
Von jeher folgt der britische Traditionshersteller die Devise: «Gutes noch besser machen». So mussten die Ingenieure bei Bowers & Wilkins auch bei den neuen Modellen Px7 S2 und Px8 nicht bei null anfangen, zumal mit dem 2019 lancierten PX7 ein famoser ohrumschliessender Hörer mit aktiver Geräuschunterdrückung vorlag, dessen Konzept sich perfekt zur Detailoptimierung eignete. Erklärtes Ziel der Briten war es nicht, auf Teufel komm raus das Gewicht des Hörers weiter zu reduzieren. Zumal dies wohl nur auf Kosten der Materialgüte und Klangqualität funktioniert hätte. Bereits der PX7 war kein Leichtgewicht, konnte seine gut 300 Gramm aber erstaunlich gut kaschieren. Der neue Px7 S2 wiegt rund 307 Gramm, das hier getestete Topmodell Px8 gar 320 Gramm.
Dennoch hat Letzterer punkto Tragekomfort (gegenüber dem PX7) erstaunlicherweise nochmals zugelegt: Das Gewicht wird durch die komfortable Bügelkonstruktion sowie durch den perfekt dosierten Anpressdruck der weichen Ohrpolster so geschickt «aufgefangen», dass der Hörer selbst bei langewährendem Tragen nicht unangenehm aufliegt. Dazu passt, dass die Ohren (zumindest die der Testpersonen) genügend Platz in den Muscheln finden. Man muss Letztere anfänglich zwar exakt justieren; sie verrutschen aber sodann kaum. Alle Testpersonen waren von der Anfassqualität des Px8 auf Anhieb begeistert. Der feine Nappalederbezug von Ohr- und Bügelpolster ist haptisch genauso ein Erlebnis wie das Abtasten der massiven und schön designten Aluminiumkonstruktion.
Natürlich ist Tragekomfort durchaus eine subjektive Grösse; aber die (nicht repräsentative) Vernehmlassung des Px8 bei verschiedenen Testpersonen fand durchweg ein positives Feedback. Das nicht unerhebliche Gewicht von rund 320 Gramm wurde als solches gar nicht gross registriert. Selbst bei bewegtem Einsatz ist der Halt des Hörers auf dem Kopf sehr sicher. Damit würde sich der Px8 theoretisch gar zum Joggen eignen. Solch dynamischen Aktivitäten stellt sich jedoch die (auch schon beim PX7 festgestellte) tieffrequente Trittschallempfindlichkeit entgegen. Somit eignet sich der Px8 problemlos für den Einsatz unterwegs – wenn auch bevorzugt im unbewegtem Einsatz (Flugzeug, Bahn, Bus, Parkbank etc.).
Bowers & Wilkins spezifiziert eine Einsatzdauer von 30 Stunden bei eingeschaltetem ANC. Beim Mischbetrieb ohne und mit aktiver Geräuschunterdrückung dürften es gar noch etwas mehr sein. Ein integrierter Tragesensor schaltet den Px8 automatisch auf Standby, sobald man den Hörer abnimmt. Ist der Akku trotzdem mal leer, so sorgt 15-minütiges Aufladen für weitere 7 Stunden Betriebszeit. Leider findet sich ein Ladegerät nicht im Lieferumfang, dafür ein Ladekabel mit beidseitigem USB-C-Stecker.
Bei den neuen Modellen Px7 S2 und Px8 wurde (nach Angaben von Bowers & Wilkins) die Geräuschunterdrückung sowie die Sprachqualität beim Telefonieren nochmals deutlich verbessert. Sechs leistungsstarke Mikrofone arbeiten dabei Hand in Hand: Zwei messen die Ausgangsleistung jedes Treibers, zwei reagieren auf Umgebungsgeräusche und zwei werden speziell für eine verbesserte Rauschunterdrückung eingesetzt. Dabei wurde die Neigung jedes Mikrofons angepasst und so die Stimmerfassung verbessert. Darüber hinaus wurde die Position eines Mikrofons verändert, um Windgeräusche zu reduzieren. Tatsächlich darf die Sprachverständlichkeit beim Empfänger als sehr gut beurteilt werden.

