TESTBERICHT
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LDAC – Adaptive Bitrate

Der EAH-AZ80 von Technics unterstützt die Codecs SBC, AAC und LDAC. Letzterer wird häufig als «HiRes Bluetooth Codec» bezeichnet, was grundsätzlich falsch ist, denn die maximale Bitrate liegt bei 990 kBit/Sekunde. Für echtes HiRes in realistischer Auslegung (24Bit/96kHz) müssten weit grössere Datenraten her.

Der EAH-AZ80 von Technics unterstützt auch den LDAC-Codec.Der EAH-AZ80 von Technics unterstützt auch den LDAC-Codec.

Was LDAC von einigen anderen Audiocodecs unterscheidet, ist die Fähigkeit, die Bitrate adaptiv anzupassen. Das bedeutet, dass LDAC je nach Verfügbarkeit der Bluetooth-Bandbreite und der Leistungsfähigkeit der Geräte automatisch zwischen verschiedenen Bitraten und Qualitätsstufen wechseln kann. Wenn eine höhere Datenrate verfügbar ist, kann LDAC in einen verlustarmen Modus wechseln, um eine bessere Audioqualität zu bieten. Wenn die Bandbreite begrenzt ist, kann es in den Lossy-Modus wechseln, um die Stabilität der Bluetooth-Verbindung sicherzustellen.

Insgesamt kombiniert LDAC also Lossy- und Quasi-Lossless-Audio-Technologien, indem es je nach den verfügbaren Ressourcen und der drahtlosen Bandbreite zwischen verschiedenen Kompressionsstufen wechselt. Dies ermöglicht es, eine gute Balance zwischen Audioqualität und Übertragungseffizienz zu finden, abhängig von den individuellen Bedingungen der Bluetooth-Verbindung und den Nutzerpräferenzen.

LDAC muss vom Quellgerät unterstützt werden und erfordert bei Smartgeräten mitunter einen erheblichen Konfigurationsaufwand. Mein iPhone 11 und ich gaben uns mit dem AAC Codec zufrieden.

Technics Audio Connect App: Links die Funktionsübersicht, in der Mitte der einstellbare Geräusch-Durchsatz und rechts eine leichte Bassanhebung.Technics Audio Connect App: Links die Funktionsübersicht, in der Mitte der einstellbare Geräusch-Durchsatz und rechts eine leichte Bassanhebung.

Klangmodi/Equalizer

Der EAH-AZ80 von Technics verfügt über Klangmodi, die mich sehr überzeugt haben. Die Auswahl ist relativ einfach und unaufregend: Zunächst gibt es die zwei Bass-Booster namens Bass+ und Super Bass+. Die Wirkung der Bass-Booster ist vernünftig und kommt ohne sinnlose bzw. unechte Übertreibungen aus. Der Modus «Vocal» erhöht die Präsenz von Gesangsstimmen ebenfalls auf natürliche und glaubhaft musikalische Weise. Die Hochton-Anhebung «Treble» kann man ebenfalls als sehr gut abhaken. Der Dynamik-Modus hingegen erschliesst sich mir bezüglich seiner Wirkung nicht so.

Zwei Klangmodi und ein individueller 5-Band-Grafik-Equalizer für Fortgeschrittene und Mutige ...Zwei Klangmodi und ein individueller 5-Band-Grafik-Equalizer für Fortgeschrittene und Mutige ...

Der 5-Band-Equalizer ist als individuelle Klangregelung einfach zu bedienen. Ich habe beim Hörtest ausnahmslos die lineare Einstellung verwendet. Bei sehr guten Musikaufnahmen ist der Einsatz der Klangmodi nur aus geschmacklichen Gründen sinnvoll. Wir hören ja nicht alle gleich und bevorzugen das eine oder das andere Klangbild.

Drei weitere Klangmodi: Die Klangmodi sind mehr als brauchbar und überzeugen.Drei weitere Klangmodi: Die Klangmodi sind mehr als brauchbar und überzeugen.

Musikalischer Auftritt

Ich habe für den Hörtest zum ersten Mal die mobile Version von Roon verwendet: Roon ARC. Nach einigen Testläufen mit meinem Smartgerät im Auto (via Bluetooth und USB-Kabel) war ich begeistert, weil ich auch mobil auf den Roon-Content zugreifen kann. Das beinhaltet auch alle Musik, die ich zu Hause auf dem Netzwerk (NAS) gespeichert habe. Roon ARC bringt meiner Meinung nach auch klanglich einen Zugewinn im Vergleich mit den Apps der Streamingdienste, und zwar auch dann, wenn man nicht lossless und HiRes wiedergeben kann.

Premiere: Der Hörtest wurde mit Roon ARC durchgeführt. Roon ARC ist die mobile Variante von Roon.Premiere: Der Hörtest wurde mit Roon ARC durchgeführt. Roon ARC ist die mobile Variante von Roon.

Die sensationelle Aufnahme von Aaron Copelands «fanfare for the common man» zeigt überragende Basseigenschaften. Die Pauke schickt eine riesige Schallwelle durch den Saal bis zu mir. Das ist eine erstaunliche Qualität, die von dieser Membran erzeugt wird. Die Fanfaren zeigen auch noch einen generell warmen Klangcharakter, ohne in Gefahr zu geraten, keine Fanfaren mehr sein zu wollen.

