
Doch wir glauben, dass es sich lohnt, den mit mehr als nur einem Facelifting versehenen Oldtimer nochmals auf die Prüfbank zu stellen und ihm mit audiophilen CDs und neuster, hochauflösender Software ab Hybrid-SACD auf die Probe zu stellen.
Altes Prinzip neu aufbereitet

Mittels eines vorgeschalteten Paddels, konnte der Schall je nach Wunsch direkt nach vorne oder mehr indirekt zur Seite hin gelenkt werden.
Der Series V spendierte man ein elegantes, wenngleich nicht sonderlich stabiles Gehäuse und verzichtete auf diesen Reflektor.
Dafür montiert man auf der Rückseite einen weiteren 5 cm Tweeter. Bei beiden Hochtönern setzt man zur breiteren Abstrahlung eine akustische Linse ein.
Der 20 cm Tieftöner wurde modifiziert, arbeitet aber immer noch mit einer – und das soll kein Werturteil sein- sehr leichten aber stabilen Pappmembran.
Die Weiche ist "audiophil-minimal": Zwei Kondensatoren schneiden den Tweetern mit 6 dB/Okt die Bässe ab und damit hat‘s sich auch schon. Der Frequenzgang des Basses fällt ungefiltert auf natürliche Art ab.
Die Boxen gibts in Schwarz und Kirsche hell.
Hart im Nehmen

Zudem werden sie mit einer Glühlampe geschützt. Ja, sie haben richtig gelesen: Diese Glühlampe beginnt bei Überspannung zu leuchten und entzieht den Hochtönern überschüssige Leistung. Da die Lampe eine gewisse Trägheit besitzt, ergibt sich ein Softlimiter-Effekt, der zu hohe Pegelspitzen sanft limitiert.
Platzierung

Die Box in eine enge Nische im Regal zu zwängen ist grundfalsch, denn seitlich sollten mindestens 30 cm Freiraum sein.
Die Beschaffenheit der Rückwand spielt eine Rolle. Hart reflektierende Wände wirken sich für die Verteilung des Indirektschalles absolut positiv aus.
Unter der Bezeichnung FS-1 bietet Bose zu Fr. 178.- / Paar einen passenden Lautsprecherständer an, der eine optimale Abstrahlung ermöglicht.
Am besten stellt man diese Kombination mit einem Abstand von 5 bis 10 cm an die Rückwand, aber nie direkt in eine Ecke.
Da die Chassis nicht magnetisch abgeschirmt sind, sollt ein Minimalabstand von rund 60 cm zu Fernsehgeräten und Computermonitoren eingehalten werden.
Breite Hörzone

Man kann frei im Raum herumwandern und geniesst überall noch einen Stereoeffekt. Der Klang ist von den Boxen losgelöst. Eine Tugend, die so manchen teureren Konkurrenten fehlt.
Gefälliger Sound
Erstaunen auf der avguide-Redaktion: Was, das soll diese kleine, unscheinbare Box sein, die da so gross aufspielt? Doch alles schön der Reihe nach.Die Boxen wurden auf einer Höhe von 1,5 m mit einer Distanz von rund 5 cm an die Rückwand gestellt. Links und recht hatten die indirekt strahlenden Tweeter freie Bahn, um ihren Schall abzugeben.
Ein Vollverstärker von Rotel mit rund 2 x 80 Watt trieb die 301 zu erstaunlichen Leistungen an.
Hochwertige Software in Form von Hybrid SACDs und DVD-Audios aller Musik-Stilrichtungen lieferten ein ideales Test-Klangmaterial.
Räumlicher Klang
Michael Camilos "Triangulo" Latin-Jazz-Aufnahme brachten die 301 mit sehr gefälligem Sound, dynamisch, bassig und sehr räumlich.Das Fundament reichte sicher nicht bis in den tiefsten Keller, wirkte aber doch beeindruckend.
Elegant perlte der Flügel auf und ab; mal säuselnd, mal kraftprotzend. Lediglich bei höheren Pegeln machten sich leichte Gehäuseresonanzen bemerkbar. Die Folge davon war eine gewisse klangliche Unschärfe.
Das Duo-Design kommt noch wesentlich schwungvoller und integrierter als dasjenige der Signature Diamond daher. Möglich wurde diese aparte Form durch eine besondere Fertigungsweise: Das Gehäuse besteht aus zwei gegossenen Kunststoffschalen, die zusammengefügt ein rundes Ganzes bilden. Zum Einsatz kommt ein Verbundmaterial aus Polymer mit Zellulose, welches laut Bowers & Wilkins eine besonders hohe innere Dämpfung aufweisen soll. Die Teilung in zwei Gehäuseschalen war erforderlich, um vielerlei Komponenten einbauen zu können. Denn nebst dem Lautsprecherchassis beherbergt das Gehäuse auch noch die gesamte Elektronik mit Verstärkern, DSP und Netzwerktechnik.
Dass man es mit einem Aktivlautsprecher zu tun hat, merkt man nebst dem unumgänglichen Netzkabel auch noch an vier Tasten vorne am (optisch abgesetzten) Sockel der Box. Darüber kann man manuell die Musikübertragung via Mesh-Netzwerk aktivieren, die Lautstärke variieren sowie die Wiedergabe pausieren. Dies ist insofern wichtig, als keine separate Fernbedienung mitgeliefert wird. Für die Steuerung ist man ansonsten auf Handy oder Tablet angewiesen. Sind diese gerade mal nicht verfügbar, so kann man die Duo notfallmässig auch direkt von Hand dirigieren.

Recht differenziert, aber gewiss nicht ganz frei von Verfärbungen, zeigten sie die unterschiedlichen Klangtimbres von Sopran, Alt, Tenor und Bass. Warm und füllig legte die Violone ein schönes Fundament unter das Klanggeschehen, während das Cembalo mit feinen silbrigen Impulsen rhythmische Akzente setzte.
Die weiträumige Darstellung grosser Klangkörper zeigte die 301 auch bei orchestralen Werken.
Streicher erschienen fein und spritzig. Erst bei massiven Paukenschlägen meldete sich dann auch das Gehäuse zum Wort und verlieh dem an und für sich bei gemässigten Pegeln recht sauberen Klang eine gewisse Topfigkeit.
Bei jazzigen und rockigen Sounds sind unsere Dauerbrenner absolut im Element. Sie entfalten hier einen erstaunlichen Druck, den man solch kompakten Boxen nie zugetraut hätte.
Zudem punkteten sie auch hier mit einer Räumlichkeit, die zuweilen echte Livestimmung aufkommen liess.
Power-Test

Erst laut, dann noch lauter, bis es den anwesenden Hörern so langsam ungemütlich wurde.
Doch weder ein panikartiges Anschlagen der Schwingspulen noch Rauchzeichen aus den Hochtönern, meldeten das baldige Ende der Systeme an, und so langsam bekam der Vollverstärker Schweissanfälle.
Also wurde diese Übung abgebrochen und die Bose 301 hatte gewonnen.
Power und Ausdauer ist also bei der heimischen Partybeschallung garantiert.
Fazit
Die Bose 301 ist inzwischen ein fast dreissigjähriger Dauerbrenner, der in Anbetracht seines bescheidenen Preises und des zu einer High-End-Box vergleichsweise geringen Aufwandes gar nicht so gut klingen dürfte.Doch wie heisst es so schön: Eine gute Ingenieurleistung erkennt man daran, dass mit einem Minimum an Aufwand ein Maximum an Leistung erzielt wird. Und das ist den Bose Ingenieuren wahrhaft gelungen.

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