/Monitor, Mikrofon, Kompendium und Stativ mit Handgriff.Ready for Action: Eine «aufgeriggte» Canon EOS R5 mit externem Recorder/Monitor, Mikrofon, Kompendium und Stativ mit Handgriff.

Die Canon EOS R5 zeichnet als erste spiegellose Vollformatkamera 8K-Videos mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde (fps) und 12 Bit Farbtiefe im RAW-Format auf. Und zwar kameraintern auf die CFexpress-Karte! Auch 120 fps in 4K-Auflösung für Zeitlupeneffekte sind möglich. Hier kommen massive Datenmengen innert kürzester Zeit zusammen und bringen den Bildprozessor schnell ins Schwitzen.

Die höchste Videoqualität der EOS R6 ist auf 4K/UHD (3840 x 2160 Pixel) mit 60 Bildern pro Sekunde begrenzt und bringt auch diese Kamera hitzemässig an ihre Grenzen. Beide Kameras können maximal 30 Minuten ununterbrochen filmen. Danach muss die Aufnahmetaste erneut gedrückt werden.

Bei den Movie-Aufnahmegrössen bietet die EOS R5 klar die grössere Auswahl als die R6. Die Formatwahl hat Canon sehr übersichtlich auf einer Menüseite umgesetzt. So zeigt die erste Zeile die Videobildgrösse wie 8K-D, 8K-U, 4K-D, 4K-U und FHD an. Das D steht dabei für das Cinema-Bildseitenverhältnis von 17:9, das U für 16:9. Bei Full-HD gibt es nur 16:9.

In der zweiten Zeile lassen sich die Bildraten wie 60, 50, 30, 25 oder 24p auswählen. Die letzte Zeile zeigt die Komprimierung wie RAW, ALL-I, IPB und reduziertes IPB an. Kombinationen, die nicht möglich sind, werden ausgegraut und sind nicht aktivierbar. Die mögliche Gesamtaufnahmezeit wird aus dem gewählten Videoformat und der freien Kapazität auf den Speicherkarten berechnet.

Auf drei Zeilen: Die vielen Videoformate stellt die Canon EOS R5 übersichtlich auf einer Menüseite bereit. Nicht mögliche Kombinationen werden grau dargestellt und können nicht ausgewählt werden.Auf drei Zeilen: Die vielen Videoformate stellt die Canon EOS R5 übersichtlich auf einer Menüseite bereit. Nicht mögliche Kombinationen werden grau dargestellt und können nicht ausgewählt werden.

Hitzestau

Wer mit der EOS R5 im 8K-D-RAW-Format filmt – das sind sagenhafte 8192 x 4320 Pixel pro einzelnes Videobild – wird die 30-Minutengrenze kaum erreichen, da die Kamera entweder vorher mit einer Überhitzungswarnung abbricht oder die Karte vollläuft. Auf eine 256-GB-Speicherkarte passen in dieser Qualität maximal 13 Minuten Video.

Canon hat bereits mit einem Firmware-Upgrade die Temperaturerkennung und Kontrolle über die Aufnahmezeit in allen Video-Modi verbessert. Im Test erschien beim 8K-U-Videofilmen (7680 x 4320 Pixel) in der weniger leistungshungrigen IPB-Komprimierung zwar bereits nach 11 Minuten eine Überhitzungswarnung, die Kamera lief jedoch noch weiter, bis die Karte nach 18 Minuten voll war.

Leider tritt die Überhitzung auch bei 4K-Videoaufnahmen mit mehr als 25 oder 30 Bildern pro Sekunde auf. Wer also mit 60 fps oder 120 fps in 4K filmen möchte, sollte dies im Hinterkopf behalten. Es gibt schon gute Gründe dafür, wieso andere Hersteller Ventilatoren in ihre Kameras einbauen.

Durch die Begrenzung auf 30 Minuten Videofilm am Stück und die Abschaltung durch Überhitzung ist die EOS R5 wie auch die R6 kaum geeignet für längere Filmprojekte wie etwa Theateraufführungen, Live-Konzerte, Vorträge oder Anlässe, die ununterbrochen gefilmt werden müssen.