Das Ergebnis der neuen Noise-Cancelling-Technologie von Bowers & Wilkins kann sich hören lassen. Beziehungsweise im Gegenteil: Lärmige Umgebungen werden sehr effizient akustisch entschärft. Hier hat ein geschlossener ohrumschliessender Hörer auch prinzipbedingt schon Vorteile gegenüber In-Ear-Hörern, denn nur schon die passive Abschirmung durch die dicken Ohrpolster und die massiven Ohrmuscheln des Px8 bewirken Wunder.
Erklärtes Ziel der Briten war es im Besonderen, dass die Qualität der Musikwiedergabe möglichst wenig durch das aktive Noise Cancelling beeinträchtigt würde. Bereits beim PX7 durfte man konstatieren, dass diese erst in der Stellung «High» des ANC tendenziell etwas abnahm. Beim Px8 wurde der Einfluss der elektronischen Geräuschunterdrückung auf den Klang nochmals deutlich minimiert: Man muss schon genau hinhören, um eine minim geringere Hochtonbrillanz festzustellen. Auch mit artifiziellem Rauschen hält sich der Px8 beim Einsatz von ANC angenehm zurück.

Bei den neuen Modellen Px7 S2 und Px8 verzichtet Bowers & Wilkins auf eine adaptive bzw. zweistufige ANC-Regelung. Man kann als Nutzer per Tastendruck auf der linken Ohrmuschel lediglich zwischen Geräuschunterdrückung «Ein» und «Aus» sowie «Ambient through» wählen. Auf der rechten Ohrmuschel finden sich nebst dem «Power»-Schalter auch noch zwei per Finger gut erreichbare Tasten für Lautstärke «+» und «–». Dazwischen ist eine Multifunktionstaste angeordnet, mit der man sowohl «Play», «Pause» und Titelsprung beim Musikhören wie auch die Anrufsteuerung beim Telefonieren vornehmen kann. Der sichere Einsatz dieser Taste ist zwar bei aufgesetztem Hörer anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig, eröffnet dafür vielseitige Möglichkeiten wie etwa den Wechsel zwischen zwei Anrufen oder die Stummschaltung.

Natürlich lässt sich der Px8 komplett auch per App handhaben. Für die neue Generation an Hörern ist jedoch nicht mehr die bewährte «Headphone»-App zuständig. Vielmehr kommt nun die allgemeine «Music»-App von Bowers & Wilkins zum Einsatz, die auch andere Wireless-Produkte des Herstellers steuert. Jüngst wurde ein Musikspieler in diese App eingebaut, und auch der Zugang zu den Streaming-Angeboten der Musikprovider Deezer, Tidal und Qobuz ist inzwischen nahtlos integriert.
Wir probierten Qobuz über die «Music»-App aus und waren von der Übersichtlichkeit des Angebots positiv überrascht. Insbesondere gefällt, dass man die Hintergrundinformationen zu einem Album ab Qobuz problemlos einblenden kann. Die «Music»-App gibt zudem Aufschluss über den Akku-Ladezustand und erlaubt über Bass- und Höhenregler den feinfühligen Einfluss auf die bevorzugte tonale Balance.

Dank aptX Adaptive und aptX HD generiert der Px8 mit kompatiblen Hörern ein Plus an Detailzeichnung beim Hören von HiRes-Musiktiteln. Wer nicht über ein passendes Abspielgerät verfügt, braucht jedoch nicht zu verzweifeln: Bowers & Wilkins hat dem Px8 einen Kabelanschluss spendiert, über den man ihn sowohl analog (per Miniklinke) oder digital (per USB-C) an ein Handy/Tablet oder Notebook anschliessen kann. So kann man auf jeden Fall die optimale Klangqualität beim Signaltransfer zum Px8 realisieren. Dankenswerterweise werden die passenden Verbindungskabel gleich mitgeliefert.
Kohlefaser-Membran
Der Px8 teilt die neue Akustik-Plattform mit dem günstigeren Px7 S2. Beide kommen mit neu entwickelten Treibern, die – gegenüber dem älteren PX7 – über grössere Schwingspulen und effizientere Magnete verfügen. Das entscheidende Plus des Px8 gegenüber dem Px7 S2: Die Treiber sind mit neuartigen Membranen aus Karbonfaser bestückt. Diese sollen laut Bowers & Wilkins ein «extrem schnelles Reaktionsvermögen sowie besonders niedrige Verzerrung im gesamten Frequenzbereich realisieren».
Die musikalische Performance des Px8 soll damit natürlicher ausfallen und «dem authentischen Originalklang noch näher» kommen. Die speziellen Membranen sind in den Ohrmuscheln schräg positioniert, um an jeder Stelle denselben Abstand zum Ohr des Nutzers einzuhalten. Damit soll eine besonders räumliche und klar ortbare Klangbühne geschaffen werden.

