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29. September 2002
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Die US-Musiklabels wollen sich den in ihren Augen durch Napster entstandenen Schaden nach der Insolvenz der Online-Tauschbörse von Bertelsmann zurück holen. Wie die Los Angeles Times berichtet, überlegen die vier großen US-Labels Warner Music Group, Sony, EMI und Universal Music über ihren Konkurrenten Bertelsmann, dem das fünfte grosse Label BMG gehört, in Form einer Klage herzufallen. Die Entscheidung werde demnach innerhalb eines Monats fallen, die Wahrscheinlichkeit einer Klage sei "besser als 50:50". Vor allem die Labels Universal Music und EMI setzen sich laut LA Times stark für eine Klage ein.

Bertelsmann hat etwa 90 Mio. Dollar in die Online-Musikbörse Napster gesteckt. Der ehemalige Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff wollte den Service zu einem legalen Musikportal ausbauen. Im Insolvenzverfahren von Napster seien nun laut LA Times Beweise aufgetaucht, dass der Einfluss von Bertelsmann bei Napster grösser war als vermutet. Zudem sei das Geld des deutschen Konzerns nicht nur wie bisher behauptet zum Aufbau eines legalen Angebots, sondern auch zur Aufrechterhaltung des illegalen Services verwendet worden. Im schlimmsten Fall könnte eine erfolgreiche Klage Bertelsmann bis zu einer Mrd. Dollar kosten.

Napster wurde 1999 gegründet und legte den Grundstein für den Siegeszug der Peer-to-Peer-Technologie im Internet. Am Höhepunkt seiner Popularität nutzten Millionen von Usern den Service, um Musik im seitdem weit verbreiteten MP3-Format auf ihre Festplatten zu laden. Die Musikindustrie sah darin nicht Online-Musiktausch sondern Copyright-Piraterie und klagte Napster zu Tode. Durch die finanzielle Unterstützung von Bertelsmann sei es der illegalen Tauschbörse möglich gewesen, acht Monate länger online zu bleiben, so der Vorwurf der Musikindustrie.