Ahmad Jamals wunderbar stimmige Live-Aufnahme aus dem Jahr 1996 in Paris zeigt den subtilen Jazz-Piano-Klangmagier herrlich beschwingt mit seinem Septett. Der Live-Charakter ist überzeugend. Die bei der Aufnahme eingefangene Stimmung im grossen Saal wird sehr realistisch wiedergegeben. Die Basslinie trägt das Trio und klingt perfekt.

Brubecks grosser Erstling überzeugt auch mit dem Song «Three to get ready» und erzeugt Glücksgefühle, da so beschwingt gespielt. Das Ausnahme-Schlagzeug, vor allem die Pauke, wird perfekt wiedergegeben. Das Sopransax von Desmond hat hohe Mitteltonqualitäten.

Copeland mit der Hammerpauke; Jamal mit herrlich beschwingtem Trio; Brubeck macht WG-Jazz.Copeland mit der Hammerpauke; Jamal mit herrlich beschwingtem Trio; Brubeck macht WG-Jazz.

Auch der trashige Groove der Stones bei «Gimme Shelter» wäre zum Hinspucken ohne den Bass, der diese Szenerie auf seinen Schultern trägt. Die Basslinie ist einmal mehr so überzeugend ausgewogen und vollständig, dass man sich eigentlich fragt, warum die meisten Leute nur Mick Jagger kennen.

«Moondance» ist Van Morrisons berühmtester Jazz-Song, fand ich immer. Der Tonmeister hat «Stereo» sehr breit interpretiert, mit etwas übertriebenen Pingpong-Effekten. Immerhin kommt der zerbrechlich bluesige Gesang von Van Morrison trefflich rüber und ... wieder diese Basslinie.

«My Funk» ist Funk von Candy und Rap dazu. Eindrücklich die dynamisch explosive Darstellung mit den wohltemperierten Saxofon-Licks. Man erwartet es zwar, aber überraschend ist es trotzdem, wenn man es aus In-Ears zu hören bekommt.

Die Stones mit trashigem Groove; Van the Man ganz «jazzy»; Candy mit explosivem Funk.Die Stones mit trashigem Groove; Van the Man ganz «jazzy»; Candy mit explosivem Funk.

Die EAH-AZ80 von Technics haben eine Wiedergabequalität, die weit über das Gewohnte hinaus geht. Das warme Timbre macht Instrumente schön klingend und der absolut überzeugende Bass ist fesselnd. Man mag ja Dinge wie «Akustik-Kammern» gerne belächeln, doch scheint das in diesem Fall nicht gerechtfertigt zu sein. Die Ausgewogenheit des Klangs ist durchs Band, ohne Ausnahme, gegeben. Punkto Auflösung gibt es auch nichts zu bemängeln, und zur Not kann man noch die Klangmodi bemühen.

Fazit

Ich konnte also bei heissem Augustwetter trotz Tischventilator an meiner Seite wunderbar entspannt Musik hören. Was will man mehr? Die EAH-AZ80 von Technics spielen ganz eindeutig über ihrem Preis, obwohl sie nicht billig sind. Das Klangerlebnis hat es wirklich in sich. Die Verwendung der EAH-AZ80 ist einfach und die App fokussiert auf das Wesentliche. Man sollte sie, so wie ich finde, mit 100 % Noise Compensation verwenden. So klingts am besten. Die Empfehlung für die EAH-AZ80 kann ich guten Gewissens breit aussprechen. Man kann sich nämlich auch von Anfang an etwas «Richtiges» gönnen.

Stimmungsbild mit dem legendären Maxell-Werbespot von 1983 im Hintergrund. Hightech und Nostalgie sozusagen.Stimmungsbild mit dem legendären Maxell-Werbespot von 1983 im Hintergrund. Hightech und Nostalgie sozusagen.

avguide.ch meint

A propos HiRes: Es ist zu begrüssen, dass man versucht, lossless und HiRes auch im kabellosen Bereich zu verwirklichen. Auch wenn das zurzeit noch nicht möglich ist. Die Klangunterschiede sind allerdings nur dann von Bedeutung, wenn Musikstilrichtung und Aufnahmequalität hohe Voraussetzungen erfüllen. Wer das Thema HiRes mit Kopfhörern unbedingt ausreizen will, der kaufe sich einen hochwertigen Kabelkopfhörer und einen HiRes-Audioplayer.

Übersicht zu diesem Artikel
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STECKBRIEF
Modell:
EAH-AZ80
Profil:
Premium True Wireless In-Ears mit ausgeklügelter Akustik und sehr überzeugender Noise-Compensation.
Pro:
Allgemein sehr überzeugende Klangeigenschaften
Der Bass klingt richtig genial
Die Noise Compensation überzeugt
Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra:
Ich finde kaum etwas, aber man könnte auch einmal über Farben nachdenken ...
Preis:
293.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2023
Vertrieb:
Masse:
22 x 27 x 24 mm
Gewicht:
0,007 kg
Farbe:
Silber und Schwarz
Bluetooth:
Ja
Noise Cancelling:
Ja
True Wireless:
Ja
Wireless:
Nein
Bauprinzip:
dynamisch, akustische Kontrollkammer
Bluetooth Codecs:
SBC, AAC, LDAC
Frequenzgang:
20Hz – 40kHz ± 3dB
Ladezeit:
5 h
Sprachsteuerung:
Alexa
Treibereinheit:
10-mm-Alu-Membran
Verwendungsdauer:
7.5 h