Und Bowers & Wilkins hat nicht zu viel versprochen: Der Px8 beeindruckt auf Anhieb. Schon frisch ausgepackt – und noch überhaupt nicht eingespielt – gefällt er mit einer bemerkenswert gut definierten und perfekt dosierten Höhenwiedergabe, schön timbrierten offenen Mitten sowie einem druckvollen und wirklich tief reichenden Bass. Demgegenüber hatte der PX7 damals im Hörtest (nachzulesen hier) doch einige Einspielzeit benötigt, um vital und feindynamisch in die Gänge zu kommen. Im Vergleich dazu agiert der Px8 auf Anhieb offener und freier.
Schon der PX7 hatte mit einer superben räumlichen Abbildung gepunktet. Auch hier setzt der Px8 noch eins drauf: Eine dermassen losgelöste, plastische Wiedergabe kennt man von einem geschlossenen Hörer sonst kaum. Der britische Edelhörer generierte eine verblüffend dreidimensionale Bühne, auf der die verschiedenen Solisten und Einzelinstrumente unglaublich differenziert und weiträumig aufgefächert sind. Damit kann man auch grossorchestrale klassische Musik ohne Abstriche geniessen. Kleinere Ensembles und Kammermusik gefallen über den Px8 gehört mit zartem Timbre und authentischem Ambiente.

Bei einschlägiger Vokalmusik kommt gar Feststimmung auf, so etwa beim brandneuen «Vespro di Natale» (Kompilation von Weihnachtsmusik Monteverdis) mit dem La Cetra Barockorchester & Vocalensemble Basel unter der Leitung von Andrea Marcon. Diese tolle Musik wurde in der Basilica di San Marco in Venedig in hervorragender Qualität aufgenommen. Über den Px8 erstrahlt sie in festlichem Glanz und in einer livehaftigen Unmittelbarkeit, die keinerlei Distanz zur musikalischen Darbietung aufkommen lässt. Die gebotene Klangkultur ist so hoch, dass man – selbst, wenn man genauso gut über die heimischen Stereo-Lautsprecher hören könnte – gerne auch mal über diese geschlossenen Kopfhörer Musik geniesst. Die akustische Abschirmung von aussen nach innen – und vice versa – ermöglicht eben einen ganz intimen und privaten Rahmen beim Musikhören. Was gerade in hektischen Zeiten ein grosses Mass an Entspannung mit sich bringt.

Bei akustischem Jazz ist der Px8 ebenso voll in seinem Element: Der Jazzbass kommt wunderbar druckvoll und reicht enorm tief. An Konturen mangelt es ebenfalls nicht. Perkussion wird mit hoher Detailfreude und schönem Glanz wiedergegeben. Jazzpiano mit wunderbar perlendem Diskant und grossartiger Abbildung. Und auch Pop, Rock und Country werden über diesen Kopfhörer sehr geschmackvoll und mit viel Drive in glaubhafter Authentizität wiedergegeben. Der Px8 agiert dabei so verzerrungsarm und ermüdungsfrei, dass man darauf achtgeben sollte, nicht zu laut zu hören. Glücklicherweise bleiben jedoch die Feindynamik und Transparenz auch bei vernünftigem Abhörpegel erhalten.
Fazit
Mit CHF 699 verlangt Bowers & Wilkins selbstbewusst einen hohen Preis für das neue Topmodell unter den geschlossenen Wireless-Kopfhörern. Die tolle Verarbeitung mit luxuriöser Haptik, ein guter Komfort auch bei längerer Tragezeit sowie eine effiziente Geräuschunterdrückung sprechen für den Px8. Vor allem empfiehlt er sich aber dank seiner tollen Klangqualität mit superber räumlicher Abbildung als kompromissloser HiFi-Hörer für (fast) jeden Einsatzzweck.