Heiss gelaufen: Trotz Hitzewarnung läuft die Canon EOS R5 noch weiter. Meist länger als der eingeblendete Count-down noch angibt.Heiss gelaufen: Trotz Hitzewarnung läuft die Canon EOS R5 noch weiter. Meist länger als der eingeblendete Count-down noch angibt.

Das Problem mit der Hitze ist weniger das Abbrechen der Aufnahmen als vielmehr die Wartezeit, bis sich die Kamera abgekühlt hat und wieder einsatzbereit ist. Das sind meistens 10 Minuten, oft auch über eine halbe Stunde und mehr. Dann ist man blockiert und kann nicht mehr weiterfilmen, auch nicht in einem niedrigeren Videoformat. Fotografieren geht jedoch noch.

Nichts geht mehr bei Video: Die Aufnahme wurde angehalten wegen Überhitzung oder wegen zu geringem Speicherplatz auf der Karte.Nichts geht mehr bei Video: Die Aufnahme wurde angehalten wegen Überhitzung oder wegen zu geringem Speicherplatz auf der Karte.

Was das Filmerherz begehrt

Abgesehen vom Hitzeproblem bietet die Canon EOS R5 so ziemlich alles, was sich Filmemacher an Bildqualität und Aufnahmeflexibilität wünschen. Die Kamera zeichnet die originalen Rohdaten vom Bildsensor als RAW-Videodatei auf und man kann «Canon Log» dazu aktivieren, wenn man die Gradation in hellen Bildbereichen bevorzugen möchte.

Die Canon Log-Gammakurve nutzt dabei die Eigenschaften des Bildsensors voll aus, um einen grossen Dynamikumfang für die spätere Nachbearbeitung zu gewährleisten. Mit minimalem Detailverlust bei Schatten und Lichtern bleiben in den Movies mehr visuelle Informationen über den gesamten Dynamikumfang erhalten.

Da bei Log-Aufnahmen ein flaches Gamma-Profil zum Tragen kommt, wirken die Bilder am Sucher und Monitor kontrastlos, sehr flau und milchig. Um eine bessere Detailansicht und ein ungefähres Bild vom Endprodukt zu erhalten, lässt sich ein «Assistent» mit einem simulierten Bildstil einblenden. Auf das aufgezeichnete Videosignal wirkt er sich natürlich nicht aus.

Gequetschtes Histogramm: Die C.Log-Aufnahmen kann man deutlich am flachen Gammaprofil sowohl im Videobild wie auch in der Helligkeitsdarstellung erkennen.Gequetschtes Histogramm: Die C.Log-Aufnahmen kann man deutlich am flachen Gammaprofil sowohl im Videobild wie auch in der Helligkeitsdarstellung erkennen.

Ist Canon-Log aktiviert, wird mit 10-Bit-Farbabtastung (4:2:2) aufgezeichnet und es können weitere Einstellungen wie Color-Matrix (Cinema EOS oder Neutral) und Farbraum (BT.709 oder BT.2020) ausgewählt werden.

Bei Auswahl einer Komprimierung wie ALL-I oder IPB werden die Filme als MP4-Videodateien gespeichert. Zeitlupen sind in 4K mit 100 oder 120 fps möglich, was dann einer viermal langsameren Wiedergabegeschwindigkeit entspricht.

Die EOS R5 verfügt auch über einen 4K-HQ-Modus, der mittels Oversampling des 8K-Videos ein 4K-Bild erzeugt, das im Vergleich zur normalen 4K-Aufnahme um einiges detailreicher ist. In Full-HD sind schliesslich auch HDR-Filmaufnahmen möglich. Sie bieten durch Zusammenrechnen mehrerer Einzelbilder einen hohen Dynamikumfang mit aussergewöhnlicher Detailschärfe in kontrastreichen Szenen. Dazu sollte die Kamera auf einem Stativ stehen.

Ach ja, habe ich die Zeitraffer-Funktion schon erwähnt? Und die Foto-Auslöserfunktion beim Filmen? Oder die Zebra-Einblendung, die Timecode-Anzeige usw. usw.?

Die Canon EOS R6 bietet ebenfalls die meisten der oben erwähnten Videomöglichkeiten – abzüglich aller 8K-D-, 8K-U-, 4K-D-, RAW- und ALL-I-Einstellungen. Und es wird immer im MP4-Format gespeichert. Und Zeitlupe funktioniert nur in Full-HD.